Donnerstag, Juni 19, 2008

Get Back - To Where You Once Belonged

Nicht U2 stand das erste Mal auf einem Hausdach und ließ es krachen.

Die Beatles waren es. Im Januar 1969.

Unkenntnis in dieser Angelegenheit und die darauf folgenden falschen Berichterstattungen in den Jahren danach hatten mich schon immer wahnsinnig genervt. Und viele „Musikfreaks“ hielten dieses Missverständnis über Jahrzehnte aufrecht - sei es, weil sie zu spät geboren waren oder schlicht keine Ahnung hatten.

U2 reicht an die Beatles einfach nicht ran: In jeder Beziehung nicht - kompositorisch, gesanglich und intellektuell nicht. Ja, prügelt mich jetzt. Aber hätte U2 jemals ein Album wie Sgt. Peppers herausgebracht?

NEIN!

Die Aufzählung der anderen Beatles-Alben erspare ich mir.

Wer sonst als die Beatles hätte zuerst die Idee gehabt, dem Londoner Publikum so richtig soundmäßg einige Takte vom Dach zu geben? Und das im Januar 1969? Die Jungs spielten in Winterkleidung auf dem Dach der Apple-Studios in der Londoner Savile Row mit Billy Preston unter freiem Himmel ihr letztes öffentliches Konzert. Und das mit klammen Fingern. George Harrison hat später noch darüber geklagt.

Für die etwas jüngeren Zeitgenossen: Paul McCartney mit Vollbart (links). Steht ihm nicht schlecht, finde ich.

Das Video lässt sich (aus Urheberrechtsgründen?) bei YouTube leider nicht vergrößern. Es geht aber über den Real Player, der beim Anklicken als Alternative angeboten wird. Wenn man von dort runterlädt kann man in den Vollbildmodus umschalten.

Text von „Get Back“ in diesem Link abrufbar.

Sonntag, Juni 15, 2008

Neudeutsche Zensoren: Im Zweifel für die Mullahs

Unten stehendes Zitat eines von mir ganz und gar nicht verehrten Philosophen ist in den Redaktionsstuben des Neues Deutschland (Quelle Bild links: Neues Deutschland) sicher nicht eingerahmt zu finden:
„Zensur ist Mord an der bürgerlichen Meinungs- und Informationsfreiheit.“ (Ludwig Feuerbach).
Matthias Küntzel, Politikwissenschaftler, Journalist und ausgewiesener Iran-Kenner, hat nach Ansicht eines ND-Redakteurs ein Sakrileg begangen. Er besaß die Chuzpe, dem in Berlin "weltweit bekannten" Schreiber Christian Klemm von Neues Deutschland (nachfolgend meistens ND genannt), der ehemaligen Haus- und Leibpostille des SED-Staates, deutlich mitzuteilen, wie er sich einen erhellenden Kolumnenbeitrag zum Iran vorstellt. Und das auch noch auf Anfrage von ND bzw. Klemm selbst!

Dumm nur, dass es in Küntzels Beitrag in erster Linie um die Haltung der Partei Die Linke zur Vernichtungsrhetorik der Mullah-Nomenklatur inklusive Ahmadinedschads gegenüber Israel und der halbherzigen und verlogenen Sanktionspolitik des Westens ging.

Zum Hergang:

Christian Klemm hatte Matthias Küntzel am 29. Mai 2008 um einen Gastbeitrag gebeten, den er auf der Debattenseite des Blattes einstellen und mit einer Gegenposition in Form einer (indirekten) schriftlichen Disputation konfrontieren wollte.

Die schriftlich formulierte Zusage Klemms „wir verändern die gelieferten Beiträge redaktionell nicht“ wirkt auf den ersten Blick großzügig, ist aber eine Selbstverständlichkeit, wenn Positionen als das stehen gelassen werden sollen, was sie sind - nämliche subjektive Beiträge, die durch belegbare Fakten untermauert werden [können] und keinerlei nachträglichem „Feinschliff“ eines ND-"Redaktionsfunktionärs" bedürfen. Worin bestünde sonst der Sinn einer schriftlichen Disputation? Technische und andere Fragen zum Umfang der Arbeit werden sowieso immer zwischen Autor und Redakteur abgestimmt.


Am 11. Juni schickte Matthias Küntzel
seinen Beitrag an die ND-Readktion. Wie er auf seiner Webseite vermerkt, dauerte es keine 50 Minuten, bis sich Christian Klemm durch die Arbeit Küntzels gebeamt hatte, um dann jovial-herablassend zu antworten, dass „nach der Lektüre des Beitrages sich die Redaktion entschieden [hat], Ihren Text nicht zu drucken. Nach unserer Auffassung behandelt er erstens nicht das gestellte Thema, und zweitens fehlt ihm jede journalistische Seriösität. Christian Klemm, Neues Deutschland“.

