Samstag, März 12, 2011

5 Israelis ermordet: Verhaltene Reaktion in den Medien

Bei Heplev gefunden:

Fünffach-Mord in Itamar – und unsere Medien?

In der Nacht drang einer oder mehrere Araber in die bei Nablus gelegene israelische Siedlung Itamar ein, töteten fünf Mitglieder einer achtköpfigen Familie (die Eltern, zwei Kinder im Alter von 11 und 3 Jahren, sowie ein Kleinkind, das je nach Meldung einen oder drei Monate alt war. Die 12-jährige Tochter konnte zwei ihrer Brüder (6 und 2 Jahre alt) retten, weil sie mitten erst in der Nacht nach Hause kam.

Kommt dieser Terroranschlag in unseren Medien vor?


Ja, er ist gelegentlich zu finden – wenn man danach sucht.


Die ARD hat im Videotext einen Eintrag „Fünf Tote im Westjordanland“, bei dem erst im zweiten Absatz erklärt wird, wer die Mörder sind – als „Polizeiangabe“. Die Meldung beginnt: „Bei einem Überfall auf eine jüdische Siedlung im Westjordanland sind fünf Israelis getötet worden.“ Wie feige der Mord ist (fünf im Schlaf erstochene Menschen, drei davon Kinder) wird nicht erwähnt, dafür folgt im dritten Absatz eine Erklärung der Tat: „In den vergangenen Tagen ahtten sich die Spannungen zwischen palästinensischen Bauern und jüdischen Siedler in der Region nahe Nablus verschärft.“


Auf tagesschau.de muss man schon das Stichwort „Itamar“ eingeben, um eine Information zu bekommen, die in keiner Übersicht vermerkt ist: „Ein palästinensischer Attentäter hat im Westjordanland fünf Mitglieder einer Siedlerfamilie getötet. Der Mann drang in das Haus ein und erstach die Eltern und drei Kinder. Drei weitere Kinder entkamen. Die israelische Armee sucht nach ihm und errichtete Straßensperren.“


Das ZDF hat im Videotext nichts zum Mord stehen. Auf heute.de ist ebenfalls nichts zu finden.


n-tv
wagt es tatsächlich, im Bereich Politik (ganz oben in einer Spalte, aber man muss schon gut hinsehen) den Mord einen Terroranschlag zu nennen. Dort ist auch die Überschrift eindeutig: „Palästinenser tötet Siedler“. Auch die zunehmenden Spannungen werden erwähnt, von Verletzten Anfang der Woche, ohne allerdings zu erwähnen, wie diese Spannungen entstanden und wer da verletzt wurde. (Die Videotextseite 119 ist ein Ausschnitt der Meldung auf der Website.)

Mit der seiteninternen Suche kann man auch bei N24 einen leicht ausführlichen Eintrag finden: „Überfall auf israelische Siedlung im Westjordanland.“ Und auch hier muss man erst einmal in den Text hinein lesen, um das hier zu finden: „Nach Angaben der israelischen Nachrichtenwebsite Ynet gelang es dem palästinensischen Angreifer, in die Siedlung Itamar in der Nähe von Nablus einzudringen. Dort habe er eine fünfköpfige Familie getötet, die Eltern sowie ihre drei Kinder. Eine Armeesprecherin bestätigte, dass es in der Siedlung einen Angriff eines Palästinensers gab.“

„Nach Angaben von“ – also wird die Glaubwürdigkeit nicht unbedingt angenommen. Und im dritten (letzten) Absatz wird auch wieder auf die „verschärften Spannungen“ mit „mindestens elf Verletzten“ bei Zusammenstößen verwiesen. (Im Videotext ist nichts zu finden.)


„Der Nachrichtensender“ Phoenix hat keine Informationen im Videotext. Gleiches gilt für RTL und Sat1, ebenso für die Nachrichtensendungen im Radio.


