Er geht dieses Jahr an Christiane Amanpour von CNN.
Preis für den unehrenhaftesten Reporter des Jahres 2007
Die zum siebten Mal verliehene jährliche Auszeichnung zur verzerrtesten und voreingenommensten Berichterstattung des Nahost-Konflikts.
Ein Jahr voller Überraschungen.
Die Hamas putschte sich im Gazastreifen an die Macht. Ehud Olmert und Mahmoud Abbas führten Friedensgespräche und saudische sowie syrische Würdenträger waren anwesend. BBC-Journalist Alan Johnston befand sich fast vier Monate in Geiselhaft. Als Israel eine nicht näher benannte syrische Industrieanlage unter Beschuss nahm, kam lediglich aus Nordkorea nennenswerter Protest.
Und da war noch Farfur, die Hamas-Maus.
Wer hätte das gedacht?
Selbstverständlich gab es andere, nicht überraschende Entwicklungen. Kassam-Raketen wurden weiterhin auf Sderot abgeschossen. Drei beklagenswerte Todesfälle in diesem Jahr: Oshri Oz, Shirel Friedman und Chai Shalom.
Die israelischen Soldaten Gilad Shalit, Ehud Goldwasser und Eldad Regev beendeten das Jahr in Gefangenschaft, so wie weitere israelische Soldaten vorher.
Das Buch Die Israel Lobby wurde zum Verkaufsschlager, während The Man From Plains Jimmy Carters umstrittene Promotions-Tour (für sein Buch) dokumentierte.
Doch nun zu den Auszeichnungen. . .
Der schlechteste Nachrichtenchef: Larry Register, ehemals bei Al-Hurra-TV
Kompliment an Joel Mowbray für eine Reihe von Beiträgen, die offenlegten, wie der von amerikanischen Steuerzahlern finanzierte Sender al-Hurra TV seinen Auftrag, die amerikanische Demokratie zu präsentieren, ins Gegenteil verkehrte. Unter Direktor Larry Register buhlte al-Hurra um arabische Sympathien und fungierte als Sprachrohr für Terrorpropaganda und Holocaustleugnung. Register identifizierte sich mit Leuten wie Yasser Arafat und Bashar Assad.
Er trat im Juni zurück.
Der schlimmste Missbrauch von Steuergeldern (Großbritannien): BBC
Die BBC gab 200,000 £ für Anwaltsgebühren aus, um den internen Bericht zur Nahostberichterstattung des Nachrichtensenders zu vertuschen. Was die Belange des öffentlich finanzierten Senders betrifft war das Geld gut ausgegeben; die Beeb (Verballhornung für BBC, [Castollux]) hat eine Klage des Londoner Anwalts Steven Sugar abgewiesen, der bei Freedom of Information Act eine Kopie angefordert hatte.
Sugars Erfolg in einer früheren Phase juristischer Schritte führte zu einer Lawine von ähnlichen Anfragen bei FOI (darunter eine von HonestReporting). Alle wurden abgelehnt.
Der lächerlichste Campusartikel: Linda Quiquivix, The Daily Tar Heel
Linda Quiquivix, Studentin an der University of North Carolina, die mit ihrem „zionistischen“ Freund während des zweiten Libanonkrieges Schluss gemachte hatte, beschreibt den Lesern von Daily Tar Heel ihre Suche nach Liebe: Jungs, geht nicht mit Diamanten oder Blumen auf die Nerven.
Die merkwürdigste Bildunterschrift: Associated Press
Militante von Reporter ohne Grenzen (RSF) inszenierten nahe des Eiffelturms (Paris) eine Protestdemonstration, um ihre Solidarität mit dem entführten britischen Journalisten Alan Johnston zu bekunden; Mittwoch, 22. Juni 2007. Intensive Verhandlungen sind im Gange, um die Freilassung des BBC-Journalisten Alan Johnstons zu erreichen, der vor drei Monaten in Gaza entführt wurde, so ein hoher Funktionär der Hamas am Dienstag. (AP Photo/Christopher Ena)
Die dümmste nicht unterdrückte Diskussion: Die Doha Debatte
Oxford-Studenten, die kürzlich die Doha-Debatten veranstalteten, überwanden die mythische Unterdrückung durch die Pro-Israel-Lobby und stimmten mit einer eindrucksvollen Zweidrittelmehrheit folgendem Antrag zu:
“Dieses Haus glaubt, dass die Pro-Israel-Lobby die westliche Debatte über Israels Einfluss erfolgreich abgewürgt hat.”
