Montag, Dezember 24, 2012

Israels heilsgeschichtliche Bedeutung in der Bibel (von Ludwig Schneider)


Ein knapp und präzise formulierter Beitrag zur Rolle Israels im biblischen Heilsplan

Heute bin ich bei einer Recherche zufällig auf einen großartigen Artikel aus dem Jahr 2011 gestoßen, der mich ob seiner Geradlinigkeit und Liebe zu Israel mehr als überzeugt hat. In christlichen Medien liest man so etwas selten bis gar nicht. Er wird bisher wohl kaum beachtet worden sein - deshalb hier ein neuer Versuch.

Ich lasse Ludwig Schneider selbst formulieren, weil alles andere Hinzufügen eitles Geschwätz wäre (Halbfett-Hervorhebungen durch mich; Castollux)

Herzlichen Dank an Ludwig Schneider für seine klaren Worte. Würden doch alle Christen ihr Herz dafür öffnen!



Israelfreunde sagen, das biblische Judentum sei die Wurzel, die das Christentum trägt. Andere dagegen behaupten, die Wurzel sei Jesus Christus.

Auslöser dieser Streitfrage ist die Warnung des Paulus an die Christen zu Rom:

„Überhebe dich nicht gegen die Zweige! Überhebst du dich aber über sie, so bedenke: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich!“
(Römer 11,18).

Hier geht es um die Zweige. Weil Paulus aber mit den Zweigen das Judentum meint, über das man sich nicht erheben soll, und sie der uns tragenden Wurzel gleichsetzt, kann Paulus mit der Wurzel nicht Christus gemeint haben, denn Roms Christen hatten sich nicht über Christus erhoben, sondern über das Judentum als ihre Glaubensherkunft.

Die Lehre, dass Christus die Wurzel ist, kam erst auf, als die hellenistische Kirche begann, den Juden die Stellung als Glaubenswurzel streitig zu machen, um selber an Israels Stelle treten zu können. So verfolgte man damals nicht nur die Juden, sondern auch die Judenchristen, weil sie – wie Ignatius im 2. Jh. schmähte – „noch nach Judenart glauben“, denn für ihn war jede theologische Wurzel zum Judentum Sünde. Wer daraufhin die jüdischen Glaubenswurzeln verließ, wandte sich heidnischem Brauchtum zu.

Natürlich kann man Jesus Christus als Wurzel bezeichnen, kann er doch für sich viele Metaphern beanspruchen, z.B. Brot; Eckstein; Fels; Hirte; Sämann; Töpfer; Weinstock; Weizenkorn; Wort usw. Das heißt aber nicht, dass immer, wenn eine dieser Metaphern auftaucht, sie sich allein auf Christus bezieht. Daher gehört alles in den biblischen Kontext; auch der Begriff Wurzel (hebr. Schoresch), den Paulus in diesem Zusammenhang nicht auf Christus hin auslegt, sondern dem Kontext gemäß auf das alttestamtlich-biblische Judentum, das von Roms Christen als die Wurzel bzw. Herkunft ihres Glaubens in Frage gestellt wurde.

Paulus warnt die Christen, sich nicht über die ausgebrochenen jüdischen Zweige zu erheben, die Gott zu seiner Zeit wieder einpfropfen wird (Römer 11,23-24), denn nicht die christlichen Zweige, die wider die Natur in den Ölbaum eingepfropft worden sind, tragen die Wurzel, sondern sie werden von der Wurzel getragen. 

Somit ist die Wurzel des alttestamentlich-biblischen Ölbaums das Judentum, angefangen von den biblischen Erzvätern über das jüdische Volk bis hin zu den messianischen Juden. Auch Jesu Wort: „Das Heil kommt von den Juden“ (Joh. 4,22) ist ein Hinweis auf unsere jüdische Glaubenswurzel.  

Daher sind die Heidenchristen, obwohl sie vorher vom Bürgertum Israels ausgeschlossen waren, wie Ruth nun Miterben Israels geworden (Eph. 2,12) – nicht Alleinerben!

So sind die Heidenchristen „wider die Natur“ in Israel eingepfropft worden – nicht umgekehrt (!) – denn durch ihre Bekehrung sind sie Mitgenossen des auserwählten Gottesvolkes Israel geworden und werden daher heilsplanmäßig von der alttestamentlichjüdischen Wurzel getragen. 

Wie die Kirchengeschichte zeigt, kann ihr „wider die Natur“-Eingepfropftsein auch als „wider Willen“ gedeutet werden, denn wer die ihn tragende jüdische Wurzel ablehnt, hasst sich selbst.

Auch wenn die Erlösung aus Gnaden geschieht, kann die Arroganz der Christen gegenüber ihren jüdischen Wurzeln dazu führen, dass die Christen wegen ihrer Überheblichkeit den Juden gegenüber wieder aus Gottes Heilsbaum herausgerissen werden (Römer 11,18 u. 22). 

NAI Ludwig Schneider

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