Sonntag, Januar 06, 2013

Jan Fleischhauer: Wa(h)re Freundschaft kann nicht wanken


Man ist ja so einiges gewohnt, was exotische Freundschaften in Journalistenkreisen betrifft: da liefern sich die Kontrahenten über Jahre hinweg einen Schreibkrieg nach dem anderen und auf einmal sieht man, wie sie sich in Talkshows herzen und freundschaftlich duzen. Dafür gibt es etliche Beispiele, die man hier nicht aufzählen muss.

Was Jan Fleischhauer in diesem SPIEGEL-Beitrag abgeliefert hat, ist schlicht enttäuschend, weil er darin mit keinem Wort Jakob Augsteins über die Jahre hinweg gepflegt-antisemitisch konnotierte Sprache anspricht. Wenn er schon dagegen ist, dass sein Freund und Antizionist (Ist ein Antizionist etwa kein Antisemit?) in's seiner Meiung nach falsche Eck gestellt wird, frage ich mich, über was die beiden Freunde so reden, wenn sie beim Plausch zusammensitzen.

Jan Fleischhauer kennt dieses Scheinargument aus Antizionisten-, also Antisemiten-Kreisen sicher:


Gerade die Freundschaft zu Israel verpflichtet uns zur Kritik etc...

Nun ist sicher nicht jeder, der so argumentiert, zwangsläufig auch Antisemit, aber er muss sich den Einwand gefallen lassen, dass zumindest(!) sein Statement antisemitisch konnotiert ist, ob aus Unwissenheit, Ignoranz oder grenzenloser Dummheit.

All' diese Erklärungsversuche treffen jedoch auf einen Intellektuellen wie Jakob Augstein nicht zu.

Was bleibt dann außer subtiler Unterstellung und antijüdischer Manipulation? Hat Jan Fleischhauer darüber schon einmal mit Augstein gesprochen, und wenn ja, welche Konsequenzen hat er daraus gezogen?

Man könnte meine oben zitierte "Verbindlichkeitserklärung" zur wahren Freundschaft ggenüber Israel nun instrumentalisieren und Jan Fleischhauer als Anleitung für den Umgang mit Augstein an die Hand geben. Das funktioniert
aber in diesem Fall leider nicht, weil Fleischhauer den eigentlich gebotenen Salto rückwärts sicher nicht mehr wagt. Wenn er sich das nächste Mal mit Augstein in privater Traulichkeit trifft, sollte er seinem Freund wenigstens unmissverständlich klarmachen, dass etliche seiner Äußerungen und die überstrapazierte Fixierung auf Juden eindeutig antisemitisch sind. "Wahre Freundschaft kann nicht wanken" heißt es doch in einem alten deutschen Volkslied. Ich habe da aber meine Zweifel, insbesondere nach dieser öffentlichkeitswirksamen Parteinahme für Augstein.

Jan Fleischhauer hätte es dabei belassen können, allein das Ranking Augsteins ironisch zu hinterfragen und ihn ansonsten an seinen Äußerungen zu messen. Genau das hat er aber unterlassen, weil er sonst selbst in eine Argumentationsnot geraten wäre.

Jeder, der hinter die Tarnkappen-Semantik Augsteins blicken kann, erkennt, dass er durch und durch Antisemit ist - ein linker Antisemit, der sich hinter dem scheinbar harmlosen Terminus Antizionismus versteckt. Nur Jan Fleischhauer will das nicht entdecken, weil - ja weil Jakob Augstein sein Freund ist.

Ich befürchte, dass der von Jakob Augstein und dessen Gesinnungsfreunden propagierte Antisemitismus im Gewande des Antizionismus sich im so genannten Bildungsbürgertum nicht nur halten, sondern sogar verstärken wird, denn nichts ärgert 20 Prozent der Deutschen so sehr wie die Tatsache, dass es in Nahost einen Staat gibt, dessen schiere Existenz sie an ihre dunkle Vergangenheit erinnert.
Man muss nicht lange suchen, um einen kleinen Vorgeschmack dafür zu bekommen, wie ein Blick in die Leserbrief-Foren etablierter Zeitungen reicht.

Ist dieses "Gebilde Israel" erst einmal weg, hat die Volkseele wieder Ruh' und man kann sich voll und ganz der Durchsetzung einer Öko-Diktatur widmen.

Aber das ist ja dann hoffentlich wieder Jan Fleischhauers Thema. Das Thema Augstein
jedenfalls hat er gewaltig in den Sand gesetzt.

Keine Kommentare: