Wenn Tim Franks, fest angestellter Griffelspitzer und Tastatur-Zampano bei der BBC, aus seinem Fenster im Büro der Jerusalem Capital Studios die Jaffa-Straße hinunterblickt, entgeht ihm im Regelfall selten etwas, was nicht irgendwie zu verwursten wäre - und im Verwursten von Nachrichten ist die BBC einsame Weltspitze. Im Gebäudekomplex haben viele internationale Medien wie der britische Mediengigant (verballhornt Beeb), CCN, Sky News und etliche andere Medien Outlets ihre Büros eingerichtet. Einige Anschläge in der Vergangenheit wurden nicht zufällig in der Nähe des Medienhauses verübt, weil man sich als Terrorist an keinem Platz in Jerusalem und vielleicht weltweit so sicher sein kann, fast zeitgleich mit dem Geschehen in die Schlagzeilen zu kommen wie hier.
Entgangen ist Tim Franks auch am Dienstag, den 2. Juli wohl kaum etwas, als ein palästinensischer Einwohner Ostjerusalems sich einen Radlader schnappte, um eine beispiellos wahnwitzige Amokfahrt zu inszenieren. Er raste auf zwei Busse, etliche Autos und unschuldige Passanten zu, tötete mindestens 3 Menschen und verwundete Dutzende Passanten, bevor er von einem Soldaten und einem Polizisten
erschossen wurde, der in einer halsbrecherischen Aktion auf das Fahrerhaus gesprungen waren.
Es ist nicht das erste Mal und auch kein Zufall, dass (auch) ausgerechnet die BBC bei schrecklichen Vorfällen wie diesem zu einem Mittel greift, das ethisch höchst verwerflich ist und von der Absicht zeugt, unehrlich und verzerrend zu berichten, um aus einem gegen israelische Bürger gerichteten Anschlag in Sophisticated Speech etwas zu konstruieren, das sich gegen den israelischen Staat und seine Bürger richtet.
Wie Pesach Benson von HonestReporting schnell feststellte, hatte die BBC unmittelbar nach dem Anschlag folgende Schlagzeile produziert: „Israelischer Radladerfahrer erschossen“. Auf den ersten Blick konnte das den Eindruck erwecken, hier wäre ein Israeli Amok gelaufen und es handle sich um einen Vorfall, der nicht im Entferntesten etwas mit einem palästinensischen Täter zu tun hätte. (siehe Screenshot).
Warum ging Tim Franks nicht die paar Meter runter zur Straße und erkundigte sich bei den Sicherheitsbehörden? Man kennt ihn und hätte ihm Auskunft geben bzw. auf die Pressekonferenz verweisen können. War er kurz auf dem Klo, um seinen Angstschiss abzulassen? Die etwas später abgeänderte Schlagzeile entbehrt dann nicht einer gehörigen Portion bösartiger Komik: „Bulldozer-Amokfahrt erschüttert Israel“.
Abgesehen davon, dass eine Bulldozer-Amokfahrt wohl das Letzte ist, was den Staat Israel in seinen Grundfesten erschüttern könnte (wie hier heimtückisch impliziert), weil er tagtäglich mit der Terrorgefahr lebt, ist die Wortwahl in dieser Schlagzeile an dreister Euphemisierung kaum zu übertreffen.
In der Nahostberichterstattung, und da besonders im Kontext des israelisch-palästinensischen Konfliktes, hatte man bei der BBC noch nie Skrupel, jede erdenkliche Auseinandersetzung zwischen der IDF und Palästinensern sprachlich so ins „rechte“ (falsche) Licht zu rücken, dass palästinensische Terroristen zu anonymen, ziellos umher irrenden „home made“- Kassams mutierten und umgekehrt IDF-Operationen zu unverhältnismäßigen Racheaktionen des jüdischen Staates.
Beispiel gefällig? „Raketen verletzen Dutzende in Israel“ titelt der britische Medienriese, vergisst aber (absichtlich?), den Absender anzugeben, der so freundlich war (und weiterhin ist) seine Tod bringende Fracht nach Sderot oder Ashkelon zu tragen.
Zur dogmatisch unverrückbaren und beinahe schon verklärt interpretierten Konstante der BBC-Berichterstattungsphilosophie gehört selbstredend der Einsatz brachialer Headline-Monster wie in diesen Beispielen: "Israelis töten Militante in Gaza" (Die "Militanten" feuerten vorher Raketen auf Israel) oder "Kinder durch israelischen Militärschlag getötet" (Die Kinder spielten nahe einer Raketenabschussrampe).
HonestReporting hatte dazu ein Communiqué verfasst. Abgesehen davon, dass hier der "Täter" in Kollektivhaft genommen wird ("Die Israelis" und selbstredend die Juden in Gestalt des Staates Israel), wird eine Täter-Opfer-Konstellation fortgeschrieben, die in weiten Teilen der westlichen Presse - und hier besonders der europäischen - eine unheilvolle Tradition entwickelt hat.
Ich weiß nicht, ob Tim Franks und sein Arbeitgeber Cricket -, Rugby- oder Fußballfans sind.
Eines aber sicher nicht: Leidenschaftliche Befürworter eines wenigstens in Ansätzen erkennbar investigativen und redlichen Journalismus. Mister Franks hat's leicht: Die Beschwerdestelle der BBC federt alle kritischen Leseranfragen stellvertretend für ihn ab, denn - wer möchte schon gerne mit Alan Johnston tauschen, der trotz devoter Haltung gegenüber Hamas und Fatah mehrere Monate als Geisel eines Gaza-Klans gehalten wurde?
Beeb, Beeb, BBC….
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Nachtrag, 7. Juli:
BBC entschuldigte sich für die Ausstrahlung drastischer Bilder vom Anschlag letzte Woche.
Die Hölle gefriert, wenn sich Beeb für irgendetwas entschuldigt.
Update, 6. Juli: Redakteur Craig Oliver verteidigt die Entscheidung.
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