Freitag, Dezember 14, 2007

Bombensichere Geheimdiensterkenntnisse

Vor drei Tagen äußerte der ansonsten notorisch auf Appeasement getrimmte SPIEGEL - wenige Tage nach seiner Häme gegen die Bush-Administration - den ersten vagen Verdacht, dass die vor 11 Tagen veröffentlichte Studie von 16 amerikanischen Geheimdiensten, die dem Iran eine „Unbedenklichkeitsbescheinigung“ bis etwa zum Jahr 2015 ausstellte, wohl doch alles andere als überzeugend ist. Er steht mit seiner Einsicht nicht allein. Unmittelbar nach der medialen Verbreitung des Dossiers waren aus Israel besorgte Töne „Gleich einem Selbstmord“ zu hören, die nun ausgerechnet von Frankreich, dem ehedem „unzuverlässigsten“ Partner der USA, zuerst aufgenommen wurden. Aber die Chirac-Administration ist so vergessen wie nur irgendetwas und Nicolas Sarkozy hat die transatlantischen Beziehungen in einem atemberaubenden Tempo erneuert.

Dass der „überzeugte Choleriker“ in Teheran, so Lizas Welt, und hinter ihm das versammelte klerikalfaschistische Regime, sich diebisch über diesen veritablen Bock freuen, den die Bush-Administration da geschossen hat, dürfte mittlerweile nicht nur dem energischen Franzosen aufgefallen sein. Die amerikanische Regierung hat, so scheint es, sich selbst alle Optionen, die vorher noch auf dem Tisch lagen, aus der Hand geschlagen. Schon 2005 - also zu einem Zeitpunkt, zu dem das Nuklearprogramm nach der vorübergehenden Aussetzung und Zergliederung in elf verschiedene Bereiche wieder angeschoben wurde, hatte Benjamin Netanjahu darauf gedrängt, die Atomanlagen aus der Luft anzugreifen, wie dies 1981 beim irakischen Reaktor Osirak
der Fall gewesen war und dem damaligen Premier Menachem Begin „20 Jahre Ruhe“ gebracht hatte. Nun sind zwei weitere Jahre vergangen, der Iran hat knapp 3.000 Gaszentrifugen zur Urananreicherung zusammengeschaltet und mit dem Bau eines Schwerwasserreaktors bei Arak begonnen, der ihn befähigen wird, in eigener Regie Plutonium zum Bau von Atombomben herzustellen.

Es wird das ewige Geheimnis der NIE (National Intelligence Estimate) bleiben, warum sie ausgerechnet einen so „zurückhaltend“ formulierten Bericht abgeliefert hat. Und Alan M. Dershowitz ist sicher nicht der Einzige, der sich dazu seine Gedanken gemacht hat. Castollux hat seinen Aufsatz übersetzt.


Dummer Geheimdienst
Alan M. Dershowitz

Der kürzlich veröffentlichte Geheimdienstbericht, der zu der Schlussfolgerung gelangte, dass der Iran im Jahr 2003 sein Atomwaffenprogramm gestoppt hat, enthält so ziemlich die dümmste Einschätzung, die ich jemals gelesen habe. Sie fällt auf eine durchsichtige und wechselnde Taktik herein, die nicht nur vom Iran, sondern auch von mehreren anderen Atommächten in der Vergangenheit angewandt wurde.

Die Taktik ist offensichtlich und allen Geheimdienstexperten mit einem IQ oberhalb des Werts der durchschnittlichen Raumtemperatur bekannt. Und so funktioniert sie: Es gibt zwei Möglichkeiten zur Herstellung von Atomwaffen: Eine davon ist, Forschung zu betreiben und Technologie zu entwickeln, die direkt der militärischen Verwendung dient. So gingen die Vereinigten Staaten vor, als sie im Rahmen des Manhattan-Projekts die Atombombe entwickelten. Die zweite Möglichkeit besteht darin, Atomtechnologie zur zivilen Nutzung zu entwickeln und im weiteren Verlauf die zivile Technologie für militärische Zwecke zu verwenden.

