Freitag, Mai 23, 2008

LA Woman - Jim Morrisson

Meines Erachtens das beste Musikvideo der Doors. Und für die damaligen Verhältnisse (1970er-Jahre) von beachtlicher Qualität.

Dazu Wikipedia:

L. A. Woman war das letzte Album der Doors mit Jim Morrison vor dessen Tod im Juli 1971.

L. A. Woman gilt als das am meisten vom Blues beeinflusste Album der Band. Nach dem Weggang ihres Produzenten Paul A. Rothchild im November 1970 begannen die Doors mit den Aufnahmen mit dem Toningenieur Bruce Botnick im „The Doors Workshop“ in Los Angeles. Die meisten Stücke wurden direkt aufgenommen, nur einige Passagen von Ray Manzarek und den Studiomusikern Jerry Scheff und Mark Benno wurden im Nachhinein überspielt. Es ist das einzige Album der Morrison-Ära der Doors, auf das keine Tournee folgte. Jim Morrison ging nach Paris nach der Aufnahme, wo er einige Monate später starb.

Eine neue Version des Albums, genannt L. A. Woman (40th Anniversary Mixes), wurde im März 2007 herausgegeben. Es enthält zwei Bonustracks: "Orange County Suite" und die von Willie Dixon verfasste "(You Need Meat) Don't Go No Further".

Donnerstag, Mai 22, 2008

Der Fall Al Dura - Vom Sockel gestürzte Ikone

HonestReporting zu Karsentys Sieg in Paris

France 2’s „Pallywood“-Video bringt Verleumdungsklage zum Einsturz

Die ikonenhaften Bilder von Mohammad al-Duras vermeintlichem Tod in Gaza brachten die Palästinenser in Aufruhr und führten zu schrecklichem Blutvergießen. Trotz des erbrachten Nachweises, dass Israel nicht verantwortlich für die Kugeln war, die Al-Dura trafen, und hinsichtlich der Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Videomaterials, das zum Vorfall aufgenommen worden war, hielt die Verleumdung weiter an.

HonestReporting hat Sie direkt vom Ort des Berufungsverfahrens von Philippe Karsenty unterrichtet, der France 2 und seinen Reporter Charles Enderlin überführt hatte, Filmmaterial zum Al-Dura-Fall zu manipulieren.

Zur Erinnerung: France 2 hatte Karsenty zuerst erfolgreich verklagt, der seinerseits das Appellationsgericht anrief. Beim Berufungsverfahren wurde ein Teil des Filmrohmaterials, das an jenem schicksalhaften Tag in Gaza gedreht worden war, im überfüllten Gerichtssaal der Öffentlichkeit gezeigt, das bei dieser Gelegenheit zahlreiche Beispiele von „Pallywood“-Inszenierungen zu sehen bekam. France 2 hatte jedoch nur 18 der ursprünglich 27 Minuten Filmmaterial zum Gerichtstermin mitgebracht.

Offensichtlich haben die dargestellten Szenen und die Unzuverlässigkeit von France 2-Kameramann Talal Abu Rahma das französische Appellationsgericht überzeugt. Philippe Karsenty ist mit seiner Berufung gegen das Verleumdungsurteil durchgekommen.

Medienkommentator Tom Gross, der schon vorher (Unser Video) für HonestReporting im Fall Al-Dura Nachforschungen angestellt hatte, äußerte sich zum Urteil:

Der Urteilsspruch heute zeigt, dass die Version der von France 2 dargestellten Ereignisse ernsthaft angezweifelt werden muss, und dass die gesamte Weltpresse, dazu auch amerikanische TV-Sender - unverantwortlich genug war, die Behauptungen eines palästinensischen Kameramannes, der für France 2 arbeitet, für bare Münze zu nehmen - eines Kameramannes, der seine Parteilichkeit zugegeben hat.

