Samstag, März 13, 2010

Hoteltraditionen?

Wie viele unserer Leser auch, hat Nasrin Amirsedghi, iranische Regimekritikerin, an die Münchener Nobelherberge Bayerischer Hof (Online-Firmenslogan: "Mit dem größten Vergnügen" [Ohne Witz!]) die Anfrage gerichtet, ob es denn angebracht wäre, die Gauner und Vasallen des mörderischen Teheraner Regimes zu bewirtschaften.

Innegrit Volkardt, Geschäftsführende Gesellschafterin des Hotels und gelernte Hotelkauffrau, ließ ihre Antwort etwas hochnäsig-bieder ausfallen, um es diplomatisch zu formulieren. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück. Weiter unten meine ausführliche Entgegnung.


Vorlauf:


Frau Volkardts ziemlich selbstherrliche und von schlechter Kenntnis zeugende Antwort, die in dem unten stehenden Zitat für sich „eingehende Prüfung“ reklamiert, lässt befürchten, dass man nichts dazugelernt hat. Hat sie schon einmal an Baukränen aufgehängte Homosexuelle begutachtet, die Ermordung von Demonstranten der Demokratiebewegung registriert oder ist sie jemals gewaltsam verheiratet worden? Immerhin hat sie geantwortet. Bravo.


Schon ihre Attitüde verheißt jovial-arrogante Geschäftsmäßigkeit (
fett herausgehoben durch mich). Der Rest ist blanker Unsinn. Und was heißt eigentlich “Unseren Informationen zufolge”?

Lesen Sie selbst, was Frau Geschäftsführerin schrieb, bevor Sie meine Antwort registrieren:

Sehr geehrte Damen und Herren,

unser Haus pflegt zu den Konsulaten aller international anerkannten Staaten gute Kontakte und wir verhalten uns stets politisch neutral.

Unseren Informationen zufolge handelt es sich bei der Veranstaltung in unserem Hause am 13. März um ein ”Zusammentreffen der in Deutschland lebenden Iraner“.

Dieser Gästekreis setzt sich lt. Aussagen des Veranstalters zu 95 % aus Ärzten, Ingenieuren und Hochschulabsolventen zusammen, wir sahen daher keinen Grund, diese Veranstaltung abzulehnen. Nach eingehender Überprüfung ist uns zum jetzigen Zeitpunkt ein Rücktritt von dem geschlossenen Vertrag leider rechtlich unmöglich.

Jedoch möchten wir uns für Ihre zahlreichen Anmerkungen bedanken! Bitte lassen Sie sich versichern, dass wir Ihre Ansichten respektieren!

Mit freundlichen Grüßen
Innegrit Volkhardt

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Der Brief wimmelt nur so von Unverschämtheiten:


Freundlich wie ich nun mal bin, habe ich mir einen Antwortbrief aus der Hüfte geschnitzt:


Sehr geehrte Frau Volkhardt,


ich erlaube mir hiermit, die oben von mir
fett kursiv gekennzeichneten Bemerkungen in Ihrem Text ein wenig zu korrigieren, auch wenn Sie das vielleicht jovial-überheblich finden sollten. Die Abertausend Menschen, die im Iran seit Errichtung der islamischen Diktatur 1979 ermordet wurden, würden Ihnen wohl kaum beipflichten, wenn sie noch am Leben wären.

a)
Sie sagen: Der Iran ist international anerkannt (wie Hitler-Deutschland damals)

Er ist aber der aktivste Unterstützer terroristischer Organisationen in Nahost wie Hamas (Gaza) und Hisbollah (Libanon) und weltweit, mordet seine eigene Bevölkerung seit drei Jahrzehnten und baut Atomwaffen, die er gegen Israel und die westliche Welt richten will.