Jeder Geheimdienst weiß, dass der schwierigere Weg, Atomwaffen zu entwickeln, nach der zweiten Variante verläuft, nämlich mittels der zivilen Anwendung. Oder anders gesagt - es ist verhältnismäßig einfach, in einer verhältnismäßig kurzen Zeitspanne von Variante 2 auf Variante 1 zu wechseln. Valerie Lincy und Gary Milhollin, Experten auf dem Gebiet auf dem Gebiet der Kontrolle für nukleare Abrüstung, dazu in einem Gastbeitrag in der New York Times am 6. Dezember 2007:

„Während des vergangenen Jahres, in einem Zeitraum, als das iranische Atomwaffenprogramm scheinbar stoppte, arbeitete die Regierung mit Hochdruck an der Installation von knapp 3000 Gaszentrifugen in der Nuklearanlage Natanz. Diese Maschinen könnten, wenn sie ein Jahr über ununterbrochen in Betrieb sind, genug Uran anreichern, um eine Bombe zu bauen. Darüber hinaus dienen sie keinem nachvollziehbaren Zweck für ein ziviles Atomprogramm des Iran. Sämtlicher Bedarf an angereichertem Uran für den Iran zu zivilen Zwecken ist durch einen Vertrag mit Russland abgedeckt.

„Der Iran baut zusätzlich einen Schwerwasserreaktor in seinem Forschungszentrum bei Arak. Dieser Reaktor ist hervorragend zur Herstellung von Plutonium für Atombomben geeignet, aber von geringem Gebrauchswert für ein Energieprogramm wie dasjenige des Iran, wo für den Betrieb des Reaktors kein Plutonium verwendet wird. Indien, Israel und Pakistan haben ähnliche Reaktoren gebaut - alle zu dem Zweck, Atomwaffen zu bauen. Und warum eigentlich beharrt der Iran auf einem Atomprogramm, wenn er auf gewaltigen Erdölreserven sitzt und der Rohölpreis astronomische Höhen erreicht? Und warum entwickelt der Iran Shahab-Langstreckenraketen, die militärisch sinnlos sind, wenn auf ihnen kein nuklearer Sprengkopf montiert ist?

„…Der vorübergehende Stopp seiner geheimen Anreicherung und Anstrengungen zur Rüstungsentwicklung im Jahr 2003 beweisen nur, dass der Iran einen taktischen Schachzug ausgeführt hat. Er setzte die Arbeiten aus, weil sich im Falle einer Aufdeckung unzweideutig herausgestellt hätte, dass er beabsichtigte, die Bombe zu bauen. Gleichzeitig hat er andere Arbeiten fortgeführt, die entscheidend zum Bau einer Bombe beitragen, so dass es über die Bühne gehen konnte, da er zivile Anwendungsmöglichkeiten hat“.

Du Dummkopf! Wie kann man sich dann einen so offensichtlichen Fauxpas bei den Geheimdiensten erklären? Eine Erklärung könnte im alten Sprichwort „Militärischer Geheimdienst verhält sich zu Geheimdienst wie Militärmusik zu Musik“ zu finden sein. Aber ich kann einfach nicht glauben, dass unsere Geheimdienste von der Art Einfallspinseln bevölkert sind, die so offensichtlich auf eine iranische Masche hereinfallen würden.

Wahrscheinlicher ist, dass sich in dem Bericht eine Agenda verbirgt. Wie könnte diese Agenda aussehen? Um eine verborgene Agenda aufzuspüren, sollte man immer nach dem Nutznießer fragen. Wer profitiert von diesem durch und durch fehlerhaften Bericht? Klar - der Iran auf jeden Fall. Aber es ist unwahrscheinlich, dass iranische Interessen irgendeine amerikanische Agenda beeinflussen könnten. Lincy und Milhollin schreiben:

„Wir sollten jedes Dokument misstrauisch betrachten, das plötzlich der Regierung Bush einen Vorwand für ein großes nationales Sicherheitsproblem gibt, das sie während der verbleibenden Amtszeit nicht lösen will. Wäscht die Regierung ihre Hände angesichts der unlösbaren iranischen Nuklearbedrohung in Unschuld, wenn sie sagt „Wenn wir uns damit nicht beschäftigen, kann auch nichts zerstört werden?“ Meine Meinung ist, dass die Autoren ihren letzten Krieg kämpften. Nein, nicht den im Irak, sondern eher das, was sie als Vizepräsident Cheneys Bestreben ansehen, gegen den Iran in den Krieg zu ziehen."
Dieser Bericht nimmt sicherlich den Wind aus jenen Segeln. Aber das war der letzte Krieg des vergangenen Jahres. Niemand in Washington hat ernsthaft daran gedacht, den Iran anzugreifen, seit Condolleezza Rice und Robert Gates Cheney als außenpolitische Macht hinter dem Thron verdrängt haben. Was auch immer Agenda und Motiv dieses Berichts sein mag, er wird in die Geschichte eingehen als eine der gefährlichsten, törichtsten und kontraproduktivsten Geheimdiensteinschätzungen der Geschichte. Er wird die Iraner ermutigen, noch mehr Anstrengungen in die Entwickelung von Atomwaffen zu investieren. Wenn der Bericht Recht hat mit dem Argument, dass der einzige Weg, den Iran von der Entwicklung der Bombe abzuhalten, die Beibehaltung des internationalen Drucks ist, dann müssen die Autoren des Berichtes auf jeden Fall wissen, dass sie im Alleingang jeden Anreiz für die internationale Gemeinschaft verringern, den Druck aufrechtzuerhalten.