Dazu Karsentys Stellungnahme nach seinem Sieg:

Die Al-Dura-Lüge ist ein Anschlag auf unsere Fähigkeit zu denken, zu kritisieren, zu bewerten und letztlich Informationen zurückzuweisen - insbesondere auf das Recht, Informationen abzulehnen, die nur unsere Annahmen bestätigen. Eines der in Europa best gepflegten Vorurteile ist, dass Israel ein böses naziähnliches Gebilde sei, das absichtlich palästinensisch-arabische Kinder töte. Überdies haben in Europa durchgeführte Umfragen ergeben, dass Israel als größte Gefahr für den Weltfrieden gesehen wird, mehr noch als der Iran und Nordkorea, Pakistan und Syrien. Der Al-Dura-Schwindel ist eine der Säulen, auf der sich diese Annahmen stützen….

Jetzt ist es an der Zeit für France 2, einzugestehen, dass es die schlimmste antisemitische Verleumdung der heutigen Zeit produziert hat und weiterhin aufrechterhält.

Was bedeutet das?

Während der Abfassung dieses Textes wurde die ausführliche Urteilsbegründung noch nicht an die Medien weitergegeben. Endre Mozes von Take A Pen war jedoch im Gerichtssaal und lieferte HonestReporting Berichte aus erster Hand. Mozes sprach auch mit einigen mit dem Fall betrauten Anwälten, die schon einen Vorabdruck der Urteilsbegründung gelesen hatten.

Neben seinen Beobachtungen und den Bemerkungen der angesprochenen Anwälte stimmte das Gericht mit dem Argument überein, dass Protagonisten, die in undemokratischen Regimes wie zum Beispiel in den Palästinensischen Gebieten operieren, von Natur aus weniger zuverlässig und sorgfältig arbeiten und deshalb genauso akkurat geprüft werden sollten als dies im Fall Talal Abu Rahma hätte geschehen müssen.

Im Wesentlichen hat der Gerichtshof entschieden, dass das Ausmaß des Zweifels am Filmmaterial im Fall Al-Dura eine sorgfältigere Analyse rechtfertigt. Zweifel sind durchaus legitim - nicht verleumderisch.

Philippe Karsentys Beharrlichkeit hat France 2 zur Offenlegung gezwungen und dient als Beispiel dafür, wie die Medien für ihr Material und ihre Berichterstattung verantwortlich gemacht werden sollten. Das Al-Dura-Material von France 2 ist bei der Ansicht im Gerichtssaal als unglaubwürdig und möglicherweise sogar als Fälschung eingestuft worden. Im Zusammenhang mit einigen Nachforschungen, die zu dem Schluss kommen, dass Israel für die abgegebenen Schüsse nicht verantwortlich war, die angeblich den Jungen töteten, ist die Ikone Al-Dura - das Gebäude, auf dem so viel Feindschaft gegenüber Israel errichtet und von bereitwilligen Medien weitergeleitet wurde - vom Sockel gestürzt worden.

Hattip: HonestReporting

Dienstag, Mai 20, 2008

Lahmer Dalai meets Rote Heidi

....und ausgetretene Latschen

Schön, jetzt wissen wir alle, dass Frau Wieczorek-Zeul ein großes Herz für alle Religionsführer dieser Welt hat und mit ihnen unbedingt erörtern will, was so alles falsch läuft auf unserem Planeten, denn - so sagte sie nach dem Treffen mit dem ewig grinsenden Karma-Spezialisten aus Tibet, sei dies ein "sehr gutes, fruchtbares Gespräch" gewesen und selbstverständlich habe sie sich auch als „Vertreterin der Bundesregierung" mit dem Mann getroffen, der - das verschweigt sie oder weiß es leider nicht (was eher zu vermuten ist und auch peinlich) - so ganz nebenbei für eine der brutalsten tibetischen Mönchsdynastien des 19. und 20. Jahrhunderts steht, ganz gleich, wie man die aktuelle chinesische Politik heute im Vergleich dazu sieht.

Vom Dalai Lama (Ganz irdisch und profan als Tenzin Gyatso auf diesem Planeten Erde geboren) stammt zum Beispiel der „erheiternde“ Satz, dass, (nicht wörtlich, aber sinngemäß vollkommen korrekt zitiert) „die Juden selbst Schuld am Holocaust und an ihrer Vernichtung in Europa hatten, weil sie ein schlechtes Karma, also mieses Vorleben“ haben.

Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen: Karma auf den Deckel - Geschichte und Holocaust erledigt. So einfach kann das mitunter sein.


