Samstag, April 05, 2008

Vertrauliche diplomatische Kaskaden: Die IR-2-Zentrifugen des Iran


Spätestens seit vorgestern wird bestätigt, dass der Iran neue, hochmoderne Zentrifugen für die Urananreicherung in den Kreislauf (als Ergänzung und Fortführung) der bisher durchgeführten technischen Anstrengungen zur Gewinnung waffenfähigen Urans installiert und in Reihe geschaltet hat.

Von El-Baradei, dem Chef der IAEA, war diesbezüglich natürlich keine konkrete Stellungnahme zu erwarten. Warum auch - von einem Duzfreund der iranischen Mullah-Nomenklatura? Eher könnte man damit rechnen, dass allzu kritische Beobachter des iranischen Atomprogramms durch ihn nach Absprache mit Teheran nach Gutsherrenart abserviert werden, so wie sein allzu "penibler" Mitarbeiter Chris Charlier schon einmal....

Bei Associated Press beschreibt George Jahn, wie es um die neueste Entwicklung im iranischen Atomprogramm bestellt ist. Eigentlich nichts Neues - auf den ersten Blick - wenn man die Geheimniskrämerei berücksichtigt, die weltweit unter den Diplomaten um die neueste technologische Urananreicherungstechnologie des Iran betrieben wird. Besonders interessant sind aber die Widersprüchlichkeiten in den Aussagen der Diplomaten, die von George Jahn zitiert werden. Castollux hat Jahns Analyse übersetzt.


Diplomats: Iran Assembling Centrifuges
GEORGE JAHN

Der Iran hat Hunderte weiterentwickelter Maschinen montiert, die von der möglichen Absicht zeugen, die Urananreicherung zu beschleunigen, so Diplomaten gegenüber Associated Press (Im Folgenden AP).

Ein Diplomat sagte, dass mehr als 300 der Zentrifugen in zwei getrennten Einheiten der unterirdischen Anreicherungsanlage im Iran zusammengeschlossen worden sind. Mit der Anbindung einer dritten habe man begonnen. Er fügte hinzu, dass die Maschinen offensichtlich technisch ausgereifter sind als die Tausend anderen, die schon unter der Erde in Betrieb seien. Weiter geht er davon aus, dass es sich bei den neuen Maschinen um die technisch ausgereiften IR-2-Zentrifugen handeln könnte, deren Test Teheran kürzlich eingestand.

Aber ein hochrangiger Diplomat bemerkte, dass, auch wenn der neue Produktionsschritt den Anbau von neueren Zentrifugen andeute, es sich nicht um die IR-2-Version handele. Er fügte außerdem hinzu, dass man keine Gewissheit habe, ob sich die Anlagen über oder unter dem Erdboden befänden.

Der Aufstellungsort ist von Bedeutung, da die oberirdisch gelegene Anlage Natanz für die Entwicklung genutzt wird und die unter der Erde befindliche der Anreicherung dient.

Ein weiterer Diplomat, der wie die beiden anderen das iranische Nuklearprogramm aufmerksam verfolgt, bestätigte, dass der Iran damit begonnen hatte, technisch weiterentwickelte Zentrifugen in einer Konfigurationskette für die Anreicherung zusammenzuschließen. Aber er sagte, dass alle oberirdisch blieben und keine der Maschinen in Betrieb sei.

Urananreicherung kann sowohl für friedliche Energiegewinnung als auch für militärische Zwecke dienen (Bestückung von Raketensprengköpfen). Teheran behauptet immer noch, dass sein Atomprogramm nur der Energieversorgung dient, aber international wächst die Befürchtung, dass es zur Entwicklung von Atomwaffen betrieben wird. Zwei der Diplomaten sprachen Anfang dieser Woche mit AP - der dritte am Donnerstag. Alle stehen in direkter Verbindung mit der in Wien ansässigen internationalen Atomenergiebehörde IAEA, der UN-Kontrolleinrichtung für nukleare Angelegenheiten, aber sie wollten namentlich nicht genannt werden, da ihre Informationen vertraulicher Natur wären.

