Sonntag, Januar 01, 2012

Deutsche (Sylvester-) Raketenlyrik

“Wird’s besser, wird’s schlimmer? Fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich! (Erich Kästner)*

Allein während der ersten Viertelstunde nach 00:01 h 2011/2012, als es so richtig in der Augsburger Innenstadt krachte, fuhren drei Rettungswagen und zwei Einsatzfahrzeuge der Polizei mit Blaulicht unter meinem Balkon vorbei.

Wenn Deutsche schießen, dann darf es richtig kreuz und quer gehen - vertikal und horizontal. Deshalb hatte ich vorsorglich auch meinen Fahrradhelm und eine feste Brille aufgesetzt, um meinem Voyeurismus relativ gefahrlos frönen zu können. Wahrscheinlich wird nach dieser Nacht eine größere Schadensbilanz für "umweltbewusste" Deutsche festzustellen sein, was unmittelbar verursachte Personenschäden betrifft, als im Atomkraftwerk Fukushima im März letzten Jahres, als es sich im akuten Ausnahmezustand befand.

Deutsche "Betroffenheitssoße?" Schwamm drüber!

Oder wie Dieter Nuhr passend in seiner Jahresrückschau auf Phoenix gestern Abend anmerkte: "Als in Japan die Naturkatastrophe Tsunami (!) 20.000 Tote verursachte, kaufte man hier wie irre Geigerzähler".

Die im Frühjahr 2011 dort verursachten Opfer schienen den Deutschen am Allerwertesten vorbei zu gehen: In Fukushima selbst kamen aber während der gesamten Atomhavarie bis heute 2 Menschen ums Leben, und das auch nur mittelbar durch den Ausfall der Notstromaggregate und der daran angeschlossenen Pumpen aufgrund von Überflutung. Was sagt uns das über die deutsche Berichterstattung über Fukushima im Frühjahr 2011?

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Letzter Lagebericht von der Front hier (00:25 h):

Viele Friedenspädagogen in meinem intellektuell dominierten Stadtteil Bismarckviertel beginnen erst jetzt, ihr Geballer einzustellen.

Ich gönne es ihnen: dann wissen sie wenigstens wieder einmal, wie gefährlich es ist, mit Sprengkörpern umzugehen. Ein wenig salopp formuliert: Ich habe "gedient". Als ehemaliger Nachschubsachbearbeiter bei der BW kenne ich mich mit der Thematik ein wenig aus und weiß auch, wie extrem scharfe Dinger aussehen.

Doch mit dem ersten Werktag 2012 werden uns pazifistisch gesinnte Knallfrösche wieder eindringlich vermitteln, dass es gefährlich sei, militärisch gegen moderate Taliban vorzugehen, da man sie auch vertikal und horizontal bekämpfen könnte.

Fasching/Karneval zieht ja auch schon herauf. Schade nur, dass man dann - wie in den vergangenen Jahren auch - in dämlichen Büttenreden und auf Schauwägen lediglich über sich selbst und Verfehlungen der Kirche schmunzeln darf und nicht darüber, dass im abgelaufenen Jahr 2011 Osama bin Laden und etliche seiner Mordskumpel das Zeitliche segneten.

Wetten dass?

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Dank an Walter Schmid für das Zitat!

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