Es geht auch noch mindestens genauso gut weiter, wenn der überirdisch ethisch formulierende Dalai Lama für „Verfehlungen“ großes Mitgefühl zeigt, ganz im Zeichen der deutsch-tibetischen Solidarität:
„Wir Tibeter haben traditionsgemäß schon immer für die Underdogs Partei ergriffen und meinten auch, dass die Deutschen gegen Ende der vierziger Jahre von den Alliierten genügend bestraft und gedemütigt worden waren. Wir fanden, man sollte sie in Ruhe lassen und ihnen helfen.“ (zitiert nach Goldner, S. 83); Dank an Liza für die beiden Hinweise in seinem Blog)
Ja, genau.

So ganz zufällig kommt diese unglaubliche Entgleisung nicht, die im seligen Dahinschwelgen des Hier und Jetzt des europäischen Schangri-La der Post-68er und mancher Psychedelic-Freaks (Ich steh’ selbst auf die Musik von damals, aber nur auf diese, und auch das hat sich einigermaßen gelegt) und der bewusst oder unbewusst westlich orientierten Buddhismus-Besoffenheit nicht wahrgenommen werden will.

Kennern der Szene wie Colin Goldner („Fall eines Gottkönigs“) und manchen Freikirchen - die Volkskirchen schlafen heute noch weitestgehend - war schon lange bekannt, welches Schlitzohr sich hinter dem als Weltfriedensapostel auftretenden „Uri Geller“ der Geheimnisse des Universums verbirgt. Und Schlitzohr ist noch viel zu kurz gegriffen. Eher ein ganz mieser Scharlatan oder Trickser, der sein Leben auf einer Lüge aufgebaut hat und diese Lüge konsequent weiterlebt, weil es sich damit am besten über die Runden kommen lässt.


Würde Heinrich Harrer, Erstbesteiger der Eiger Nordwand 1936, hoch dekorierter Nazi und SS-Obersturmbannführer, heute noch leben, dann könnte er sicher Einiges über die Unterrichtsstunden erzählen, die er dem jungen Dalai Lama in Sachen Rassenkunde gab und wie viel die glühende Theosophin und Antisemitin Blavatzky, verehrtes Vorbild des Waldorfschulen-Gründers Rudolf Steiner, dazu beigetragen hat. Wie gesagt, würde…vielleicht. Wahrscheinlich aber nicht, geht man von der Zähigkeit der Lüge aus, die Wahrheit zu umkurven, so lange die Menschen noch am Leben sind, die die Lüge in sich tragen.


So aber kriecht der zähflüssige Schleim der Geschichtsklitterung über alle politischen Sauereien und Päderasten-Fantasien, die unserer „Heiligkeit“ verabreicht wurden und die er bis heute geschickt kaschiert, und all diejenigen sind glücklich, die sich in ihrem Esoterik-Wahn bestätigt fühlen, wenn der große Meister auch nur einen Furz von sich gibt, wie zuletzt beim Mantra-Feeling in Berlin, wie es Reinhard Mohr treffend bemerkte -; nur um den Schwachsinn zu verinnerlichen, den man locker auch ohne „göttliche“ Eingabe selbst verzapft und dabei 45.- Euro eingespart
haben könnte.

Kann man wirklich so bescheuert sein?

Aber so ist das eben: Den Unsinn, den man zu faul oder zu blöd ist zu artikulieren, lässt man dann halt’ gern eine „Autorität“ ausformulieren, die sich für ihr Roboter-Stakkato auch noch fürstlich entlohnen lässt.


Information oder Recherche scheint Wieczorek-Zeuls Sache bzw. der ihrer Mitarbeiter auch nicht zu sein, denn hätten sie und ihr Ressort sich rechtzeitig kundig gemacht, was es mit diesem Dauergrinser auf sich hat, dann wäre es zu dieser Solo-Aktion der wie immer umtriebigen Ministerin, die immer dann besonders auf Draht ist, wenn es um Belange und Umschmeichelung von Tyrannenstaaten wie dem Iran oder Terrororganisationen wie der Hamas geht, wohl nicht gekommen.