Wenn Neville Chamberlain nicht schon lange verstorben wäre, würde ich mich fragen, ob er dazu beigetragen hatte, als dieses Peace-in-our-Time-Fiasko des Geheimdienst-Dossiers abgefasst wurde. Ich wünschte mir, dass die Geheimdiensteinschätzung richtig ist. So wie sich das die meisten Medien wünschen, die seine naive Schlussfolgerungen mit unkritischem Enthusiasmus aufgenommen haben. Die Welt wäre ein weit sichererer Ort, wenn der Iran tatsächlich seine Anstrengungen beendet hätte, einsatzfähige Atomwaffen zu entwickeln. Aber der Wunsch nach einem erstrebenswerten Ergebnis alleine führt nicht zu selbigem. Die Vorspiegelung, ein erstrebenswertes Ergebnis träte ein, wo doch die besten Informationen darauf hinweisen, dass dem nicht so ist, wird nur zum schlechtesten Ergebnis führen.

Die Autoren dieses verdrehten Berichts, der die Politik so unmittelbar und negativ beeinflusst, werden viel damit zu tun haben, ihn zu verantworten, wenn ihre Einschätzung zu einer Reduzierung des Drucks auf den Iran führt - der einzigen Nation, die wirklich damit droht, bei einem Angriff auf ihre Feinde nukleare Waffen einzusetzen. Sie werden sich die Frage gefallen lassen müssen, wie sie ihn auf seinem klar erkennbaren Weg, die gefährlichste mit Nuklearwaffen ausgerüstete Militärmacht der Welt zu werden, aufhalten wollen.

Hattip: Eurient

Donnerstag, Dezember 13, 2007

Nicht noch mehr Berichte - Taten wollen wir sehen!


2003 nahm die Weltöffentlichkeit das erste Mal vom Morden in Darfur Notiz , obwohl schon vorher genügend Anlass bestanden hätte, diesem Land zu helfen. Tatkräftige Hilfe in umfangreichem Ausmaß erhält dieses geschundene Land auch heute noch nicht, wenn man vom bewundernswerten Einsatz christlicher und anderer Hilfsorganisationen absieht. Bizarr: Im Krisengebiet Darfur kann man Berichterstatter mit der Lupe suchen, während die höchste Reporterdichte weltweit im Nahen Osten zu finden ist. Diese groteske Situation ficht den vom „weltlichen Papst“ Kofi Annan schlampig installierten so genannten Menschenrechtsrat - ein Konstrukt der besonders „unvoreingenommenen“ Art - jedoch nicht an.

Gestern berichteten UN-Experten dem Menschenrechtsrat in Genf, dass „der Sudan darin versagte, seine Verpflichtungen zu einzuhalten" und „die Menschenrechtslage in Darfur zu verbessern.“ So etwas lässt sich ein „demokratisches“ Land wie der Sudan natürlich nicht bieten, der energisch darauf besteht, dass sich „die Lage verbessert“ habe. Und er schiebt beleidigt hinterher, dass er Grund habe, sich über „Doppelmoral und Selektivität“ zu beschweren. Was sind schon Hunderttausende Tote und Millionen Flüchtlinge? Gibt’s in den palästinensischen Gebieten doch auch, oder…? Schließlich schaut doch die Weltöffentlichkeit nicht umsonst da besonders (bildergeil) aufmerksam hin. An zuverlässigen Spießgesellen hat der Sudan keinen Mangel - für ihn warfen sich im Namen der islamischen Gruppe Pakistan, und vertretend für die afrikanische Gruppe - ja richtig, Ägypten -, vor dem Gremium in die Bresche. Beide behaupteten treu und fest, dass „die internationale Gemeinschaft darin versagt hat, dem Sudan aufrichtig im Falle Darfur helfen“.

