Montag, Oktober 26, 2009

Vakantie in Krentenbollenland, Deel 2

Mittlerweile sind wir (mein Bruder und ich) wieder von einer herrlichen Radtour durch die vier Provinzen Overijssel, Brabant, Gelderland und Utrecht zurückgekehrt (Im Bild links ein lustiges Dreierpäckchen auf dem Marktplatz von Apeldoorn). Vorletzten Samstag waren wir losgefahren.
Mein Bruder hatte, clever vorsorgend wie eh und je, die Routen für die 5 Tage am Wetterbericht ausgerichtet. In Holland ist es enorm wichtig, vorher auszukundschaften, welche Wetterverhältnisse am nächsten Tag vorherrschen werden, um dem scharfen Gegenwind auszuweichen.

Welche Städte fallen Ihnen zuerst ein, wenn Sie an die Hanse und deren politisch-wirtschaftliche Machtentfaltung denken? Zuerst doch sicher Antwerpen, Lübeck, Hamburg, Bremen und andere Handelszentren entlang der Küsten, wohl selten aber eine Kleinstadt wie
Zaltbommel in der Provinz Gelderland, die durch ihre pittoresk anmutende Silhouette besticht. Als wir den Waal (südlicher Mündungsarm des Rheins) überquerten und auf sie zufuhren, erinnerte mich ihr Anblick fast ein wenig an den des Dresdner Elbufers.

Besonders schön ist auch die weitaus bekanntere Hansestadt
Deventer, deren Altstadt mit einer geradezu verschwenderischen Pracht aufwarten kann. Man erkennt sofort, dass selbstbewusste Kaufleute dieser Stadt ihren Stempel aufgedrückt hatten.

In den Niederlanden wird Gastfreundschaft groß geschrieben. Und wenn man mit dem Fiets unterwegs ist, trifft das noch ein wenig mehr zu (siehe auch
Vrienden op de fiets). Kein Wunder also, dass wir an keinem Tag Probleme hatten, eine gemütliche Schlafstelle mit Frühstück zu bekommen. Besonders originell war jene bei Hettie (mein Luxusbett, Abbildung unten links): Ein ehemaliger Kuhstall mit Milchverarbeitungsraum war zu einer provisorischen Wohnung umgebaut worden. Und bei Hettie war das Leben nicht nur am Weibe prall: Zwei Katzen und drei Hunde, die sich narrisch freuten, dass Besuch von duitsen Moffen kam, dazu die mit viel Liebe und Einfallsreichtum ausgestattete Slapkamer. Besonders scharf auf meinen Bruder waren aber mehrere Dutzend Schnaken, die ihn so piesackten, dass er die ganze Nacht nicht schlafen konnte. Ich hatte die Decke über den Kopf gezogen und es war Ruhe.

Was wir uns aber für die Zukunft vorgenommen haben: Touren im Oktober werden wir besser meiden, auch wenn das Wetter wieder fantastisch war, sieht man von einem kurzen Hagelschauer ab, dem wir nicht entweichen konnten. Bis gegen Mittag etwa war es aber jeden Tag so kalt, dass einem fast die Finger abfroren. Bei durchschnittlich 105 Kilometer pro Tag wird einem allerdings dann schon warm. Von wegen jammern und so....

5 Tage Fietsen vergehen wie im Flug: Man fährt morgens los und sieht alle Ecken lang wieder ein neues Motiv, das man fotografieren will. So kommen innerhalb einer Woche schnell ein paar Dutzend Bilder zusammen und man möchte an diesem oder jenem Ort am liebsten länger verweilen.

Das vielleicht lustigste Foto aber schoss ich ausgerechnet nach der Tour in Soest (Provinz Utrecht), wo das dort ansässige "Altenheim" für Pferde (Paardenkamp) einen Tag der offenen Tür organisiert hatte.

Tag der nackten Minipferde of so iets?

Beliebtester Hund in den Niederlanden ist aber sicher der Jack Russel, ein wahres Energiebündel - die rasende Wurst auf vier Beinen. In Hollands beliebtestem Wochenendausflugsgebiet, der Lage Vuursche bei Soest, werden immer wieder heiße Rennen mit den munteren Tierchen veranstaltet. Falls Sie mal in dieser Gegend Urlaub machen sollten, lassen Sie sich das nicht entgehen! Sie werden Tränen lachen.

Ja, viel zu schnell vergingen wieder diese wunderschönen Tage, und jede Menge Bildmaterial gibt es wieder zu verarbeiten.

Zum Schluss noch eine Randnotiz, ein Gespräch vor meinem Urlaub betreffend: Interessant immer wieder das Argument von Leuten in meiner Heimat Bayern, in Holland sei das Fietsen so leicht, weil alles flach wäre. Ich kann mich da nur wiederholen: Wer jemals in Holland (speziell im Norden) gegen scharfen Gegenwind gefahren ist, wird nie mehr behaupten, dass es am Berg (bei Windstille) prinzipiell schwerer sei. Fragt sich nur, wo man eher absteigt.

In einem Punkt aber sind sich alle Fietser einig: Wer mit dem Fahrrad die Welt erkundet, sieht wesentlich mehr Schätze als der, der auf sein Auto niemals verzichten möchte oder sich auch sonst alle Erlebnisse nur servieren lasst.