Mittwoch, Juni 03, 2009

Wessen Empörung ist glaubwürdig?

Interessante und provovozierende Karikatur, die die Heuchelei Obamas in der Abtreibungsfrage aufs Korn nimmt. Auf den Zeitungsschnipsel im Vordergrund kommt es an:
Abtreibungsarzt ermordet. Präsident Obama schockiert und empört.

Ich denke, ihr versteht mich richtig. Mord ist Mord – auch der an Dr. Tiller. Und es darf keine religiöse Ausrede dafür geben. Der Mörder muss genauso behandelt und abgeurteilt werden wie jeder andere gewöhnliche Kriminelle auch. Er darf auch keine Plattform für eine irgendwie geartete "Rechtfertigung" bekommen.
Ebenso verbietet es sich für gläubige Menschen, davon zu sprechen, dass Dr. Tiller seine "gerechte Strafe" bekommen habe. Das steht uns nicht zu und wäre hochmütig.

Aber Obama muss sich den Vorwurf der Heuchelei gefallen lassen, weil er der (Spät-) Abtreibung zugestimmt hat und von vielen Abtreibungsbefürwortern dafür ins Amt gewählt wurde. Merkwürdigerweise hat ihn das sehr wenig empört bzw. schockiert. Schließlich werden ungeborene Kinder auch nicht öffentlichkeitswirksam auf dem Weg zur Arbeit umgebracht sondern möglichst geräuschlos. Darum und um die damit im Zusammenhang unterschiedlich verteilte Empörung geht es dem christlichen Karikaturisten zu Recht, wie ich meine - und um nichts anderes.

Auch der euphemisierende Einwand, dass Abtreibung kein Mord sei, hilft da nicht weiter. Und die scheinheilige Ausrede, dass man zuerst lebende Menschen schützen soll, erst recht nicht, denn man kann das Eine tun ohne das Andere zu lassen. Wenn's um das Recht von ungeborenen Kindern geht, ist es sehr schnell vorbei mit der Empörung. Und Menschenrechte beziehen sich, so viel ich weiß, auf alle Menschen - auch auf ungeborene. Entweder ist die Würde des Menschen in jeder Situation (im Friedensfall) unantastbar oder ich lasse es bleiben.

Man wird in der Abtreibungsdiskussion immer zwei konträre Positionen vorfinden: Diejenige, die aus Glaubensmotiven heraus und unterschiedlich emotional argumentiert und jene, die eher Nützlichkeits- oder "Sozialinteressen" ins Feld führt und ebenso unterschiedlich emotional argumentiert. Deshalb wird es hier immer unüberbrückbare Gegensätze geben.

Wie diese Positionen vertreten werden und welch' haarsträubende Argumente teilweise zu lesen sind, kann man in den Kommentaren zur Karikatur sehen. Klar, dass die "Empörung" über Gary McCoy groß war....

Aber entweder ist unschuldiges entstehendes menschliches Leben prinzipiell schützenswert - gleich in welchem Zustand, und folglich dessen Tötung (Ermordung) zu ächten oder man wird unglaubwürdig.

Die Ausrede eines Leserbreifschreibers, dass Abtreibung legal sei und die Tötung von Abtreibungsärzten ein Verbrechen, zeigt deutlich, worum es diesen Leuten geht: Sie wollen ihr schlechtes Gewissen beruhigen, indem sie dem Gesetzgeber die Verantwortung für ihr Tun und ihre individuelle Schuld übertragen.

Im Übrigen: Es gibt m.E. einen Fall, wo Abtreibung unvermeidbar ist - wenn Mutter oder Kind bei der Geburt sterben würden. Aber Behinderung ist kein Argument für Abtreibung. Und auch Kinder, die durch eine Vergewaltigung gezeugt wurden, haben ein Recht auf Leben und Glück. Wer dagegen einen Einwand hat, sollte ihn sorgfältig vorbringen. Es gibt keinen Grund, diesen Kindern das Recht auf Leben zu versagen, auch wenn dies von der Mutter aus verständlichen Gründen abgelehnt wird. Gottes Verheißung gilt allen Menschen - auch den Kindern, die aus Vergewaltigungen entstehen. Viele nichtgläubige Menschen mögen das anders sehen - aber ich sagte es ja schon oben: Hier gibt es unüberbrückbare Gegensätze.

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