Bis es dazu kam, war ein sehr bewegtes und gefährliches Leben zu meistern, denn Arye, der bis zu seinem 15. Lebensjahr seine jüdische Identität selbst nicht so richtig eingeordnet hatte, stieß überall auf äußerst aggressive Ablehnung, als er eines Tages seine Identität preisgegeben hatte: bedroht, gedemütigt, erniedrigt und physisch angegangen von in erster Linie arabischen Jugendlichen im Wedding; aber auch schon zuvor war er für seine deutschen Altersgenossen ob seines südländischen Teints oft nur der Kanake.
Arye, dessen Leben unter meist muslimischen Altersgenossen fortan einem Spießrutenlaufen glich, begann nun zusehends, seine jüdischen Wurzeln zu entdecken.
In diesem lesenswerten Beitrag der WELT wird sein Werdegang in Auszügen dargestellt. Der Autor kommt selbst zu Wort.
Da ab und zu auch die taz einen halbwegs fairen Artikel zu Israel oder über (lebende) Juden schreibt (toter Israelis gedenkt sie geradezu inflationär, wie viele andere Medien) und die eine oder andere vernünftige Rezension bzw. Buchempfehlung wie diese von mir aufgegriffene veröffentlicht, soll auch darauf hingewiesen werden, dass sie Aryes Buch Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude: Die Geschichte eines Deutsch-Iraners, der Israeli wurde sehr positiv bewertet hat.
Chapeau!
Dass man eine Buchbesprechung auch sehr sophisticated und hinterhältig schreiben kann, zeigt das marxistische Kampfblatt Der Freitag. Es schreibt unter der Headline Der rationale Kern der Islamophobie, die Arye komplett vereinnahmen will:
Das „Ticket nach Israel“, das er 2001 in Deutschland ohne Rückfahrkarte gelöst hat, erschien ihm als Ticket in die Freiheit. Was seine Lebensgeschichte über Antisemitismus, Islam und Migrationspolitik in Deutschland aussagt, was seine Karriere vom durchschnittlichen Weddinger Schüler zum erfolgreichen Akademiker für das Verhältnis von „Abstammung“, Erziehung und Gesellschaft bedeutet und welche Konsequenzen Bildungspolitiker aus seinen Alltagsansichten von Berliner Schulen ziehen müssten – darüber zu streiten wäre lohnender als über genetische Alltagsreligion.Hier wird mehr oder weniger schlecht Arye Sharuz Shalicars emotional berührende Lebensgeschichte gegen Thilo Sarrazins nüchternes Zahlenmaterial ausgespielt und eine "Migrationsdebatte" nachgeschoben, ganz abgesehen davon, dass Aryes Entscheidung für einen Umzug nach Israel mit der zweideutigen Formulierung erschien zu einer individuellen Verlegensheitslösung uminterpretiert wird.
Ich kann mir schlecht vorstellen, dass dies Aryes Zustimmung findet. Da aber Jakob Augstein, der Sohn des SPIEGEL-Urgesteins und Zionistenhassers Rudolf Augstein, beim Freitag das Zepter schwingt (mit Pastor Schorlemmer u.a.), ist nicht unbedingt davon auszugehen, dass man bei den antijüdischen Kommunisten dieses Blattes beste Absichten hegt, wenn man Arye Sharuz Shalicar scheinbar wohlwollend ins Gespräch bringt.
Abschließend:
Aryes Buch beansprucht insofern eine Sonderstellung, da es den bisherigen Lebensweg eines noch jungen Mannes erzählt, der nicht von klein auf eine jüdische Sozialisation durchlaufen hat, sondern erst über Umwege dahin geführt wurde - eine "Post-Sozialisation", die von aggresiver Ablehnung seitens der deutschen Bevölkerung und der islamisch-arabischen Parallelgesellschaft in Berlin begleitet worden war.
Zu Aryes Biografie kann man auf dieser Seite noch ein paar Daten erfahren (in der rechten Spalte). Vielleicht kann ich diese Information noch mit Aryes Hilfe präzisieren.
Wer Arye direkt per E-Mail kontaktieren will, kann das über mich tun: sola_gratia@web.de.
Bitte nur ernst gemeinte Zuschriften.
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