Mittwoch, November 04, 2009

Palästina in Utrecht: Monetäre History-Tricks eines Pappkameraden

Donnerstagnachmittag letzte Woche, als ich von meinem Hollandurlaub bei meinen geliebten Verwandten zurückkehrte, hatte ich noch ein wenig Zeit, wieder einmal die Umgebung Utrechts abzuradeln, und ich kam auf die Idee, das dort ansässige Geldmuseum zu besuchen, weil es in der Vergangenheit in Verruf geraten war. Die Vecht kannte ich schon – wunderschön.

Kurze Frage (nicht ironisch gemeint) in diesem Zusammenhang an die von mir verehrten Bio-Spezialisten Maxeiner & Miersch: Warum lassen die Holländer die gutmütigen Rind-, Schaf- und Ziegenviecher meistens draußen stehen und wir in Bayern (oft) nicht?

Etwas verwirrend auch der Weg zum Ort der Erkenntnis und das Studium der Straßennamen durch das marokkanisch-türkische Viertel südwestlich des Jaarbeursplein:
Hier scheint die Zeit für manche Zeitgenossen stehen geblieben zu sein: Jaffastraat und Palestine Laan (Palästinaweg).

Bewusstseinsstörung?


Aber nein - mein argloser Freund Kees hat mir versichert, dass die Leute dort keine revanchistischen Ambitionen wegen 1948 hätten. Dann muss es wohl stimmen - weil sie gute Pizzen backen?


Entlang einer mehr oder weniger schlecht romantisierend anmutenden Straße mit pittoresken Hausbooten, die wohl seit Jahrzehnten dort verankert liegen und das Privatleben der Leute sehr sympathisch und derb offenlegen, komme ich zum Ziel - der niederländischen Münzpresse (Inschrift auf der Abbildung: Das Geld, hier aus Metall,bekamen sie niemals zum Fluch, doch immer zum Segen). Dass dort das Geldmuseum untergebracht sein würde, hätte ich nicht gedacht, obwohl das Gebäude ziemlich protzig aussieht.



Doch, psst - nicht weitersagen: Kameras abschalten.

Was für eine Enttäuschung: Ich wollte unbedingt Sami Issa abfotografieren, den Mann, der behauptet hatte, dass es Israel nie gegeben hat, weil es angeblich vorher eine palästinensische Währung gegeben hätte.


Raum 8 im Erdgeschoss des zugegebenermaßen pädagogisch und didaktisch schön gestalteten Museums führte mich dann zur Quelle:


Ich bog links ab und stieß auf einen Irrgarten arabischer Münz- und Prägebeweisstücke und etliche Protagonisten in Lebensgröße - logisch, was sonst.


Sami Issa überfällt sofort mit seiner Präsenz, obwohl er in
nur etwa 1,6 Meter Körpergröße als Pappkamerad aufgebaut ist (war er größer?), weil er gleich links vom Eingang platziert ist.

Er präsentiert eine 5-Pound-Note der Anglo-Palestine Bank Limited (Schade noch einmal, dass ich die nicht fotografieren durfte). Diese Pound-Note ist in Hebräisch, Arabisch und Englisch beschriftet (habe ich nachgeprüft).


Besonders interessant aber, was auf einem drei mal vier Zentimeter großem Hinweisschild angebracht ist und ihn zitiert:

Er sagt dort, dass bis 1917 höchstens 5% aller Einwohner Palästinas Juden gewesen seien und der Staat Israel ein anti-palästinensisch-arabisches Konstrukt sei. Fragt sich nur, welche geografischen Abmessungen Palästinas (und welche) er meint.


Essenz seines kurzen Elaborats: In Palästina können nie Juden gelebt haben, die einen eigenen Staat gewollt haben, weil es sie nicht oder nur in verschwindender Zahl gegeben habe.


Während ich angestrengt über die korrekte niederländische Übersetzung sinnierte, kam eine unschuldige Loreley aus Utrecht in Gestalt einer Museumsangestellten daher, die sich im Verlauf des Gespräches als Catering-Angestellte entpuppte, die in Kleve jobbt und leidlich Deutsch sowie Englisch spricht (Die meisten Niederländer sprechen sehr gut und akzentfrei Englisch - zu vieler Deutschen Schande).


Dumm nur, dass ich ihr erklären musste, dass die jüdische Gemeinde in Holland seit einiger Zeit heftigen Protest gegen die palästinensische Propagandamasche eingelegt hatte. Sie wirkte sehr überrascht. Auch irgendwie logisch, nach zwei Jahren vergeblichem Protest.
Die Angestellte war sehr hübsch und sexy - mein Erfolg hielt sich (deshalb) in Grenzen.

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@Kleine Randnotiz für Tilman: Ich habe die Rezension fertig. Sie kommt als nächster Beitrag.