Im weitgehend säkularisierten und religiös-sinnentleerten Westen wird die Fratze eines tibetischen Sonderweges, der in der brutalstmöglichen Form (um die Sprache des Lama-Jüngers Roland Koch aufzugreifen) des buddhistisch-tantrischen Vajrayana-Weges (Bei Wikipedia zweifellos von einem An(f)hänger geschrieben) bis in die 1950-er Jahre in Tibet praktiziert wurde, als Schangri-La gesehen - als Reich des irdisch erreichbaren Glücks, das dummerweise den Minderjährigen im brutal-vorsintflutlichen tibetanischen Mönchsregime weiß Gott nicht den reinen Segen brachte.


Vielleicht sollte Frau Wieczorek-Zeul einmal nur zwei der vielen Exzerpte Markus Hammerschmidts studieren, der in seiner Rezension Colin Goldners Buch (s.o.) zitiert, bevor sie das nächste Mal den Vertreter einer Päderasten- und frauenfeindlichen Dynastie einlädt:


1)Das Justizsystem der feudalen Mönchsdiktatur stammte zudem aus grauer Vorzeit, wie Goldner schrieb:

„Das tibetische Strafrecht leitete sich aus einem Gesetzeswerk Dschingis Khans des frühen 13. Jahrhunderts ab und zeichnete sich durch extreme Grausamkeit aus. Zu den bis weit in das 20. Jahrhundert hinein üblichen Strafmaßnahmen zählten öffentliche Auspeitschung, das Abschneiden von Gliedmaßen, Herausreißen der Zungen, Ausstechen der Augen, das Abziehen der Haut bei lebendigem Leibe und dergleichen. Obgleich der 13. Dalai Lama 1913 das Abhacken von Gliedern unter Verbot gestellt hatte, wurden derlei Strafen noch bis in die 1950er Jahre hinein vorgenommen. [...] Selbst die ansonsten gänzlich unkritische Autorin Indra Majupuria weist in ihrem Buch Tibetan Women auf historische Belege dafür hin, dass im ‚alten Tibet’ eine Frau bei Ehebruch völlig legal von ihrem Ehemann getötet werden konnte.“ (S. 24 f.)

und…

2) “Die als Sexgefährtinnen in Frage kommenden Frauen müssen bestimmte Kriterien erfüllen: Laut tantrischer Lehre solle die Songyum mit „Anmut und Jugend“ ausgestattet sein und aus gutem Hause stammen. Ihre Haut dürfe nicht zu dunkel und nicht zu hell sein und ihrer Vagina müsse ohne Unterlaß ein Duft wie von verschiedenen Lotusarten oder süßem Lilienholz entströmen. In einem Tantratext werden fünf Arten von Sexgefährtinnen - gerne auch Weisheitsgefährtinnen unerschieden:

"Die Achtjährige, die Zwölfjährige, die Sechzehnjährige, daneben die Zwanzig- und die Fünfundzwanzigjährige; jede Altersstufe diene ganz bestimmten Zwecken. Lama Chöpel (in der Lehre auch an den Dalai Lama weitergegeben [Castollux]) rät davon ab, „mit Gewalt in ein junges Mädchen einzudringen“, das sich zu sehr wehre; es könne dies die Geschlechtsteile verletzen (was sie womöglich für weitere Praktiken unbrauchbar mache). Ratsam sei es in solchem Falle, sich lediglich zwischen ihren Schenkeln zu reiben. Allemal empfehle es sich, Kinder vor dem Geschlechtsverkehr mit etwas Honig oder Süßigkeiten zu beschenken; ältere Mädchen, so ein Ratschlag an anderer Stelle, ließen sich sehr probat auch mit Wein gefügig machen. Im Übrigen sei es durchaus rechtens, ein Mädchen, das die sexuelle Vereinigung verweigere, dazu zu zwingen.

Mit Frauen fortgerückten Alters, so die Lehrer des Tantra, solle tunlichst nicht praktiziert werden: ab dreißig gelten Frauen als Manifestationen bösartiger Geister; ab Ende dreißig werden sie nur noch als Hundeschnauze, Saugfresse, Schakalfratze, Tigerdrachen, Eulengesicht und dergleichen betrachtet (S. 160)

An dieser Stelle höre ich auf, weil es nicht mehr viel zu argumentieren gibt und mir selbst schlecht wird vor dem, was ich hier zitieren muss, um die Wahrheit zu berichten.

