Donnerstag, Mai 06, 2010

Goldstones Leichen im Keller und Heuchelei pur

Ich habe den von mir übersetzten Text aus dem Media Backspin von HonestReporting der Einfachheit halber hier 1:1 eingestellt, damit er mehr Leser erreicht.

Wer ist Goldstone, dass er über Israel urteilen darf?


HonestReporting Media BackSpin, 6. Mai 2010


Die hebräischsprachige Ausgabe von Yediot Ahronoth berichtet, dass Richter Richard Goldstone 28 schwarze Südafrikaner in den sicheren Tod schickte, als sie während der Apartheid-Ära vor ihm im Gerichtssaal erscheinen mussten.

Und nun, da Yediot und die Blogosphäre Fragen aufwerfen, “was Goldstone eigentlich dazu berechtigt, mit seinem einseitigen Bericht über den Gazakrieg Israel zu verurteilen“, gießt der Jurist mit seiner Replik weiteres Öl ins Feuer.


Zunächst zu Yediots Nachforschungen, die in der morgigen Printausgabe (Freitag) komplett veröffentlicht werden. Jerusalem Central (via Israel Matzav) mit Details vorab:
Yediots Ermittlungen zufolge bestätigte Goldstone die Todesurteile an mindestens 28 angeklagten Schwarzen, die Einspruch gegen ihre Strafen eingelegt hatten (die meisten wegen Mord), und er bekräftigte seine Beihilfe für die Todesurteile in seinen Entscheidungen so, wie er es im Falle eines jungen schwarzen Mannes, der wegen der Erschießung eines weißen Restaurantbesitzers zum Tode verurteilt worden war, schriftlich begründete: “Die Todesstrafe muss den Forderungen der Allgemeinheit genügen, dass Vergeltung für Verbrechen geübt wird, die die Menschen mit Fug und Recht als grauenhaft ansehen”.

Goldstone “erklärte, dass der Galgen die einzige abschreckende Bestrafung in solchen Fällen gewesen ist“, und er schrieb:
“Zorn ist ein relevanter Faktor bei der Auferlegung einer angemessenen Strafe”.
Wow! Ein international prominenter Jurist sagt, dass Zorn ein “relevanter Faktor” bei der Entscheidung für eine angemessene Bestrafung ist? Oh, das klingt wirklich unangemessen, oder nicht? Wenn ein israelischer Richter so eine Behauptung von sich gäbe, könnten Sie sich dann nicht lebhaft vorstellen, welche Empörung dies beim UN-Menschenrechtsrat oder bei Human Rights Watch auslösen würde?

Goldstone antwortete im Gespräch mit Haaretz, dass er nur ein braver Junge gewesen sei, der sich an die Vorschriften gehalten habe:

“Damals ging das Gesetz davon aus, dass bei strafverschärfenden Umständen die Todesstrafe obligatorisch sei”, so Goldstone. “Mein Bedauern bezüglich der Vorgänge damals gilt genauso wie heute und meine Haltung dazu hat sich nicht geändert. Es war [für mich] unangenehm, an einem Prozess mit Todesstrafe beteiligt zu sein – damals wie heute. Und ich war immer gegen dieses Strafmaß. Aber als ich mein Richteramt annahm war ich dem Amtseid verpflichtet.”
Das stinkt ganz gewaltig nach Heuchelei. Erst gestern schaltete Goldstone in der Comment is Free-Rubrik* (CiF) des Guardian auf stur:
“Meiner Meinung nach würde ich heucheln, wenn ich mich weiterhin gegen Verletzungen des Internationalen Rechts und für die Straffreiheit bei Kriegsverbrechen weltweit ausspräche, gleichzeitig aber den Mund hielte, wenn es um Israel ginge, nur weil ich Jude bin.“
Entschiedener Widerspruch!

Goldstones Heuchelei bestand in der aktiven Teilnahme - und das auch noch sehr penibel - in einem Prozess, der in sehr unfairer Weise Schwarze zum Tode verurteilte, und darüber hinaus darin, dass er scheinheilig Israel verurteilte, weil es sich gegen 8 Jahre Raketenbeschuss wehrte.


