Als die Evangelische Kirche Ende 2006 die Handreichung Klarheit und gute Nachbarschaft zum Umgang mit dem Islam herausgab, wurde dies von der Mehrzahl der Gläubigen, die verständlicherweise über wenig Islamkenntnisse verfügen, dankbar aufgenommen.
Das Abrahamitische Forum, integriert im linkslastigen Interkulturellen Rat, brachte nun eine Streitschrift mit dem Titel "Evangelisch aus fundamentalem Grund. Wie sich die EKD gegen den Islam profiliert", heraus (1), die sich in scharfer Form gegen die oben angesprochene EKD-Schrift richtet.
Initiiert wurde die Aktion vom Vorsitzenden des Interkulturellen Rates, Jürgen Miksch, der auffallend wenig Berührungsängste mit einem gewissen Amir Zaidan hatte.
(Miksch im Bild links, daneben Herbert Leuninger von Pro Asyl)
Das Buch besteht aus Beiträgen jüdischer, christlicher und muslimischer Wissenschaftler, die sich kritisch - oder sollte man besser formulieren - äußerst polemisch mit der EKD-Handreichung befassen (2).
Deshalb hätte das Buch auch einen anderen Titel "verdient": "Warum wir so furchtbar beleidigt sind. Eine Antwort auf die fundamentalistische und islamfeindliche EKD".
Nun gut, man hätte sich die 335 Seiten sparen können. Jeder, der die EKD-Handschrift einigermaßen sorgfältig durchgelesen hat, wird feststellen, dass die Vorwürfe der Miksch-Autoren absolut haltlos sind. Im Gegenteil, man muss der EKD um Bischof Huber sogar attestieren, dass ihre Handreichung zu konziliant ausfiel.
In der von Jürgen Miksch herausgegebenen Antwort auf die EKD, der es nach Ansicht der Autoren an "theologischer Klarheit" fehle, wimmelt es nur so von Unterstellungen wie "herabwürdigende Darstellung des Islam", "zivilisatorischer Rückfall" (der EKD, sic!), "Beispiellose Arroganz", "lehrmeisterlicher Tonfall". Ich könnte noch weiter zitieren.
Die Antwort der EKD war eher zaghafter Natur. Der Ratsvorsitzende Bischof Huber (Abb. links) wehrte sich (neben den Freikirchen) als Erster tapfer mit dem Einspruch, die Wissenschaftler würden das EKD-Papier "pauschal" verurteilen, und weiter, etwas mutiger: "Die ersten Leseeindrücke (…) lassen freilich bereits erkennen, dass nicht so sehr argumentative Einwände gegen die Handreichung des Rates, sondern tiefgreifende Unterschiede im theologischen Urteil und in der Einschätzung der gesellschaftlichen und kulturellen Lage für diese Veröffentlichung ausschlaggebend sind."
Was ich bisher vermisse - vielleicht wird es ja bald nachgeliefert - ist der eindeutige Hinweis darauf, dass man schon deshalb nicht von einer Gemeinsamkeit der drei monotheistischen Religion sprechen kann, weil sie angeblich alle abrahamitischen Wurzeln hätten. Mit Verlaub, dem ist nicht so. Ich kann im ehemals polytheistischen Islam beim besten Willen keine abrahamitischen Wurzeln entdecken. Oder vielleicht, weil er sie sich im Nachhinein einverleibt hat?
Professor Gess von Kritiknetz hat die "besorgten" Reaktionen der islamischen Vertreter und deutschen Vasallen schon im Mai treffend auf den Punkt gebracht und entlarvt. Ich möchte seine präzise Schlussfolgerung einfach so stehen lassen:
"Die Warnung des islamischen Verbandes KRM (3), der nur einen Bruchteil der Muslime vertritt, dass aus der aktuellen Auseinandersetzung die Scharfmacher auf beiden Seiten gestärkt hervorgehen könnten, sollte sehr kritisch betrachtet werden. Denn die "Scharfmacher", von denen der islamische Verband redet, sind auf beiden Seiten etwas sehr Unterschiedliches. Auf der einen Seite sind es Kritiker der Religion, die argumentative Kritik als Waffe der menschlichen Emanzipation von schlechter Herrschaft einsetzen, auf der anderen Seite sind es Gotteskämpfer, die Mord und Totschlag als Waffe gegen die Kritik und die politische und menschliche Emanzipation einsetzen. Der Begriff "Scharfmacher" täuscht damit eine Gleichheit oder Symmetrie vor, die nicht existiert."
Wo er Recht hat, da hat er Recht, der Heinz Gess.
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1)Autoren sind die Professoren Reinhold Bernhardt (Basel), Micha Brumlik (Frankfurt/Main), Christoph Bultmann (Erfurt), Ulrich Dehn (Hamburg), Christoph Elsas (Marburg), Wolf-Dieter Just (Bochum), Yasemin Karakasoglu (Bremen), Karl-Josef Kuschel (Tübingen), Johannes Lähnemann (Nürnberg), Stephan Leimgruber (München), Reinhold Mokrosch (Osnabrück), Arnulf von Scheliha (Osnabrück), Martin Stöhr (Siegen) und Johannes Triebel (Nürnberg). Das im Frankfurter Lembeck Verlag veröffentlichte Buch mit dem Titel „Evangelisch aus fundamentalem Grund. Wie sich die EKD gegen den Islam profiliert“ umfasst mit Anlagen 335 Seiten.
2) EKD-Texte 86, Klarheit und gute Nachbarschaft.
3)Koordinierungsrat der Muslime
Hat tip: eurient
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