Samstag, September 04, 2010

Meißen-Prag-Meißen-Augsburg: Radtour 2010

Wunderschön war sie wieder, die große Radtour diesen August mit meinem Bruder Hans, der aus Holland anreiste.

Statt mit einem staubtrockenen Text zu langweilen, hier etliche Fotos mit kurzer Erläuterung. Zum Vergrößern einfach die Bilder anklicken.

Einen Tag vor der Abfahrt Richtung Meißen dieser schöne Regenbogen als gutes Omen in Augsburg.

Ein kurzer Abstecher führte uns nach Wittenberg. Auf dem Turm der Schlosskirche (Bildmitte) ist Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen zu lesen; in der Kirche selbst sind Luther und Melanchthon bestattet. 1983, als ich das letzte Mal in Wittenberg war, sah es dort noch ziemlich trostlos aus. Heute ist das Stadtzentrum in einem wesentlich besseren Zustand. Überall wird fleißig renoviert.

Meißen: Ganz schön imposant, wie der Dom hoch über der Elbe thront.

In der Altstadt besteht aber noch jede Menge Renovierungsbedarf.

Beeindruckend auch der Radweg unterhalb des Doms beim Start, der uns einen Vorgeschmack auf das lieferte, was uns später noch erwarten sollte.

Die Dresdener Frauenkirche muss man einfach gesehen haben....

Ein überwältigender Anblick auch im Innern

In Pirna stand der Radweg auch unter Wasser, was diese Wildgans nicht juckte. Zu nahe kommen wollte ich ihr allerdings nicht. Diese Viecher können ganz schön zwicken. Pirna hatte neben Dresden und Grimma unter dem Jahrhunderthochwasser im Jahr 2002 besonders stark zu leiden. Damals stand das Wasser gut 8 Meter höher als auf diesem Foto und überschwemmte die Innenstadt.

Die Fahrt durchs Elbsandsteingebirge Richtung Tschechien hielt genau das, was wir uns davon versprochen hatten. Traumhaft schöne und bizarre Felsformationen, die sich beiderseits der Elbe auftürmen. Hier im Bild die vielleicht berühmteste Passage mit der eingebauten Aussichtsbrücke. Die Bäume sehen von unten aus wie Streichhölzer...

Die heftigen Regenfälle der vorangegangenen Tage hatten nicht nur dafür gesorgt, dass die Elbe über die ihre Ufer trat - auch der Berg stattete hier oder dort dem Tal einen Besuch ab. Bei dieser kleinen Eisenbahnunterführung nach Pirna mussten wir etwa 150 Meter Geröllhaufen überwinden - zu Fuß natürlich (Im Hintergrund schleppe ich eben mein Fahrrad durch [zusätzliches Gewicht wegen des Gepäcks nicht vergessen!]). War nicht ganz ungefährlich, weil jeder Fehltritt eine Verletzung bedeuten konnte. Manch' andere Tourenfahrer kehrten an dieser Stelle auch um.

Wenn man über Böhmen reinfährt, wie wir von Sachsen aus, fallen die vielen Industrieruinen auf. Der morbide Charme, der von diesen Impressionen ausgeht, mag für den Durchreisenden ja durchaus ein Foto wert sein, aber zuhause wünschte ich mir das nicht. Und kein Mensch weit und breit...; irgendwie lebensfeindlich diese Umgebung.

In den Dörfern ist meist auch niemand zu sehen, und die Häuserfassaden sehen oft so aus wie hier. Fast ein wenig verloren wirke ich auf dieser Aufnahme.

Abbruchstimmung nicht nur hier

Aber dann: Dieses herrliche Foto hat Hans geschossen. Die Katze fühlte sich an diesem Fleck sichtlich wohl. Für mich die schönste Aufnahme während unserer Tour.

Mitten in der Pampas diese Frau. Im Wägelchen ihr Hund. Auch eine sehr schöne Aufnahme, wie ich meine.

Etwa 40 Kilometer vor Prag hatte Hans die glorreiche Idee, eine "Abkürzung" über diesen Schotterweg zu fahren. Da er auch dann immer der "große Bruder" bleiben wird, wenn er 99 ist und ich 94, hat er natürlich immer Recht und ich schließe mich ihm an. Mein Einspruch half nicht viel: Zwei Kilometer über diese Piste, die eher an eine Eisenbahn-Drainage erinnerte und später auch prompt zu einem Platten an meinem Hinterrad führte - später auch an seinem Vorderrad. Mann, war ich sauer in diesem Moment.

Entlang des Elbsandsteingebirges immer wieder diese an Tropfsteinhöhlen erinnernden Felslöcher. Kaum zu glauben, aber weder Hans noch ich schafften es, die steile Böschung hochzustapfen, weil der Untergrund wie Treibsand wirkte. In dem Moment, als Hans dieses Foto machte, rutschte ich auch schon wieder ab. Nebenbei: Fotos von Hans stelle ich prinzipiell nicht ein, weil es im Internet nicht nur wohlmeindende Menschen gibt. Er hatte übrigens noch einen ziemlich heftigen Sturz bei einer Abfahrt, als er eine Eisenbahnschiene liebkoste. Gottseidank ging es glimpflich aus. Bis auf etliche Hautabschürfungen ist nichts passiert.

