Dienstag, Oktober 09, 2007

Syriens nukleare Ambitionen

Seit mehreren Jahren steht die Provinz Deir Al-Zur mit ihrem riesigen industriellen Komplex unter aufmerksamer Bebachtung westlicher Nachrichtendienste, die Syriens Umgestaltung in ein Lagerhaus für nordkoreanische Waffen auskundschaften.

Omedia hat die Problematik aufgegriffen und einen Kommentar von Dr. Yohai Sela vom 30. September eingestellt.

Da das Thema weiterhin heiß ist hat Castollux den Artikel übersetzt.


Syriens Nuklearprogramm

Dr. Yohai Sela


1997 veröffentlichte Professor Barry Rubin den vielfach beachteten Artikel „Die nordkoreanische Bedrohung für den Nahen Osten und die Bedrohung Asiens durch den Nahen Osten
.

In diesem Beitrag liefert Professor Rubin einen umfangreichen Einblick in die engen Verbindungen Nordkoreas zu radikalen Staaten in der Region (einschließlich Ägypten). Er bietet eine ausgezeichnete Grundlage zum Verständnis neuer Entwicklungen, in die Syrien und der Iran involviert sind.

Seit einigen Jahren betreibt Syrien einen "Miniatur"- KW-Reaktor, der mit chinesischer Hilfe erstellt wurde. Er steht südlich von Damaskus bei Deir Al-Hadjar und produziert Einzel-Isotopen. Für Vergleichszwecke: Israel besitzt einen 5-KW-Forschungsreaktor bei Nahal Sorek. Trotz Bemühungen der syrischen Opposition, die internationale Aufmerksamkeit auf den Reaktor bei Deir Al-Hadjar zu lenken, stellt letzterer nicht das einzige Problem dar; die Kernfrage bezieht sich auf Deir Al-Zur, den Knotenpunkt Syriens verborgener Industrie, die in enger Zusammenarbeit mit Iran und Nordkorea betrieben wird.

Der Iran engagiert sich sehr intensiv in Syrien. So hat zum Beispiel der syrische Industrieminister kürzlich angekündigt, dass der Iran innerhalb der nächsten fünf Jahre etwa 10 Milliarden Dollar in Syrien investieren wird (wir sollten auch nicht die genuinen Anstrengungen Syriens ignorieren, sich in ein Industrie- und Tourismusland zu transformieren, da seine Ölreserven in einem Jahrzehnt oder weniger aufgebraucht sein werden)

Seit einigen Jahren steht die Provinz Deir Al-Zur unter aufmerksamer Beobachtung westlicher Nachrichtendienste, die Syriens Entwicklung zu einem Lagerhaus für nordkoreanische Waffen überwachen. Syrien versucht permanent, mit deutscher, belgischer,
iranischer, nordkoreanischer, russischer, chinesischer, pakistanischer und amerikanischer Hilfe Atomphysiker auszubilden. Wissenschaftler aus dem Irak, dem Iran, Pakistan und Nordkorea sind die Hauptinformationsquellen für Atomtechnologie. Generaldirektor der Atomenergiebehörde Syriens (AECS) ist Dr. Ibrahim Othman (Abbildung rechts, im Vordergrund). Seine engsten Mitarbeiter sind Dr. Mustafa Hamolella und Dr. Faris Al-Asfari.

Wir können jedoch davon ausgehen, dass die drei genannten Personen nicht allzu umfassend an syrischen Anstrengungen beteiligt sind, Nuklearexpertisen und entsprechende Technologie zu erlangen. Sie stellen wohl eine vorgeschobene Behörde dar, die Syrien bei der IAEA (Internationale Atomenergiebehörde) vertritt.

Die Hauptaktivitäten bezüglich des Erwerbs von Nukleartechnologie im internationalen Netzwerk wurden vom Vater des pakistanischen Atomprogramms, Dr. Abdul Qadeer Khan (Abbildung unten links), initiiert. Nach Einsicht der umfangreichen Informationsunterlagen durch die IAEA hat Dr. Khan Informationen zu geheimen Nukleartechniken an Nordkorea, Libyen und den Iran verkauft - und wie es scheint - auch an Syrien.

Vermutlich gab oder gibt es eine Form der Zusammenarbeit zwischen dem internationalen Netzwerk Dr. Khans und Syrien - mit Förderung und finanzieller Unterstützung durch den Iran - und einen Warenfluss gefährlicher Materialien und sensibler Ausrüstungen aus Nordkorea. Falls Syrien ein klar definiertes Atomprogramm hat, befindet es sich vermutlich noch in seiner Anfangsphase.

Hinter all diesen Aktivitäten vermuten wir die Handschrift Asaf Shawkats, des Schwagers von Bashar Assad und Befehlshabers aller syrischen Geheimdienste, von dem gesagt wird, dass er bereit sei, den Nahen Osten in einem Meer von Blut zu ertränken, nur um seine Loyalität gegenüber der Familie Assad zu beweisen. Ein Indikator dafür, was in den nächsten Wochen in Syrien passieren wird, ist das Verhalten der politischen und militärischen Elite Syriens. Wenn wir eine massenhafte Flucht von Assads Familienmitgliedern aus Syrien erleben, dürfte Syrien einen groß angelegten Gewaltausbruch planen; geht man aber von den letzten Berichten aus, glaubt man dort, dass sich ein militärischer Schachzug als Fehler erweisen könnte.

Auf die eine oder andere Art herrscht in Syrien Katzenjammer wegen der umfangreichen Publizität, die es dem israelischen Angriff gewidmet hat, weil dies das Land ins Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit stellte und noch einmal zur Entlarvung dubioser Verbindungen zwischen Syrien und Nordkorea führte. Außerdem hat Israels Schweigen noch deutlicher die Isolation des Aleviten-Regimes offenbart, sowohl auf interarabischer und internationaler Bühne - und dies in völligem Gegensatz zu den Erwartungen der Entscheidungsträger innerhalb des kleinen Führungszirkels um den syrischen Präsidenten.

Hat tip: H. Eiteneier

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