Mittwoch, März 21, 2012

ZDF-Kleber: Canossa-Gang auf den Obersalzberg


 Wer interviewt hier eigentlich wen?

 

Klicken Sie sich durch das Video (es sagt nicht viel Neues aus) und Sie werden zumindest die Frage nach dessen inhaltlicher Verwertbarkeit selbst beantworten können. Vox Populi unterhalb des YouTube*-Fensters.

Was in diesem Video gesagt wird liefert eigentlich keine wesentlich neuen Erkenntnisse über den neuen Verhandlungsstand mit dem Iran - (für mich klingt übrigens Persien wahrhaft authentisch) -, besser gesagt eigentlich nur eine kurze Bestandsaufnahme über die vielfach wiederholte und stets erfolgreich ausgetestete Verbal-Strategie eines totalitären religiös-faschistischen Systems, seine mit unendlich dämlicher Eselsgeduld ausgestatteten Verhandlungspartner mit allen Mitteln zu täuschen (China und Russland halten sich aus wirtschaftlichen Gründen bisher vornehm zurück, wie wir wissen).

Was in diesem Zusammmenhang erwähnenswert wäre:

Henryk M. Broder hat mehrmals und sicher auch zu Recht erwähnt, dass sich historisch eindeutig fixierbare und wissenschaftlich sorgfältig definierte Geschichtsverläufe nicht wiederholen können. Andernfalls verlören sie auch ihr Alleinstellungsmerkmal. Er artikulierte diesen Aspekt nicht zuletzt im Zusammenhang mit Chamberlains und Daladiers Kaffeefahrt Ende September 1938 in München, weil er darauf mehrmals in den letzten Jahren im Zusammenhang mit der (Radikal-) Pazifismusdebatte angesprochen worden war. Befördert wurde Letzere seit dem damals absolut notwendigen Nachrüstungsbeschluss der NATO Anfang der 1980er-Jahre durch eine mehr und mehr passiv-destruktive neo-radikalpazifistische Friedensdiskussion in Politik, Gesellschaft und Kirche, die heute erschreckenderweise wieder zunimmt.

Dennoch will ich die oben angeführten Passagen etwas variieren, so weit mir das in den folgenden zwei Sätzen gelingt: 

Geschichte wiederholt sich selbstverständlich nicht stringent oder nach einer unabänderlichen Gesetzmäßigkeit, logischerweise auch nicht kongruent, aber sie retransformiert sich dennoch in den immer wiederkehrenden Post Mortem-Reanimationsbestrebungen totalitärer Personen, Staaten und Strukturen - sowohl heute als auch sicher in der Zukunft.

Denn wenn schon genug Anschauungsmaterial aus der erfolgreich vorexerzierten Historie vorhanden ist, warum sollten sich dann böse Buben nicht aus dieser reichhaltigen Asservatenkammer bedienen wollen, falls sie die Gelegenheit dazu bekommen? 

Doch letzlich...

... geht es um wesentlich mehr als um dieses Video selbst, und dabei nicht allein um diesen oben abgebildeten Grimassenschneider mit seiner augenscheinlich zu Tage tretenden brutalen Physiognomie, die mit ziemlicher Sicherheit denjenigen Islamisten zeichnet, der 1979 bei der Geiselnahme der US-Botschaft in Teheran an vorderster Stelle beteiligt war.

Mir geht es nicht zuletzt um die selbstverschuldete und völlig unnötige Inszenierung einer GEZ-Veranstaltung in Teheran und um die Frage, warum das ZDF in Person Klaus Kleber unsere Rundfunkgebühren für eine peinliche Burleske strapazierte, wer für Vorverträge, Interview-Absprachen, Fragestellungen, Diskursverlauf und vor allen Dingen für das Gesamtkonzept verantwortlich zeichnete. Als gelernter Print- und Online-Redakteur weiß ich, dass das Sujet "Interview" zu den schwierigsten der Branche gehört und intensive Vorgespräche erfordert, weil der zu Interviewende so gut wie möglich dargestellt werden will. 