Malaysias Vertreter im Gremium pries das „positive Engagement“ des Sudan und klagte, dass das Land „mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert“ sei. Schließlich brauche es jede Menge Zeit und Ressourcen“. Gibreil Hamid, (Im Bild) Überlebender aus Darfur, richtete im Namen von UN Watch einen kurzen aber eindringlichen Appell an den Menschenrechtsrat. Castollux hat ihn übersetzt. Zum Betrachten des Originalvideos bitte hier klicken.


UN Menschenrechtsrat, Genf, Schweiz, 11 Dezember
Rede von UN Watch zu Darfur

Vielen Dank, Herr Präsident.

Mein Name ist Gibreil Hamid. Ich komme aus Darfur und gebe diese Erklärung im Namen von UN Watch ab.

Viele denken, dass die Tragödie in Darfur im Jahr 2003 begonnen hat. Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, dass dies nicht zutrifft. Ich wurde im kleinen Dorf Taradona geboren, nahe Zalinge in West Darfur. Die Menschen lebten in Frieden, bis das Regime in Khartoum in einem Militärputsch die Macht übernommen hat. Das war ein schwarzer Tag für das ganze Land. 1989 griffen Bewaffnete mein Dorf am frühen Morgen an und töteten über fünfzig Mitglieder meiner Familie. Für mich war es der Anfang eines Albtraums, der achtzehn Jahre andauerte. Bis heute weiß niemand, wer diese Grausamkeit begangen hat oder warum. Ich kann vergeben, aber ich werde nie vergessen.

Seit 2003 ist Darfur als die schlimmste humanitäre Katastrophe auf Erden bekannt. Diplomatische Bemühungen scheiterten, den Verbrechen der sudanesischen Regierung Einhalt zu gebieten. Wir, die Leidtragenden von Darfur, hofften deshalb so sehr, dass dieser neue Menschenrechtsrat uns eine Stimme geben würde und in unserem Leben eine Veränderung bewirkt. Dennoch hält der Völkermord an und es scheint so, dass dieser Rat nichts anderes unternimmt, als noch mehr Berichte anzufordern.

Herr Präsident, wir - die Leidtragenden von Darfur, kommen vor dieses Gremium mit einer einfachen Botschaft:

Wir brauchen nicht noch mehr Berichte. Die Zeit läuft uns davon. Wir brauchen Taten. Unsere humanitäre Lage ist lebensgefährlich. Unsere Sicherheitslage verschlechtert sich tagtäglich. Die Dschandschawid (Arabische Reitersoldaten; Castollux) töten und vergewaltigen uns. Die unschuldigen Zivilisten von Darfur suchen verzweifelt nach Schutz. Wir brauchen Taten, und zwar jetzt. Im Namen von UN Watch und aller Opfer bitte ich das Gremium heute dringend: Bitte hören Sie damit auf, Resolutionen anzunehmen, die den Sudan für seine so genannte „Kooperation“ zu loben. Bitte schließen Sie die unabhängigen Sudan-Experten nicht aus. Bitte unternehmen Sie etwas, um die schrecklichen Kriegsverbrechen zu beenden. An alle, die sich offen gegen den Völkermord aussprechen: Gott segne Sie und gebe uns Frieden. Vielen Dank, Herr Präsident.

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Interessieren Sie sich für die Arbeit von UN Watch oder wollen sie helfen?

Sonntag, Dezember 09, 2007

Die Leiden des Botschafters a.D.

Oder wie man seine islamische Mission missverstanden sehen will

Manchmal lohnt es sich eben doch, den Newsletter der Islamischen Zeitung (Im Folgenden IZ genannt) zu beziehen. Wann kommt man schon auf die Idee, nachzuforschen, was einen ehemaligen deutschen Botschafter und Islam-Konvertiten (seit 1980) wie Dr. Murad Wilfried Hofmann (Foto; Quelle: Videos-on-Islam) umtreibt, wenn er sich - wie ärgerlich - gedemütigt und falsch verstanden fühlt. Nun gut - in Yasin Alder, Mitarbeiter beim oben angesprochenen Blatt, das vom Konvertiten Abu Bakr Rieger, vormals Andreas Rieger ("Wie die Türken haben wir Deutschen in der Geschichte schon oft für eine gute Sache gekämpft, obwohl ich zugeben muss, dass meine Großväter bei unserem gemeinsamen Hauptfeind nicht ganz gründlich waren"), herausgegeben wird, fand er einen Fürsprecher, der die Sorgen des ehemaligen deutschen Botschafters in Algerien und Marokko rührig aufnahm und in Lettern goss.

