Es gibt wohl kaum einen Kandidaten bei der diesjährigen Wahl zum Präsidenten der USA, der von so vielen Medien, den Demokraten und der eigenen Partei angefeindet worden ist wie der Vietnam-Veteran McCain. Und gerade deshalb mag ich ihn.
Selten ist ein Mann mit einer so großartigen Vita wie er in einer dermaßen miesen Art und Weise angegangen worden - auch jetzt in den Primaries ; sowohl von seinen rechtskonservativen „Freunden“ als auch von den „Demokraten“ - was auch immer man sich unter Demokraten im Dunstkreis von Washington vorstellen mag.
Mir geht die Hutschnur hoch, wenn ich konstatiere, wie man ihm übel nimmt, dass er als abgeschossener Jet-Pilot im Vietnamkrieg unmenschlich leiden musste, als er das berüchtigte „Hanoi-Hotel“ (Davon gibt es natürlich keine Bilder, logisch) überlebte, damals als schwer körperlich und psychisch geschädigter Kriegsgefangener entlassen, und wenn er sich heute gegen Foltermethoden einsetzt und gleichzeitig aber beispielhaft darauf verweist, wie schlimm es ihm selbst erging.
Sein Axiom, die amerikanische Politik weiterhin konsequent darauf auszurichten, den Killer Osama bin Laden ausfindig zu machen und gleichzeitig die Menschenrechte einzuhalten, ist für mich an Glaubwürdigkeit nicht mehr zu übertreffen und ich finde das überaus sympathisch. Ich glaube ihm, weil er selbst jahrelang unter unsäglichen Schmerzen durch die Folter der Vietcong immer daran geglaubt hat, dass er freikommen wird.
Er bezeugte damals: „Mein Gaube an Gott, die Gewissheit, dass man mich nicht vergisst und dass die USA mich irgendwann aus dieser Hölle herausholen wird.“
Sollte das jetzt alles vergessen sein?
Es war wohl von all’ jenem ein wenig, was ich oben angesprochen habe und wie er es selbst sagte, - "wenn man an Gott, die Vereinigten Staaten und an die Freiheit glaubt." (O-Ton McCain).
Ein Mann, der so viel (grauenhafte) existentiell schlimme Erfahrungen durchgemacht hat, der heute seine Arme zum Jubeln (wegen der Foltern damals) nicht mehr heben und nicht mehr richtig laufen kann, weil seine Beine von den Vietcong zerschmettert wurden, hat meinen größten Respekt, wenn er sich für das höchste Amt der Welt bewirbt.
Nein, nicht nur meinen, sondern von allen, die auf der Seite der USA und der Seite der Freiheit der Welt stehen. Den "Respekt" der anderen braucht er nicht.
Für mich ist er schon jetzt ein zweiter Roosevelt. Und man unterschätzt ihn (bis jetzt) grandios. Meine ganz große Anerkennung und Zustimmung hat er.
Doch nun kurz zu den Herausforderern, und danach noch einmal zum persönlichen Schicksal McCains:
Wenn jemand als Alternative auftreten kann, dann Hillary Clinton. Nicht, weil sie einen größeren Apparat hinter sich hat. Nein. Sie kann in Fragen der nationalen Sicherheit - und das ist entscheidend - Demokraten und Republikaner hinter sich versammeln; vielleicht auch wegen des Bonus’, den sie von ihrem Mann aus der Amtszeit davor hat - sicher aber, weil sie die größere Sachkompetenz im Vergleich zum Rhetorik-Akrobaten Obama hat. Ich könnte sie also als Präsidentin noch relativ „verschmerzen.“
Zu Barack Obama: meiner Meinung nach ist er ein gigantischer Blender und Populist.
Warum?
Der „Vergleich“ (In den Medien) mit Kennedy hinkt gewaltig, weil Obama sich nur auf vage Visionen Kennedys beruft, aber nicht daran anknüpft bzw. etwas Neues darauf aufbaut. Er bietet keine neuen Ansätze, was die amerikanische Innenpolitik (Gesundheitsreform z.B.) betrifft. Das ist sein größter Schwachpunkt.
Das Gerede um seine muslimische Tradierung ist übrigens Unsinn. Daniel Pipes hat das sauber aufgelöst. Durchgeknallte "Islamkritiker" in Europa sollten sich das Thema endlich abschminken, wenn sie in Zukunft noch ernst genommen werden wollen.
Obama hat aber einen weiteren entscheidenden Nachteil: Er bezieht nicht eindeutig Stellung zu den amerikanischen Grundwerten des „Pursuit of Happiness“, die das Selbstverständnis der amerikanischen Nation ausmachen.
Er lässt das offen, weil er die "amerikanische Frage" per se in Frage stellt, wenn er die Internationalität des amerikanischen Kontinents in Frage stellt. Beispiel: Seine Haltung zu den Latinos. Das ist er in höchstem Maße unglaubwürdig.
Es wäre das erste Mal in der Geschichte, dass jemand so brutal Essentials der amerikanischen Lebensweise infrage stellt und einen Kontinent ideologisch teilt - ganz abgesehen davon, dass Obama (ungerechtfertigterweise) die Schwarzen versucht, auf seine Seite zu ziehen, die normalerweise Clinton wählen würden.
Sehr bedenklich.
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Ich will noch einmal auf McCain zurückkommen. Der ist für mich wichtiger:
Bei den Fernsehaufnahmen sieht man immer wieder, dass seine linke Gesichtshälfte angeschwollen ist.
McCain musste sich an dieser Stelle einigen komplizierten Operationen unterziehen. Schlimm genug. Aber der Krebs war bösartig und McCain kämpfte dagegen bisher erfolgreich. Was ich damit sagen will: Er hatte so viel Leid in seinem Leben zu ertragen und sich durch seinen Glauben immer wieder nach vorne gekämpft.
Für mich ist er ein Beispiel dafür, dass Menschen ein Segen sein können, wenn sie durchhalten und ihrer Linie treu bleiben, auch wenn sie durch die Hölle gehen müssen.