Montag, April 06, 2009

NATO-Abwracken ohne Prämie und der Halluzinator im Oval Office

I’m the great pretender

War das ein Wochenende!

Barack O-Batman half mit, den Londoner Krisengipfel zu retten, "bewahrte" die NATO (Und deren neuen Generalsekretär Rasmussen) vor verspäteten Rachegelüsten Abdullah Güls und seines AKP-Kumpans Erdogan und eilte tags darauf stracks nach Prag, um dort die wohl unausgereifteste (und dümmste?) außenpolitische Rede zu halten, die ich jemals von einem US-Präsidenten gehört habe. Den Sermon habe ich mir heute noch einmal hier angehört. Es wurde nicht besser....

In Straßburg hatte sich Michelles schlechtere Hälfte noch als Krisenmanager feiern lassen; galt es doch zu verhindern, dass die islamische Welt mittels türkischer Trojaner die nordatlantische Allianz dazu benutzte, eine weitere gesellschaftliche Grundsatzdebatte, noch dazu überflüssig wie ein Kropf, dort auszutragen, wo sie nicht hingehört.

Durban 2 lässt so ganz nebenbei grüßen, denn die Masche, alles, was mit Kritik an den Unterdrückungsmethoden, die in vielen islamischen Ländern vorherrschen, mit Verweis auf die Unantastbarkeit der Religionsfreiheit abzuwürgen, strahlt nun von einer Konferenz aus, die noch gar nicht begonnen hat. Und sie wirkte schon jetzt in das NATO-Treffen hinein, weil Gül und Erdogan um die Wirkmächtigkeit ihres Einspruches im Zusammenhang mit der Erwähnung der Mohammed-Karikaturen gewusst haben. Der Verweis auf den Kurden-Radiosender in Dänemark diente somit nur als Ablenkungsmanöver.


Eigentlich konnte man schon nach Straßburg/Baden-Baden restlos bedient sein - nicht zuletzt auch deshalb, weil „überaus friedliche“ Radikalpazifisten wieder einmal zeigten, dass sie ein völlig anderes Verständnis von Gewaltlosigkeit haben als das nordatlantische Bündnis, das seit 60 Jahren für die Freiheit der Welt bürgt. Absurde Pikanterie am Rande: Einer der Hotel-Abfackler war mit einer palästinensischen Fahne zu sehen (Bitte die Einstellungen im vorgegebenen Raster anklicken), was natürlich einen „unmittelbaren Bezug“ zur NATO-Konferenz hatte. Logisch, oder?

Doch nun zum Ex-Senator aus Illinois und seiner gestrigen Prager No-Nuke-Rede.

Überraschend kam sie nicht, weil sie sich indirekt schon im Juli 2008 angekündigt hatte. Fast schon entschuldigend-vorbeugenden Sätzen wie „Ich bin nicht naiv“ und „zu meinen Lebzeiten werden wir eine Abschaffung aller Nuklearwaffen nicht erreichen“ folgten banale Selbstverständlichkeiten wie die sowieso anstehenden Gespräche mit den Russen zur Verlängerung des START-Abkommens, das unter Ronald Reagan(!) und Michael Gorbatschow initiiert worden war - so, als wäre START eine Erfindung von ihm, dem Abstauber der Geschichte. Leichter kann man es sich kaum noch machen, wenn außer Rhetorik wenig Substanzielles auszumachen ist.


„Abrüstungseuphorie muss die Welt nicht sicherer machen“ (Winston Churchill)

Eigentlich fast schon eine Frechheit, dass Obama dem Einwand von Skeptikern, man könne den Geist des Manhattan-Projects nicht wieder in die Flasche zurückzaubern, mit der hohlen Phrase begegnete, seine Gegner würden fatalistisch(sic!) reagieren, wenn sie die Validität seiner Versprechungen anzweifelten. Fragt sich nur, wer da fatalistisch denkt, wenn Obama totalitären Staaten, Terrorregimen und vagabundierenden Mordbanden die Fähigkeit zur Einsicht attestiert.

Und viel, wenn nicht sogar alles, spricht dafür, dass außer schwülstigem Pathos nicht viel übrig bleiben wird, denn Obama wird weder den Geist in die Flasche zurückzwängen (niemand kann das, wenn das Wissen da ist, und gab es so etwas in der Menschheitsgeschichte schon einmal?), noch den „Neuen Menschen“ schaffen können, der sich nie mehr an eine Blaupause für die A-Bombe erinnern kann. Überrascht es eigentlich, wenn ein zwar begabter, aber hektisch-aktionistischer und unerfahrener Präsident immer wieder bei jungen Menschen punktet, wie zuletzt am Freitag in Straßburg und gestern in Prag?


Der dickste Hund war jedoch, dass der neue Weltenlenker- und Belehrer in Sachen Ethik sich für Harry S. Truman entschuldigte. Er hat wohl noch nicht begriffen - so brutal das auch klingt -, dass Letzterer den Abwurf der A-Bombe genehmigte, weil nach Okinawa die Zahl der zu erwartenden Verluste auf amerikanischer und japanischer Seite bei Fortführung eines Abnutzungskrieges weit höher gewesen wäre als bei Fortdauer eines schrecklichen Abnutzungskrieges. Der Tenno war von der japanischen Heeresführung fanatisch bestürmt worden, den Krieg bis zum schrecklichen Ende durchzuziehen.

Abgesehen davon ist es vollkommen legitim, wenn der Regierungschef eines demokratischen Landes darauf achtet, dass im Kriegsfall die Zahl der getöteten eigenen Soldaten so gering wie möglich gehalten wird - was Pazifisten übrigens nie begreifen werden. Diktatoren ist das eh’ wurscht - wie das Beispiel Japan (und Deutschland) auch gezeigt hatte.
Aber "Friedensbewegte" haben immer für totalitäre Regime Verständnis, wenn es hart auf hart geht.

Was ich (neben anderen Sätzen) auch erschreckend einfältig fand, war diese Passage in Obamas Rede:
“Staaten, die die friedliche Nutzung der Kernenergie vorantreiben wollen, werden wir unterstützen, und auf diejenigen, die Atomwaffen besitzen, werden wir einwirken, dass sie diese abschaffen”.
Der Iran darf also sein Programm de facto weiterführen, weil er sich nicht dreinreden lässt, und Israel soll abwracken? Fehlt nur noch die Prämie.

Obamas Rede war nicht nur leichtsinnig und höchst eitel in ihrem Duktus - sie war auch unverantwortlich und brandgefährlich. Aber das Spielen mit Emotionen wird man ihm spätestens dann nicht mehr abnehmen, wenn er (hoffentlich) mehr und mehr Realpolitik betreiben muss. Die Grassroots weltweit hatten sich über „Neville Chamberlains“ Einzug ins Oval Office gefreut. Ich frage mich, was eigentlich passiert, wenn Obama eines Tages doch noch aufwacht und seine Klientel (auch zuhause) ihm das übelnehmen wird.

Mal sehen, was er dann rhetorisch drauf hat.

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