Na ja, groß meckern sollte man über die Asphaltierung der Wege in Tschechien eigentlich auch nicht: in etlichen Kommunen Deutschlands sieht es mittlerweile wegen klammer Haushaltskassen auch nicht besser aus. Wenigstens trocken war es hier mal wieder :-)

Die Innenstädte in Tschechien blühen aber sichtbar auf, wie man hier am Beispiel der Stadt Decin sehen kann. Gut Ding will Weile haben.

Diese Aufnahme entstand kurz nach Bad Schandau, also vor dem Grenzübergang nach Tschechien. Nordvietnamesen haben dort einige große Verkaufsstände entlang der Straße aufgebaut. Die mussten sie während der Hochwasserlage (im Gebiet dort war Katastrophenalarm ausgelöst worden) zweimal komplett aus- und einräumen, weil alles durch das schmutzige Elbewasser überflutet worden war, wie mir ein Ladenbesitzer berichtete. Auf dem Rückweg hatten wir dort übernachtet.

Linksseitig dieses beinahe eingedrückten Geländers hatten wir Quartier bezogen. Zwei Tage zuvor war oberhalb davon eine Brücke einfach mal so weggeschwemmt worden.

Und etwa einen Kilometer nördlich davon war der Radweg ein klein wenig blockiert: Der Berg hatte sich wieder erleichtert.

Der Radweg Richtung deutsche Grenze bis Dresden war auch nicht immer passierbar, wie man hier unschwer faststellen kann. Natürlich kann ich jetzt relativ locker diese Erlebnisse schildern, weil ich dort nicht lebe und wusste, dass ich irgendwie wieder nach Hause kommen würde. Hans und ich bekamen aber relativ hautnah mit, wie schwer es die Menschen haben, die mit den Hochwassergefahren an der Elbe leben müssen (wir haben auch mit Anwohnern gesprochen). Kein Zuckerschlecken - wahrlich nicht.

Prag: Das war Liebe auf den ersten Blick. Diese Stadt ist einfach großartig! Blick vom Wenzelsplatz runter die große Prachtstraße. Kaum noch vorstellbar, dass 1968 hier die russischen Panzer auffuhren und dem Prager Frühling ein gewaltsames Ende bereiteten. "Von Freunden um Hilfe gerufen" hieß es damals im Kreml - wie 1953 in Ostberlin, 1956 in Budapest und 1978 in Kabul.

Eines von vielen architektonischen Glanzstücken der K. und K.-Monarchie in Tschechiens Hauptstadt ist das Smetana-Haus - schlicht und einfach ein Juwel....

So sieht's innen aus. Natürlich nur ein Teil des riesigen Gebäudekomplexes, der einen überaus attraktiven Kulturbetrieb beherbergt. Das mondän eingerichtete Cafe könnte auch in Wien oder Budapest beheimat sein.

Das Johannes-Hus-Denkmal von Ladislav Saloun auf dem Karlsplatz. Es zeigt den Reformator Tschechiens auf dem Scheiterhaufen. Die Formation hinter ihm kann ich jetzt nicht beschreiben, weil uns die Zeit fehlte (vielleicht hilft einer meiner Leser). Im Hintergrund die Hussitenkrche St. Nikolas.


Eine verträumt vor sich hinschippernde Barkasse auf der Moldau. Hat Hans auch sehr gut getroffen...

Irgendwie dachte ich bei diesem Bild sofort an Kafkas Buch Die Verwandlung. Das Neue Kafka-Museum befindet sich übrigens etwa 200 Meter entfernt vom Ort des Platzes, an dem diese Aufnahme gemacht wurde.

Jede volle Stunde tritt dieser Posaunenbläser auf dem Turm des Rathauses in Aktion. Ein Augenblick, auf den viele Touristen warten. Klick, klick, klick macht's dann hundertfach.

Was ist das?

Ganz einfach: Es sind abertausende Schlüssel, die zu einer Skulptur aufgetürmt worden waren.

Die Jerusalem-Synagoge. Ist sie nicht wunderschön?

So sieht es innen aus: Klare und schöne Linien.

Auf dem Rückweg nach Meißen standen wir vor einem kleinen Problem: Wir mussten dieses Hindernis überwinden, weil es (scheinbar) den Weg auf den weiterführenden Radweg verbaute - eine Gaspipeline aus Russland.

Ein zufällig vorbeikommender sehr freundlicher und hilfsbereiter Mann, der aus der Gegend stammt, führte uns über eine Treppe hinauf und dann zwischen den Rohren weiter. Im Hintergrund sieht man, wie ich mich bücken muss, um durchzukommen. Die Fahrräder mussten wir über drei Treppen hochwuchten. Aber es ging....

