Sonntag, April 11, 2010

Ich liebe Karikaturen (2): Schlitzwahl

Kamal Sharaf liegt nicht so recht im Trend....

Der Mann zur Frau: “Ich glaube an die Demokratie. Du hast drei Wahlmöglichkeiten. Entscheide dich für eine, die zu dir passt."

Karikaturist: Kamal Sharaf

Quelle (via
MEMRI): Al-Jumhouriyya (Yemen), 9. April 2010

Die islamische Mondsichel über Jerusalem: Eine Schimäre*

Dr. Mordechai Kedar ist Dozent für Arabisch an der Bar-Ilan-Universität in Ramat Gan und hat zum Thema einen Beitrag geschrieben. Castollux hat ihn ins Deutsche übertragen, sprachlich etwas an den eigenen Stil angepasst und Zusatzinformationen eingefügt.

Die Islamisierung Jerusalems


Obwohl die Bedeutung Jerusalems für Christen und Juden unbestritten auch heute Teil der Geschichte und Theologie ist, vernehmen wir immer wieder von Arabern und Muslimen die Forderung, dass Jerusalem wegen der Hervorhebung seiner Heiligkeit im Islam Hauptstadt eines zukünftigen palästinensischen Staats werden müsse.


Doch stellt sich die Frage: Wann und wie wurde diese Stadt für die Moslems heilig? (1)

* Zur Abbildung rechts: Vorislamischer arabischer Allah, über ihm der Mond. Der islamische Allah darf nicht abgebildet werden. Dafür der Mond und Allahs Töchter, "die Sterne". Die Heiligtümer in Mekka basieren auf der heidnisch-arabischen Steineverehrung. Mehr Info zum Kult hier.

Als Mohammad den Islam etablierte, brachte er ein Minimum an Innovationen ein. Er übernahm die als heilig benannten Personen, die historischen Legenden und heiligen Stätten des Juden- sowie des Christentums, und selbst heidnische Elemente, indem er sie islamisch umdeutete. Geht es nach dem Islam, dann war Abraham der erste Moslem, Jesus und Johannes, dazu die Söhne Mariens und die Schwestern Moses und Aarons Propheten und Wächter des Zweiten Himmels (2).


Viele der biblischen Geschichten („asatir Al-awwalin"), die den heidnischen Arabern in der vorislamischen Epoche vertraut waren, wurden islamisch uminterpretiert. Koran und Hadithe (mündliche islamische Überlieferungen) sind voll davon.


Die Islamisierung wurde sowohl an Orten als auch Personen dingfest gemacht: Mekka und der Heilige Stein (Al-Ka'bah) waren heilige Orte der vorislamischen heidnischen Araber. Die Omajjaden-Moschee in Damaskus und die Große Moschee in Istanbul wurden über christlich-byzantinischen Kirchen errichtet - zwei weltweit bekannte Belege für den Umgang des Islam mit den Heiligtümern anderer Glaubensrichtungen.


Auch Jerusalem machte eine Islamisierung durch: Zunächst versuchte Mohammed, die Juden in/bei Medina vom Beitritt in seine entstehende Gemeinde zu überzeugen. Mit seiner Überredungskunst führte er die Gebetsrichtung (kiblah) gen Norden ein, also Jerusalem. Nachdem er aber mit dieser Methode bei den Juden nicht punkten konnte, richtete sich sein Hass gegen sie; er tötete viele von ihnen und änderte die Gebetsrechtung nach Süden, also gen Mekka.


Mohammeds Verzicht auf Jerusalem erklärt die Tatsache, dass die Stadt kein einziges Mal im Koran erwähnt wird (3). Als die Muslime Palästina erobert hatten, war Ramlah (30 km westlich von Jerusalem) seine Hauptstadt - ein Indiz dafür, dass die Bedeutung Jerusalems keine Relevanz besaß.


Wiederentdeckt durch den Islam wurde Jerusalem 50 Jahre nach Mohammeds Tod. Im Jahr 682 n. Chr. inszenierte Abd Allah ibn al-Zubayr einen Aufstand gegen die islamischen Machthaber in Damaskus, nahm Mekka gewaltsam ein und verwehrte die Hadsch-Reisen dorthin. Omajjaden-Kalif Abd al-Malik brauchte nun eine alternative Pilgerstätte und entschied sich für das von ihm kontrollierte Jerusalem. Um seine Wahl zu legitimieren wählte er einen Vers aus dem Koran (17,1), in dem es heißt:

„Ruhm sei ihm, der seinen Diener veranlasst hat, bei Nacht von der Heiligen Moschee zur Entferntesten Moschee zu reisen, deren Bezirk wir gesegnet haben, um ihm einige unserer Zeichen zu zeigen, Er ist wahrlich der All-Hörende, All-Sehende.“ (Transkript Majid Fakhri).
Die dem Vers zugeschriebene Bedeutung liegt darin, dass die „Entfernteste Moschee“ (al-masgid al-aqsa) in Jerusalem steht (siehe auch al-Jallalayn) und dass Mohammed dort eines Nachts auf dem Rücken des magischen Pferdes al-Buraq erschien, das den Kopf einer Frau trug, dazu Flügeln eines Adlers, den Schwanz eines Pfaues und Hufe, die den Horizont streiften. Er leinte das Pferd an der Westmauer des Tempelbergs an und stieg von dort zusammen mit dem Engel Gabriel in den siebten Himmel auf. Auf dem Weg dorthin begegnete er den Propheten anderer Religionen, die dort als Wächter des Himmels fungieren: Adam, Jesus, Johannes, Josef, Idris (= Seth?), Aaron, Moses and Abraham. Sie alle begleiteten ihn auf dem Weg zu Allah und erkannten ihn als ihren Meister an.

So versucht der Islam sich also über andere, ältere Religionen zu legitimieren, indem er ein Szenario schafft, in dem vorherige Propheten Mohammeds Vorherrschaft anerkennen und ihn zum „Siegel der Propheten“ machen (Khatam al-Anbiya). Dieser Legende zufolge kam der Islam in die Welt, um Judentum und Christentum zu ersetzen, und nicht neben ihnen zu existieren.


Ironischerweise widerspricht der wundersame (Himmelfahrts-) Bericht einer Anzahl von Glaubensgrundsätzen im Islam. Wie kann ein lebender Mann aus Fleisch und Blut in den Himmel auffahren? Kann ein Fabelwesen wie das magische Pferd einen Normalsterblichen zu einem realen Ziel führen? Fragen wie diese haben orthodoxe muslimische Denker zu dem Schluss veranlasst, die nächtliche Reise hätte sich in einem Traum Mohammeds abgespielt. Reise und Himmelfahrt geben dem Islam also die Möglichkeit, gegenüber der Bibel noch „eins draufzusatteln“: Moses stieg „nur“ auf den Berg Sinai und kam dem Himmel nahe, während Mohammed den ganzen Weg hinauf zu Allah ging, und das noch aus Jerusalem.


Zudem gibt es Schwierigkeiten mit der Annahme, dass die in der islamischen Tradition beschriebene Al-Aqsa Moschee sich in Jerusalem befinde:


Zunächst jedenfalls glaubten die Mekkaner, die Mohammed gut kannten, diese Geschichte nicht. Lediglich Abu Bakr (der spätere erste Kalif) glaubte daran, weswegen er al-Siqqid („der Gläubige“) genannt wurde. Die zweite Schwierigkeit besteht in der islamischen Überlieferung selbst, die davon ausgeht, dass die Al-Aqsa-Moschee nahe Mekka auf der Arabischen Halbinsel liegt. Dies wurde im „Kitab al-Maghazi“, einem Werk des muslimischen Historikers und Geographen al-Waqidi, zweifelsfrei festgestellt.


Al-Waqidi geht von zwei Gebetsstätten („masjed“) aus, beide in al-Gi’irranah, einem Ort zwischen Mekka und Ta’if: eine war die „Nahe Moschee“ (al-masjid al-adna) und die andere die „Entferntere Moschee“ (al-masjid al-aqsa), wo Mohammed zu beten pflegte, bevor er die Stadt ver-ließ. Die Beschreibung al-Waqidis jedoch, die von etlichen Autoritäten (isnads) unterstützt wurde, passte der islamischen Propaganda des 7. Jahrhunderts nicht ins Konzept.


Um die „Heiligkeit“ Jerusalems im Islam zu zementieren, konstruierten die Omajjaden-Kalifen etliche „Traditionen“, die die Bedeutung Jerusalems für den Islam stützen (“fadha’il bayt al-Maqdis”) und Pilgerreisen gläubiger Muslime nach Jerusalem rechtfertigen sollten. Also wurde al-Masjid al-Aqsa nach Jerusalem „verlegt“. Saladin griff später den Mythos von al-Aqsa und die dazugehörigen Traditionen auf, um die muslimischen Krieger im 12. Jahrhundert gegen die Kreuzfahrer zu rekrutieren.