Zusammenfassend nur so viel: Der „göttliche“ Dalai Lama hat sich immer geweigert, zu diesen Praktiken Stellung zu nehmen, geschweige denn zu seinen Aussagen über das „Karma der Juden“ und sein Verhältnis zu den Nationalsozialisten. Er hat auch keine klare Stellung bezogen zu den Fragen, die seine Verbindungen zu der japanischen Aum-Sekte und deren Anschlag auf die U-Bahn in Tokio 1995 betreffen. Er ist schlicht allen Fragen ausgewichen, wenn sie überhaupt auf ihn zukamen.

Dämlich grinsend natürlich - wie sonst?

Vielen Dank an Lizas Welt, M. Hammerschmidt und Gerhard Kern für Anregungen und Textstellen. Sie haben mich nicht zuletzt wegen des Hypes um „seine Heiligkeit“ dazu bewogen, auch einen Beitrag zu leisten.

Hattip: Lizas Welt, Religio (Eigenes Printmaterial); http://philolog.wordpress.com/category/conspiracy/page/3/

Vorwärts, marsch - Zurück ins Mittelalter











Auf Bildschirmtext von Bayern3 gefunden: http://www.br-online.de/br/bayerisches-fernsehen/bayerntext/index.jsp

Das wohl scheußlichste Beispiel von Bigotterie, verbunden mit Exorzismus im 20. Jahrhundert in Deutschland, findet sich hier: "Warum musste Anneliese Michel sterben?"

Sonntag, Mai 18, 2008

Hey Hey Wiki


…und wie man Elefanten im Wohnzimmer übersehen kann

Nein, nicht der kleine strohblonde Wikingerjunge ist gemeint, der übrigens „Wickie“ geschrieben wird und wahrscheinlich heute noch mit seinem bärbeißig-gutmütigen Freund Halvar und seiner ihm treu ergebenen „tapferen Truppe“ die Weltmeere unsicher macht.

Vom Wikipedia-Globus ist die Rede, der aus beschrifteten Puzzlestücken zusammengesetzt ist und in letzter Zeit immer wieder unrühmliche Schlagzeilen macht, weil etliche politische Gruppierungen dort ihr ganz spezielles Buchstabensüppchen kochen. Zu ihnen gehört auch die palästinensische Pressure Group Electronic Intifada, die seit einigen Jahren volle Breitseiten gegen pro-israelische Wikipedia-Autorenteams verschießt. Zuletzt gegen CAMERA, der sie unterstellt, Wikipedia redaktionell zu unterwandern und das Web 2.0-Netz weltweit jüdischen Interessen anzupassen.

Damit das auch optisch entsprechend untermauert wird, hat sie den Wikipedia-Globus mit israelischen Flaggen drapiert (siehe Abbildung), um die „jüdische Weltverschwörung“ auch entsprechend zu „dokumentieren“. Honest Reporting hat das Thema aufgegriffen - siehe hier. Bei näherer Beschäftigung mit dem Sujet stieß ich dann auf einen Beitrag Andre Obolers in der Jerusalem Post vom 13. Mai 2008 zum Thema, den ich gerne übersetzte.


Andre Oboler

Wiki-Kriegsführung: Schlacht um die Online-Enzyklopädie

Die pro-palästinensische Webseite Electronic Intifada wartete mit einem Sonderbeitrag auf. Titel: „Der Plan einer Pro-Israel-Gruppe, auf Wikipedia die Geschichte umzuschreiben.“ Sie „enthüllte“ mit viel Getöse, eine Google-Gruppe namens CAMERA (Committee for Accuracy in Middle East Reporting in America), habe Aktivisten dazu angeregt, sich bei Wikipedia einzumischen und gegenseitig zu helfen, die Wikipedia-Philosophie auszunutzen und damit innerhalb der Wikipedia-Gemeinschaft eine Vertrauens- und Autoritätsstellung zu erlangen.

Die Vorstellung, Menschen zur Verbesserung von Web 2.0 einzubinden, ist aber Kern der Wikipedia-Weltanschauung. Nichtsdestoweniger läutet Electronic Intifada die Alarmglocken, wohl deshalb, weil viele derer, die sich engagieren, Juden und Unterstützer Israels sind. Wikipedia hat ein echtes Problem, aber sich auf CAMERA zu konzentrieren heißt, den Elefanten im Zimmer zu ignorieren.