Auf dem Rückweg nach Meißen: Dieses Bild verdeutlicht vielleicht, wie gefährlich manche Passagen waren. Wenn man links fuhr warteten Schlaglöcher; wenn man rechts fuhr, die Elbe. Und dann ist man schlicht und einfach weg. Da hilft auch der beste Bruder nicht.

Wohin führt dieser Radweg? Richtig - in die Elbe!

Es ist nicht einfach, diesen Weg zu radeln, weil jede Unachtsamkeit lebensgefährlich werden kann. Rechts die Elbe, die in den Radweg hineinschwappt.

Trocken wurde es ab und zu natürlich auch. Aber die eine oder andere happige Steigung wartete doch, wie so oft bei dieser großartigen Tour (18% bei Rathen). Glücklicherweise fuhren wir in diesem Fall aber von der richtigen Seite an und hatten eine Schussfahrt. Da muss man jedoch sehr aufpassen, weil schnell 70 oder mehr Stundenkilometer zusammenkommen.

Sehen Sie rechts vorne das Verkehrsschild? An dieser Stelle erschien oberhalb der Böschung plötzlich ein Anwohner und sagte uns, dass wir besser nicht mehr weiterfahren sollten. Wir zeigten (endlich) Einsicht und schleppten uns und unsere Drahtesel nach oben.

Vor Dresden wurde es noch einmal ziemlich lustig: Werner aus München, der hier im Liegefahrrad seinen Bierkasten spazierenfuhr und eine Flaschenhalterung vorne am Lenker befestigt hatte, war mit seiner Freundin aus Stuttgart eine Nacht vor unserem Zusammentreffen bei einem Fest auf den Elbwiesen nahe Dresden recht feucht unterwegs gewesen. Entsprechend lustig war er auch drauf.

Vor Dresden lagen all die nostaligisch anmutenden Dampfer wie Kurort Rathen am Ufer fest, weil die Anlegestellen überflutet waren.

Ach ja, eine Moschee lag auch noch auf unserem Weg (ausgangs Dresden). Ob dieser Monumentalbau allerdings in Relation zur Zahl der Muslime in Dresden steht, kann zu Recht bezweifelt werden.

Update an dieser Stelle: Hans und ich waren nur auf Sichtweise an diesem Gebäude vorbeigefahren, wussten also nicht, dass es sich nicht um eine Moschee handelt, sondern um das hier. Besten Dank hier an Sarah, Otto und Götz stellvertretend für alle anderen zahlreichen E-Mails.

Tschüss Dresden!

Ich hoffe, meinen Lesern hat diese kleine kommentierte Fotoschau gefallen.

Anmerkung: Auf dem Rückweg von Meißen nach Augsburg nahm mich mein Bruder Hans noch ins oberfränkische Sonnefeld mit. Von dort fuhr ich in drei Etappen die restlichen 350 Kilometer zurück nach Augsburg (davon eine grauenhaft verregnete nach Bamberg [wahre Wolkenbrüche über mehr als 5 Stunden]; die letzte davon über 165 Kilometer von Roth (südlich Nürnberg) an einem Tag. Leider habe ich davon keine Fotos, weil meine Panasonic Lumix bei der Tour zwischenzeitlich ihren Geist aufgegeben hatte.

1000 Kilometer in gut zehn Tagen.

Bis demnächst wieder etwas politischer.

Euer
Bernd

Mittwoch, September 01, 2010

Das Terror-Gen der ARD

Die ARD hat, wie nahezu alle westeuropäischen Medien und einhellig alle Bundestagsparteien vor einigen Wochen, Israel eines Terrorangriffes auf ein Schiff bezichtigt, das türkische "Friedensfreunde" an Bord hatte, die mehr als fragwürdiges Heil über Gaza bringen wollten.

Erinnern Sie sich daran?

Heute wurden vier Israelis ermordet, weil sie einfach nur mit dem Auto bei
Kirjat Arba nahe Hebron fuhren:

http://www.jpost.com/Israel/Article.aspx?id=186640

Abgesehen davon, dass abgesprochene Killeraktionen wie diese zum Sabotage-Ritual arabischer Terroristen (Palästineser gibt es nicht!) vor Friedensgesprächen mit Israel gehören und das uns überhaupt nicht wundert, wenn es um's Konkrete geht:

Sehen sie mal, was die ARD auf Seite 121 ihres Bildschirmtextes jetzt schreibt, bevor sie es löscht:


Fällt Ihnen etwas auf?

Terrorangriff wurde in An- und Abführungszeichen gesetzt.

Da hilft es auch nichts, wenn die ARD auf ihrer Webseite das Wort Terrorangriff vernebelt, wenn sie von erschossenen statt von ermordeten Israelis spricht.

Alles klar?

Bis bald in diesem Medientheater.