Dienstag, Oktober 12, 2010

Offener Brief an Deutschlandradio Kultur zum Thema Antijudaismus

Sehr geehrte Damen und Herren der Redaktion von dradio kultur,
in der Nacht vom vorgestrigen Sonntag auf Montag moderierte wieder einmal der sehr umtriebige Herr Dr. Joachim Scholl die Hörersendung „2254-2254“, in der oftmals Statements von links - ja, Sie haben richtig gelesen - links motivierten Hörern favorisiert werden, die sich antijüdisch oder mehr oder weniger offen antisemitisch äußern. Manchmal werden sie von diversen Moderatoren bereitwillig aufgegriffen oder hämisch kommentiert.

Ich hatte dazu im Dezember 2008 schon einen kommentierenden Beitrag geschrieben. Die Protagonisten aus der dradio-Redaktion von damals sind heute nicht mehr identisch mit denen heute, aber das Strickmuster ist dasselbe geblieben: Wenn man gegen Juden polemisiert oder unterschwellig polemisiert, hat man auch die Mithörer auf seiner Seite. Seit Jahren geht das jetzt so.


Ich ertrage das nicht mehr.


Entspricht es dem Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen, Kommentatoren wie Bettina Marx, Sebastian Engelbrecht oder anderen Judenhassern
tagsüber die Kommentar- (Drecksarbeit) in den Nachrichtensendungen zu überlassen, um dann nachts das Thema „Palästina“ passend aufzubereiten und gleichzeitig ein Forum einzurichten, in dem sich der intellektuell gerierende Pöbel austobt, dem man dann auch noch schelmisch Beifall zollt, wenn man ihm schnippisch „alles Gute und bis bald“ wünscht (Dr. Scholl), während man islamkritische Hörerinnen wie eine Anruferin aus Berlin, die Henryk M. Broder und den mutigen Hamad Abdel-Samad zitierte, schlicht mit einem „Danke“ abwürgt, wie es Dr. Scholl getan hatte und wie es immer wieder geschieht?

Judenbashing als Volkssport zwischen 1.00 Uhr und 2.00 Uhr nachts, während die meisten Menschen nicht mehr zuhören?
Zeimlich bequem, nicht wahr?

In der von mir erwähnten Sendung
gestern (es ging um den Islam bzw, die von Bundespräsident Wulff ins Gespräch gebrachte Äußerung "Der Islam gehört zu Deutschland") sprach Herr Dr. Scholl wieder einmal davon, dass er von Theologie und vom Islam nichts verstehe; gleichzeitig brachte er aber wieder die von ihm schon einmal ins Spiel gebrachte These ins Spiel, dass das so genannte Alte Testament (was ist das eigentlich seiner Ansicht nach?) auf Auge um Auge, Zahn und Zahn fixiert sei und deshalb ein Rachekonzept inkorporiere (Dr. Scholl wortwörtlich!) . Wenn das keine antisemitische Stereotype ist, dann frage ich mich als evangelischer Theologe, der ein klein wenig von seiner Bibel versteht, was dann?

Langsam reicht es mir, was die nach unten gerichtete Unwissenheits- und Ignoranzspirale betrifft, besonders wenn ich an Dr. Scholl denke.


Wenn ein promovierter Germanist wie er nicht die geringste Anstrengung unternimmt, sich den
(auf den ersten Blick) exegetisch umstrittenen Bibeltext „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ wissenschaftlich einigermaßen sorgfältig vorzunehmen, dann frage ich mich, wofür das Logo dradio kultur eigentlich sonst noch steht außer (oft) belanglosen Buchbesprechungen.

Für das, was ein ziemlich desorientierter und offensichtlich anitjüdischer Hörer wie H. Westhoff* gegen 1:50 sagte?

„Auge um Auge, Zahn um Zahn bedeutet, dass man das Eins zu Eins ausgleichen muss“
Und Herr D. Joachim Scholl meinte auch noch pflichtschuldigst-jovial, wie es seine Art ist, dass ihm [einem promovierten Antijuden und Gnostiker] nichts Besseres eingefallen wäre, als „belehrt“ worden zu sein.

Und hier ein Angebot von Hagalil:

Antijüdisches Klischee


Dämlicher und widerlicher geht es kaum noch, was die Ignoranz des Herrn Dr. Scholl betrifft - sowohl, was die eigene Unwissenheit als auch die Ignoranz gegenüber seinen Hörern betrifft.


Aber wie ich eingangs schon andeutete:


Vielleicht geht es mit dradio kultur sowieso schon seit Jahren den Bach runter – sowohl intellektuell als auch moralisch, von Empathie für die wirklich brennenden Probleme in unserer Welt heutzutage (Darfur, Nordkorea, Kongo, Südafrika, Tschad und in der islamischen Hemisphäre etc.) ganz zu schweigen.
 


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