Also kommt als Hauptakteur nur einer in Frage: Klaus Kleber selbst, der ja - bescheiden wie er ist - auch gerne selbst produziert (weiter unten). 

Anmerkungen zu Klaus Kleber:

Sein geschmeidiges Ego versprüht ein unstillbares Verlangen nach Interview-Terminen mit den Schurken dieser Welt, ähnlich wie es weiland Peter Scholl-Latour [Kürzel: PSL] (mit Chomeini) oder Ulrich Kienzle (mit Saddam Hussein) praktizierten.

Anders jedoch als die beiden längst in die Jahre gekommenen und zu selbstherrlichem Altersstarrsinn neigenden Methusalems des Auslandsjournalismus, die ihre herzliche Abneigung gegen Amerikaner und Israelis heute noch stärker artikulieren als ehedem und dazu auch immer standen und schon allein dafür von den Deutschen geadelt werden, bürgt Kleber qua nomen für eine geschmeidige Schmier- und Klebefähigkeit und Indifferenz, wenn es gilt, sich den Fieslingen dieser Welt anzubiedern. Peter Scholl-Latour und Ulrich Kienzle waren und sind echte Kotzbrocken, aber im Gegensatz zu Kleber besitzen sie wenigstens ein kantiges Format und eine eigene Meinung - nicht so wie der geschwätzige Markus Lanz-Verschnitt des "Politischen" im ZDF-Spätschoppen für geistig Unterbelichtete.

Klaus Kleber beim Arbeiten zugeschaut

Wer Herrn Kleber über die letzten etwa 15 Jahre hinweg halbwegs aufmerksam beobachtet hat (früher war er USA-Korrespondent), entdeckt recht bald, dass er zwei Rollen spielt:

Einerseits die des jovial und souverän agierenden Anchorman im Heute Journal, der uns zwischen 21.45 h und 22.15 h die Welt erklären will, und zum zweiten die glattgebürstete Bonsai-Ausgabe eines Richard Attenborough der deutschen Polit-Dokumentation. Man könnte glatt denken, wir wären mit Guido Knopps beinahe täglich dräuender Volksaufklärungs- und Beglückungsmaschinerie schon längst am Abgrund der völligen Banalisierung (oder Verblödung?) des politischen Soap-Bildungsprozesses angelangt. Aber dank Kleber und dessen ZDF-Kollegin M. Slomka, die bei BO-Frost sicher eine alternativ bessere Karriere hingelegt hätte, geht’s sogar noch billiger. 

Kleber wirkt besser als PATTEX - und seine Adepten kleben mit

Mich wundert Klebers devotes Gehabe im Umgang mit großkopferten Gangstern spätestens seit jenem Zeitpunkt nicht mehr, an dem er mit Ex-IAEA-Chef El-Baradei, der engste Beziehungen zum ehemaligen iranischen Atomunterhändler und Holocaustleugner Ali Larijani unterhalten hatte, ebenfalls im ZDF eine von ihm höchst selbst inszenierte Gefälligkeitsreportage im Hochglanzformat gemacht hatte.

Doch was fand Herr Kleber am "Friedens"-Nobelpreisträger El-Baradei, der Israel als Haupthindernis für eine nukleare Abrüstung gesehen hatte, so faszinierend?

Auf El-Baradeis Anweisung hin war im Jahr 2006 in enger Zusammenarbeit mit Ali Larijani und dem obersten iranischen „geistlichen“ Führer Ali Khamenei der allzu hartnäckig forschende IAEA-Chefinspekteur Chris Charlier zum Büroklammerzählen abkommandiert worden (Cicero-Redakteur Bruno Schirra hatte damals großartig recherchiert**). Im Jahr 2007 stand dann die iranische Fertigungskette, die zum Aufbau der Anlaufproduktion eines Atombombenprogramms unabdingbar ist, wie vom Regime selbst angegeben, bei knapp 3.000 Gaszentrifugen. Worin bestand also die Friedensleistung EL-Baradeis, außer dass er mit Klaus Kleber in New York ausgiebig beim Kaffeetrinken gefilmt worden war?

