Samstag, Mai 02, 2009

Kairo: Teherans neues Ziel

Vor gut vier Wochen verkündete Ägypten, dass es eine aktive Terrorzelle der Hisbollah im Sinai ausgehoben hatte. Diese alarmierende Nachricht liefert einen weiteren Hinweis dafür, wie sehr der Iran und seine Handlanger die Nahostpolitik zu beeinflussen versuchen.

Wie ägyptische Sicherheitskräfte später vermeldeten, steckte die Zelle mitten in der Planung von Terroranschlägen auf Touristenzentren im Sinai. Aber nicht nur das: sie kundschaftete strategische Ziele entlang des Sinai aus und versorgte die Hamas über den Süden des Gazastreifens mit Waffen. Danach musste Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah kleinlaut eingestehen, dass die Terrorzelle seiner Bande angehörte und „Bruderschaftshilfe“ für die Hamas organisierte.

Diese Entwicklung kommt so überraschend nicht, denn die wiedererstarkte Hisbollah wird durch einen Iran gestützt, der sich mehr und mehr anschickt, auch die Vorherrschaft in Arabisch-Nahost zu übernehmen. In den vergangenen 6 Monaten gab es untrügliche Anzeichen für vermehrte Anstrengungen des Iran, Ägyptens Position als stabilisierende Regionalmacht zu untergraben. Auf Teherans Betreiben lehnte letzten Sommer die Hamas eine Verlängerung der von Ägypten ausgehandelten sechsmonatigen Waffenruhe mit Israel ab, was zum Gazakrieg im Dezember führte. Auf dem Höhepunkt der kriegerischen Auseinandersetzung rief Nasrallah alle Ägypter und die Armee dazu auf, nach Rafah einzumarschieren und die Grenze zu zerstören – ein hetzerischer Aufruf, der dazu dienen sollte, Unruhen in Ägypten herbeiführen und das Regime (noch mehr) zu destabilisieren.

Nach Kriegsende hatte Ägypten neuerlich versucht, einen andauernden Waffenstillstand zwischen der Hamas und Israel auszuhandeln. Und wieder übte Teheran direkten Druck auf die Hamas aus. Herauskam eine Waffenruhe (Das ist ein qualitativer Unterschied), die seitdem immer wieder höchst zuverlässig durch vereinzelten Kassam-Beschuss gestört wird. (Die Hamas ist mit ihrem Beschuss deshalb so „sparsam“, weil sie wieder fleißig das Tunnelsystem [nach letzten Schätzungen gut 140 km Gesamtlänge] ausbaut und enorme Waffenmengen anhäuft) Auch Kairos Vermittlungsversuche, Fatah und Hamas wieder an einen Tisch zu bringen, schlugen fehl. Und wieder war Order aus Teheran gekommen, die Gespräche abzuwürgen.

Teherans Appetit ist längst noch nicht gestillt. Es betrachtet Ägypten als härtesten Rivalen um die Vorherrschaft in Nahost und als größtes sunnitisches Bollwerk, das sich seinem schiitischen Herrschaftsanspruch entgegenstemmt. Logisch also in diesem Kontext, dass die Hisbollah-Aktionen in Ägypten durchgeführt werden sollten. Mittelfristiges Ziel Teherans bleibt trotz des vorläufigen Fehlschlags die Installation weiterer schiitischer Hisbollah-Trojaner – vorrangig mit dem Ziel, Ägyptens Vermittlerrolle im diplomatischen Prozess um eine Zweistatenlösung zu unterminieren. Und wie gelingt das besser als über innenpolitische Turbulenzen im Land der Pharaonen?

Ägyptens zaghafte Versuche, Friedenslösungen in der Region anzutreiben und der damit verbundene Wunsch, andere arabische Staaten in einen Friedensprozess mit Israel einzubinden, gefährden die Ambitionen des Iran, seine Einflusssphäre in den arabischen Staaten auszudehnen. Deshalb untergräbt Teheran sämtliche Friedensbemühungen, wo es nur kann und spekuliert ebenso wie seine Proxy-Server Hisbollah und Hamas, dass es in Ägypten die größte Aussicht auf Erfolg hat. Ähnlich verhält es sich mit Ägyptens Sicherheitsinteressen in der Golfregion und seiner angestammten Rolle als stabilisierender Regionalmacht dort - auch das ein Hindernis für die Expansionsgelüste Teherans.