Ein weiteres Ziel der Islamisierung Jerusalems bestand in der Aushöhlung der Legitimierung beider älterer Religionen, Judentum und Christentum, die Jerusalem als heilige Stadt betrachten. Da sie - jeder auf seine Weise - das Wort Gottes verändert und entstellt hätten (“ghyyarou wa-baddalou”), wird der Islam als die einzig legitime Religion präsentiert, die die anderen beiden ersetzen soll (4)


Obwohl Judentum und Christentum Seite an Seite in Jerusalem existieren können, bezichtigt der Islam sie beide des Verrats an Allah und seinen Lehrern; er hat stets alles in seiner Macht Stehende getan (und wird es auch weiter tun), beide aus der Stadt zu vertreiben. Überdies findet diese Vertreibung auch rückwirkend statt: Die islamischen Sprecher palästinensischer Radiosender behaupten unisono, dass die Juden niemals einen Tempel auf dem Tempelberg gehabt hätten und zwei schon gar nicht (Wo hat dann Jesus gepredigt?).


Der säkulare Arafat (fragen Sie die Hamas) machte genau das nach, was die Omajjaden-Kalifen 1.300 Jahre vorher taten: Er ordnete die Heiligkeit von Jerusalem an, um seine politischen Ziele durchzusetzen. Da laut Islam Juden und Christen unrein seien und der Zorn Gottes auf ihnen laste, könne Arafat den Juden die Kontrolle über Jerusalem nicht erlauben. (5)


Aus Sicht des Koran haben die Juden die heiligen Schreiben verfälscht, die dem Islam offenbart wurden (2.73; 3.72); sie haben Gottes Zeichen missachtet und geleugnet (3,63). Da sie den Bund mit [dem islamischen] Gott brachen (4,154), verfluchte Er sie, und sie sind auf ewig Erben der Hölle (3,112). Warum also hätte Arafat den Juden zugute auf Jerusalem verzichten sollen?


Die palästinensischen Medien heutzutage sind voll mit Jihad-Botschaften und Aufrufen, den national-politischen Konflikt zwischen Palästinensern und Israel in einen religiös-islamischen Krieg zwischen Moslems und Juden auszuweiten. Für die palästinensischen Medien kommt das Christentum dabei nicht besser weg als das Judentum: Beide „büßten“ ihr Recht ein, über Jerusalem zu herrschen.


Nur der Islam, die „Religion der Wahrheit“ (Din Al-Haqq), besitzt dieses Recht, und das auf ewig. Dies war und ist Leitmotiv der Freitagspredigten in den palästinensischen Moscheen und den offiziellen Medien.


Da die Heiligkeit Jerusalems für den Islam seit je her politisch motiviert war und sich daran nichts ändert, würde jeder palästinensische Politiker seinen Kopf riskieren, wenn er diesen Anspruch aufgäbe.(6)


Müssen Juden- und Christentum auf die Mythen reagieren, die in den islamischen Texten angesprochen und in Mohammeds Träumen ausgemalt wurden - lange Zeit, nachdem sich Jerusalem als das Zentrum dieser beiden Religionen, die dem Islam vorangingen, etabliert hatte? Soll Israel auf seine Hauptstadt verzichten, nur weil Muslime sich dafür entschieden haben, die politischen Probleme der Omajjaden zu entsorgen - 1.250 Jahre, nachdem das Kapitel über ihre Rolle in der Geschichte geschlossen worden ist?


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Anmerkungen:


(1) Dazu auch eine hervorragende Analyse von Daniel Pipes aus dem Jahr 2001: Der moslemische Anspruch auf Jerusalem


(2) Der Koran kennt 7 Himmel. Interessant übrigens, dass die Mormonen-Sekte in ihrem Buch Mormon auch diese Zahl angibt.


(3) Die Idee, Jerusalem sei der Ausgangspunkt der Nachtreise Mohammeds gewesen, wird aus Sure 17,1 interpretiert. Diese ist unter den Koranversen im 240 Meter langen Zierstreifen des Felsendoms aber nicht enthalten. Als „ferne Moschee“ kommt der Felsendom nicht in Frage, da er gar nicht zur Moschee geweiht und erst nach dem Tod Mohammeds gebaut wurde.


(4) Zu den angeblichen Fälschungen der Heiligen Schriften durch Juden und Christen siehe drittes Kapitel aus M.J. Kister: „haddithu `ein bani isra'il Wala haraja“, in IOS 2 1972, S. 215-239, Printausgabe. Kister zitiert dort Dutzende islamischer Quellen.


(5) „Al-maghdhoub `alayhim“; Koran 1.7, in Al-Jalalayn und anderen Kommentaren. (Verszahlen können aufgrund verschiedener Ausgaben des Korans etwas variieren). Die Juden sind die Söhne der Affen und der Schweine (5.60). Zur Vorstellung, Juden seien mit Schweinen und Affen verwandt, z.B. auch Musnad Al-Imam Ahmad ibn Hanbal, (Beirut 1969) Band 3, S. 241. Auch die Seiten 348, 395, 397, 421 und Band 6, S. 135.


Hattip:
Mr. Moe


Quelle: Hudson NY