Samstag, November 13, 2010

Was ich mag und was ich nicht mag

Was ich mag:

- Menschen, die Empathie und Interesse für Andere aufbringen können. Das steht für mich an erster Stelle.

- Freunde, die mir ins Gewissen reden, wenn sie es ehrlich mit mir meinen.

- Freunde, dir mir widersprechen, statt zu schweigen und abzuwarten, bis ich wieder etwas schreibe, was ihnen passt.

- Freunde, die den Kontakt mit mir suchen, weil sie mich um meiner selbst willen gern haben.

- Menschen, die geradlinig und offen auf mich zugehen.

- Menschen, die auch zwischen den Zeilen lesen können.

- Menschen, die im Gespräch antizipieren können, weil sie (aufmerksam) zuhören.

- Menschen (Freunde), die außen knorrig und innen weich sind.

- Menschen, die Vorurteile erst einmal an sich selbst abgleichen.

- Menschen, die sich selbst ab und zu in Frage stellen, was ihre Lernfähigkeit betrifft.

- Freunde, die auch ab und zu „Ich habe dich gern“ sagen können, ohne dass sie sich verbiegen müssen.

- Gegner, die mir Respekt zollen, wenn ich auch einmal richtig liege.

- Gegner, die meine Aussagen nicht entstellend wiedergeben.

- Gegner, die aus den Kontakten mit mir keinen Eigennutz ziehen.


Was ich nicht mag:

Da gibt’s eigentlich nicht so viel, weil ich prinzipiell positiv eingestellt bin und schlechte Erfahrungen schnell abhake:

- Menschen, die sich verstellen und unaufrichtig sind.

- Menschen, die etwas von mir wollen oder erwarten, ohne selbst etwas zu geben.

- Menschen (oder Gruppierungen), die sich abschotten, weil sie sich als elitäre Gemeinschaft verstehen.

- Menschen, die nicht zur Vergebung bereit sind, wenn von der anderen (oder meiner) Seite Einsicht gezeigt wird.

- unzuverlässige „Freunde“, die nur mit sich selbst beschäftigt sind.

- „Freunde“, die sich nur selbst bestätigt sehen wollen.

- Menschen, die den Kontakt mit mir nur nutzen, um irgendwelche Vorteile daraus zu ziehen.

- Menschen, die mir versichern, wie gern sie mich haben, aber hinter meinem Rücken agieren (gibt es leider in der Bloggerszene).

Frauen an Preisschildern: Wie man Fakten iranisch abcheckt

Aus der von mir übersetzten Webseite HonestReporting*

Kürzlich organisierte eine Menschenrechtsgruppe gegen Frauenhandel im Dizengoff Center in Tel Aviv eine Ausstellung, in der Frauen mit angehefteten Preisschildern zu sehen waren – so, als wären sie zum Verkauf feilgeboten. Absicht: öffentliches Bewusstsein wecken und Unterschriften sammeln.


Foto: Haaretz

Die Schockwirkung zahlte sich aus: Haaretz zufolge „reagierten sehr wenige Passanten negativ oder gleichgültig” und Hunderte unterzeichneten die Petition.

Dies zog auch die Aufmerksamkeit der iranischen Webseite Rajanews auf sich. Israelity erklärt, was dann passierte:
Die iranische News-Webseite Rajanews griff die Geschichte auf. Aber statt sie in den richtigen Kontext zu setzen, titelte sie das Stück mit „Prostitution in Israel“, dazu mit einer Bildunterschrift zum eingefügten Foto (direkt von der Haaretz-Webseite entnommen), die „Sklavenmarkt in Israel“ suggerierte. Der Artikel führte dann weiter aus, „mehr Licht“ auf moderne Sklaverei in Israel zu „werfen“, einem „Land, das von sich behauptet, eine Demokratie zu sein“.

Das iranische „Missverständnis“ (wenn man es freundlich interpretiert), wurde von Mohammad Memarian publik gemacht, einem iranischen Blogger der Webseite Mideast Youth, der seine Landsleute sowohl für die Veröffentlichung der Verleumdung als auch für die nicht sofort erfolgte Zurückweisung der Erdichtung zurechtwies.


Man kann Rajanews zugute halten, dass sie den Artikel wieder löschte, aber man kann ihn immer noch auf Webseiten wie dieser lesen (in persisch).


