Freitag, Mai 31, 2013

Prozess gegen die Mörder von Jonny K.: Vera Lengsfeld mit einem Bericht aus dem Gerichtssaal


Die Journalistin und Autorin Vera Lengsfeld („Ich wollte frei sein....Die Mauer, die Stasi, die Revolution“) mit einem Erlebnisbericht vom Prozessverlauf gegen selbstverständlich völlig ahnungslose und unschuldige türkischstämmige Angeklagte. Eine authentische Bestandsaufnahme der bundesdeutschen Wahrnehmung abseits des NSU-Spektakels, sowohl was die journalistische Ethik mancher “Qualitätsjournalisten“ als auch das Verhalten einiger Prozessbeteiligter betrifft.

Bitte bei „Aktuelles“ zum Beitrag vom 31. Mai scrollen

Gerechtigkeit für Jonny K.

Am Donnerstag, dem 30.Mai war ein weiterer Verhandlungstag im Prozess gegen die Körperverletzer mit Todesfolge von Jonny K, der im Oktober vergangenen Jahres in Sichtweite des Berliner Roten Rathauses von vier jungen Türken zu Tode getreten wurde.

Ich wollte mir selbst ein Bild machen, also begehrte ich in der Früh Einlass in das Gebäude des Berliner Landgerichts in der Turmstraße. Ich war schon fast durch die Eingangskontrolle durch, als mich der Einlasser fragte, ob ich wüsste, wo ich hin müsste.

Als er hörte zu welchem Prozess ich wollte, wurde ich umgehend zu einem Nebeneingang an der Seite komplimentiert. Hier warteten schon ein paar junge und wenige ältere türkische Männer. Es dauerte eine Weile, bis ich endlich ins Gebäude gelassen wurde. Als Vorletzte. Ich bekam eine Nummer in die Hand gedrückt und stieg eine Nebentreppe hinauf. Nach dem ersten Stock ging es nicht weiter. Die weiteren Treppenabsätze waren voll besetzt, überwiegend mit Türken: viele junge Muskelmänner, die keiner Arbeit nachzugehen scheinen, ein paar ältere, wenige Frauen. Spannung und unterdrückte Aggression lagen in der Luft. Nicht weit von mir stand eine hübsche junge Frau mit einem Beutel: I am Jonny. Ich sagte ihr, dass ich auch gern so einen Beutel hätte, damit es wenigstens zwei wären.

Sie erzählte mir von den vorangegangenen Verhandlungstagen und dass sie sich mit einer Journalistin von Spiegel online in die Haare gekriegt hätte. Die Spiegelredakteurin hatte politisch korrekt Reue bei den Tätern bemerkt und vermeldet, wo es doch nur eine leere Formel des Bedauerns gewesen war, die jede Glaubwürdigkeit vermissen ließ. Die Täter hätten bei ihren Aussagen nicht ein einziges mal Jonny beim Namen genannt, sondern nur von „der Sache“ gesprochen, wegen der sie jetzt „Schwierigkeiten“ hätten. Sie hätten sich sogar darüber beschwert, dass sie von Mitgefangenen angesprochen worden seien, ob sie die „vom Alexanderplatz“ wären. Die Anwälte der Angeklagten hätten Jonny K.s Schwester Tina attackiert, weil sie den Fall im Internet so publik gemacht hätte. Im Übrigen hätten die Angeklagten gegrinst. Die wenigen Unterstützer von Tina im Zuschauerraum seien immer wieder angerempelt und beschimpft worden.

Nachdem sich die Tür zur Zuschauertribüne geöffnet hat, sitzen wir dicht gedrängt zwischen den Unterstützern der Täter.

Der erste Zeuge wird gerufen. Ich staune, mit wie vielen Entschuldigungen („bitte betrachten Sie das nicht als Misstrauen, ich muss das tun“)der Richter den Zeugen darüber belehrt, dass er vor Gericht die Wahrheit zu sagen hat.

Der Verlauf der Befragung legt dann die Vermutung nahe, dass der Zeuge keinesfalls die Wahrheit sagt. Ali, 23, der bei der Polizei präzise Angaben gemacht hat, dass zwei der Täter den Begleiter von Jonny attackiert hätten, vier von ihnen auf Jonny, als er schon am Boden lag, eingetreten hatten, auch auf den Kopf , konnte sich vor Gericht an nichts mehr erinnern.

Der Richter hält ihm sogar vor, dass er zu Protokoll gegeben hatte: „Das waren Ausländer, nur die Ausländer machen Probleme“. Natürlich kann sich Ali auch daran nicht mehr erinnern. Immerhin bestätigt er, der Polizei die Wahrheit gesagt zu haben.

Seine Angst ist im ganzen Saal spürbar. Wer ihn unter Druck setzt und womit, will er nicht sagen.

