GASTBEITRAG
Arafats mysteriöser Tod
ULRICH W. SAHM
Jerusalem, 7. August 2009
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Bis heute ist die Todesursache des PLO-Gründers und palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat umstritten (Bild rechts: Inschrift auf Arafats Grab).
Am 12. Oktober 2004 brach Arafat nach einer Mahlzeit in seinem Hauptquartier in Ramallah, der Mukata, zusammen. Er wurde in ein Pariser Krankenhaus ausgeflogen. Erst nachdem das finanzielle Erbe Arafats, darunter eine monatliche Apanage für seine Witwe Suha in Höhe von 22 Millionen Dollar jährlich ausgehandelt war, erklärten die französischen Ärzte am 11. November 2004 Arafats Tod. Jordanische Hubschrauber brachten seinen Sarg nach Ramallah, wo er unter Tumulten im Hof der Mukata begraben worden ist.
Schlechtes Omen für Arafat: Während des Trauerzugs von Arafats Sarg bricht plötzlich eines der Pferde, das die Lafette zieht, tot zusammen.
Wegen des Chaos' beim Begräbnis wird Arafats Sarg senkrecht in die Grube herabgelassen. So ist gewiss, dass er nicht gen Mekka schaut, wie es sich für einen guten Moslem geziemt.
Jetzt hat die Autonomiebehörde beschlossen, neben seinem mehrfach umgestalteten Mausoleum für 1,2 Millionen Euro ein Museum zu errichten, finanziert durch Steuergelder der EU (siehe nächstens Bild unten links). Den Grundstein dazu will Abbas am Jahrestag von Arafats Tod legen.
Die unklare Todesursache Arafats wurde vom Neffen Arafats, dem ehemaligen Uno-Botschafter der PLO und Außenminister der Autonomiebehörde, Nassar el Kidwa, beim Fatah-Parteitag in Bethlehem thematisiert. Die zweitausend Delegierten erhoben sich und bestätigten mit erhobenen Händen „einstimmig“ die Feststellung, dass Arafat von Israel „vergiftet“ worden sei. Erwartungsgemäß wies Israel in einer offiziellen Erklärung diese „Verschwörungstheorie“ empört zurück.
Arafats Tod erhielt für die Fatah eine brisante politische Aktualität. Faruk Kadoumi, schärfster Kritiker von Abbas, der Autonomiebehörde und der Osloer Verträge mit Israel, PLO-Mitgründer und Leiter der „politischen Abteilung“, hatte behauptet, dass Abbas zusammen mit den Israelis Arafat vergiftet hätte. Für die Fatah ist Arafat eine Ikone und einziges Bindeglied. In Bethlehem tagt die zerstrittene Partei unter einem überdimensionalen Portrait ihres mythologischen Gründervaters. Obgleich el Kidwa und andere hochrangige PLO-Mitglieder den „mehrere hundert Seiten starken französischen Ärztebericht“ besitzen, wurde er von der Autonomiebehörde nicht veröffentlicht, heißt es am Freitag in Haaretz. Diese israelische Zeitung hatte den ihr ebenfalls vorliegenden Report im September 2005 auszugsweise veröffentlicht.
Das Gutachten wurde damals israelischen Ärzten vorgelegt. Daraus gehe hervor, dass in Paris keinerlei Gifte in Arafats Körper entdeckt worden seien. Gleichzeitig erwähnte der Report keine Ursache für die Krankheit Arafats. In den Hunderten Seiten des Gutachtens gebe es nach Angaben der israelischen Ärzte „nicht die geringste Andeutung, dass Arafat unter AIDS gelitten habe“, obgleich die beschriebenen Symptome typisch für für die Immunschwäche seien. Zudem kursierten in der Umgebung Arafats schon vor seinem Tod Gerüchte, wonach er mit HIV infiziert sei. Aus dem Report gehe hervor, dass Arafat wahrscheinlich an den Folgen einer Nahrungsmittelvergiftung gestorben sei.
Zu der Verschwörungstheorie, wonach Israel oder die PLO-Spitzen Arafat vergiftet hätten, schreiben die Reporter des Haaretz: „Die Vorstellung, dass der damalige Ministerpräsident Ariel Scharon gemeinsame Sache mit palästinensischen Politikern gemacht hätte, um Arafat umzubringen, entbehrt jeglicher Logik.“ Die Reporter empfehlen Abbas, den „vertraulichen“ Ärztereport zur Veröffentlichung freizugeben, „damit sich jeder ein eigenes Urteil“ bilden könne.
Die Zuverlässigkeit französischer Angaben muss freilich in Frage gestellt werden, wenn man Arafats offiziellen Totenschein prüft. Da wird Jerusalem und nicht Kairo als Geburtsort angegeben. Die Namen seiner Eltern werden als „unbekannt“ angegeben.
Aus eigener Erfahrung sei hier erwähnt, dass israelische Soldaten 2002 die Mukata Arafats umzingelt hatten und in einem Zimmer neben Arafats Sitzungssaal saßen. Im Jahr 2004 war es leichter, sich Arafat mit schweren Taschen zu nähern, als ein israelisches Restaurant oder Kaufhaus zu betreten. Die wachhabenden Sicherheitsleute verlangten von Journalisten nur, ihr Handy abzugeben und warfen keinen Blick in die Taschen mit Kameras und Aufnahmegeräten. In denen hätte man auch eine Pistole oder eine Handgranate verstecken können. Die Durchleuchtungsmaschine beim Eingang zu Arafats Hauptquartier war monatelang außer Betrieb und mit einer Plastikplane verdeckt.
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Dank an Ulrich Sahm!
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