Mittwoch, Februar 18, 2009

Christlich-arabische Repräsentanten: Islamkompatibel und judenfeindlich!?

Um den Einstieg kurz zu fassen: Den Anstoß zu diesem Beitrag hat mir eine enge Verwandte geliefert, die allen Ernstes behauptete, dass Pfarrer Jadallah Shihadeh, der gerne von der stramm links-antiisraelischen Südwestpresse zitiert wird und vor kurzem in meiner bayerischen Heimatstadt Neu Ulm einen Vortrag zum Besten hielt, ein unparteiischer Verkünder des Friedens sei.

Im Bild rechts der lateinische Patriarch Michel Sabbah mit Yasser Arafat. Koadjutor Fouad Twal wurde im Jahr 2008 sein Nachfolger.


Aber glauben Sie mir: Nichts ist mit größerer Vorsicht zu genießen als „Tatsachenberichte“ von arabisch-christlichen Repräsentanten aus dem Westjordanland (im Gazastreifen finden Sie sowieso kaum noch welche).

Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass diese Handlungsreisenden in Sachen Desinformation seit Jahren auf ihren Vortragsreisen in Deutschland und Europa immer wieder einseitig Israel angreifen, über die Unterdrückung ihrer Schäfchen durch die Muslime aber kaum ein Wort verlieren?
Fragen Sie doch die DIG's und GCJZ's in Deutschland, denen langsam die Argumente ausgehen.

Fragen Sie Herrn Shihadeh, dessen „segensreiches“ Wirken viel über die Rolle christlicher Würdenträger im islamischen Machtbereich aussagt - besonders in der PA (Westbank und Gazastreifen). Um wen kümmert sich Herr Shihadeh eigentlich wirklich?

Die Geschichte der arabisch-christlichen Kirchenführer und Repräsentanten in der Palästinensischen Autonomiebehörde und ihrer „Brüder“ in der westlichen Welt ist gespickt mit Judenhass, Konspiration mit der PLO und deren Nachfolgeorganisationen sowie Totschweigen der Schikanierung und Verfolgung ihrer Gemeinden durch die muslimischen Nachbarn spätestens seit 1948, was zu einem regelrechten Exodus der Christen im Westjordanland und ihrer nahezu völligen Vertreibung im Gazastreifen bis heute geführt hat.

Eine Geschichte des Schweigens, von der sich auch Pfarrer Jadallah Shihadeh nicht so recht freimachen kann, wenn er für Frieden und Versöhnung eintritt, gleichzeitig aber über einen Kampf des „Goliaths“ Israel gegen den „David“ Palästinenser doziert, der anscheinend gigantische Mauern aufbaue. Dass Israel seit Jahrzehnten christliche Stätten schützt - uninteressant. Dass arabische Terroristen sich in christlichen Kirchen verschanzen - nicht der Rede wert.

Jedem den „Mauer-Horizont“, der ihm gebührt, kann ich da nur konstatieren.

Die Geschichte ist, wie oben erwähnt, die einer gegenseitiger Sympathiebezeugung zwischen arabischen Christenführern und islamischen Terrororganisationen - eine meist unausgesprochen oder verklausuliert fanatische Gesinnungsgemeinschaft zwischen ihnen und ihren Sympathisanten hierzulande, den Todfeinden Israels - und gegen die Juden schlechthin.

Der oben erwähnte arabische lutherische Pfarrer Jadallah Shihadeh könnte von einem Propaganda-Endlosband der Hamas sprechen - so stereotyp hört sich seine Botschaft an:
„Die Juden haben eine 800 Kilometer lange Mauer gebaut; wir haben weder Zugang zu links noch rechts und alle sozialen Möglichkeiten sind uns beschnitten“.
Dass und warum aber in Bethlehem und Beit Jala (wenige Kilometer davon entfernt) statt 80% Christen nur noch geschätzte 15% leben, scheint den Gottesmann nicht sonderlich zu interessieren. Und dass es sich nicht um eine 800 Kilometer lange Mauer handelt, sondern zu über 90% aus einem Sicherheitszaun* mit vielen Durchlässen, weiß mittlerweile jeder halbwegs an Nahost ehrlich Interessierte. Jadallah Shihadeh juckt das dennoch nicht, weil er von der gütigen Unwissenheit in der Neu Ulmer Gemeinde ausgeht, dass Bethlehem total abgeschnitten wäre. Dem ist aber nicht so.