b)
Sie sagen: „Politisch neutral“

Genau diese wachsweiche Haltung ist es, die dem iranischen Terrorrregime die Bombe geradezu anbettelt und ihm hilft, weiter im eigenen Land zu morden, was das Zeug hält. Und eben diese Haltung ist es auch, die es dem Mullah-Regime ermöglicht, seine Vernichtungsdrohungen gegen Israel in die Tat umzusetzen und wirksame Sanktionen gegen das Regime zu lähmen.


c)
Sie sagen: „Unseren Informationen zufolge“

Sorry: Wann schlafen und wann wachen Sie? Und vor allen Dingen: Wie schlafen und wie wachen Sie? Haben Sie Internetanschluss in Ihrer Wohnung?


d)
Sie sagen: ”Zusammentreffen der in Deutschland lebenden Iraner“

Meinen Sie damit vielleicht die Vertreter der kommunistischen Exil-Schickeria um Bahman Nirumand oder dessen Adepten in den Feuilletons und mittleren bis oberen Etagen mancher Parteien, die sich eine Iranische Republik Light sehr wohl vorstellen können - eine Islamische Republik Light, deren humanistischer Fortschritt darin besteht,
dass statt Steinigung Erhängung angesagt ist?

e)
Sie sagen: "Dieser Gästekreis setzt sich lt. Aussagen des Veranstalters zu 95 % aus Ärzten, Ingenieuren und Hochschulabsolventen zusammen"

Das ist nun doch wirklich abstrus und geradezu peinlich: Sind wir auf der Brennsupp’n dahergeschwommen? Soziologen, Publizisten, Theologen, Philologen, Pädagogen, Politikwissenschaftler usw.: und das zu 100%, weil wir uns hundertprozentig für die Freiheit des iranischen Volkes engagieren und uns nebenbei dafür einsetzen, dass Sie Ihre Leberknödel auf einer bestimmten Betriebstemperatur kochen dürfen? Allerdings setzen wir unsere Kapazität nicht dafür ein, ein verbrecherisches Regime zu hofieren, sondern es zu stürzen und der Blüte der jungen iranischen Demokratiebewegung zum Durchbruch zu verhelfen.


f)
Sie sagen: "Nach eingehender Überprüfung..."

Überprüfen sie bitte Ihr Gewissen, bevor Sie solch einen Sermon von sich geben. Dieser selbstgefällige Ton ist unerträglich!


g)
Sie sagen: "Jedoch möchten wir uns für Ihre zahlreichen Anmerkungen bedanken!"

Verehrte Frau Volkhardt: Hier geht es nicht um „Anmerkungen“, sondern um Protest! Legen Sie bitte den Vollwaschgang in Sachen "Nachdenklichkeit" und "Gewissensprüfung" ein!


h)
Sie sagen: "Bitte lassen Sie sich versichern, dass wir Ihre Ansichten respektieren!"

Wenn Sie sich mit unseren „Ansichten“ wirklich ernsthaft auseinandergesetzt hätten, wäre die Bagage des iranischen Terrorrregimes von Ihnen nicht eingeladen worden. Abgesehen davon lassen wir uns von Ihnen nicht gerne versichern: wir sind keine passiv reagierende Laufkundschaft, wie Ihre semantische Konnotation verheißt: Wir stellen Forderungen an Sie!


Sie haben in Ihrer Geschäftstradition über Jahrzehnte hinweg etliche Staatsoberhäupter höchsten Ranges beherbergt. Reputation - und das ist sicher - erlangen Sie mit diesem Deal nicht. Sie können nur verlieren, auch wenn kurzfristig die Kasse klingelt.


Mit freundlichen Grüßen


Bernd Dahlenburg
etc....


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* was mit "
ist uns zum jetzigen Zeitpunkt ein Rücktritt von dem geschlossenen Vertrag leider rechtlich unmöglich" gemeint ist, erschließt sich mir nicht. Vielleicht weiß da der eine oder andere Leser mehr....

P.S.: das Antwortschreiben habe ich heute Morgen an Frau Volkhardt abgeschickt.

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