Heute schreiben wir den März im Jahr 2012, das Atomwaffenprogramm der iranischen Mullah-Diktatur steht quasi vor seiner Vollendung, die deutschen Geschäfte mit dem Iran boomen weiterhin auf höchstem Niveau, Madam Ashton vergleicht Gaza-Opfer mit dem Mord an jüdischen Schülern in Toulouse und der ehemalige Pop-Beauftragte der SPD setzt in bizarrer Dämlichkeit und Ignoranz (und das ohne Rücktrittsforderung!?) Israel, die einzige Demokratie des Nahen Ostens, mit dem ehemaligen südafrikanischen Apartheidregime gleich.

Das lückenhafte und ideologisch sehr leicht durchschaubare Halbwissen eines seit Jahren ungehindert hyperventilierenden Absolventen der Arabistik und Politik versetzt im Forum des tagesschau.de-Blogs der ARD die Kinder und Enkel derjenigen, die damals im Berliner Sportpalast „Wir wollen den totalen Krieg“ brüllten, in einen neuen Freudentaumel, wenn es um die Frage geht, ob man das iranische Atomwaffenprogramm ausschalten dürfe oder nicht. Natürlich nicht....

Nun aber wollen sie, die Nachkommen, konsequent irrational, historisch miserabel ausgebildet, fremdgesteuert, orientierungslos und freiheitsverachtend wie immer sie auch plärren (also echte 68er-Zöglinge, die eine Freiheits-/Verantwortungsethik erst buchstabieren lernen müssen) - in indirekt proportionaler Umkehrung der Forderung ihrer Großeltern - den totalen Frieden, jenen aber gefälligst ohne die Existenz Israels***.

Was ihre Altvorderen mit deren originären Methode erreichen wollten, müssen sie selbst ja nicht dezidiert aussprechen, da sie politisch korrekt argumentieren: Es reicht, wenn sie ihr neues Projekt lediglich "Antizionismus" nennen, wenn nur das Ergebnis dasselbe bleibt. So etwas nennt man generationsübergreifende Enkulturation.

Willkommen in Pazi-Land!

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*Mein Benutzername: Pollux89 (bei den Kommentaren bei etwa 17.45 ) 

 **Mehr zur Denunziation und der Demontage Bruno Schirras durch deutsche Verfassungsorgane und seine berufliche Schädigung hier. 2005 waren Bruno Schirra und Wolfram Weimar (Letzterer damals CICERO-Chefredakteur, 2011 Chefredakteur beim FOCUS) Geheimnisverrat vorgeworfen worden - ungerechtfertigterweise, wie sich später herausgestellt hatte. An der journalistischen Beschädigung Schirras hatte das allerdings nichts geändert. Mehr als schäbig, wie man damals mit Schirra und Weimar umgesprungen war.

***Hier zitiere ich als Trost für alle Freunde Israels unsere Bibel mit nur einer von vielen Verheißungen (was natürlich beinhaltet, dass wir alle unsere Verantwortung wahrnehmen müssen: Wer dich angreift, wird um deinetwillen fallen... Keine Waffe, die gegen dich geschmiedet wird, soll es gelingen, und jede Zunge, die vor Gericht gegen dich aufsteht, wirst du schuldig sprechen (Jesaja 54,15-17]

1 Kommentar:

Rika hat gesagt…

Ein wunderbarer Kommentar zum "Interview des Jahres" ("die Welt schaut auf dieses Interview") zu Kleber und Konsorten.

Die öffentlich-rechtlichen Volksbelehrer werden immer eindeutiger in ihrer Haltung zu Israel. Leider!

Ich habe mir hier so meine Gedanken dazu gemacht: http://himmelunderde.wordpress.com/2012/03/20/die-show-des-ahmadinedschad/