Was war geschehen?

Nach Darstellung der IZ und Dr. Hofmanns („Der Islam als Alternative“) soll man mit dem gelernten Juristen und ehemaligen Informationsdirektor bei der NATO übel umgesprungen sein. Er habe „so etwas noch nie erlebt“, zitiert die IZ den empörten 76-Jährigen. Wie das islamische Blatt berichtet, wollte Dr. Hofmann (Bundesverdienstkreuzträger - „erhielt ich bereits als Moslem“) im Comoedienhaus Wilhelmsbad bei Hanau „am 30. November […] dort auf Einladung des „Vereins für multikulturelle Ereignisse e.V.“ einen Vortrag mit dem Thema „Islam in Deutschland - Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ halten. Dazu kam es jedoch nicht, weil, wie die IZ (so weit noch richtig) schreibt, einer Saalmiete des Vereins unter der ursprünglich folkloristisch anmutenden Veranstaltung mit dem Motto „UNESCO 2007 - Mevlana“, vom Vermieter die Kündigung ausgesprochen wurde. „Der Fall in Hanau stellt eine neue Eskalationsstufe der in Deutschland grassierenden Islamophobie dar“, so Hofmann in seiner völlig zusammenhanglosen und aggressiven Stellungnahme gegenüber der IZ.

Gespielte Empörung, wie immer, wenn man Absprachen nicht einhält und Fakten, die mit der eigenen Person zu tun haben, am besten nicht verbreitet wissen will. Wie Castollux oben von der IZ übernommen hat, war der Saal zwar für eine kulturelle Veranstaltung gebucht und zugesagt worden. Die Vermieter des Saales, der zu 100 % der Stadt Hanau gehört, hatten jedoch kurz vor Veranstaltungsbeginn erfahren, dass dort Redner auftreten sollten - unter ihnen Dr. Hofmann -, die, wie „durch Nachforschungen herausgekommen, […] eindeutig islamistisches Gedankengut vertreten. So ist als Redner ein Herr Dr. Murat Hofmann vorgesehen, der Ideen propagiert, die nicht der freiheitlich demokratischen Grundordnung des Grundgesetzes entsprechen“.

Nun könnte man die IZ beglückwünschen und sagen „Jungs, ihr macht einen tollen Job, weil ihr schön korrekt bei der Wahrheit bleibt und sauber das wiedergebt, was die Gegenseite sagt.“ Leider ist das nur die halbe Wahrheit, denn flugs lässt man Dr. Hofmann in der Rolle des Philippika-Predigers auftreten, der als gelernter Jurist das Strafgesetzbuch und den Paragraphen 168 (Üble Nachrede) sicher auswendig zitieren kann, wo es dräuend heißt: „Wer in Beziehung auf einen anderen eine Tatsache behauptet oder verbreitet, welche denselben verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen geeignet ist, wird, wenn nicht diese Tatsache erweislich wahr ist, mit Freiheitsstrafe ... bestraft.“

Unschwer zu erraten, wen der gute Mann da im Visier hat und ebenso leicht ist zu durchschauen, dass hier jemand eine Gegenattacke reiten will, um sich als Opfer zu stilisieren. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen, selbst wenn er noch so viele Auszeichnungen erhalten hat wie Dr. Hofmann. Castollux hat mit Herrn Klaus-Dieter Stork, dem Geschäftsführer des Comoedienhauses, gesprochen und bekam von ihm die Bestätigung, dass die Polizei - aus eigenem Antrieb heraus - über die angesagte Veranstaltung und Herrn Dr. Hofmann Erkundigungen eingeholt hatte, die eben nicht mit dem übereinstimmten, was angekündigt worden war. Eine arglistige Täuschung“ also, so Klaus-Dieter Stork. Polizei und Rechtsamt hatten ihn davon in Kenntnis gesetzt, dass „Herr Murad Hofmann islamistisches und fundamentalistisches Gedankengut vertritt, und damit auch nicht auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung steht.“

Statt sich mit dieser Auskunft näher zu beschäftigen - sowohl der Ex-Botschafter als auch die IZ gehen mit keinem Wort inhaltlich darauf ein -, werden im islamischen Blatt Auszüge aus der Vita Dr. Hofmanns präsentiert, die zwar formal zutreffen, mit der Begründung der Kündigung aber nichts zu tun haben und ihn wieder in einer Opferrolle präsentieren, nach dem Motto „Schaut her, mir kann niemand etwas anhaben. Seht nur auf meine Meriten“. Nun kann man Herr Hofmann das nicht wegnehmen, was er sich erworben hat, aber wenn die IZ und er so penibel auf Selbstdarstellung pochen, dann sollte darauf hingewiesen werden, dass auch die vereinbarte und nicht rechtzeitig geleistete Mietvorauszahlung ein Grund für die Kündigung war.