Für Präsident Obama und seinen Beraterstab, die sich die Gemengelage von außen ansehen, sollten die Implikationen eigentlich klar sein, oder vielleicht doch nicht? Eine abschließende Regelung des israelisch-palästinensischen Konflikts - so viele Wohlmeinende - sei unabdingbar, wollte die Welt den Expansionsgelüsten des Iran Einhalt gebieten. Sie kann aber nicht die Voraussetzung sein, wie viele "Experten" glauben machen wollen, da Teheran seine aggressive Strategie nicht aufgeben wird, wenn es zur Zweistaatenlösung (oder Dreistaatenlösung?) kommt.

Angeblich überlegt Barack Obama lediglich noch, wann und wo er eine Rede an die Arabische Welt richten will. Falls dies in Kairo geschehen sollte, hat er – trotz aller Unzulänglichkeiten dort – den in dieser Situation vielleicht besten Ort ausgewählt, um dem Iran zu signalisieren, dass dessen Versuche, den Friedensprozess zu torpedieren und damit seine Vormachtstellung auszubauen, nicht von Erfolg gekrönt sein werden.

Aber da müssen die Araber schon mitspielen.

Update, 7. Mai 2009: Ich bin alles andere als ein Prophet, aber das hier bestätigt die oben angesprochenen Fakten: Egypt: We have to keep Teheran in check

Freitag, Mai 01, 2009

Der Zweistaaten-Regenmacher aus Ramallah

Mahmoud Abbas behauptet, dass die israelische Regierung einer Zweistaatenlösung im Weg stehe. Stimmt das oder ist es nur ein Ablenkungsmanöver?

Rechts im Bild: Abbas (arabischer Kampfname Abu Mazen, mit Hamas-Führer Mashaal und Ismail Haniyya, Regierungschef in Gaza, der bei Wikipedia - man staune - als „gemäßigt“ geführt wird. Sie huldigen dem präislamischen Götzenkult der Kaaba).

Der wie immer emsig und sehr sorgfältig arbeitende Mitchell Bard hat sich dazu seine Gedanken gemacht

Gerücht und Fakt zu Abbas’ Zweistaatenvorschlag

Frei übertragen von Castollux ins Deutsche (mit drei kleinen Einschüben und Umbauten, die den Inhalt nicht verändern)

Gerücht:

Abbas ist bereit, einen jüdischen Staat im Rahmen einer Zweistaatenlösung zu akzeptieren.

Fakt:

Der Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas fordert die palästinensische Eigenstaatlichkeit und das israelische Bekenntnis zu einer Zweistaatenlösung, wiederholte aber kürzlich seine althergebrachte extremistische Position, die Israel eine gleichartige Legitimation abspricht: "Ich sage dies ganz deutlich“, erklärte Abbas auf einer Konferenz in Ramallah: "Ich erkenne den jüdischen Staat nicht an; nennen Sie es wie Sie wollen." (1)

Seine Weigerung, den elementar jüdischen Charakter des israelischen Staates anzuerkennen, markiert nur eine der vielen Barrieren, die Abbas entlang der Straße zum Frieden errichtet hat.

2008 unterbreitete der israelische Premierminister Ehud Olmert einen Friedensplan, der die Zweistaatenlösung beinhaltete. Er sah vor, dass Israel sich aus beinahe der gesamten West Bank zurückziehen und Jerusalem auf demographischer Basis aufgeteilt werden würde. Abbas schlug das Angebot aus. (2)

Abbas besteht auch weiterhin auf einem "Rückkehrrecht für alle Flüchtlinge“, einer Position, die kein israelischer Staatschef akzeptieren kann, ohne die Identität und Überlebensfähigkeit des israelischen Staates aufs Spiel zu setzen (Ähnlich wie beim Friedensvorschlag Saudi Arabiens 2002 [Castollux]). Selbst hoch angesehene Palästinenser und Wissenschaftler wie Sari Nusseibeh zweifeln an einer realistischen Umsetzung dieser Forderung. (3)

Erst 2005, als er für seine Präsidentschaft in der PA warb, hielt der "moderate" Abbas eine Fahne der Al Aqsa-Martyrer-Brigaden hoch (Eine von den USA registrierte Mörderbande) und bezeichnete Israel als „Zionistischen Feind." (4)

Einige Tage später - nach seinem Wahlerfolg - widmete Abbas seinen Sieg den "Shahids [Märtyrern] und Gefangenen" und seinem "Shahid-Bruder" Yasser Arafat. (5)

Israels Führer fühlen sich weiterhin dem Frieden verpflichtet, aber, nachdem die Palästinenser wiederholt Angebote zurückgewiesen haben, einen eigenen Staat zu etablieren, sollte allen klar sein, dass das größte Hindernis zu einer Zweistaatenlösung die Führung der Palästinenser und ihre Weigerung seit mehr als 60 Jahren ist, neben einem jüdischen Staat zu leben.