Schon die schiere Beschränktheit des Themas war die Anstrengung der Unterdrückung nicht wert - wäre der Antrag gescheitert, hätte er als besserer „Beweis“ dafür gedient, dass die Frage zutreffend war.
Schlimmste Anzeigenwerbung: International Herald Tribune
Im April sorgte die International Herald Tribune für Aufsehen, als sie in ihrem Blatt für die iranische Ausschreibung von zwei Atomkraftwerken warb. Ironisch genug, dass die Anzeige auch in Israel erschien, wo Haaretz ein Beiheft zur International Herald Tribune (IHT) herausgibt. Die IHT befindet sich in Besitz der New York Times.
Besondere Leistung in Verbalgymnastik: Jeremy Bogen
Der Nahost-Redakteur der BBC gewinnt mit diesem Satz:
„Es gibt keinen Dialog mit diesen mörderischen Terroristen“, sagte Herr Abbas, indem er auf die Militanten der Hamas verwies.
Der offensichtlichste Fall von Foto-Opportunismus:
Die führenden christlichen Vertreter Gazas wurden nicht nur eingeschüchtert, einer Ansprache Ismail Haniyehs im November beizuwohnen, sondern der Hamas-Boss setzte Pater Manuail Musalam sprichwörtlich für ein gestelltes Photo unter Druck, das wir von Reuters erhielten.
Die dümmste Reaktion auf Alan Johnstons Kidnapping: Nationale Journalistengewerkschaft
Nachdem BBC-Reporter Alan Johnston von einem Gaza-Clan entführt wurde, der Verbindungen zur „Armee des Islam“ unterhält, empfahl sich die Nationale Journalistengewerkschaft Großbritannien (NUJ) - durch einen Boykott Israels. Dieses NUJ-Statement lieferte die Begründung:
Wir arbeiten über den internationalen Journalistenverband eng mit der palästinensischen Gewerkschaft zusammen und der Boykott war eine Geste der Unterstützung für das palästinensische Volk - besonders jene, die unter der Belagerung des Gazastreifens leiden, einer Gemeinschaft, der Alan Johnston durch seine Berichterstattung so sehnlichst helfen wollte.
Der mieseste Filmredakteur: Charles Enderlin
In seinem Rechtsstreit wegen des Videos zu Mohammed al-Dura zwang der französische Medienanalyst Philippe Karsenty France 2 TV zur Veröffentlichung des unbearbeiteten Filmrohmaterials, das Kameramann Talal Abu Rahma aufgenommen hatte.
Als die Richterin Korrespondent Charles Enderlin fragte, warum nur 18 Minuten der Filmmaterials eingereicht wurden - statt der erwarteten 27 Minuten -, sagte der renommierte Reporter vor Gericht, dass er (seiner Meinung nach) irrelevantes Material manipulierte, bevor er es für den Gerichtstermin auf DVD überspielte. Obwohl für Ende Februar eine weitere Verhandlung anberaumt ist, offenbaren die bisherige Entwicklung und das Video die Unglaubwürdigkeit der Mythen zu Mohammed al-Dura.
Die schlimmste moralische Gleichsetzung: Ed O’Loughlin
Ed O’Loughlin vom Sydney Morning Herald gebührte die „Ehre“ wegen seines verniedlichenden Hintergrundberichts zu Kassam-Raketen:
Seit dem Abbruch der Friedensgespräche im Jahr 2000 starben 12 Israelis, darunter drei Kinder, durch palästinensische Kassam-Raketen in einem tödlichen Spiel des „Wie du mir so ich dir“ an der Grenze zwischen Israel und Gaza.