Dass Herr Hofmann, wie er beteuert, während seiner Berufstätigkeit „nie von meinem Dienstherrn beanstandet worden“ war, mag wohl zu einem großen Teil daran liegen, dass letzterer sich nie um die Veröffentlichungen des Ex-Diplomaten kümmerte. Und dass beide - die IZ und Hofmann - aus gutem Grund verschweigen, was er in seinem Beitrag „Islam - der verkannte Glaube“ (Al-Islam Nr.4, S. 8f, 1995) äußerte: „Der Islam hält es für unausweichlich, dass Staat und Religion aufeinander bezogen werden. Dies bedeutet in einem islamischen Staat die BINDUNG von LEGISLATIVE und EXEKUTIVE an den KORAN als übergeordnete Grundnorm - ALS GRUNDGESETZ - …“.

Klar, dass man sich nicht gerne selbst zitiert, wenn’s zum Nachteil gereicht. Und konsequenterweise leidet das Erinnerungsvermögen bei Sätzen wie diesem "Wir müssen durch Parteieintritt - in alle wirklich demokratisch gesinnten Parteien - dazu beitragen, dass die Parteiprogramme islamkonformer werden". Zwar relativiert Hofmann im Interview mit islam.de diese Aussage in den nächsten Sätzen, verschweigt dabei aber, dass Demokratie eben mehr als ein „mechanisches Regulierungswerk“ ist, innerhalb dessen sich auch der Islam entfalten will, und dass die Gleichberechtigung, der er glaubt, einfordern zu müssen, schon längst existiert.

Keine Glaubensgemeinschaft kann sich aber mit dem Verweis auf das Grundgesetz eine Parallelwelt schaffen. Was er verschweigt: „Durch die islamische Da’wa möchten die Muslime die Neutralität eines säkularen Staates gegenüber der Religion überwinden. Denn eine Gesell­schaft sollte in ihren Grundstrukturen islamkonform sein, um nach islamischen Verständnis Unglaube und Unwissenheit zu überwinden. Es ist daher durchaus ein Teil der Da’wa-Strategie, wenn die islamische Führungsschicht und ihre Meinungsbildner dafür Sorge tragen, dass sich ein freiheitlicher demo­kratischer Staat und seine Gesellschaft, einschließlich der Gerichte und der Medien, mit möglichst vielen islamischen Themen und Tagesordnungspunkten beschäftigen“, wie Albrecht Hauser im Pfälzischen Pfarrerblatt vollkommen zu Recht formulierte.

Und zum unverzichtbaren Wesen der pluralistischen Demokratie gehört eben, dass so viele Informationen wie möglich ausgetauscht werden. Deshalb gibt es für das Gelingen von Da’wa keinen besseren Nährboden als den demokratischen Pluralismus. Dass hier kein Mosaikstein in Form eines Vortrages des Ex-Botschafters in Hanau gesetzt werden konnte, ist das Problem des Herrn Dr. Murad Hofmann - und nicht die formale Betrachtung seiner Vita. Schade für den prominenten Anhänger des Propheten, denn Dr. Murad Wilfried Hofmann ist kein Analphabet*:

Wenn man den kaufmännischen Erfolg des Propheten hinzu nimmt sowie die Weisheit seiner richterlichen Tätigkeit, dann wird geradezu rätselhaft, wie ein Analphabet im rückständigen Arabien ohne formale Schulung solche Qualitäten entwickelt haben sollte, ganz abgesehen von der sprachlichen Wucht seiner geoffenbarten Mitteilungen. Mit rechten Dingen kann dies nicht zugegangen sein. Muss also wohl mit göttlichen Dingen zugegangen sein".

*Dr. Murad Wilfried Hofmann, Tagebuch eines deutschen Muslims, München (3. Auflage) 1998, S. 105f.