Mittwoch, Februar 20, 2008

London: Morddrohung gegen israelischen Fußballtrainer


Das war (leider) fast schon zu erwarten

Lizas Welt hatte Avraham Grant, dem Nachfolger José Mourinhos beim englischen Topclub FC Chelsea, im September 2007 einen ausführlicheren Beitrag gewidmet. Grant hatte von Anfang an Schwierigkeiten, bei Fans und Medien "anzukommen"; aber dass ihm jemand eine Morddrohung zukommen lässt, muss größte Besorgnis hervorrufen.

Antisemitische Anfeindungen gegen Grant hatte es schon unmittelbar nach seiner Einstellung bei Chelsea gegeben.

So schrieb im Evening Standard der ehemalige konservative Kulturminister David Mellor, dass Grant, der noch nie einen großen Club trainierte, nur "aus einem Grund" kam: "Er ist ein Israeli-Russe in einem Klub, der einem von Israel besessenen Russen gehört." Weiter hieß es in dem Artikel des 1992 wegen einer Sexaffäre zurückgetretenen Politikers: "Caligula machte sein Pferd zum Konsul, und Abramowitsch machte seinen Fußballdirektor, Gott hilf uns, zum Trainer."

Dass Formulierungen wie diese bei Antisemiten auf fruchtbaren Boden fallen würden, war unschwer zu erraten.

Wenn selbst Martin Samuel von der renommierten Times über das "jüdische Erbe" Grants schwadronierte, darf es auch nicht verwundern, wenn die eher zur rechten Klientel zählenden Fangemeinde des FC Chelsea in den Internetforen sich seither so richtig austobt. "Vielleicht wird er auf brutalen Angriff setzen", so ein Fan, "Das ist doch eine Taktik, die die Israelis gerne anwenden, besonders gegen Palästinenser." Oder ein weiterer Forenteilnehmer: "Grant ist nur einer von vielen Hebräern, die in den letzten Jahren gekommen sind, um unseren Club zu retten."

Die Saat muss nicht erst aufgehen. Sie keimte schon.

E. Hausen
von "Israelnetz" heute mit dieser Nachricht:


LONDON (inn) - Die britische Polizei ermittelt wegen Morddrohungen gegen den israelischen Trainer des Londoner Fußballvereins Chelsea, Avraham Grant (Abbildung) . Im Trainingsgelände im nahe gelegenen Cobham ging ein Briefumschlag ein, der ein weißes Pulver enthielt.

Wie die Zeitung "Daily Mail" am Mittwoch berichtet, öffnete ein Mitarbeiter die Postsendung. Darin fand sich ein Brief, in dem Grant als "hinterhältiger jüdischer Bastard" beschimpft wurde. "Wenn Du diesen Brief öffnest, wirst Du einen sehr langsamen und schmerzhaften Tod sterben", schrieb der anonyme Absender weiter. Eine zweite Botschaft enthielt sexuelle Drohungen gegen Grants Ehefrau Zofit und fügte hinzu: "Dann wird sie sterben."

Eine Untersuchung im Labor ergab, dass das Pulver unschädlich war. Grant und seine Mannschaft hielten sich nicht in England auf, als der Drohbrief eintraf. Sie waren für ein Champions-League-Spiel gegen Olympiakos in die griechische Hauptstadt Athen geflogen. Dieses fand am Dienstagabend statt und endete mit einem torlosen Unentschieden.

Der Israeli hatte den Posten des Cheftrainers bei dem renommierten Club im September von José Mourinho übernommen. Von manchen Fans, die diesen Schritt der Vereinsleitung missbilligten, wurde er mit rassistischen Parolen begrüßt. Mittlerweile hat er sich jedoch durch eine erfolgreiche Arbeit den Respekt vieler Anhänger erworben. Bei Chelsea steht unter anderen der deutsche Nationalspieler Michael Ballack unter Vertrag.

Hat tip: Lizas Welt

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