Samstag, Oktober 16, 2010

Weiteres prominentes Unschuldslamm aus Guantánamo

Der SPIEGEL präsentiert wieder einmal ein Guantánamo-"Opfer".

Diesmal ist es David Matthew Hicks, ein gebürtiger Australier und Islam-Konvertit, der in diversen Al-Qaida-Camps seine friedenssichernde Ausbildung genossen und bis zum Eingreifen der internationalen Truppen 2001 dem Taliban-Regime hingebungsvoll gedient hatte.


Links das Wikipedia-Foto, rechts das hübsch gestylte vom SPIEGEL (Ahnen Sie etwas, was die Capture-Intention betrifft? Oh Lord, was muss dieser Hicks gelitten haben!)

Der SPIEGEL-Aufreißertitel "Sechs Jahre Hölle" inklusive mitleiderregender Fotostrecke (7 herzzerreißende Bilder
von Associated Press) soll wieder einmal suggerieren, dass ein vollkommen Unschuldiger inhaftiert war.

Ja, und die Haftbedingungen:

So etwas von grausam, da wird es selbst den Insassen von Santa Fu und den Häftlingen des echten (kubanischen) Guantánamo-Gefängnisses (
hat jemand schon davon gehört?), das nicht weit von Camp X-Ray entfernt ist, warm ums Herz. Ob des SPON-Beitrages werden sie vielleicht in Tränen ausbrechen - oder lauthals lachen, was wohl eher anzunehmen ist. Sicher aber ein Fall für Oberschwätzer und Sprachästhet Roger Willemsen, der immer dann nah am Thema dran ist, wenn es gilt, unbestätigte Aussagen von Terroristen in der ihm eigenen ganz speziellen Weise zu "dokumentieren".

SPIEGEL ONLINE:
Der Australier David Hicks gehörte zu den ersten Terrorverdächtigen, die im berüchtigten Camp X-Ray in Guantánamo inhaftiert wurden. Jetzt schildert der 35-Jährige in einem Buch die brutalen Haftbedingungen, Übergriffe der Wärter und seine eigene Angst und Verwirrung. Hamburg - "Mein Käfig", nennt David Hicks seine Zelle im Camp X-Ray in Guantanamo. Drei Schritte lang, drei Schritte breit war dieser Käfig im Freien.

Knapp sechs Jahre wurde der Australier in Guantanamo unter menschenunwürdigen Bedingungen gefangen gehalten, "sechs Jahre Hölle", wie er selbst sagt.

Wie ich bisher schon mehrmals auf meinem Blog mitgeteilt hatte, vertraue ich Wikipedia nur bedingt, weil dort oft auch antiisraelische und antisemitische redaktionelle Spielchen veranstaltet werden. Dennoch aber hier ein Auszug zu Hicks, weil er seriös nachprüfbar ist:
(born 7 August 1975) is an Australian who undertook combat training in al Qaeda-linked camps and served with the ruling Taliban regime in Afghanistan in 2001. He was then detained by the United States in Guantanamo Bay until 2007 when he became the first to be tried and convicted under the United States' Military Commissions Act of 2006. Hicks's treatment, the evidence tendered against him, his trial outcome, and the newly created legal system under which he was prosecuted, drew widespread criticism and political controversy.
SPIEGEL-Leser wissen mehr lautet ein Slogan der Augstein-Kamarilla seit den 1970er-Jahren. Ich klebte das mal auf meine Küchentüre....

SPIEGEL-Leser werden verarscht und bezahlen noch dafür passt seit einigen Jahren viel besser. Meine Küchentüre ist jetzt wieder sauber....

Wetten, dass es der SPIEGEL eines Tages schafft, sämtliche jemals in
Camp X-Ray inhaftierten Häftlinge zu Märtyrern mutieren zu lassen?

Mittwoch, Oktober 13, 2010

Befreiung hier und "Befreiung" dort

Dass man Begriffe wie Freiheit oder befreit werden unterschiedlich interpretieren kann, wird dieser Tage eigentlich besonders deutlich, wenn man versucht, in historischen Kategorien zu denken. Man sollte sich die Formulierungen der Kommentatoren heute neben den Badezimmerspiegel heften und sie mit dem abgleichen, was sie sonst so hergeben....

Zwei signifikante Beispiele:

Erkämpfte Freiheit und freies Atmen unfreiwillig Eingeschlossener zum wiedererlangten Leben in der Gemeinschaft eines demokratischen Staates wie in Chile hier:



Und dann hier aus dem Archiv:

Freie Wahl zur Legitimierung* der indigenen islamistischen Diktatur wie im Gazastreifen, was besonders gerne von deutschen "Friedens"-Aktivisten aller politischen Denominationen als Beleg für einen freiheitlichen Entwicklungsprozess dort gesehen wird:



Ich weiß:

Mein Vergleich mag manchem Leser auf den ersten Blick etwas gewagt oder ärgerlich erscheinen. Aber Vergleiche sind dazu da, angestellt zu werden - besonders dann, wenn sie eine empathische Berechtigung haben und spontan aus der Tiefe des Gewissens kommen.