1) Itamar Marcus and Barbara Crook, "Mahmoud Abbas: 'I do not accept the Jewish State, call it what you will,'" Palestinian Media Watch, (April 28, 2009)
2)Ari Shavit, "The two nation-state solution," Haaretz, (April 24, 2009)
3) "Sari Nusseibeh: Palestinians should waive right of return," Ynet, (July 30, 2008)
4) "Abbas Calls Israel 'Zionist Enemy'," CBS News, (January 5, 2005)
5)"Abu Mazen: Little Jihad is Over, Big Jihad Starts," IsraelNN, (January 5, 2005)

Quelle: Mitchell Bard, Jewish Virtual Library

Dienstag, April 28, 2009

Faule Puck-Eier für Uwe Krupp

Ist schon komisch, wie deutsche Eishockeyspieler reagierten, nachdem sie bei der Weltmeisterschaft jetzt in der Schweiz gegen Russland und die Schweiz zwei Niederlagen kassierten:

Sie hatten - trotz ihrer zwei Schlappen bisher - heute gegen den (absoluten) Underdog Frankreich die Chance, ins Viertelfinale einzuziehen und ließen sich das Fell über die Ohren ziehen.

Einfach so...
fast schon wehrlos. Das ärgert mich wahnsinnig, weil mehr drin war.

Sie ließen ihren Trainer - den besten und professionellsten, den der DEB je hatte (außer Hans Zach bisher natürlich) - einfach im Regen stehen und verloren heute auch noch gegen drittklassige Legionäre aus Frankreich.

Wenn die Spieler wissen (und sie wissen das), dass im nächsten Jahr die WM zuhause ausgerichtet wird - ist man dann weniger motiviert, weil man automatisch qualifiziert ist?

Das kann's doch nicht sein!
Das wäre schäbig und gegen die Fans gerichtet, was ich einmal nicht annehme.

Dem Bundestrainer Uwe Krupp (Ehemaliger Weltklasseverteidiger in der NHL, der weltbesten Liga) sollten jetzt alle Möglichkeiten eingeräumt werden, zwischen den Spielern, die nur die DEL im Auge haben, und denen, die auch den DEB als oberstes Ziel sehen, zu unterscheiden.

Die Nationalmannschaft muss für jeden Eishockeyspieler das oberste Ziel sein. Wie beim Fußball.

Wer daran kein Interesse hat sollte zuhause bleiben. Dieses Gewürge bei der Eishockey-Nationalmannschaft muss endlich ein Ende haben.

Qualitität und Enthusiasmus vor angestammten Posten. Nur Leistung darf zählen!

Gegen die Schweiz kann man nach Verlängerung ja noch verlieren (Die hat momentan Qualität) - aber gegen Frankreich? Das ist Arbeitsverweigerung. Uwe Krupp muss unbedingt mehr Kompetenzen bekommen, was den Spielplan der DEL einerseits betrifft und die WM-Vorbereitung andererseits.

Es gibt Eishockeyfreunde in Deutschland, die treue Fans der Nationalmannschaft sind. Nur hat das der DEB noch immer nicht begriffen. Warum werden die Fans der Nationalmannschaft nicht gehört?

So darf es nicht weitergehen.

Sonntag, April 26, 2009

Worte wie in Stein gemeißelt

Jürgen Klinsmann mit den Worten des Wochenendes im Interview mit Sportreporter Béla Réthy nach der Niederlage seines Clubs Bayern München gegen Schalke 04:

"Nun bleibt uns nichts weiter übrig, als positiv nach vorne zu schauen".

Sprach's und grinste natürlich wieder.

Update, Montag, 27.04.09: Aber jetzt hat sich ja alles erledigt.