DIE WELT
hat sich getraut: „Radikaler Palästinenser ersticht fünf Israelis“ heißt die Meldung, deren Link auf der Eingangsseite nicht versteckt wirkt. Woher die wissen wollen, dass der Araber radikal war, erschließt sich nicht; es wird im Text nicht wiederholt. Die Meldung ist in klaren Worten zu den Fakten verfasst. Darunter befindet sich dann ein großes Foto mit folgender Bildbeschreibung: „Jüdische Siedler in einem Haus in Hebron feiern im Jahr 2008 den Beginn einer neuen Bauwelle im Westjordanland. Die jüdischen Siedlungen im Palästinensergebiet sind ein ständiger Zankapfel zwischen den beiden Konfliktparteien.“ Das spricht dann doch wieder Bände: DIE WELT muss ein drei Jahre altes Foto bemühen, um eine angebliche Bauwelle zu attestieren (die es so nun gar nicht gibt).

Bei SPON muss man auch wieder die interne Suche bemühen; der Artikel versteckt den Täter auch erstmal irgendwo im ersten größeren Absatz, wiederum als „Angabe der israelischen Nachrichtenwebsite YNet“ – es handelt sich um denselben Text wie bei N24.


Der Focus hat auf der Eingangsseite eine Verlinkung etwa in der Mitte der Seite zwischen zwei anderen kleinen Links; es handelt sich wieder praktisch um dieselbe AFP-Meldung wie bei N24 und SPON, die die israelischen Angaben im Konjunktiv vermerkt.


Bei der Süddeutsche Zeitung muss man wieder die Suchfunktion bemühen. Dann prangt in der Überschrift ein palästinensischer Täter, den man im Text nur einmal und als „vermutlich“ findet. Dafür wird auf dem Begriff „Siedler“ herumgeritten, die drei geretteten Kinder ausgelassen und sich im Übrigen auf scharfe israelische Reaktionen konzentriert. (Grundlage des Textes sind Reuters und dpad.)

Frankfurter Allgemeine Zeitung – Fehlanzeige.
Frankfurter Rundschau – nichts
Der Tagesspiegel – große Leere
Kölner Stadt-Anzeiger – nichts zu finden
Rheinische Post – nada
DIE ZEIT – Pustekuchen.

Westerwelle: Doktortitel garantiert keine außenpolitischen Qualitäten

Er kann es einfach nicht, der Guido.

Achten Sie bitte auf die Überschrift und den zweiten Absatz in diesem Screenshot. (Hinweis: Die Tafelnummern ändern sich natürlich im Laufe des Tages ....)

Westerwelles Statement heute ist ähnlich hilfreich wie sein im Januar 2010 geäußerter Vorschlag, "gemäßigte Taliban" mit Geld zum Ausstieg zu bewegen.

Der gute Mann mag seinen Doktortitel ja ehrlich erworben haben, aber wie wir hier wieder einmal deutlich veranschaulicht bekommen, reicht das nicht unbedingt für qualifizierte Außenpolitik.

Dumm daherlabern kann ich auch.

Donnerstag, März 10, 2011

Jemen: Weltfrauentag light

Und wann folgt die Revolution für die Freiheit?

Ach ja, stimmt: Frauen sind zu so etwas nicht in der Lage. Das können nur Männer.

Dienstag, 8. März; in den Straßen von Sana im Jemen haben Frauen für den Rücktritt von Präsident Ali Abdullah Saleh demonstriert. Dieser hatte am Vorabend eine nationale Konferenz vorgeschlagen, die alle politischen Strömungen des Landes zusammenführen sollte, aber die Opposition hat die Idee verworfen. (Khaled Abdullah/REUTERS)

Bildquelle: Le Figaro

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Hattip: Lilo S.

Fischer-Lescano: Der Plagiator-Jäger nahm's selbst nicht so genau

Nun muss sich Großwildjäger Fischer-Lescano gefallen lassen, dass - selbstverständlich ganz zufällig - auch seine Arbeit etwas genauer unter die Lupe genommen wird. Und siehe da - man wurde fündig.

Wie heißt's im Volksmund so schön: "Wenn du mit dem Zeigefinger auf andere Menschen zeigst richten sich vier gegen dich".

