Dienstag, Juli 13, 2010

Wie geht es weiter mit Facebook?

Verblassendes Facebook

Alex Margolin

Alex Margolin, HonestReportings Redakteur für Soziale Medien, trägt gelegentlich mit Beiträgen zu relevanten Themen bei. Er zeichnet für HonestReporting bei Facebook verantwortlich.


Was die Verbreitung von Informationen im Internet betrifft wird es schwer, eine effektivere Plattform als Facebook zu finden.


Die Webseite wartet mit einer Mitgliederzahl von 400 Mio. weltweit auf, darunter 125 Mio. aktive Nutzer allein in den USA. Und ihr Hauptanliegen - Freunde miteinander in Verbindung zu halten - bedeutet einen Informationsfluss von Freund zu Freund und Netzwerk zu Netzwerk mittels vertrauter Beziehungen, also der effektivsten Form, Aufmerksamkeit der Menschen zu erregen.


Facebook
ist mittlerweile zu einem solch' großen Player unserer Mainstream-Kultur geworden, dass es beinahe schon wie ein Miniatur-Internet im Originalnetz funktioniert - von der Ausnahme abgesehen, dass es keine Anonymität zulässt, was den Diskurs sauber und (in den meisten Fällen) verantwortlicher führen lassen könnte.


Wie wirkungsvoll Facebook sein kann, sahen wir während der Krise um die Gaza-Flottille. Eine Gruppe, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Wahrheit über die Gaza-„Aktivisten“ zu verbreiten, hat 252.700 Mitglieder. Eine weitere zum gleichen Thema 97.000. Eine dritte Facebook-Gruppe spielte auch die Schlüsselrolle bei HonestReportings Kampagne, Comedy Central
zur Entfernung eines israelfeindlichen Spieles von ihrer Webseite zu zwingen.

Aber es scheint so auszusehen, als stieße der Internet-Gigant an seine Grenzen.


Inside Facebook
zufolge konnte die Webseite im Juni nur 320.000 neue Mitglieder registrieren. Auch wenn die meisten Internetanbieter neidisch auf diese für sie unglaubliche Zahl blicken, repräsentiert sie doch einen riesigen Absturz gegenüber 7,8 Millionen neuen Mitgliedern im Mai.


Noch überraschender ist jedoch die abnehmende Akzeptanz bei der demographisch gesehen wichtigsten Klientel bisher, den Altersgruppen zwischen 18 und 44. Gleichzeitig verzeichnete Facebook jedoch einen Mitgliederzuwachs bei den 13-17-Jährigen und 45-55-Jährigen.
Wired magazine mit einer eigenen Bewertung zum Rückgang der Facebook-Zahlen:
Ein Grund könnte in der über Mai und Juni anhaltenden Kontroverse zur Datenschutzrichtlinie und Machtfülle von Facebook zu sehen sein - ein Umstand, der höhere Umsatzzahlen verhinderte und sogar einige User veranlasste, Facebook kaum noch aufzurufen.

Eine weitere Erklärung bestünde darin, dass es sich lediglich um eine statistische Abweichung oder das Resultat von Veränderungen im Werbesystem handelt, das von ’Inside Facebook’ für die Entstehung der Zahlenwerte verantwortlich gemacht wird.


Nicht von der Hand zu weisen ist auch das Argument, dass nahezu jeder US-Amerikaner, der Interesse an Facebook bekundet, dies bereits nutzt. Facebook selbst spricht von 125 Millionen aktiven US-Usern und steuert nach eigenem Bekunden auf die 500-Millionen-Grenze zu.
Heißt das, dass Facebook seinen Zenit erreicht hat? Verblasst bald sein herausragender Internet-Status? Wahrscheinlich nicht. Hinter Google hält es immer noch den zweiten Platz bei den meistfrequentierten Webseiten überhaupt. Und es bleibt die größte Seite für den Online-Austausch von Fotos.

Da aber das Wachstum der Webseite abflacht, könnte dies einen Strategiewechsel bei Facebook zur Folge haben. Statt auf Mitgliederzuwachs zu schauen könnte es sich mehr auf die Verbesserung seiner Servicequalität zugunsten der bereits existierenden Mitglieder konzentrieren. Das könnte Methoden zur Stärkung zwischen Freunden und eine Verbesserung des Informationsaustausches nach sich ziehen.


Für jene also, die Facebook als Plattform für Virenbefall sehen, könnte der „Absturz“ des sozialen Mediums noch die beste Nachricht sein.


Quelle: HonestReporting (Media Backspin)

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