Werfen Sie einen kurzen Blick auf das Banner, das die Geschichte auf der Homepage von Electronic Intifada ankündigte. Zuerst kam das Banner mit der Phrase „Krieg auf Wikipedia“ daher. Dies wechselte bald zum Wikipedia-Logo mit den bekannten Puzzle-Teilen, von denen jedes den Buchstaben einer anderen Sprache symbolisiert und den Text „Wikipedia, die freie Enzyklopädie“ unter dem Globus zeigt.

Der Slogan wurde dann ausgeblendet, der Globus erschien auf´s Neue, diesmal aber wurde jeder Buchstabe durch eine israelische Flagge ersetzt. Der Text unterhalb des neuen Wikipedia-Logos lautet nun: „CAMERAS Plan, die Geschichte umzuschreiben“

Der Artikel selbst führt an, dass „Die Pressure Group CAMERA….eine geheime, von langer Hand vorbereitete Kampagne fährt, um die populäre Online-Enzyklopädie Wikipedia zu unterwandern..., palästinensische Geschichte umzuarbeiten, plumpe Propaganda als Tatsache durchgehen zu lassen und die administrativen Strukturen Wikipedias zu entern, um sicherzustellen, dass ihre Änderungsmaßnahmen entweder unentdeckt oder unhinterfragt bleiben.“

Diese Textpassage erinnerte mich an den Werbespot für einen Film über Außerirdische, die die Erde erobern wollen.

CAMERA machte in seiner Herangehensweise eine Reihe von Anfängerfehlern, von denen der schwerste war, im Web 2.0 „Undercover“ zu operieren und eine Kampagne von oben nach unten zu führen statt in umgekehrter Reihenfolge. Jedoch hat sie die Initiative für die Heranbildung und Organisation der Aktivisten ergriffen, und schon allein dafür gebührt ihr viel Lob. Angesichts dieser Formfehler hätte das Ergebnis so lauten können, dass manche Wikipedia-Administratoren CAMERA schelten - in dem Sinne, dass „es nicht unsere Arbeitsweise ist“.

Die Einmischung von Electronic Intifada gibt der Sache eine neue Wendung. Und größtenteils handelt es sich um eine Verdrehung. CAMERA als Pressure Group zu bezeichnen ist schon ein wenig heftig, wenn man selbst einer Organisation angehört, die sich als Pressure Group versteht. Auf der Seite „Über uns“ aus dem Jahr 2001 beschrieb sich Electronic Intifada als „fokussiertes Netzwerk Palästinensischer Aktivisten, inspiriert von einer Reihe Internetprojekten, die nur auf einen Punkt des Streites abzielen - den Krieg in den Medien für die Darstellung des Standpunktes der Palästinenser zu nutzen“.

Dies verträgt sich nur schwer mit dem Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunktes. Der Artikel - der auf eine „geheime, von langer Hand vorbereitete Kampagne“ verweist, die „orchestriert“ wurde, Wikipedia zu unterwandern - ist mit jener Sprache angereichert, die man normalerweise vorfindet, wenn von „Fünften Kolonnen“ oder sogar jüdischer Kabbala in antisemitischen Verschwörungstheorien die Rede ist. Das Bild israelischer Flaggen, die den Wikipedia-Globus einhüllen, erinnert ebenso an klassische antisemitische Symbolik wie jenes, das die Nazis verwendeten. Um zu verstehen, warum dieser Vorwurf der „Infiltration“ so viel Gift beinhaltet, muss man das Prinzip von Wikipedia verstehen. Seine grundlegende Idee ist, dass jeder die Online-Enzyklopädie redigieren kann. Wie also kann dann von jemandem gesagt werden, dass er Wikipedia unterwandert?

Manche mögen protestierend einwerfen: „Aber diese Leute wollten sich zusammenschließen und auf diese Weise eine gewisse Kontrolle über den Redaktionsprozess ausüben!“ Und ich sage „Na wenn schon?“ So funktioniert Web 2.0. Das ist Web 2.0-Demokratie. Nicht perfekt - und manche mögen sogar einwenden, dass es keine gute Sache ist. Auf diesem Konzept beruht aber Wikipedia.