(Foto: FAZ)

Die FAZ schreibt:
Auch die Durchsicht der Publikationsliste von Andreas Fischer-Lescano, Professor an der Universität Bremen, der als erster Plagiate in Guttenbergs Dissertation aufgedeckt hat, offenbart eine Ungereimtheit. Andreas Fischer-Lescano ist zwar nicht der Irrtum unterlaufen, Texte anderer Autoren für seine eignen zu halten, aber hinsichtlich seiner eignen Publikationen zeigt sich ein doch freizügiger Umgang mit Zitierregeln.

So besteht sein Beitrag „Fragmentierung des Weltrechts: Vernetzung globaler Regimes statt etatistischer Rechtseinheit“, den er gemeinsam mit Gunther Teubner im 2007 beim VHS Verlag erschienen Sammelband „Weltstaat und Weltstaatlichkeit“ veröffentlicht hat, bis auf den ersten Absatz aus fast wörtlichen Passagen aus dem von den beiden Autoren im Jahr davor bei Suhrkamp erschienen Band „Regimekollisionen“, ohne Hinweis darauf, dass es sich um bereits veröffentlichtes Material handelt.
Ich bin gespannt, welch' gigantische Empörung Lescanos Abkupferei bei all denjenigen hervorrufen wird, die bei KTzG am lautesten "Haltet den Dieb" geschrieen hatten. Kommen zwei Wochen Talkshows und Rücktrittsforderungen auf uns zu? Einbestellung Lescanos durch die Universität?

Iwo....

Wahrscheinlich wird man sich mit der Entschuldigung herausreden, Fischer-Lescano habe schließlich nur von sich selbst kopiert und nicht aus anderen Quellen.
Das reicht unserem 1968er-Wissenschaftsbetrieb schon, weil Fischer-Lescano auf der "richtigen Seite" steht. Ein lässlicher Fehler also, und überhaupt: was soll denn bitte diese Lescano-Phobie?

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Hattip: T.S.

Sonntag, März 06, 2011

Holger Badstuber: Innenverteidigung der Weltklasse für die Zukunft

Ich mag’ Holger Badstuber
 
Natürlich ist Holger Badstuber noch nicht so weit, dass er internationale Klasse hat [war, muss man mit Stand Mai 2012 korrigierend sagen; alle nachfolgenden Zeilen beziehen sich auf deie Jahre zuvor]

...
aber bei der WM 2006 wurde er von Joachim Löw ins Wasser geworfen und war ein erfrischendes Element, und wir alle erfreuten uns an seinem selbstbewussten Auftreten.

Oder war es nicht so?

Jetzt spielt Badstuber (wie jung der doch ist!), die zweite Saison als Profi bei Bayern als Teenager und die Sportblätter zerreißen ihn (lobten ihn vorher in den Himmel) – so, als wäre er ein abgehalfterter Profi, der seine Karriere ausklingen ließe.
Und kann man einem Riesentalent wie ihm nicht ein, zwei Jahre mehr an sportlicher und menschlicher Entwicklung gönnen? 

Er wird ein Weltstar, wetten?

Ich bin davon überzeugt, dass, wenn man an Badstuber festhält, er einer der besten Innenverteidiger weltweit werden wird. Er ist schnell, aggressiv, ehrgeizig, super im Aufbauspiel nach vorne und unglaublich cool in der Abwehrarbeit, auch wenn er jetzt noch Leichtsinnsfehler beim Stellungsspiel macht. 

Verständlicherweise ist Badstuber heute noch nicht so weit, dass er jede Woche [absolute] internationale Klasse abrufen kann, aber bei der WM 2010 hatte er gezeigt, was in ihm steckt. Oder war es nicht so? Er macht jetzt vielleicht eine Durststrecke durch.

Und ist das so schrecklich? Er braucht noch ein wenig Zeit. Jedem von uns hat man mehr Zeit in seinem privaten Leben gegeben!

Ich gebe eine Wette ab:

In spätestens drei Jahren wird Badstuber einer der besten Innenverteidiger der Welt ein, wenn er seinen Weg
konsequent weitergeht.

Bayern München sollte ihn unbedingt halten.