Donnerstag, Mai 14, 2009

Was Benedikt XVI. in Israel hätte sagen können…

In der Phoenix-Sendung Das war der Tag letzten Dienstag erklärte der katholische WDR-Haustheologe Theodor Dierkes nebst manch anderen merkwürdigen Dingen wie, dass er für die radikalen Palästinenser irgendwie Verständnis empfinde, der Papst habe in Yad Vashem eine Predigt gehalten.

Aha.
Und die Moderatorin bekam den Mund nicht mehr zu.

Schade, dass dem Pontifex (Warum "Pontifex", bitte?) nicht mehr in den Sinn kam, was er 2001 einmal niedergeschrieben hatte. Vergessen kann man so etwas Erhellendes eigentlich nicht, finde ich, weil es für jeden christlichen Theologen ein Muss ist, sich dieser Frage ehrlich zu stellen.


Aus der Feder Joseph Ratzingers (2001); man glaubt es kaum:


In ihrer Arbeit konnte die Bibelkommission den zeitnahen Zusammenhang nicht ignorieren, in dem der Schock der Shoah die ganze Frage in ein völlig neues Licht getaucht hat.

Zwei Hauptprobleme werden aufgeworfen:

Können Christen nach all dem, was geschehen ist, noch immer guten Gewissens sein, dass sie die legitimen Erben der (israelischen) jüdischen Bibel sind? Haben sie das Recht, eine christliche Interpretation dieser Bibel vorzunehmen oder sollten sie stattdessen nicht respektvoll und bescheiden jedem Anspruch entsagen, der, im Lichte dessen, was geschehen ist, wie ein absoluter Besitzanspruch aussehen muss?

Die zweite Frage ergibt sich aus der ersten: Hat das Neue Testament selbst in seiner Darstellung der Juden und des jüdischen Volkes nicht dazu beigetragen, Feindschaft gegenüber dem jüdischen Volk zu erzeugen, die ihrerseits zur Ideologie derer führte, die die Vernichtung Israels anstrebten?

Update:
Eine großartige Analyse der Papstrede in Yad Vashem kann man hier nachlesen.

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Quelle:
Josef Ratzinger, Pontifical Biblical Commission: The Jewish People and Their Sacred Scriptures in the Christian Bible, 2001

Abbildung: Kongregation der Herz-Jesu Franziskaner

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