Leider macht dann der Schöffe einen Fehler. Er fragt Ali, angesichts des unglaubwürdigen Erinnerungsverlustes, ob er zu feige sei, auszusagen oder ob er das Gericht verarschen wolle. Obwohl der Richter umgehend die Wortwahl des Schöffen rügt, nehmen die Anwälte der Angeklagten die Gelegenheit wahr, einen Befangenheitsantrag gegen den Laienrichter zu stellen. Die Verhandlung wird unterbrochen.

Ich nutze die Gelegenheit, um an die frische Luft zu gehen. Beim Verlassen des Gebäudes muss ich meine Nummer abgeben und werde belehrt, dass mein Wiedereintritt nicht gewährleistet sei. Wenn noch andere Zuhörer kämen, müsste ich draußen bleiben.

Im Café gegenüber setzen sich Journalistinnen neben uns. Eine ist von der Süddeutschen Zeitung. Als ich von der aggressiven Haltung der im Zuschauerraum anwesenden Türken erzähle, ich hatte beim Hinausgehen gehört, wie zwei Türkinnen die Unterstützer von Tina beschimpften, ist sie erstaunt. Sie hatte geglaubt, dass Tina übertreibe, als sie von ähnlichen Vorfällen berichtete. Als mein Begleiter von einem Gewaltexzess sprach, wie sie ihn barsch zurecht: der Gerichtsmediziner hätte ausgesagt, Jonnys Leiche sei bis auf eine Platzwunde an der Augenbraue fast unversehrt gewesen. Es hätte sich auf keinen Fall um einen Exzess gehandelt.

Was bitte, ist dann die politisch korrekte Bezeichnung dafür, dass vier Muskelmänner auf einen wesentlich kleineren liegenden Mann mehrfach eintreten, auch auf den Kopf? Sie wollten nur spielen?

Ich habe dann die Aussage des Gerichtsmediziners noch mal nachgelesen: äußerlich war tatsächlich nicht so viel zu sehen, aber im Kopf hatte Jonny vier fürchterliche Wunden, von denen jede einzelne zum Tod führen konnte.

Als ich das Gerichtsgebäude wieder betreten wollte, wurde ich an der Tür von zwei Jungtürken rigide beiseite geschoben, zwei weitere zwängten sich an mir vorbei.
Die Einlasskontrolle bedauerte: sie könnten nicht sehen, was vor der Tür geschehe. Außerdem hätten die jungen Männer gesagt, ich hätte mich vordrängeln wollen. Als ich fragte, ob sie es für wahrscheinlich hielten, dass sich eine Dame meines Alters mit vier jungen Männern anlegt, zuckten sie hilflos mit den Achseln. Ich wüsste doch, wie das sei.

Aha, wenn man also weiß, was los ist, warum stellt man nicht einen von der Einlasskontrolle vor die Tür, um zu verhindern, dass die wenigen Sympathisanten von Jonny K. nicht auch noch weggedrängt werden?

Die Verhandlung ging dann weiter mit noch einem Zeugen, der sich an nichts mehr erinnern konnte und endete mit der ungewissen Aussicht, ob sich das Gericht entschließt, dem Antrag der Verteidigung stattzugeben und den Schöffen für befangen zu erklären. Dann müsste der Prozess noch mal von vorn beginnen....

Montag, Mai 27, 2013

Neven Subotics Kniefall: Ein etwas bissiger Nachtrag zum Champions League-Endspiel


Als Borussia Dortmunds Innenverteidiger Neven Subotic sich letzte Saison vor Arjen Robben (FC Bayern) aggressiv aufgebaut hatte, weil der im vorentscheidenden Meisterschaftsspiel gegen den BvB kurz vor Abschluss der regulären Spielzeit seinen Elfmeter  verschossen hatte, hatte ich schon so eine leise Ahnung, dass sich diese dümmliche und primitive Geste irgendwann rächen würde.

Zur Vergrößerung bitte auf die Abbildung klicken. Ich habe das Bild vom Monitor abfotografiert - deshalb die etwas unscharfe Darstellung.


Und so kam es denn auch. Geschichte wiederholt sich zwar nicht kongruent, aber sie lässt in der einen oder anderen Variation gewisse Erinnerungen aufkeimen. So auch bei mir vorgestern.


Diesmal verlief es andersrum - und für Neven Subotic nicht ganz so vorteilhaft. Etwas surreal auch seine Analyse nach dem Endspiel, als er von einem überragenden Spiel seiner Mannschaft gesprochen hatte. Wenn der BvB während der gesamten Spielzeit wirklich so überragend gewesen sein sollte, wie er behauptete (Die ersten 25 Minuten waren auch großartig, konnten physisch aber niemals durchgehalten werden), hätte er vielleicht gewinnen können. Punkt.

Geradezu symbolhaft die Zeitlupenaufnahme, in der man sieht, wie Robben die beiden Innenverteidiger Neven Subotic und Mats Hummels (Letzterer sehr fair in seiner Analyse nach dem Spiel, Subotic nicht) austanzte.