Gehen wir einmal davon aus, dass sämtliche Flecken auf Israels Haut getilgt wurden. Unwahrheiten können berichtet werden, aber Gott bewahre, sollte es irgendwelche ähnlichen Unanständigkeiten im iranischen Web geben.
Mideast Youth’s Kritik trifft den Nagel auf den Kopf:
Ganz ehrlich gesagt kann ich mir schwer vorstellen, dass so eindeutig verfasste Artikel wie dieser in Haaretz ein so derbes Missverständnis erzeugen können. Eher ist davon auszugehen, dass der ursprünglich befasste Nachrichtenredakteur oder Übersetzer die Geschichte verfälscht hatte in der Annahme, dass sich niemand jemals (zu-) trauen würde, die Wahrheit herauszufinden. Solch eine bittere Tatsache wie diese unbeholfene Verzerrung der Wahrheit dient immer noch als passendes Instrument, die Hirne der Leser zu manipulieren.
Faktencheck auf iranisch.

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*Ich übersetze für diesen Medien Watchdog zusammen mit Heplev
seit 2006.

Mittwoch, November 10, 2010

9. November: Nebelkerzen in der Augsburger Synagoge

Als ich vorgestern Abend in der Augsburger Synagoge eintraf, um nach 2008 wieder einmal der Gedenkfeier zum 9. November 1938 beizuwohnen, hatte ich sowieso keine großen Erwartungen bezüglich inhaltlich substantieller Reden. Ein Beispiel für eine wirklich gelungene Rede, wenn auch einem anderen Anlass gewidmet und mindestens ebenso relevant hier: Teil 1; Teil 2*

Optimistisch, wie ich nun mal bin, ging ich dennoch mit der Erwartung in die Synagoge, endlich einmal Klartext zu hören, was den Antisemitismus betrifft, der sich in der Mitte unserer Gesellschaft, in unseren christlichen und islamischen Communities, allen Parteien, Gewerkschaften und bräsig verseuchten Feuilletons seit einigen Jahren hoffähig gemacht hat. Und ich hoffte auch ein wenig auf Rabbiner Henry Brandt, der mit seiner Meinung sonst selten hinter dem
Horeb hält.

Doch der Reihe nach:


Als ich Rucksack, Fahrradhelm und Windjacke im Schließfach des Eingangsbereichs verstaut hatte, hörte ich die Stimmen zweier älterer Frauen, die an mir vorbeiliefen und beinahe
hagziss-mäßig raunten**:

Frau 1: „Saukalt ist es heute“,

worauf Frau 2 antwortete:

„Ausgerechnet bei diesem Ereignis, stimmt - und letztes Jahr war es angenehmer“.


Ein sauschlechter Gedenktag-Wellness-Einstieg also für diese Damen.


Da ich die Gemeinde, den Kantor (seit kurzem) und die Gemeindevorsteher seit einigen Jahren persönlich kenne, war ich auf die Veranstaltung relativ gut vorbereitet. Außerdem lagen auf den Bänken Handzettel mit dem Programmablauf aus.


Ich setzte mich also nach vorn in die Sitzreihe 8 und sicherte mir einen Platz am konservativ-rechten Rand - was sonst?, weil ich dort besser Notizen machen konnte und nicht stören wollte.


Was mir sofort auffiel: Etliche Plätze in den reservierten 7 Reihen davor blieben unbesetzt.


Zufall? Und warum?


Teil 1 ist schnell erzählt: Der Gemeindevorsteher sprach ein Grußwort.


„Die Traumata reichen bis in die heutige Zeit hinein“, so seine wenig überraschende Feststellung, die wohl jeder vernünftig denkende Mensch mit einem Funken Empathie und kritischem Gegenwartsbezug nachvollziehen kann. Aber Eröffnungsreden müssen wohl so und nicht anders formuliert werden, um den nachfolgenden Rednern die Gelegenheit zu geben, sich wesentlich israelfreundlicher zu gerieren als es ihrem Alltagsverständnis entspricht. Danach folgte noch ein Abriss der Synagogenhistorie seit 1917.


Dann kam Kurt:


Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl (Mitglied meiner Partei, der CSU), tat sich offensichtlich schwer mit seiner Grußbotschaft an die Anwesenden. Und er war nervös, was ich verstehen kann, weil er erst seit zwei Jahren im Amt ist.


Seine Botschaft hörte sich teilweise so an wie verhärmt Gestanztes von Neues Deutschland, Frankfurter Rundschau, Süddeutsche Zeitung und ähnlich inspirierten linken Mainstream-Blättern antizionistischer Provenience in einem Whirlpool - sicher aber nicht so, wie es der Bayernkurier wesentlich besser gebracht hätte.