Bei Wikipedia gibt es andere Projekte, für die Leute in Gruppen arbeiten, um Artikel zu verbessern und zu gewährleisten, dass ihre Sicht der Dinge vertreten wird. Das heimtückischste davon ist aber das WikiProject Palestine. Dieses Projekt versucht nicht nur, Inhalte palästinensischer Lebensweise und Anschauung zum Nahostkonflikt zu entwickeln (womit ich kein Problem habe), es versucht aber auch, die öffentliche Wahrnehmung pro-palästinensischer Gruppen zu organisieren, während sie gleichzeitig Rufmord an pro-israelischen Gruppen betreibt.

Wikipedia-Projekte funktionieren so, dass man eine Reihe von Seiten aufbaut und vorhandene pflegt, die wiederum Teil des Projektes sind. Dies könnten Seiten von Wikipedia selbst oder neu hinzukommende Einträge sein, um deren Hinzufügung die Autoren nachfragen. Mitglieder des Projektes- alles Freiwillige - sehen sich dann alle Artikel an, entwickeln sie weiter oder verbessern sie. Wenigstens steckt diese Idee dahinter.

Eine Anzahl Artikel sind sowohl für WikiProject Israel als auch WikiProject Palestine interessant, so z.B. die Seite über Jerusalem. Weshalb aber CAMERA, NGO Monitor, MEMRI und StandWithUs Mitglieder von Projekt Palestine sein sollten, ist weit weniger klar. Zwei davon sind nur bei WikiProject Palestine zu finden (und nicht z.B. in WikiProject Israel). Die Logik ist offensichtlich. Weshalb aber erweise auf Artikel dieser Organisationen, kombiniert mit einer gewissen Methode, eigene Kenntnisse einzusetzen, um sie zu diskreditieren, werden jeden Tag einer dieser auf Wikipedia zitierten Organisation zugeschrieben und sie suggerieren, dass einige Aktivisten die Geschichte bereits zum Vorteil ihrer eigenen Agenda umgeschrieben haben.

Die Kampagnen werden jedoch nicht alle mit negativer Absicht geführt. So sparen sie z.B. auch mit Kritik bei jenen Organisationen, die ihre Sache unterstützen (wie zum Beispiel das israelische Committee Against Housing Demolitions (ICAHD), auch Teil von Project Palestine [Castollux hat zum Thema NGO’s einen eigenen kritischen Beitrag eingestellt]). In beiden Fällen wird die gleiche Agenda vorangetrieben. Dies hat nichts mit geheimen Kabalen, jüdischen Lobbys oder Besuch von Außerirdischen zu tun. Das ist Online-Krieg, und Electronic Intifada ist dabei keine unbeteiligte Zuseherin. Sie ist eine der Kombattanten, die mittels Verschwörungstheorien, Rassismusvorwürfen und öffentlicher Unwissenheit versucht, die Gegenseite in der Debatte auszuschalten, während sie selbst - zurzeit effektiver als jemals zuvor - weiterhin daran arbeitet, Geschichte umzuschreiben.

Wenn Sie sicher gehen wollen, dass ein sorgfältiger Beitrag zur Geschichte geleistet wird, dann loggen Sie sich bei Wikipedia ein und machen Sie mit. Sie brauchen keine Organisation, die Ihnen sagt „wo's lang geht“. Sie brauchen keine Anweisungen von der Gruppe. Tun Sie ihr Bestes, Fehler auszubessern, Propaganda zu entfernen und die Regeln einzuhalten. Stimmen Sie für die, die saubere Arbeit leisten und machen Sie die kenntlich, die Vandalismus ausüben. Der Rest ist Geschichte, wie man so schön zu sagen pflegt.

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Der Autor hat kürzlich in Großbritannien im Fach Informatik promoviert (PhD). Als wissenschaftlicher Mitarbeiter am politikwissenschaftlichen Institut der Universität Bar-Ilan ist er auch Legacy Heritage Fellow bei NGO Monitor. In den vergangenen drei Jahren war er verantwortlich für www.ZionismOnTheWeb.org, die Online-Antisemitismus beobachtet und bekämpft.