Mittwoch, August 12, 2009

Martin Gehlens verbaler Bombenteppich

Wenn’s bei Martin Gehlen (Abbild. links, Quelle) dröhnt, sind nicht nur bei mir massive Kopfschmerzen angesagt - verursacht durch die Lektüre seiner Texte. Vor Jahren hätte man sich noch fragen können: „Wie kommt es, dass ein ausgewiesener Judenfeind wie Martin Gehlen sich in regelmäßigen Abständen im Tagesspiegel austoben darf?“

Heute, wenn die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Israelhasser eine Petitesse darstellt, konstatiert man jedoch:

„Warum eigentlich nicht?“

Wenn Martin Gehlen schreibt, bricht der Zweite Weltkrieg von neuem aus - in Gaza selbstverständlich. Hier wird er neu interpretiert und ein ebenso simpler wie erprobter Rollentausch vorgenommen:
„Über 5000 wurden verletzt. Auf deutschem Boden hätte eine Bombardierung mit solchen Opfern im gleichen Zeitraum 75.000 Menschen das Leben gekostet - eine Ausmaß an Todesopfern, was in etwa den deutschen Verlusten in einem Monat während des Zweiten Weltkriegs entspricht. Für die Menschen in Gaza war das Bombardement sozusagen ein kurzer Weltkrieg auf kleinster Fläche.“
Gehlen, der hier, wie manche Historiker, über den rhetorischen Umweg "Gaza" Dresden neu definiert und Menschen als Bomben einsetzt wie fett kursiv unterlegt oben (Dank an Björn für den erheiternden Hinweis), muss naturgemäß viele Fürsprecher haben, denn die Täter von einst werden schon längst wieder zu Opfern umgeschrieben. Wird ja auch langsam Zeit, oder?

Arye S. Shalicar hat den Text des notorischen Wiederholungstäters Gehlen auch gelesen und ihm in diesem Kommentar geantwortet:


Gastkommentar

Arye S. Shalicar

Martin Gehlen: Gaza – in den Köpfen dröhnen die Explosionen weiter
Tagesspiegel Online (Politik-International)


Herr Gehlen,

Ich muss mich sehr beherrschen, mich so diplomatisch wie möglich auszudrücken, denn was Sie in Ihrem neusten Bericht im Tagesspiegel von sich geben, ist schlicht und einfach ein Protokoll des Hasses. Damit meine ich keineswegs den Hass der palästinensischen "Verwundeten/Ärzte/Politiker/Experten" auf Israel und wie Sie schon in der Einleitung ihres Berichtes ziemlich einseitig ausdruecken, die "Bombardierung", sondern Ihren ganz persönlichen Hass auf die Juden und ihren Staat.

Verzeihung, ich möchte den letzten Gedankengang kurz abändern und aus "die Juden und ihren Staat", "uns Juden und unseren Staat" machen, denn ich bin einer dieser Juden und ich bin einer dieser von ihnen verschmähten "grausamen Israelis".

Mit ihrem Bericht spucken Sie mir, meiner Familie und meinen Freunden, Bekannten, eigentlich fast jedem israelischen Staatsbürger und fast jedem Juden weltweit ins Gesicht.

Ich will ehrlich sein. Mir fiel sehr schwer, Ihren Bericht zu lesen, in erster Linie, aufgrund der Tatsache, dass Worte wie "Sderot", "Gilad Schalit", "Terror der Hamas" und "israelische Tote" nicht ein einziges Mal in Ihrem Text auftauchen, sondern weil man von jemandem, der an zwei hochrangigen Universitäten studiert hat, unter anderem an der Hebräischen Universität in Jerusalem, mehr erwarten könnte und sollte.

Sie geben mir mit ihren Hassparolen das Gefühl, dass Sie entweder den Nahen Osten, die arabische Welt und den islamischen Terror nicht annähernd verstanden haben, oder, und das nehme ich eher an, dass Sie wissen, wie Europa und der Nahe Osten funktioniert, und Ihre Leser, die ihre Meinung unter anderem auch auf Ihren Bericht aufbauen, bewusst irreführen wollen, mit antisemitischer/antiisraelischer Propaganda.

Die wenigsten Deutschen sind Nahost-Experten und verstehen die Komplexität der Region. Ich selber verstand den Nahen Osten auch nicht wirklich, bevor ich vor achteinhalb Jahren aus Deutschland nach Israel gezogen bin, in der israelischen Armee gedient habe und an der Hebräischen Universität studierte. Im Laufe meines Armeedienstes und Studiums habe ich die Realität Israels und besonders Jerusalems hautnah miterleben dürfen. Ich habe hier gelebt, als Busse in der Hauptstadt Jerusalem in die Luft gesprengt wurden; ich war im Land, als die Hezbollah den Norden Israels unter Beschuss nahm; ich habe das "Volk Israel" gefühlt, als Gilad Schalit von Terroristen entführt wurde und ich war und bin immer noch hier, um "live" mitzukriegen, wie meine Familie in Ashkelon, Sderot und Ashdod leben musste, während die Hamas sie im Januar aus dem Gazastreifen unter Beschuss nahm. Wieso taucht in ihrem Bericht nicht ein Wort darüber auf?

Wie kann es sein, dass Sie über das traurige Schicksal von palästinensischen Kindern erzählen, aber nicht ein Wort darüber verlieren, wie viele israelische Kinder, seitdem die Hamas vor mehr als 8 Jahren angefangen hat, Israel zu beschießen, verwundet, verletzt, traumatisiert und getötet wurden? Ganz abgesehen von psychischen und materiellen Schäden.

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich weiß, dass die Bevölkerung des Gazastreifens in einer unerträglichen Welt lebt, woran nicht Israel oder der "böse Westen", Kapitalismus oder Kommunismus schuld sind, sondern klipp und klar die Palästinenser selbst, bzw. ihre Repräsentanten, die Hamas und die Fatah.

Um nochmal kurz auf Ihren Bericht einzugehen, und ich habe nicht vor, jede antisemitische/antiisraelische Textstelle aufzulisten, aber auf einen Punkt würde ich schon sehr gerne zu sprechen kommen. Sie schreiben in Ihrem Bericht: "Keinen einzigen Sack Zement hat Israels Regierung seit Ende des Krieges hereingelassen, auch keine Glasscheiben, Ersatzteile, Computer und vieles andere mehr". Nicht nur, dass das eine Lüge ist, wie man in der israelischen Tageszeitung Yedioth Achronot vom 29.7.2009 nachlesen kann (auch hier) sondern, dass Sie sich nicht einmal die Mühe gemacht haben, zu erwähnen, aus welchem Grund es eine Blockade gab bzw. gibt. Die Hamas weiß, dass es an ihr liegt, Israel zu überzeugen, die Blockade aufzuheben. Sie braucht Israel nur Gilad Schalit auszuhändigen. Ich denke, Sie wissen, dass Gilad Schalit seit über 3 Jahren in Gefangenschaft sitzt und man nicht einmal weiß, ob er noch am Leben ist.

Herr Gehlen, haben Sie eigentlich Kinder? Wie würden Sie, Ihre Familie und Ihr Volk sich fühlen, wenn Ihr Sohn, bzw. ein "Volksgenosse" vom Erzfeind entführt, und womöglich misshandelt und gefoltert werden würde?

Bitte seien Sie doch Experte genug, um Ihre ganz persönliche Weltanschauung nicht im Namen des Tagesspiegels zu veröffentlichen.

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