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(Im Bild oben ein wunderschöner Blickfang während unserer Radtour)
Am 2. September war ich mit dem Nachtzug in Tilburg angekommen, wo mich mein Bruder Hans und seine Frau Elly (wie immer mit hübschen roten Backen) auch schon abholten.
Wer am Tilburger Bahnhof sein Fahrrad abstellt sollte sich - wie grundsätzlich überall in Holland - sehr sorgfältig einprägen, wo er es abgestellt hat, weil die überwiegende Anzahl der vielen Hundert Drahtesel sich zum Verwechseln ähnlich sieht, denn hier sieht es so aus wie am Bahnhof in Utrecht, Rotterdam, Den Haag oder Amsterdam; nur dass es dort extra bewachte Fahrrad-Parkhäuser gibt.
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Hans und Elly hatten unweit von Chaam (liegt etwa 25 Kilometer südöstlich von Breda, also in der Provinz Nord-Brabant) einen Bungalow in einer Feriensiedlung gemietet - sehr geräumig, mit gutem Komfort (und ziemlich teuer) sowie Blick auf einen stillen See, an dessen Ufer sich andere Urlauber mehr oder weniger erfolgreich als Angler versuchten. Ich bewundere die Geduld dieser Menschen - auch ihre Fähigkeit zur Kontemplation. Und was eignet sich für diese Versenkung manchmal besser als Angeln? Wer’s mag…; ich setze mich lieber auf´s Fahrrad.
In der unmittelbaren Nachbarschaft unseres Ferienhauses innerhalb der Anlage schien es sich zwischen Elstern (sehr häufig in Holland anzutreffen), Feldhasen, Enten und Eichelhähern herumgesprochen zu haben, dass dort „gut leben“ ist und die Urlauber einem nicht nach dem Fell bzw. Gefieder trachten.
Und hier links unten eine der seltenen schönen Gelegenheiten, dem Autor Bernd zwischen die Ohrwatscheln zu fotografieren. Danke, du Bernd-Schafskopf, du depperter! Was schreibst' auch laufend für einen Mist zusammen. Määähhh!
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Rechts unten ein wunderschönes Haus in Chaam, das nur 6 Kilometer von der belgischen Enklave Baarle-Nassau entfernt liegt. Erinnert mich ein wenig an die Fassaden der Häuser unserer ältesten Sozialsiedlung der Welt hier in Augsburg, der Fuggerei.
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Und dann die endlos weiten Brombeer-„Strauchwälder“ in Brabant. Man könnte man fast geneigt sein zu sagen, dass Holland Exportweltmeister in Sachen „Brombeeren“ wäre, gäbe es diesen Titel zu vergeben. Doch Brombeeren (ndl.: Bramen) zu pflücken kann viel Schmerzen und Gesichts- sowie Handwunden verursachen, und die Bekanntschaft mit mehr oder weniger großen Kreuzspinnen (kruisspinnen) übertrifft schon nach wenigen Tagen locker die Zahl derer, die man bisher im ganzen Leben zuhause zu Gesicht bekommen hat. Hans - und mittlerweile auch ich - können ein Lied davon singen. Hier rechts unten ein schönes Makro (Klick' mal auf's Bild). Vielleicht nehmen die Holländer und Belgier auch deshalb Abstand davon, Brombeeren in großem Stil zu pflücken.
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Das erwähnte (geharnischte) Pony Rosinante darf ich euch nicht vorenthalten. Ist es nicht schnuckkkkkkelig? Klick' auch drauf...
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Am 12. September, nachdem Waltraud und Eugen (leider) wieder nach Hause fuhren, sind Hans, Elly und ich wieder nach Soest (Schwesterstadt des deutschen Soest bei Utrecht) zurückgekehrt.
Hans und ich hatten noch vor, einem vorangegangenen Abstecher in die Umgebung von Utrecht-Süd und die wunderschöne Flusslandschaft der Vecht (auch grandios!; siehe Foto links unten bitte anklicken, weil es so schön ist und mein Bruder und ich es fast gleichzeitig gemacht haben) eine Fietstour (Radtour) zum südlichen Rand des Ijsselmeers nach Emmeloord (Markermeer) folgen zu lassen.