Dazu der Nahostkorrespondent Ulrich Sahm** auf meine Anfrage (Und klicken Sie bitte auf das Bild links, dann haben Sie einen besseren Überblick):
Der Haupteingang ist natürlich am Rachelsgrab, an der alten Straße Jerusalem-Bethlehem-Hebron. Dann gibt es einen neuen Übergang hinter "Har Choma". Man kann auch durch die Tunnel unter Beth Jala hinweg fahren und dann von der Großen Straße nach Hebron von hinten nach Bethlehem rein, (ohne jeden Checkpoint). Ebenso kann man über eine Straße von Malcha und in der Ferne an Batir vorbei über den stets offenen und nicht kontrollierten Checkpoint am (District Coordination Office) DCO rein nach Beth Jala und dann rein nach Bethlehem. Nur im ersten Fall sieht man überhaupt die Mauer, die nur etwa in gerader Linie einen Kilometer lang ist. Die Mauer endet knapp einen Kilometer jenseits des Checkpoints und ansonsten gibt es keine Mauer, bestenfalls Zaun.
Shihadeh und ähnlich wie er „argumentierende“ Glaubensbrüder erwähnen höchst selten, dass seit Errichtung der so genannten "Mauer" keine Menschen mehr von palästinensischen Heckenschützen ermordet wurden, was vorher an dieser topografisch gefährlichen Stelle regelmäßig der Fall war; andernfalls würden sie das positiv erwähnen. Stattdessen reden sie über Schikanen am Checkpoint, als wären sie noch nie an einem internationalen Flughafen-Terminal Schlange gestanden.

Hat er Angst auszusprechen, dass Christen von Islamisten vertrieben wurden und weiterhin vertrieben werden? Dass sie im Westjordanland tagtäglich Repressalien erleiden, ihnen Besitztümer und Grundstücke abgepresst werden und sie nicht selten um ihr Leben fürchten müssen?
Shihadehs Angst kann ich sogar verstehen. Aber warum muss man auf Vortragsreisen in Deutschland und Westeuropa das Leid der palästinensischen Christen verschweigen oder bagatellisieren? Man kann auch lügen, wenn man die Wahrheit auslässt und evangelischen (und katholischen) Gemeinden hierzulande ein X für ein U vormacht.

[...]

Auf dem von mir unterlegten Link unter Shihadehs Namen (oben) liest sich manches wunderbar - aber eben auch obskur für einen lutherischen Kollegen, und theologisch fast halsbrecherisch - beinahe aberwitzig.

Auch auf die Gefahr hin, dass mir einer meiner Web-Freunde jetzt gegen den Karren fährt (Ich kann’s verkraften):

Warum muss Pfarrer Shihadeh auf seiner Webseite überflüssigerweise die Hegelsche Geschichtsphilosophie bemühen?

Mit Hegel glaubt er, dass sich die Geschichte von ihrer Natur her zum Guten hinwendet.

Also konstatiere ich, dass er mit Hegel, dem geistigen Wegbereiter des Marxismus, einem Gottesbegriff huldigt, der alles andere als biblisch ist; einem indifferenten „Es“, das einem völlig überholten Gottesbegriff der griechischen Antike entlehnt ist, schon zu Beginn des Mittelalters seine Untauglichkeit bewiesen hatte und heutzutage nur noch in der islamischen (unpersönlichen) Theodizee seinen Platz behält. Wohin der [orthodoxe] Islam die Gläubigen in seiner Hemisphäre seit gut 1.400 Jahren gebracht hat dürfte mittlerweile bekannt sein.


