Paul Martin, freiberuflicher Reporter [Freelancer] für die BBC und andere [britische] Nachrichtenmedien (im Bild rechts, Quelle: HonestReporting), ist so etwas wie eine ethische Nagelprobe für den internationalen Journalismus und besonders für das Verhalten der BBC, wenn es um Notlagen ihrer Beschäftigten geht:
Seit mehreren Jahren ist Martin für Beep ["Beep" verballhornt für BBC] in Nahost unterwegs; bis vor 6 Wochen als letzter Mohikaner im Gazastreifen, wo er nun von der Hamas eingebunkert wurde.
Interessant und höchst aufschlussreich ist das Verhalten seines Arbeitgebers BBC, der sich im Jahr 2007 fast stündlich und weltweit mit Stellungnahmen zum verhätschelten Kollegen Alan Johnston bemerkbar gemacht hatte. Bei Martin schweigt die BBC.
Warum?
Paul Martin war zumindest partiell um ausgeglichene Berichterstattung bemüht: er kritisierte die Hamas ebenso wie Israel, auch wenn man die bei ihm manchmal auftretende Äquidistanz zwischen Terroristen und dem demokratischen Staat Israel keinesfalls gutheißen darf. Johnston hingegen betrieb eine völlig einseitige Berichterstattung für die Sache der (radikalen) Palästinenser, die Israels Positionen und Sicherheitsinteressen völlig ausblendete und von Hass gegenüber dem jüdischen Staat gekennzeichnet war.
Hatte sich deshalb die BBC so für Johnston engagiert und lässt sie aus dem gleichen Grund Paul Martin im Regen stehen?
Im Folgenden eine Übersetzung zum Thema, die ich aus dem Media BackSpin von HonestReporting entnommen habe:
Ohrenbetäubendes Schweigen zu Paul Martin
Die Hamas verlängerte die Inhaftierung des britischen Journalisten Paul Martin um weitere 15 Tage.
Traurige Nachrichten, aber kaum überraschend. Die Hamas führt einen Krieg gegen die Pressefreiheit.
Überraschend ist das Schweigen der Medien in diesem Fall. Martin ist nicht so populär wie Alan Johnston. Man sollte aber annehmen, dass sich die britischen Nachrichtenmedien (besonders die BBC), die jahrelang von Martins Arbeit profitiert hatten, lautstärker auftreten würden.
Tom Gross hebt hervor:
Paul Martin, der früher in Kairo lebte, hat jahrelang für mehrere verschiedene Medien gearbeitet, darunter das BBC-Fernsehen und den Radiosender. In der Tat war er vor 6 Wochen der letzte Reporter, der für die BBC in Gaza im Einsatz war - gerade deshalb ist das beinahe völlige Schweigen der BBC, sein Schicksal betreffend, so ohrenbetäubend. Man vergleiche das nur einmal mit den nahezu stündlichen Statements, die [BBC] Tag für Tag, Woche für Woche wegen ihres ehemaligen Gaza-Korrespondenten Alan Johnston abgab, als er 2007 in Gaza gefangen gehalten wurde.Man sollte also davon ausgehen [können], dass die in Jerusalem ansässige Foreign Press Association (FPA) mit wachsamen Augen um Martins Sicherheit bedacht sei und den jämmerlichen Zustand der Pressefreiheit in Gaza berücksichtige. Aber die FPA hat gerade mal eine Stellungnahme abgegeben. Der Vorsitzende Conny Mus ist mit wichtigeren Problemen beschäftigt: Israels neuer Kampagne für Bürgerdiplomatie.
Man vermutet, dass die Sorge der BBC um Johnston deshalb so groß war, weil er „durch und durch einer der ihren war“ (was natürlich auch beinhaltete, dass er in seinen Reportagen eine große Sympathie für die Sache der Palästinenser an den Tag gelegt hatte), wohingegen Paul Martin, der nur auf Freelancer-Basis für die BBC tätig ist, wenigstens einige Versuche unternahm, die Hamas genauso zu kritisieren wie Israel. (Als Johnston freigelassen worden war, vermied er es demonstrativ, Israels Regierung Lob zu zollen, die in jeglicher Form auf seine Freilassung hingewirkt hatte. Stattdessen rief er Hamasführer Khaled Meshaal in Damaskus an, um sich bei ihm persönlich zu bedanken. Weitere Einzelheiten hier und zu Johnston hier).
Lesen Sie Gross’ Beitrag vollständig [in Englisch].
Dazu passend: 3 wichtige Unterschiede zwischen Paul Martin und Alan Johnston.
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Quelle: HonestReporting
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