Abgesehen davon, dass Ignoranz, Hochnäsigkeit und unterentwickelte Rechtschreibfähigkeiten in manchen Redaktionsstuben nicht selten eine unheilvolle und zumeist auch peinliche Allianz eingehen (Seriosität statt Seriösität [von lat. seriositas, wie es richtig heißen müsste] und noch einige Fehler mehr im Schriftverkehr mit Matthias Küntzel), hat die Antwort Klemms ganz deutlich aufgezeigt:

Er hat Küntzels Beitrag keinesfalls aufmerksam gelesen und - was noch deutlicher Klemms Oberflächlichkeit in dieser Angelegenheit dokumentiert - er scheint sich auch vor dem Angebot, Küntzel im Blatt zu Wort kommen zu lassen, nicht oder nur höchst selten und peripher mit Küntzels Arbeiten zum brachial-religiösen Regime im Iran, dem Atomwaffenprogramm dort und der hysterisch aufgeblasenen Mahdi-Erwartung, die zusammen mit dem diktatorischen Regime eine höchst explosive Mischung darstellt, beschäftigt zu haben - ganz zu schweigen von der sträflichen Vernachlässigung der existentiellen Gefahr, die Israel durch das iranische Rüstungsprogramm sowieso droht.

Wahrscheinlich hatte der gute Herr Klemm nach Querlesen des Beitrags - mehr als ein Drüberhuschen war es sicher nicht - beschlossen, stellvertretend für Die Linke und das Redaktionsteam den Beleidigten zu geben.

Außerdem kann der mehr oder weniger aggressiv zur Schau gestellte Antizionismus des Blattes, den von Antisemitismus oft weniger als die Breite einer geschliffenen Rasierklinge trennt, sowie die Gleichsetzung Israels mit einem gewalttätigen Apartheidstaat (Siehe Abbildung rechts) für die abwertende Entscheidung Klemms nicht von vornherein als Antrieb ausgeschlossen werden. Oder wie soll man schwammige Formulierungen wie diese von Klemm sonst interpretieren: „Einige Kritiker des Iran unterstellen, dieses Land beabsichtige die Vernichtung Israels.“

Die plump daher kommende Diktion dieses Satzes springt einen geradezu an:

1) Den (angeblich „einigen“, oder „wenigen“?) Kritikern wird mit der Formulierung “des Iran“ unterstellt, sie würden die Bevölkerung ebenso wie das Klerikal-Regime kritisieren. Genau das Gegenteil ist der Fall: Niemand hat das Wohl der Bevölkerung und der oppositionellen freiheitlich-demokratischen Kräfte mehr im Blick als die Kritiker des iranischen Regimes. Und auf niemanden hoffen die Regimegegner im Iran zu Recht mehr als auf die Dissidenten und Unterstützer im Ausland. Im Gegensatz dazu stützen die Appeaser (aus welchen Gründen auch immer) einen Terrorstaat und tragen indirekt dazu bei, dass die Bevölkerung weiter in großer Angst und Bedrängnis lebt.

2) „Unterstellen“: Wenn ich dieses Wort im Zusammenhang mit der iranischen Führung höre wird mir übel. Dieser mehr oder weniger ungeniert deutlich ausgestellte Blankoscheck lässt entweder auf Durchzug in gewissen Journalistenhirnen während der letzten Jahre oder Überzeugungstäterschaft schließen. Vielleicht sollte ich das „entweder...oder“ in diesem Satz aber auch streichen und durch ein "und" ersetzen.

3) “Diese Land beabsichtige die Vernichtung Israels“: Abgesehen davon, dass Klemm hier konjunktivisch hervorzaubert, was Küntzel übrigens konsequent und zu Recht vermeidet, nämlich die iranische Bevölkerung mit dem Klerikalregime gleichzusetzen - entwickelt Klemm hier in einer Suggestionsformel und durch Hinzufügung des „Vernichtung Israels“ den Eindruck, all jene wie Küntzel u.a., die das iranische Schreckensregime seit Jahren präzise beobachten, sähen Gespenster - oder schlimmer noch, sie seien nicht zurechnungsfähig.

Dass man sich beim ND in der Bewertung des iranischen Regimes weitgehend bedeckt bzw. konziliant bis zum Erbrechen gibt, steht dabei im krassen Gegensatz zur unerbittlichen Schärfe, die Israel entgegengebracht wird.

Schon 2005 hatte der Jüdische Kulturverein in einem offenen Brief an die ND-Redaktion darauf hingewiesen. Und an der Berichterstattung bzw. Kommentierung der ND zur Haltung der Linken in der Iran-Frage bzw. der Bedrohung Israels hat sich bis heute kaum etwas geändert. Daran ändert auch Gysis eher halbherziger "Appell" nichts, der dazu aufrief, die Haltung der Partei Die Linke zum israelischen Staat und ihre Variante des Antizionismus neu und kritisch zu hinterfragen. Es darf gelacht werden (besser geweint).

Matthias Küntzel wird’s verschmerzen: Eine Nichtveröffentlichung im ND ist kein Beinbruch, eher ein Ritterschlag, und die Zusammenarbeit mit journalistisch unseriös (diesmal mit „ö“, weil Adjektiv, lieber Herr Klemm) arbeitenden Redakteuren ist auch nicht unbedingt erstrebenswert. Aber vielleicht geschehen ja selbst unter der Ägide des Herausgebers Lothar Bisky noch Zeichen und Wunder. Bei dieser Personalie und der Vergangenheit allerdings schwer vorstellbar.