Die Berichte der Informanten verdeutlichten die Entschlossenheit des Iran, sein Anreicherungsprogramm trotz der von den Vereinten Nationen erlassenen Sanktionen voranzutreiben. Einer der Diplomaten bemerkte dazu, dass Teheran vermutlich am 8. April mehr Details bekannt geben wird, dem Tag, den der Iran zum Tag der nuklearen Atomtechnologie erklärt hat.

Die vorläufige technische Aufstellung bedeutet nur einen ersten Schritt im komplizierten Anreicherungsprozess - ; in früheren Andeutungen gegenüber AP in diesem Jahr räumte Ali Ashgar Soltanieh, Chefbeauftragter des Iran bei der IAEA, ein, dass das Urananreicherungsprogramm seines Landes „Ups and Downs“ erfahren habe. Es war wohl das erste Mal, dass der Iran zugab, Schwierigkeiten mit seinem Anreicherungsprogramm zu haben.

Auch war nicht klar ersichtlich, ob die Aneinanderreihung der weiterentwickelten Zentrifugen jemals dazu benutzt werden würde, angereichertes Uran im großen Stil zu produzieren, oder ob es sich nur um experimentelle Konfigurationen handelte.

„Auf jeden Fall ist etwas ganz Neues im Gange“, so der ehemalige Nuklear-Inspekteur der UNO, David Albright, dessen Institute for Science and International Security in Washington Staaten beobachtet, die im Verdacht stehen, [militärische - Castollux, d. Übersetzer] Atomprogramme zu verfolgen.

Albright sagte, dass es aufgrund widersprüchlicher Informationen zur Bauart der Zentrifugen schwierig gewesen sei, die Dimension des neuen Projekts einzuschätzen.

In Stellungnahmen gegenüber AP Anfang dieser Woche äußerte der oben zuerst angesprochene Diplomat, dass zwei Aneinanderreihungen oder „Kaskaden“ von 176 Zentrifugen kürzlich montiert worden waren und eine dritte [Kaskade] für den Anschluss montiert werden würde.

Das Arbeitspferd des iranischen Urananreicherungsprogramms ist die P-1-Zentrifuge, die in Kaskaden von je 164 Maschinen betrieben wird. Aber iranische Beamte bestätigten im Februar, dass sie damit begonnen hätten, die IR-2-Zentrifuge einzusetzen, die massenweise angereichertes Uran produzieren kann - mit mehr als dem doppelten Ausstoß bisher.

Die Bekanntgabe im Februar war die die erste offizielle Bestätigung Teherans, nachdem Beamte der IAEA berichteten, dass der Iran 10 der neuen IR-2-Zentrifugen benutzte, um kleinere Mengen angereicherten Materials herzustellen.

Zehn Zentrifugen reichen nicht aus, um angereichertes Uran in den Mengen für groß angelegte zivile Industrieprogramme oder ein Waffenprogramm zu produzieren, und sie erreichen nicht die Kapazität oder Leistung der älteren 3.000 P-1-Zentrifugen in den unterirdisch angelegten Anreicherungsanlagen des Iran bei Natanz.

Aber auch wenn ein Dossier der US-Geheimdienste im letzten Jahr zu dem Schluss kam, dass der Iran im Jahr 2003 die unmittelbare Arbeit am nuklearen Waffenprogramm unterbrochen habe, ist die Anreicherung von enormer Bedeutung, weil das Land waffenfähiges Uranium für Raketensprengköpfe produzieren kann.

Die IAEA hob die „neue Zentrifugen-Generation“ in ihrem Februar-Bericht zum Iran hervor, lieferte aber keine Details für ihre Bestimmung.