Was denken Sie?
Hängt nicht auch sehr viel davon ab, wie man mit der Formulierung „frei machen“ bzw. „Weg zur Freiheit“ umgeht, oder etwa nicht?

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*Die freie Wahl zur Legitimierung der eigenen Unterdrücker wie 2007 bei der blutigen Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen ist übrigens kein Einzelfall, siehe hier.

Dienstag, Oktober 12, 2010

Offener Brief an Deutschlandradio Kultur zum Thema Antijudaismus

Sehr geehrte Damen und Herren der Redaktion von dradio kultur,
in der Nacht vom vorgestrigen Sonntag auf Montag moderierte wieder einmal der sehr umtriebige Herr Dr. Joachim Scholl die Hörersendung „2254-2254“, in der oftmals Statements von links - ja, Sie haben richtig gelesen - links motivierten Hörern favorisiert werden, die sich antijüdisch oder mehr oder weniger offen antisemitisch äußern. Manchmal werden sie von diversen Moderatoren bereitwillig aufgegriffen oder hämisch kommentiert.

Ich hatte dazu im Dezember 2008 schon einen kommentierenden Beitrag geschrieben. Die Protagonisten aus der dradio-Redaktion von damals sind heute nicht mehr identisch mit denen heute, aber das Strickmuster ist dasselbe geblieben: Wenn man gegen Juden polemisiert oder unterschwellig polemisiert, hat man auch die Mithörer auf seiner Seite. Seit Jahren geht das jetzt so.


Ich ertrage das nicht mehr.


Entspricht es dem Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen, Kommentatoren wie Bettina Marx, Sebastian Engelbrecht oder anderen Judenhassern
tagsüber die Kommentar- (Drecksarbeit) in den Nachrichtensendungen zu überlassen, um dann nachts das Thema „Palästina“ passend aufzubereiten und gleichzeitig ein Forum einzurichten, in dem sich der intellektuell gerierende Pöbel austobt, dem man dann auch noch schelmisch Beifall zollt, wenn man ihm schnippisch „alles Gute und bis bald“ wünscht (Dr. Scholl), während man islamkritische Hörerinnen wie eine Anruferin aus Berlin, die Henryk M. Broder und den mutigen Hamad Abdel-Samad zitierte, schlicht mit einem „Danke“ abwürgt, wie es Dr. Scholl getan hatte und wie es immer wieder geschieht?

Judenbashing als Volkssport zwischen 1.00 Uhr und 2.00 Uhr nachts, während die meisten Menschen nicht mehr zuhören?
Zeimlich bequem, nicht wahr?

In der von mir erwähnten Sendung
gestern (es ging um den Islam bzw, die von Bundespräsident Wulff ins Gespräch gebrachte Äußerung "Der Islam gehört zu Deutschland") sprach Herr Dr. Scholl wieder einmal davon, dass er von Theologie und vom Islam nichts verstehe; gleichzeitig brachte er aber wieder die von ihm schon einmal ins Spiel gebrachte These ins Spiel, dass das so genannte Alte Testament (was ist das eigentlich seiner Ansicht nach?) auf Auge um Auge, Zahn und Zahn fixiert sei und deshalb ein Rachekonzept inkorporiere (Dr. Scholl wortwörtlich!) . Wenn das keine antisemitische Stereotype ist, dann frage ich mich als evangelischer Theologe, der ein klein wenig von seiner Bibel versteht, was dann?

Langsam reicht es mir, was die nach unten gerichtete Unwissenheits- und Ignoranzspirale betrifft, besonders wenn ich an Dr. Scholl denke.


Wenn ein promovierter Germanist wie er nicht die geringste Anstrengung unternimmt, sich den
(auf den ersten Blick) exegetisch umstrittenen Bibeltext „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ wissenschaftlich einigermaßen sorgfältig vorzunehmen, dann frage ich mich, wofür das Logo dradio kultur eigentlich sonst noch steht außer (oft) belanglosen Buchbesprechungen.

Für das, was ein ziemlich desorientierter und offensichtlich anitjüdischer Hörer wie H. Westhoff* gegen 1:50 sagte?

„Auge um Auge, Zahn um Zahn bedeutet, dass man das Eins zu Eins ausgleichen muss“
Und Herr D. Joachim Scholl meinte auch noch pflichtschuldigst-jovial, wie es seine Art ist, dass ihm [einem promovierten Antijuden und Gnostiker] nichts Besseres eingefallen wäre, als „belehrt“ worden zu sein.

Und hier ein Angebot von Hagalil:

Antijüdisches Klischee


Dämlicher und widerlicher geht es kaum noch, was die Ignoranz des Herrn Dr. Scholl betrifft - sowohl, was die eigene Unwissenheit als auch die Ignoranz gegenüber seinen Hörern betrifft.


Aber wie ich eingangs schon andeutete:


Vielleicht geht es mit dradio kultur sowieso schon seit Jahren den Bach runter – sowohl intellektuell als auch moralisch, von Empathie für die wirklich brennenden Probleme in unserer Welt heutzutage (Darfur, Nordkorea, Kongo, Südafrika, Tschad und in der islamischen Hemisphäre etc.) ganz zu schweigen.