Shihadeh kommt auf seiner Seite mit schönen Floskeln und bemüht dabei die Bibelstelle von Abrahams Segen in Gen. 25,9 ff -; nicht ohne vorher ganz nebenbei all diejenigen, die einen anderen Standpunkt als er vertreten (z.B. zu seinem unsinnigen Mauervergleich „Berlin-Nahost“) als Fanatiker abzutun.


Er verwendet zudem einen billigen semantisch-syntaktischen Trick, den wohl kaum ein bibelunkundiger Christ oder Jude auf den ersten Blick durchschauen kann, weil zusätzlich die journalistische Sorgfaltspflicht [bewusst?] umgangen wird:

Erst zitiert er die Bibelstelle richtig, danach baut er ein eigenmächtiges "Zitat" auf, das dem biblischen in der Diktion einigermaßen entspricht:

Genesis 25,9 (nach
Shihadeh):
"Wir dürfen nicht vergessen, dass die beiden Kinder Abrahams miteinander gespielt haben. Aber die Vertreibung der Hagar aus dem Haus Abrahams trennte die beiden Söhne, bis sie am Grab des Vaters in der Höhle Machpela in Hebron wieder zu einander fanden (Genesis 25,9)."
Und nun kommt ein weiterer höchst unfairer Kunstgriff, denn er schreibt so weiter, als handle es sich immer noch um die besagte Bibelstelle.
„Wenn wir klug sind, dann einigen wir uns, bevor es zum Tode des Vaters kommt."
Shihadeh gebärdet sich hier so, als sei sein kursiv (fort-) geschriebener Text Gottes eigenes Wort, als seien der israelisch-„palästinensische“ Konflikt in Genesis 25,9 ff und die Verse vorher und danach unwiderruflich von der Schrift her angelegt und erfahren von dort her ihre theologische und politische Deutung und Lösung. Er beamt das israelisch-arabische Problem in eine Zeit zurück, in der dieser Konflikt erstens nicht bestand und demzufolge auch keine Lösungen für heute anbot und anbieten kann, weil theologisch irrelevant.

Aber dank der allegorischen Spielchen Shihadehs kann man die Bibelstellen so hindrehen, dass sie für heute passend erscheinen, ganz abgesehen davon, dass hier ein zutiefst antisemitischer Kern in seiner Interpretation sichtbar wird: Der Sohn Isaaks wird zum vorläufigen Triumphator über den Ur-Islam und zu dessen Unterdrücker stilisiert, darüber hinaus Ismael als Opfer gekaint, also mit einem ("ungerechtfertigten") Schandmal belegt. Und wieder setzt Shihadeh seinen Text kursiv dahinter, als handele es sich um ein Bibelzitat.
Mit anderen Worten und im Kontext gesprochen:
"Wir sollen uns einigen, bevor es zur Katastrophe kommt, und die Katastrophe ist nicht mehr weit von uns.“
Gott spricht uns mittels Shihadeh aus der Vergangenheit an - und das auch noch im israelisch-palästinensischen Konflikt? Dass ich nicht lache!

Mit dieser kurzen Schlussbemerkung zu Shihadehs exegetischer Unehrlichkeit will ich es dann auch vorerst belassen. Vielleicht liest er irgendwann diese Zeilen und wird sich wundern, dass ihm auch jemand widerspricht. Die Shihadehs gibt es leider - leider viele im Westjordanland und in Westeuropas kirchlichen Gemmeindezentren.

Es geht auch anders, wie Pater Raymond De Souza zeigt. Deshalb brauchen Menschen wie er zuerst unsere Unterstützung und nicht Beschwichtigungsprediger wie
Shihadeh.

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*Zum Thema „Zaun oder Mauer“ hat sich Chava Gurion von SPME Austria schon vor Jahren ein paar sehr interessante Gedanken gemacht. Bitte im Beitrag ein wenig nach unten scrollen.

**Ulrich Sahm arbeitet als Nahostkorrespondent für verschiedene Zeitungen und den Nachrichtensender n-tv.

Vielen Dank auch an Heplev für einige sachdienliche Hinweise und Links.

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