Ein knapp und präzise formulierter Beitrag zur Rolle Israels im biblischen Heilsplan
Heute bin ich bei einer Recherche zufällig auf einen großartigen Artikel
aus dem Jahr 2011 gestoßen, der mich ob seiner Geradlinigkeit und Liebe zu
Israel mehr als überzeugt hat. In christlichen Medien liest man so etwas selten bis gar nicht.
Er wird bisher wohl kaum beachtet worden sein - deshalb hier ein neuer Versuch.
Ich lasse Ludwig Schneider selbst formulieren, weil alles
andere Hinzufügen eitles Geschwätz wäre (Halbfett-Hervorhebungen durch mich; Castollux)
Herzlichen Dank an Ludwig Schneider für seine klaren Worte.
Würden doch alle Christen ihr Herz dafür öffnen!
Israelfreunde sagen, das biblische Judentum sei die Wurzel,
die das Christentum trägt. Andere dagegen behaupten, die Wurzel sei Jesus
Christus.
Auslöser dieser Streitfrage ist die Warnung des Paulus an
die Christen zu Rom:
„Überhebe dich nicht gegen die Zweige! Überhebst du dich aber über sie, so bedenke: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich!“ (Römer 11,18).
Hier geht es um die Zweige. Weil Paulus aber mit den Zweigen das Judentum meint, über das man sich nicht erheben soll, und sie der uns tragenden Wurzel gleichsetzt, kann Paulus mit der Wurzel nicht Christus gemeint haben, denn Roms Christen hatten sich nicht über Christus erhoben, sondern über das Judentum als ihre Glaubensherkunft.
„Überhebe dich nicht gegen die Zweige! Überhebst du dich aber über sie, so bedenke: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich!“ (Römer 11,18).
Hier geht es um die Zweige. Weil Paulus aber mit den Zweigen das Judentum meint, über das man sich nicht erheben soll, und sie der uns tragenden Wurzel gleichsetzt, kann Paulus mit der Wurzel nicht Christus gemeint haben, denn Roms Christen hatten sich nicht über Christus erhoben, sondern über das Judentum als ihre Glaubensherkunft.
Die Lehre, dass Christus die Wurzel ist, kam erst auf, als
die hellenistische Kirche begann, den Juden die Stellung als Glaubenswurzel
streitig zu machen, um selber an Israels
Stelle treten zu können. So verfolgte man damals nicht nur die Juden, sondern auch die Judenchristen, weil
sie – wie Ignatius im 2. Jh. schmähte – „noch nach Judenart glauben“, denn für
ihn war jede theologische Wurzel zum Judentum Sünde. Wer daraufhin die
jüdischen Glaubenswurzeln verließ, wandte sich heidnischem Brauchtum zu.
Natürlich kann man Jesus Christus als Wurzel bezeichnen, kann
er doch für sich viele Metaphern beanspruchen, z.B. Brot; Eckstein; Fels;
Hirte; Sämann; Töpfer; Weinstock; Weizenkorn; Wort usw. Das heißt aber nicht,
dass immer, wenn eine dieser Metaphern auftaucht, sie sich allein auf Christus
bezieht. Daher gehört alles in den biblischen Kontext; auch der Begriff Wurzel
(hebr. Schoresch), den Paulus in diesem Zusammenhang nicht auf Christus hin
auslegt, sondern dem Kontext gemäß auf das alttestamtlich-biblische Judentum,
das von Roms Christen als die Wurzel bzw. Herkunft ihres Glaubens in Frage
gestellt wurde.
Paulus warnt die Christen, sich nicht über die
ausgebrochenen jüdischen Zweige zu erheben, die Gott zu seiner Zeit wieder
einpfropfen wird (Römer 11,23-24), denn
nicht die christlichen Zweige, die wider die Natur in den Ölbaum eingepfropft
worden sind, tragen die Wurzel, sondern sie werden von der Wurzel getragen.
Somit ist die Wurzel des alttestamentlich-biblischen Ölbaums
das Judentum, angefangen von den biblischen Erzvätern über das jüdische Volk
bis hin zu den messianischen Juden. Auch Jesu Wort: „Das Heil kommt von den
Juden“ (Joh. 4,22) ist ein Hinweis auf unsere jüdische Glaubenswurzel.
Daher sind die
Heidenchristen, obwohl sie vorher vom Bürgertum Israels ausgeschlossen waren,
wie Ruth nun Miterben Israels geworden (Eph. 2,12) – nicht Alleinerben!
So sind die Heidenchristen „wider die Natur“ in Israel
eingepfropft worden – nicht umgekehrt (!) – denn durch ihre Bekehrung sind sie
Mitgenossen des auserwählten Gottesvolkes Israel geworden und werden daher heilsplanmäßig
von der alttestamentlichjüdischen Wurzel
getragen.
Wie die Kirchengeschichte zeigt, kann ihr „wider die
Natur“-Eingepfropftsein auch als „wider Willen“ gedeutet werden, denn wer die
ihn tragende jüdische Wurzel ablehnt, hasst sich selbst.
Auch wenn die Erlösung aus Gnaden geschieht, kann die Arroganz der
Christen gegenüber ihren jüdischen Wurzeln dazu führen, dass die Christen wegen
ihrer Überheblichkeit den Juden gegenüber wieder aus Gottes Heilsbaum
herausgerissen werden (Römer 11,18 u. 22).
NAI Ludwig
Schneider