Quelle: Associated Press

Dienstag, April 01, 2008

Khaled Meshaal: Dankbarer Interviewpartner


Oder: Terroristen die Wahrheit entlocken


Einen Vorteil hat es schon, wenn man Terroristen wie Khaled Meshaal (Abbildung), den im syrischen Versteck lebenden Führer der Hamas, hartnäckig befragt und dazu die richtigen Reporter wie Tim Marshall von Sky News stellt: Verbrecher wie der Hamas-Führer kommen nicht so leicht aus der Klemme, wenn im Interview nachgebohrt wird. Meshaal versuchte zwar, sich zwischen Lüge und Wahrheit hindurchzuschlängeln, aber seine Antworten sind mehr als ein Beleg dafür, dass die Taktik der islamischen Terroristen darauf angelegt ist, zu tricksen und zu täuschen.

Jedem, der nur halbwegs über die Situation in Nahost informiert ist, muss auffallen, dass sich der Terrorpate in selbst gewählten Widersprüchen verfängt.

HonestReporting hat dazu einen kleinen Beitrag verfasst und ein Video mitgeliefert, das den Terrorpaten bei der "Gesprächsarbeit" zeigt. Castollux hat den Bericht übersetzt. Sehr aufschlussreich….

HonestReporting, 31. März 2008


Großes Kompliment an Tim Marshall von Sky News für sein Interview mit Khaled Meshaal in Damaskus, auch wenn Einiges dafür spricht, Terroristen im Fernsehen keine Sendezeit zu geben. Wenn ihnen zugesichert worden wäre, dass sie einen Vorzug dieser Art erhielten, hätten sich viele Journalisten diesem [gefragten] Interviewpartner angebiedert und ihn mit Samthandschuhen angefasst.

Nicht so Marshall, der Meshaal hartnäckig befragte und ihn zu Themen wie den Anschlägen der Hamas auf unschuldige Zivilisten und der Rolle der Hamas bei dem Durchbruch an der ägyptischen Grenze löcherte. Klicken Sie bitte hier, um das vollständige Interview zu sehen [In Englisch; eigentlich relativ leicht zu verstehen. Bei Übersetzungsfragen helfe ich gerne].

Teil der verzerrten Wahrnehmung Meshaals ist unter anderem die unaufrichtige Behauptung, dass Israel unter der Al-Aqsa Moschee Grabungen durchführe, sowie die moralische Gleichsetzung zwischen palästinensischem und französischem Widerstand oder dem Kampf gegen die südafrikanische Apartheid.

Befragt nach den Selbstmordanschlägen, behauptet Meshaal in bizarrer Logik, dass die Hamas niemanden vorsätzlich töten würde.

Er behauptet auch unwahrhaftig, dass die Mehrzahl der palästinensischen Inhaftierten Mitglieder des PA-Parlaments seien und im Vergleich zur Behandlung des israelischen Soldaten Gilad Shalit durch die Hamas misshandelt werden würden. (Hinweis von Castollux: Dem Roten Kreuz oder anderen externen Organisationen wurde der Zugang zu Gilad Shalit bis heute verwehrt). Gilad Shalit befindet sich seit dem 25. Juni 2006 in Gefangenschaft der Hamas. Und das will die Hamas im Austausch für Gilad Shalit: Hamas fordert Freilassung von Gefangenen.

Passend zum blanken Antisemitismus in der Hamas-Charta (Dank an Ulrich W. Sahm für die Übersetzung der wesentlichen Auszüge) behauptet Meshaal, dass er den Holocaust nicht leugnet, aber im gleichen Atemzug sagt er, dass „die Zionisten mit den Zahlen übertrieben hätten.“

Eine Lösung des Konflikts sieht Meshaal nur darin, dass die Hamas am Ende gewinnen wird.

Tim Marshalls Interview dient als Beispiel dafür, wie es möglich ist, mit Terroristen umzugehen, ohne auf Ausflüchte des moralischen Relativismus’ zurückzugreifen, den andere Medienunternehmen wie die BBC als „Ausgewogenheit“ wahrnehmen.