Der SPIEGEL sprang vor wenigen Tagen auf ein Thema auf, das andere Blogger und ich vorher schon angesprochen hatten: Den Umgang der [so genannten gemäßigten] Taliban mit ihren Frauen und Töchtern.
Dirk Maxeiner hatte erstmals bei Achgut auf einen TIME-Artikel hingewiesen, den neben mir einige Bloggerfreunde verbreitet und kommentiert hatten.
Zu konstatieren ist: Mittlerweile hatte sich der SPIEGEL (nach uns und anderen; wir nehmen uns da nicht aus) bequemt, auch über die wahren Opfer in Afghanistan zu sprechen, weil es unvermeidbar war.
Soll man sich glücklich schätzen, wenn Mainstream-Medien endlich einmal ein Wort über die Schwachen in Afghanistan verlieren?
Nein und abermals nein, weil es viel zu spät kommt.
Ich frage mich, warum viele führenden deutschen Medien das Horrorthema „Islamistische Gewalt in der afghanischen Gesellschaft“ nicht schon früher aufgegriffen hatten:
War es wirklich so neu, dass in Afghanistan Frauen und Mädchen oft schlimmer behandelt werden als niederstes Vieh?
Bitte untenstehenden Artikel/Link genau durchlesen (bei Bedarf übersetze ich ihn)
http://www.bozemandailychronicle.com/news/article_3710781a-37a4-11df-97b2-001cc4c03286.html
Und ich frage mich noch einmal, warum der afghanische Premier (und korrupte Verbrecher) Hamid Karzai so beredsam schweigt, wenn es um exakt dieses Thema geht, ja er vielmehr eine Allianz mit „gemäßigten“ Taliban anstrebt und alle ISAF-Aktionen desavouiert. Ist er eigentlich an einer demokratischen Stabilisierung seines Landes interessiert - als Paschtune? Ich bezweifle das. Aus dem Amt mit ihm!
Ungeachtet der innenpolitischen Erwägungen und sinistren Ränkespiele in Afghanistan: Mich bedrückt – ja, mich widert an, wenn Menschen hierzulande nur über die Risiken für die deutsche oder europäische Politik sprechen und gleichzeitig vergessen, wie schäbig sie sich denjenigen gegenüber verhalten, denen sie seit 2001 ihre Hilfe zugesagt hatten, nämlich den Frauen und Kindern in diesem geschundenen Land.
Von Exit-Strategie ist pausenlos bei allen deutschen Parteien die Rede – so, als würde es nur darum gehen, sich so gut wie möglich aus der Verantwortung zu stehlen, weil man dem hiesigen Wahlvolk die Schleimrute geben will.
Warum hat man sich dann überhaupt engagiert?
In Afghanistan sind in den letzten 8 Jahren etwa 1,5 Millionen Kinder eingeschult worden, darunter viele Mädchen; es wurden Brunnen und Schulen gebaut, soziale Vernetzungsstrategien über manche NGO's konzipiert und verwirklicht (wenn auch schwierig aufrecht zu erhalten), Männer wurden von ihren archaischen Denkstrukturen befreit, Frauen sitzen im Parlament und so nach und nach beginnen auch die einen oder anderen Warlords, den Wert einer ach so schrecklich kapitalisierten Demokratie als Chance zu begreifen.
Und ist es denn so tragisch, wenn demokratische Strukturen über marktwirschaftliche Mechanismen Einzug halten?
Darüber könnte man leidlich diskutieren, stimmt. Aber Strukturen, die über islamistische oder kommunistische Parteien installiert wurden, kennen wir bereits zur Genüge, oder nicht?
Was wir unbedingt lernen müssen:
Der Demokratisierungsprozess in Afghanistan (und Pakistan) - selbst in den bescheidensten Ausformungen - wird womöglich unsere Lebenszeit und die unserer Kinder und Enkelkinder überdauern, aber wir müssen ihn durchziehen, denn das Rückzugsszenario, das uns die Gegner im Deutschen Bundestag und in Brüssel empfehlen, wird ein Choas nach dem anderen erzeugen.
Und dann können wir gleich alles hinschmeißen.
Die Kinder in Afghanistan, die heute noch auf uns hoffen, würden das sehr, sehr genau registrieren.
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