Einen Kunden wüsste die deutsche Regierung schon: Den IranIch will hier aber vorerst nur auf die Entscheidung zu sprechen kommen, die nicht nur für mich unverständlich ist. Warum den Vorwärtsgang einschalten, wenn es einen Rückwärtsgang, eine schleifende Kupplung oder Bleigewichte an den Radfelgen gibt? So oder ähnlich mag wohl Münchens OB Christian Ude gedacht haben, als er während der vergangenen Jahre die rot-grüne Anti-Transrapid-Stimmung unterstützte. Dass ihm das bei den letzten Kommunalwahlen etliche Punkte mehr eingebracht hat als es das depperte Antirauchergesetz die CSU Stimmen kostete, die sich bei diesem Gesetz noch rot-grüner gab als das Original, war vorauszusehen.
Den Transrapid als überholte Technik zu bezeichnen ist schlicht blanker Unsinn. Das endgültige Aus für den Transrapid ist gleichbedeutend mit der wiederholten Kapitulation vor den Maschinenstürmern, die ähnlich wie die Bilderstürmer während der Reformation nur aus dem Bauch heraus handelten und keine vernünftige Begründung für ihre Standpunkte liefern konnten.
Der Transrapid hätte den ICE nicht abgelöst. Klar. Wäre auch Unsinn. Aber er hätte einen weiteren Innovationsschub sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr angestoßen und den Wettbewerb um die besseren Ideen zwischen Radantrieb und Magnet-Antriebstechnik befruchtet. Diversität kann man so etwas im positiven Sinne auch nennen. Insgeheim war man aber in Udes Amtsstube und anderswo doch erleichtert, dass die Kostenberechnungen nach oben schnellten. Dass sich Projekte auch amortisieren können stand wohl nicht auf der Nachdenk-Agenda der Transrapid-Gegner, die fleißig die Werbetrommel für Windkrafträder drehen. Nichts gegen Windkrafträder - am besten offshore -, aber hier wird gerne verschwiegen, wie es um die „Rentabilität“ von Windkrafträdern aussieht: Es dauert etwa 15 bis 20 Jahre, bis ein herkömmliches Windrad die Herstellungs-, Aufbau- und Wartungskosten wieder „reingekurbelt“ hat. Spätestens zu diesem Zeitpunkt muss es wieder aufwendig überholt werden, wenn nicht sogar wieder abgewrackt. Nennt man das "Kosteneffizienz" oder "Kostenwirkungsgrad", um es in die technische Dimension zu übersetzen? Gewinne machen hier nur diejenigen, die in Windparks investieren oder Aktienpakete halten.
Das Geschrei um verschwendete Steuergelder ist an Heuchelei kaum zu übertreffen. In der Investitionsruine Bundesrepublik Deutschland schlummern Milliardengräber zuhauf - auch in der Infrastruktur, oder eben gerade dort. Wer überquert zum Beispiel schon gerne Autobahnbrücken, die einsam in der Botanik stehen oder hechtet in das leer gepumpte Becken eines Schwimmbades, das in Ortschaften wie "Hintertupfingen" für 25 Einwohner gebaut wurde, nachdem man wieder mal das Wasser abgelassen hat, weil das Geld für die Nutzung fehlt? Das Gerede, der Transrapid sei zu teuer, ist auch unsinnig, wenn man bedenkt, welche Nachfolgeinvestionen- und Entwicklungen getätigt worden wären.
Auch die Vorbehalte, was die Technik betrifft, sind an den Haaren herbeigezogen. Der Transrapid ist sehr leise (keine Bodenschockwellen, die die Schienenstränge belasten und Wartungskosten verursachen, keine Landschaftszerteilung, relativ sicher gegen Anschläge und mit geringerem Sicherheitsaufwand zu betreiben). Im Vergleich dazu ist der ICE ein Sicherheitsrisiko. Auf der Webseite von Maxeiner & Miersch kann man nachlesen, mit welch’ massivem Vorbehalt in der Geschichte kulturelle, technische, soziale, politische und wirtschaftliche Entwicklungen verteufelt wurden, die sich nach ihrer Durchsetzung als epochemachend für die moderne Gesellschaft erwiesen haben.
Nun aber verkauft die Münchner SPD mit Christian Ude an der Spitze die negative Entscheidung zum Transrapid als Erfolg und grinst sich eins - ebenso wie viele ihrer technologiefeindlichen Freunde bei den Linksaußen und Grünen. „Man darf darüber spekulieren, wie man dort gemeinsam daran arbeitet, Deutschland und gerade München mit dem katastrophal schlechten Stromnetz (Schwankungen, dass es wöchentlich die Energiesparlampen zerstört) noch weiter abzukoppeln - bei der Energiepolitik, der Arbeitsmarktpolitik, Exportpolitik und nicht zu vergessen bei der Ausbildung von Jugendlichen ...“, so ein Leser im SPIEGEL-Forum zum Thema.
Und immer wieder die gleichen „Argumente“: Schnell heißt schlecht und wenn etwas auf Stelzen steht, kann es nicht sicher sein.
Und wieder im SPIEGEL-Forum räsoniert derselbe Leser zu Recht: „Wenn so die deutsche Zukunft aussieht, dann frage ich mich, wie wir es geschafft haben, überhaupt soweit zu kommen, wo wir heute technologisch sind. Vielleicht war man früher noch hungrig und bereit, an den Fortschritt zu glauben, und man hat verstanden, wo der Wohlstand herkommt. Aber heute wollen ja gerade viele Konsumgesättigte zurück in den Nachbarschaftskommunismus (niemand darf mehr haben wie ich, aber allen soll es gut gehen) und hin zum perfekten Gutmenschentum (langsam kommt man sicher ans Ziel und die Umwelt hat Vorrang, überhaupt, bleibt man halt daheim und kümmert sich um die Umwelterziehung der Kinder...).“
Bei SPIEGEL ONLINE wurde Christian Ude gefragt: „In der CSU macht man lange Gesichter. Was bedeutet das Transrapid-Debakel für die bayerische Staatsregierung?" Darauf Ude: "Aus ihrem Leuchtturmprojekt wurde ein gigantischer Scherbenhaufen. Da ist nicht nur finanzpolitische, sondern auch verkehrspolitische Kompetenz kaputtgegangen."
Ich warte auf die finanzpolitische, verkehrspolitische und außenpolitische Kompetenz Udes, der SPD und anderer Fortschrittsverweigerer, wenn der Iran der Mullahs und Ahmadinedschads für seinen Wunsch, eine Transrapid-Trasse für seine Pilgerströme bauen zu lassen, grünes Licht bekommt. Dann wird Geld auch eine Rolle spielen - aber es dient ja den guten deutsch-iranischen Wirtschaftsinteressen. So viel Scheinheiligkeit muss schon sein - und so viele unsinnige Hermes-Bürgschaften für ein terroristisches Mullahregime, das Israel von der Landkarte tilgen will, auch. Billiger ist es nicht zu haben.