Hier der Link – und achten Sie auf die Slow Motion, in der Subotic entkräftet zu Boden sinkt. Ich will keine Häme betreiben, aber diese Bildeinstellung hat mir sehr viel Genugtuung bereitet: http://livetv.ru/de/showvideo/143455_dortmund_bayern/ 

Wer das ganze Spiel noch einmal sehen will, kann das hier machen (Vermutlich nur meine Bayern-Freunde):

Halbzeit1: http://livetv.ru/de/showvideo/143459_dortmund_bayern/

Halbzeit 2: http://livetv.ru/de/showvideo/143458_dortmund_bayern/ 

So, jetzt werde ich mich auf die Vollendung des Triples am nächsten Samstag freuen.

Im August folgt im europäischen Superpokal die Revanche gegen Chelsea, im Dezember die Weltmeisterschaft für Vereinsmannschaften.

Tapfere palästinensische Brandbombenwerfer benutzen Journalisten als menschliche Schutzschilde

Aus dem Medien Backspin von HonestReporting:

Unten ein Video, das Palästinenser zeigt, wie sie Brandbomben auf israelische Soldaten werfen und sich dabei hinter Reportern verstecken.

Man kann nicht genau erkennen, wann oder wo das Video gedreht wurde, aber The Commentator hat es gestern auf YouTube eingestellt.

Diese Brandbomben werfenden Palästinenser nutzen eindeutig die Anwesenheit der Reporter aus. Man könnte es auch "Kollateralschäden sind zu erwarten" nennen.

Wir alle wissen, wem man die Schuld zuschreiben wird, wenn ein ausländischer Reporter verletzt wird, der solch einen Zusammenstoß filmt.*

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*Abgesehen davon scheinen sich die Reporter nicht so ganz unfreiwillig bei den radikalen Palästinensern aufzuhalten: von ihrer Position aus gesehen sind sie ausschließlich darauf erpicht, die Reaktion der IDF-Soldaten zu dokumentieren. Würden sie von der gegenüberliegenden Seite aus filmen, sähe man noch besser, wie viele Palästinenser an diesen Gewaltakten beteiligt sind.

Die meisten der hier agierenden Reporter sind Palästinenser und dienen als so genannte Stringer (Freie Mitarbeiter) für westliche Medien/Nachrichtenagenturen (castollux).

 

Sonntag, Mai 26, 2013

Borussen-Geschäftsführer Watzke und seine 3.000 Todesopfer

Hans Jochim Watzke, Geschäftsführer des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund, kann man sicher nicht vorwerfen, dass viele „Fans“ seines Klubs in den letzten Jahren nicht nur schlechte Gewinner waren und seit gestern auch wieder sehr schlechte Verlierer mit fast durchweg schlechten Manieren, wie in vielen Foren jetzt nachzulesen.



Bildquelle: Karriereführer 


Man kann ihm auch nicht direkt vorwerfen, dass seine Borussia ein extremes Problem mit Neonazis in der eigenen Fanszene hat, und auch nicht, dass er sich in Sachen Öffentlichkeitsarbeit in den letzten Tagen vor dem Champions League-Finale gegen den FC Bayern mehr als einmal blamiert hat.

Was ich aber am 24. Mai in der Online-Ausgabe der Rheinischen Post lesen musste, ist mit Dummheit allein nicht mehr zu entschuldigen.

Hans Jochim Watzke in Anspielung auf den Niedergang des BvB und die seit 2005 eingeleitete allmähliche Rettung, die unter anderem auch der Hilfe des FC Bayern zu verdanken ist:

"Wir kommen ja von Ground Zero nach Wembley"

 Mit dieser Aussage hat sich Watzke endgültig disqualifiziert.

Den damals selbst verschuldeten finanziellen Ruin seines Vereines mit der Pulverisierung von fast 3.000 Menschen bei den Anschlägen vom 11. September 2001 zu vergleichen, ist an Geschmacklosigkeit kaum noch zu übertreffen.

Watzke ist Inhaber eines Unternehmens, in dem Arbeitsschutzbekleidung und Feuerwehruniformen hergestellt werden.

Feuerwehruniformen?

Das macht mich noch wütender: Herr Watzke lässt Feuerwehruniformen produzieren und denkt bei seinem schwachsinnigen 9/11-Vergleich nicht eine Sekunde daran, dass damals in New York hunderte Feuerwehrleute umkamen, weil sie ihr Leben für andere Menschen einsetzten. Nicht einmal eine nachträgliche Entschuldigung für seine unglaubliche Entgleisung kam ihm in den Sinn.

Pfui!

Bayern München denkt im größten Triumph an seinen verletzten Innenverteidiger

Bayern München denkt bei seinem Champions League-Sieg am 25. Mai 2013 in seinem größten Triumph an seinen dauerverletzten Innenverteidiger Holger Badstuber.

Ist das nicht eine großartige Geste?