Hunderte von palästinensischen Zivilisten und Kämpfern, darunter fünf Kinder in den vergangenen vierzehn Tagen, sind durch Artillerie-, Panzer- und Luftangriffe getötet worden, wobei Israel sagt, dass es nur auf Terroristen zielt.
Einer IDF-Studie zufolge wurden in den vergangenen 6 Jahren geschätzte 2380 Raketen auf das Gebiet des westlichen Negev abgefeuert, die 10 Menschen töteten. Darüber hinaus wurden 1.600 Menschen wegen Schockzuständen behandelt. Die Hälfte aller Raketen ging in Sderot nieder.
Der schlechteste Experte: Abd Al-Bari Atwan
Bari Atwan, ständiger Kommentator und Analytiker bei BBC und Sky News, erzählte dem libanesischen Fernsehsender ANB, dass er am Trafalgar Square Freudentänze aufführen würde, wenn jemals iranische Raketen Israel treffen würden. Er ist noch immer TV-Sprecher für beide Nachrichtensender.
Die besten neuen Mitglieder der Pro-Israel-Verschwörung: Walt und Mearsheimer
Wir machen uns über die Leute nicht lustig, die Ihnen „Die Israel Lobby“ brachten. Darum.
Schlechteste Karikatur: Jonathan Shapiro alias Zapiro
Zum 40. Jahrestag des Sechstagekrieges stellte der südafrikanische Karikaturist beim Mail & Guardian die Geschichte auf den Kopf:
Ein Blogbeitrag von Fadi Abu Sada, den wir ernst nehmen hätten sollen:
Nach dem Selbstmordanschlag in Eilat im Januar bat der palästinensische Journalist Israel, den Gazastreifen zu bombardieren. Warum…?
Es dürfte die einzige Lösung sein, die blutigen Kämpfe zwischen Brüdern im Gazastreifen zu beenden.
Unehrenhaftester Reporter des Jahres
Die Wahl zum unehrlichsten Reporter dieses Jahres bringt für die Leser von HonestReporting eine Veränderung. Vorherige Preise gingen an große, unpersönliche Nachrichtenagenturen. In diesem Jahr ist das anders. Eine Journalistin fungierte 2007 so sehr als Blitzableiter, dass sie locker BBC und Reuters ausstach - zwei der üblichen Kandidaten.
Die Serie versuchte, jüdischen, islamischen und christlichen Extremismus genauer zu untersuchen. Wir beabsichtigen nicht, Gotteskrieger wieder anzusprechen. Die Leserkritik kann jedoch in vier Punkten zusammengefasst werden. In aller Kürze zur Serie Amanpours:
• Sie setzte Jahre zurückliegende Einzelfälle jüdischen Extremismus’ mit islamischem Terror gleich, der Tausende Menschenleben in New York, London, Madrid, Bali, Amman etc. forderte.
• Sie behauptete fälschlicherweise, dass jüdische Randgruppen weltweit erfolgreich die amerikanische oder israelische Politik bestimmten und an sich rissen.
• Sie fasste den radikalen Islam mit Glazéhandschuhen an
• Sie verniedlichte religiösen Fanatismus im Allgemeinen.
Religiöser Extremismus ist ein berechtigtes News-Thema, und sorgfältiger, ehrlicher Vergleich der drei großen monotheistischen Religionen würde zweifellos eine positive Wirkung auf die öffentliche Debatte haben. Leider müssen unsere Leser und wir feststellen, dass Amanpour nicht ein Jahr zur Erforschung des religiösen Extremismus aufbrachte, sondern dafür, ihre Weltsicht zu verstärken.
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Wir haben im abgelaufenen Jahr viel aufgedeckt. Und mit Hilfe unserer Leser werden wir die Medien weiter beobachten und deren Verantwortung ansprechen.
HonestReporting.com
Hattip: HonestReporting