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Unglaublich, was die Holländer quasi aus dem Nichts dort geschaffen haben. Ich müsste eigentlich einen eigenen Aufsatz darüber schreiben. Wir fuhren mit dem Rad durch Wälder, die vor knapp über 20 Jahren nicht einmal im Traum existierten (nur Wasser damals!), aber das Gefühl vermittelten, man bewege sich im Bayerischen Wald. Mannshohe Gräser inmitten von Waldgebiet; Naturschutzgebiet von berückender Schönheit und eine Stille, die den Geist und das Herz zum Jubilieren brachte.
Wunderschön, wenn man einen Bruder und eine Schwägerin hat, die diese Erlebnisse mit dir teilen und ihren Gefühlen auch entsprechend Ausdruck verleihen. Was machen dann schon zwischenzeitlich sehr heftige Gegenwinde und kleine giftige Steigungen aus (Gibt es in Holland auch, wenn auch nur ganz kurz).
Auf dem Rückweg von Emmeloord (und schon vorher auf dem Weg dahin über Lelystad in der Provinz Flevoland) musste ich meiner Erkältung ein klein wenig Tribut zollen, weil ich zusätzlich einen kräftigen Sonnenbrand bekam.
Aber ich jammere prinzipiell sehr gerne und sehne mich oft gerade dazu, bemitleidet zu werden. Das hinderte uns aber nicht daran, am letzten Tag noch schnell „locker“ 105 Kilometer zu fahren, weil mein Bruder die beneidenswerte Gabe hat, auch „Todkranken“ Motivation einzuhauchen; mindestens 20 Kilometer der Strecke zum Schluss knallhart gegen die Windmühlen, die in Nordostholland das Landschaftsbild beherrschen.
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Wünscht euch lieber, ihr fahrt gegen einen Berg in Deutschland als gegen die Winde der holländischen Küste! Wenn ihr gegen den Nordwind nicht absteigt seid ihr wahre (Fahrrad-) Helden. Bei unserer vorletzten Radtour 2006 die Nordsee entlang und 2003 um das IJsselmeer haben Hans und ich auf manchen Streckenabschnitten nicht mehr als 7 km/h geschafft; natürlich mit Ausrüstung bzw. Zelten auf den Fahrrädern, was erschwerend dazu kam. Aber abgestiegen sind wir niemals. Ein Dahlenburg steigt nie vom Fahrrad ab, wenn kein zwingender Grund dafür vorliegt. Jawohl!
Zurück in Soest freuten wir uns schon darauf, mit Kees (Hans’ Buddy) und seiner Frau Hettie zusammenzutreffen. Kees (Sammler von Harley-Maschinen) und Hans gaben mir noch (wie alle Jahre wieder) eine Lektion in Sachen „Tafeltennis“ (Tischtennis), und Hettie gab’ mir ein wenig Gesangsunterricht - nach meiner anfänglichen Schüchternheit.
Sie kann alles singen - vom rauchigen Jazz über Rock zu Kirchenchor. Einfach wunderbar ihre Stimme und ihre ansteckende Fröhlichkeit! Ich hatte die Ehre, sie stimmlich ein wenig zu begleiten…; sehr gerne würde ich mit ihr weitere Lieder aufnehmen.
So, jetzt bin ich nach knapp 1.450 Kilometern "Fietsen" (Augsburg eingerechnet) schon wieder fast an dem Punkt angelangt, an dem ich wieder nach Augsburg zurückfahren musste.
Ja, Tränen....der Trauer wegen des Abschieds, aber hauptsächlich Tränen der Dankbarkeit, dass ich meine Geliebten wiedersehen durfte und Gott uns Gemeinschaft geschenkt hatte.
Ich sage niemals "Ade". Das gibt es für mich nicht.
Für mich zählt nur ein "Auf Wiedersehen".
Es waren drei Wochen voller Glück und kleinem, manchmal heftigem „Geschwisteraustausch“, der bei Familientreffen so üblich ist; aber ich wünsche mir sehr gerne mehr davon als gar keine.
Mehr als sehr gerne…
Ich danke Gott für die wunderschöne Gemeinschaft, die wir hatten und im Gebet festigen durften.
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Da mein Bruder und ich auf dieser Reise sehr, sehr viele Fotos geschossen haben, die ich natürlich in diesem Bericht unmöglich unterbringen kann, habe ich mich (wie 2006) dazu entschlossen, die schönsten Bilder beim Internet-Servive „Photobucket“ einzustellen. In den nächsten 14 Tagen wird alles abrufbar sein - natürlich mit Begleittext versehen.