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Samstag, März 26, 2011

Altbundeskanzler Helmut Schmidt hat sich gestern bei mir beschwert. Zu Recht?

Ich hatte in meinem vorletzten Beitrag den ehemaligen Herausgeber der ZEIT, Theo Sommer, scharf angegriffen. Mehr dazu hier.

Daraufhin schrieb mir Altbundeskanzler Helmut Schmidt einen sehr kurz gehaltenen Leserbrief:
Ihre authentischen Tränen und Sommers Krokodiltränen. Den Kontrast finde ich echt scharf.

Gut, dann sprechen wir doch darüber, wenn Herr Altbundeskanzler Helmut Schmidt darauf Wert legt

Helmut Schmidt kann meine Emotionen genauso in Zweifel ziehen wie ich die von Theo Sommer. Warum sollte ich diese Tatsache bestreiten?

Da steht Emotion gegen Emotion oder Empathie kontra eruptive Gegenwartsbetroffenheit, die sich im Fernsehstudio spontan (und vielleicht ungewollt)
entlädt.

Theo Sommer hat in einer dezidiert manipulierten Medien-Situation, die allein von Anne Wills Redaktionsteam zu verantworten ist, spontane Regung gezeigt - an einem Sonntag, wie er dutzende Male im Jahr zelebriert wird; ich bin aber heute noch emotional bei 9/11 beteiligt, wie wenn es gestern gewesen wäre; und ich richte meine journalistische und politische Arbeit seit über einem Jahrzehnt konsequent nach meiner Überzeugung aus, wie man jederzeit nachlesen kann.

Wird Theo Sommer in ein, zwei Monaten oder in ein, zwei Jahren sein Engagement ebenso emotional vorantreiben wie er es bei Anne Will anzudeuten schien?

Um Helmut Schmidt ein wenig entgegen zu kommen: Wer kann schon in die Herzen und Köpfe anderer Menschen hineinsehen?


Aber hier ging es um einen Sachverhalt, der eingehender betrachtet werden muss.

Und das habe ich in meiner Antwort an Helmut Schmidt ausführlich
so formuliert:
Ja, der Kontrast ist scharf. Und manchmal muss man auch zugespitzt formulieren. Sicher waren auch Theo Sommers Tränen authentisch - von seinem Standpunkt aus gesehen.

Aber sie waren völlig unangebracht in diesem Fall, weil seitens der ARD ein (medialer) Zusammenhang zwischen einem kühl kalkulierten Massenmord und einem Reaktorunglück hergestellt wurde, bei dem bisher kein(!) Mensch umgekommen ist.


Und was hat eigentlich Anne Will mit ihrem NDR-Einspieler „Ground Zero“ gemacht? War das nicht zugespitzt? Forderte dieser Trailer keinen Widerspruch heraus? Ist es ethisch gerechtfertigt, sich entspannt zurücklehnen und den bestialischen Mord an fast 3.000 Menschen in den Twin Towers in einen moralischen Zusammenhang mit einem Reaktorcrash zu stellen?


Ich interpretiere Sommers Gefühlslage vollkommen anders als Sie, was seine Reaktion bei Anne Will betraf.


Ihren Kommentar, Herr Schmidt, respektiere ich formal. Er passt aber nicht ins Bild.


Und wenn Sie schon moralisch argumentieren konfrontiere ich Sie mit einer Frage, der Sie sich eigentlich stellen sollten:


Warum haben Sie in diversen Talkshows dem Iran zugestanden, dass er ein "ziviles Atomprogramm" verfolgen dürfe, obwohl doch auch Ihnen klar ist, dass Ahmadinejad alles andere als ein ziviles Atomprogramm verfolgt und er Israel nuklear auslöschen will? Als Elder Statesman wissen Sie doch, was das Mullah-Regime wirklich beabsichtigt

Haben Sie (indirekt) den Ajatollahs das Recht auf atomare Aufrüstung zugesprochen oder nicht?

Wie steht’s mit der Verantwortung Deutschlands für Israels Sicherheit?
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Vorsicht:
Nicht alles ernst nehmen, was der Castollux schreibt, auch wenn seine Intention stimmt. Aber wenn sich schon jemand als Helmut Schmidt ausgibt und sein Späßchen mit mir treiben will, lasse ich einmal darauf ein. Was ich aber oben über Helmut Schmidts Beurteilung des iranischen Atomprogramms geschrieben habe, trifft zu. Und das habe ich wirklich aus seinem eigenen Mund gehört.

Samstag, Dezember 18, 2010

Helmut Schmidts (antisemitische) Zigarettenpausen

Moderne antiisraelische Ikonen sind es mitunter wert, genauer unter die Lupe genommen zu werden - besonders dann, wenn sie, wie Helmut Schmidt, geradezu hysterisch-nostalgisch von einer Mehrzahl der Deutschen als "gutes Gewissen der (T)Deutschen" vereinnahmt werden.

Helmut Schmidt war bei den Freisler-Prozessen gegen die Freunde Stauffenbergs nach dem missglückten Attentat auf Hitler als (abkommandierter) Beobachter beteiligt.*


Er - und seine Apologeten - berufen sich gerne auf eine Passage, die vom echten (!) Widerstandskämpfer Ulrich von Hassell handelt, der wusste, dass er das Gefängnis nicht mehr lebend verlassen würde.
Zitat aus der WELT am Sonntag vom September 2009:
Fabian von Schlabrendorff, ein Mithäftling, berichtete Ilse von Hassell im Sommer 1945 die Worte: „Der Tod ist mir sicher, wenn Sie herauskommen, grüßen Sie bitte meine Frau. Ihr gelten meine letzten Gedanken.“ Der Volksgerichtshofprozess gegen ihn war eine Farce: eine Prozedur, wie ein Prozessbeobachter, der damalige Oberleutnant und spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt bemerkte, „ausschließlich auf menschliche Entwürdigung und seelische Vernichtung abgestellt“.
Schmidt hatte nach 1945 immer wieder bekräftigt, dass er auf übergeordneten Heeresbefehl gehandelt habe. Das kennen wir doch irgendwoher, oder nicht?

Woher bekommt dieser Mann eigentlich seinen Persilschein?

Nur, weil er irgendeinmal Sozialdemokrat wurde und 1962 Hamburg vor der Flut rettete?


Wenn es aber tatsächlich so gewesen sein sollte, dass ihm der Heeresbefehl nicht in eine politische Ethik gepasst habe: Warum hat er dann nicht widersprochen? Für ihn bestand keine unmittelbare Gefahr.


Und weitergefragt:


Warum hattte er in den 1940er-Jahren und heute vehemente Einsprüche gegen die Ansiedlung von Juden in „Palästina“ formuliert, wie Nathan Gelbart völlig zu Recht kritisiert?


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*Dazu gibt es leider kaum noch Videos; ich suche noch danach; vielleicht kann mir ein Leser Unterstützung geben; es gibt noch Videos, da bin ich sicher.