Schrecklich und zum Haareausraufen, was man als eingefleischter Bayern-Fan in den letzten Wochen mitmachen muss: Die Mannschaft des niederländischen Trainers van Gaal scheint entweder politisch korrekten grünen Biosprit getankt zu haben (was oft zu Stottern im Motor führt) oder ihr „Mir-san-mir“-Gefühl ist ihr vorübergehend abhanden gegangen.
Wann gab es das schon einmal, dass mein ruhmreicher FCB ausgerechnet während der Wies’n-Hochsaison, wenn die Gegner seit Jahrzehnten regelmäßig ins Weißbier-Delirium gespielt werden, dermaßen ins Straucheln gerät wie in der Saison 1977/78, als man den läppischen 12. Platz „errang“?
Da bin ich momentan ebenso ratlos wie viele meiner Leidensgenossen.
Die Bayern-Hasser haben also wieder einmal für ein paar Wochen Hochkonjunktur. Von mir aus - kein Problem:
Sehen wir uns die Statistiken der Bundesliga an: Danach folgt auf eine schlechte Bayern-Saison oft eine Demütigung für die Liga-Konkurrenz, von gelegentlichen Ausnahmen abgesehen (Gladbach in den 1970er-Jahren, HSV Anfang der 1980er-Jahre und Bremen in den 1990er-Jahren).
Eigentlich war aber das heute verlorene Spiel in Dortmund (0:2) nur noch das I-Tüpfelchen auf eine fast niederschmetternde Diagnose, die man schon in den letzten Wochen hätte stellen können, wäre die WM in Südafrika nicht gewesen und die danach fehlende Regenerationszeit für die Mehrzahl der Stammspieler des Teams, die – man sollte das nicht vergessen – dort Semifinale und Finale gespielt hatten.
Van Gaal und die Spieler selbst betonten in der äußerst knapp bemessenen Vorbereitungszeit, dass es Startschwierigkeiten geben könnte. Man war also „vorgewarnt“. Die Frage ist nur, ob man das Anfang Oktober immer noch gelten lassen kann. Leise Zweifel - auch an manchen Mannschaftsumstellungen heute - (Pranjic als "6" und Schweinsteiger hinter der Spitze) sind erlaubt.
Weil die einzelnen Spieler sehr wohl wissen, um was es geht und sie ihrem Verein gegenüber die größte Loyalität schulden (der bezahlt sie schließlich), glaube ich aber, dass das Team ein mentales Problem hat:
Permanent gewinnen macht zwar unheimlich viel Spaß, aber als ehemaliger Aktiver weiß ich auch, dass sich nach (großen) Erfolgen ein gewisser Schlendrian einschleicht, auch wenn er nicht gewollt ist. Die Motivation fehlt einfach, und das ist menschlich sehr gut nachvollziehbar.
Jetzt haben die Bayern einige Kopfnüsse eingesteckt. Das verursacht Schmerzen, richtig. Aber danach wird durchgestartet. Die Mannschaft hat ein unglaublich großes Potential. Sie muss es jetzt nur noch abrufen.
Und: Mal sehen, wo Mainz und Dortmund nach dem 34. Spieltag stehen. Mainz wird nach der ersten Niederlage ins Grübeln kommen, nach der zweiten erst recht (wie Hoffenheim damals). Und Dortmund ist (dieses Jahr) noch nicht meisterschaftsreif.
Abgesehen davon werden für meinen Geschmack manche Mainzer "Jungstars" zu früh in den Himmel gelobt, auch wenn ich ihnen alles Gute wünsche.
Also: abwarten.
Ich bin zwar sauer, aber meinen FCB jetzt schon abschreiben? Nein!
Der Stern des Südens leuchtet immer und ich gehe nicht davon aus, dass sich die Astrophysiker hinsichtlich dieser Selbstverständlichkeit irren.
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