Hier ein paar weichgespülte Schnipsel, die ich notierte:


„Sorge mich sehr“ (Um was?)

„Ich will nie wieder Hassparolen hören; stattdessen Bürger des Lachens“

„Wir lassen nichts gewähren“
(damit meinte er Neonazi-Aufmärsche. Und wie ist es mit Islam-Faschisten?)


„Ich bin stolz auf diese Stadtgesellschaft“ (Sorry - ich nicht, so lange islamische Durchgedrehte und Linksradikale von der Kritik Gribls und „multikulturellen“ Organisationen dieser Stadt ausgeblendet werden).

„Wir haben Aktionen gegen Rechtsextremismus geführt“ (Na toll: Wir sind alle dafür: aber antisemitische Aktionen von Muslimen, Grünen und Linken während des Gazakrieges sind vernachlässigbar? Fehlanzeige!).

Kompliment an Gribl aber für folgende wichtige Anmerkungen, die er leider nicht näher ausführte; und da hatte er seine stärksten Momente:


“Gedenken als Pflichtübung“ (allerdings ohne konsequente Handlungsanweisung für heute; und warum nicht näher ausgeführt?)

„Schaufenster- oder Nischentag“….

Ich hätte mir gewünscht, dass er diese Passagen intensiver angesprochen und ausgeführt hätte, und warum er sie so formulierte.

Musik gab es zwischendurch natürlich auch. Und ganz ehrlich: Die hat mich am meisten beeindruckt (u.a. die von Benjamin Britten).
Wenn man seine Kompositionen hört braucht man eigentlich keine Ansprachen mehr: Seine in Mark und Bein gehenden musikalischen Bibelinterpretationen sind unübertrefflich. Großartig auch Kantor Nikola David.

Ein Juwel.


Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich ihm begegnen durfte, und ich hoffe, dass daraus eine Freundschaft erwächst.


Ja, und dann kam mein theologischer Kollege Regionalbischof Grabow - gewandet in lutherischem Talar und Kippa auf dem Kopf. Herr Grabow formulierte sein persönliches Entsetzen, als er als Kind von der Pogromnacht erfuhr:


Wiederum Auszüge:


„Ich habe nächtelang nicht geschlafen“
(Hinweis: Bischof Grabow ist 1954 geboren)


Und dann:


„Wo müssen wir heute gegen Antisemitismus aufstehen?“
(Gute Frage. Packen wir’s an!)


„Verordnete Betroffenheit funktioniert nicht“
(warum hat Grabow das nicht näher ausgeführt?)


Und dann historische Heimholungskultur pur:


„Der 9. November 1938 findet in den Medien praktisch nicht statt“.

Gut, der Bischof hatte dann seine Pflicht getan, Geschichtsunterricht gegeben und Rabbi Brandt sprach das Kaddisch.
Das war’s dann auch.

Von islamischem oder linksextremem Antisemitismus während der ganzen Veranstaltung kein einziges Wort. Nicht einmal der Name Ahmadinejad ist gefallen.


Dennoch: Ich werde
auch die Gedenkfeier 2011 besuchen.

Ein unbedingter Reflex sozusagen.


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*Dank an Blogger „Carl“ für den Link!
**Alle Zitate im nachfolgenden Text habe ich nicht wortwörtlich übernommen, dennoch inhaltlich korrekt wiedergegeben.

Sonntag, November 07, 2010

Natürlich haben es wieder die Juden eingefädelt

Karikaturist Alla Al-Laqta von der Tageszeitung Al-Sharq (Katar) packt wieder einmal ganz tief in seine Trickkiste:

Hinter den Anschlägen auf christliche Kirchen im Irak und Nahost steckten die Juden, so seine perfide Anspielung - wer sonst?
Juden stiften Kämpfer der Friedensreligion(©) zum Morden an (Selbstdarstellung der Kameraden von der islamistischen Front hier). Wieder mal gut hingeschmiert.

Aber selbst diese hirnrissige "Interpretation" wird hierzulande gerne aufgenommen, wetten?

Quelle: MEMRI

Die Protokolle der Weisen von Zion gehörten seit je her zur Ausbildungs- und Verbreitungslektüre dieses widerlichen Schmierfinken.

Weitere Beispiele aus der künstlerischen Vergangenheit
Al-Laqtas kann man hier bestaunen.