Yediots am morgigen Freitag (vollständig) erscheinender Bericht wird die Leser sicher nachdenklich stimmen. Bleiben Sie also bitte dran.


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*Hinweis [Castollux]: Bei CiF treiben jede Menge schmutziger Antisemiten ihr Unwesen. Und der Guardian denkt nicht im Traum daran, diese Rubrik endlich auszumisten. Warum sollte er auch, passt es doch in sein Konzept.

Sonntag, Mai 02, 2010

Antisemitismus: Unterschätztes Web

Übernommen aus Medien BackSpin:

Antisemitismus und die neuen Mainstream-Medien

Alex Margolin, HonestReportings Redakteur für Soziale Medien, trägt gelegentlich mit Beiträgen zu relevanten Themen bei. Er zeichnet für HonestReporting bei Facebook verantwortlich.


Andre Oboler, führende Autorität zum Thema Antisemitismus im Internet, forderte kürzlich eine größere Haftungspflicht derjenigen Sozialen Medien, die antisemitische Inhalte auf ihren Webseiten zulassen.

Oboler betont, dass sich die Standards vertretbarer Sprachregelungen zwischen herkömmlichen Medien und Internet unterscheiden. Während offenkundiger Antisemitismus in den Mainstream-Medien inakzeptabel wäre ist auf einigen Internetseiten „Rassismus nicht schlimmer als das falsche Fußballteam zu unterstützen“.


Dieser Normenverlust, so Oboler, stellt eine Gefahr dar, der man sich stellen muss: „Wenn die Online-Gesellschaft fortfährt, ein moralisches Vakuum zu erzeugen, kann der Verlust an Achtung vor der Menschenwürde bald auf die ‚reale’ Welt ausstrahlen“.


Oboler hat Recht – nicht nur bezüglich Hasspredigten. Jede Webseite, die Raum für Beleidigungen und Falschdarstellungen zu Israel gibt, sollte genauso zur Rechenschaft gezogen werden wie die traditionellen Medien. Wie Oboler unterstreicht, erfahren einige dieser Plattformen eine bisher nie dagewesene Aufmerksamkeit:
YouTube z.B. hat eine fünfzigfach höhere Zugriffszahl als die Verbreitung der 10 größten amerikanischen Tageszeitungen zusammen. Darf ein solch machtvolles Medium wirklich ohne Aufsicht des Gesetzgebers existieren? Ist mit der Macht, die Unternehmen wie Youtube ausüben, nicht auch eine Verpflichtung der Gesellschaft gegenüber verbunden?
Staatliche Aufsicht ist ein Aspekt der Lösung. Zweifellos sollte Material, das in Sozialen Medien wie Facebook und MySpace veröffentlicht wird, oder Inhalt auf kommerziellen Dienstleistung wie Flickr mit zigmillionen Nutzern, ebenso einer Aufsicht unterliegen wie jedes Mitglied der Mainstream-Medien.

Ändern muss sich aber auch die allgemeine öffentliche Haltung gegenüber Sozialen Medien und dem Internet. Solange die Öffentlichkeit eine Trennung zwischen „traditionellen“ und „neuen Medien“ wahrnimmt, wird Doppelmoral überwiegen. Eine bessere Benennung wäre „Die neuen Mainstream-Medien“, bezogen auf die größten Mitglieder beider Gruppen, die nach den gleichen Standards funktionieren.


Die neuen Mainstream-Medien würden traditionelle Konsumenten der NY Times und des Wall Street Journals neben Facebook-, Twitter-, YouTube-Nutzern und denen anderer riesiger Sozialer Medien einreihen. Dasselbe gilt für enorm viel besuchte Webseiten wie Huffington Post, die auf dem besten Wege ist, die NY Times schon 2010 bei den Online-Zugriffen zu überflügeln. Und wie es aussieht findet der Umbruch gerade statt. Zum ersten Mal wurde mit ProPublica eine rein online betriebene Medienplattform mit dem Pulitzer-Preis für Berichterstattung ausgezeichnet.


Diese Form der Anerkennung könnte mehr Übernahme von Verantwortung für alle Online-Plattformen nach sich ziehen – aber nur, wenn die Öffentlichkeit das auch fordert.


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Kürzlich bei Alex nachzulesen: Nichts mehr gratis?