Der Iran könnte ein As aus dem Ärmel zaubern, falls westliche Regierungen zusätzliche Sanktionen wegen der brutalen Niederschlagung der oppositionellen Demonstranten in Erwägung ziehen sollten. Welche Karte wird Teheran wahrscheinlich spielen?
China.
(Abb. rechts: Gasförderplattform von South Pars im persischen Golf)
Am 13. Juli verkündete das iranische Ölministerium, dass China zugesagt hätte, etwa 40 Milliarden Dollar in iranische Raffinerieanlagen zu investieren. Das Abkommen würde die Finanzierung der neuen Hormoz-Raffinerie im Südiran mit einschließen, die täglich etwa 300.000 Barrel Benzin und Kerosin produzieren soll, wenn das Bauvorhaben nach vier Jahren abgeschlossen sein wird. China würde auch die in die Jahre gekommene Raffinerie Abadan im Süden gründlich instand setzen, damit ihre Produktion um 29% gesteigert werden kann, so das Statement von Funktionären aus dem Ölministerium, die für dieses Projekt noch keinen Fertigstellungstermin angeben können.
Das Abkommen ist noch nicht unterzeichnet worden (und China muss es noch bestätigen), aber wenn es der Iran durchzieht, würde es dem Land die größten Kopfschmerzen ersparen. Trotz riesiger Erdölreserven und Ausfuhren importiert der Iran über 130.000 Barrel Benzin pro Tag, weil er zu wenige und dazu alte Raffinerien besitzt, die die Binnennachfrage nicht befriedigen können. Der Deal mit China würde buchstäblich die Fabriken, Häuser und Autos im Iran - in der Tat eine Nation von 66 Millionen Menschen - am Leben erhalten.
Noch sind die iranischen Benzinimporte nicht von US-Sanktionen oder internationalen, also UN-initiierten Sanktionen betroffen. Aber die Bereitwilligkeit anderer Länder, Benzin an den Iran zu liefern, schwankt, da wegen des iranischen Nuklearprogramms der politische Druck zunimmt. Indien, einer der Hauptlieferanten, hat neulich entsprechend der in Paris ansässigen Internationalen Energiebehörde seine Exporte in den Iran für einen kurzen Zeitraum unterbrochen.
"Wenn Sie wirklich einschneidende Sanktionen durchsetzen wollen, müssen Sie die Treibstoff-importe kappen“, sagt Erica Downs, Expertin für chinesische Energiepolititik am Brookings Institute in Washington. „Falls die Chinesen 40 Milliarden Dollar investieren und damit die Fördermöglichkeiten der iranischen Raffinerien dramatisch erhöhen, würde dies definitiv eine der Waffen im US-Arsenal untauglich machen."
Chinas Beziehungen zum Iran, die im letzten Jahrzehnt ständig intensiviert worden waren, haben sich in den letzten 18 Monaten noch einmal rapide entwickelt. Im Dezember 2007 unterzeichnete der chinesische Ölriese Sinopec Group ein Abkommen in Höhe von 70 Milliarden Dollar, um im iranischen Yadavaran-Fördergebiet, dessen Reserven auf ungefähr 17 Milliarden Barrel geschätzt werden, mit Bohrungen zu beginnen. Im Januar dieses Jahres erklärte sich Chinas größter Energieproduzent CNPC bereit, das Ölfeld Nord-Azadegan zu erschließen - ein Deal im Wert von etwa zwei Milliarden Dollar. Und letzten Monat, als Demonstranten mit Paramilitärs auf Teherans Straßen kämpften, flogen iranische Ölfunktionäre nach Peking, um mit CNPC über ein Abkommen in Höhe von 5 Milliarden Dollar für die neueste Erschließungsphase von South Pars zu verhandeln, des riesigen Erdgasfeldes im Persischen Golf. Schwer gezeichnet durch den Fall des Ölpreises von 147 Dollar/Barrel im Juli letzten Jahres auf 64 Dollar diese Woche "haben die Iraner einen immer akuter werdenden Kapitalbedarf“, so Erica Downs.
Und China schwimmt in Geld. Darüber hinaus legt das Land, das zig Milliarden Dollar in den iranischen Energiesektor investiert hat und stetiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates ist, mit ziemlicher Sicherheit ein Veto gegen neue harte Iran-Sanktionen ein. Demgegenüber gibt es in den USA und Europa zunehmende Ängste wegen des iranischen Nuklearprogramms sowie Empörung über die Gewaltanwendung des Regimes im letzten Monat.
Große westliche Ölkonzerne, die im Iran operieren, darunter Total, Royal Dutch Shell und der italienische Konzern ENI, haben sich für einige Monate abstinent gehalten, was Verträge mit iranischen Ölfunktionären betrifft, weil sie vielleicht abwarten, ob Obamas Angebot an Teheran, Gespräche aufzunehmen, aus der politischen Sackgasse herausführt. Das Abkommen mit China über South Pars wurde unmittelbar nach TOTALs Absage (fürchtete politische Auswirkungen) geschlossen.
Diese Sorge trieb Peking selten um, und daran wird sich so schnell auch nichts ändern.
Crossposting mit FreeIranNow!
Quelle: TIME
Übertragen ins Deutsche von Castollux
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