Samstag, Januar 29, 2011

Kommentar: Die neue Sphinx: Wie muss man die Maghreb-Revolution bewerten?

Kennen Sie El-Baradei, den vermutlich nächsten Staatschef Ägyptens?

Wissen Sie, wie dieser Mann in den letzten Jahren indirekt die Weltpolitik zugunsten der Arabischen Welt beeinflusst hat?

Dieser Mann hat einen Friedensnobelpreis bekommen - stellvertretend als Chef für eine Organisation mit dem Kürzel IAEO, die es sich in seiner Amtszeit zur Aufgabe gemacht hatte, das Atombombenprogramm des Iran wohlwollend zu begleiten.

El-Baradei hatte in etlichen Verlautbarungen erklärt, dass man ein bestehendes israelisches nukleares Verteidigungssystem mit dem iranischen Urananreicherungsprogramm zum Bau einer Atombombe vertraglich in einem umfassenden Nahostkonzept abgleichen müsse - so, als wäre es legitim, ein parlamentarisch kontrolliertes Abschreckungssystem mit einem unkontrollierten faschistisch betriebenen Metzgereibetrieb zu vergleichen.

Nun pirscht sich El-Baradei wie der Teufel aus der Kiste an die Islamisten der Muslim-Bruderschaft an, indem er auf Populistisch macht.


Doch vorerst eine kurze Bestandsaufnahme:

Jetzt ist in Tunesien die Demokratie- bzw. Demografie-Bombe hochgegangen und alle Welt diagnostiziert „Der Maghreb schreit nach Freiheit“.

Stimmt aber nicht ganz, auch wenn zugegebenermaßen die arabischen Herrschersysteme weggefegt werden sollten wie der atemraubende Dreck aus dem Kamin.

Richtig, in Tunesien ist die Lage offen, und ich unterstütze zu 100 Prozent, wenn man dort nach Freiheit schreit. Der Bevölkerungsschnitt ist gut ausgebildet (auch die männlichen Jugendlichen). Tunesien hat auch - ähnlich wie Marokko - eine gewisse Affinität zu westlichen Gesellschaftssystemen und parlamentarischen Demokratieentwürfen, weil über Jahrzehnte der Tourismus ein Bindeglied zur EU und ihren Werten war.

In Algerien und Ägypten aber, wo ein großes islamistisches Potential Gewehr bei Fuß steht, sieht es ganz anders aus. Und ein Übergreifen der „arabischen Revolution“ wird dort andere, wesentlich schrecklichere Ergebnisse zeitigen.

Nehmen wir Ägypten als Beispiel:

Es gibt dort zwei relativ gut auszumachende Oppositionsbewegungen:

Zum einen die unterrepräsentierten freiheitlichen Kräfte, eine sehr indifferent agierende Opposition, die ähnlich wie im Iran eine Trennung von Religion und Staat will, und auf der anderen Seite die Muslim-Bruderschaft, die ihren Ableger in der Hamas im Gazastreifen hat und sich tagtäglich stärker zu Wort meldet.

Vorgestern hatte die Muslimbruderschaft verlauten lassen, dass sie sich nicht an die Spitze der Revolution stellen wolle (hörte ich im Radio). Sie beabsichtige nur Teilhabe und würde lediglich mitmischen, so ihr Statement.

Wer glaubt wird seliger und pazifistischer "friedlicher" Muslim, kann ich da nur sagen.

Jeder, der zwei und zwei zusammenzählen kann, wird erkennen, dass die Machtverhältnisse in Ägypten sich ähnlich entwickeln werden wie im Libanon, wo sich schon jetzt die Hisbollah (in Regierungsverantwortung!) auf den nächsten Angriffskrieg gegen Israel vorbereitet.

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal auf El­-Baradei zurückkommen: Dieser Mann hat in einem SPIEGEL-Interview vor zwei Jahren tatsächlich gesagt, dass israelische atomare Abschreckung mit iranischer Vernichtungsdrohung auf- bzw. gleichgerechnet werden sollte.

Oberster IAEA-Chef? Und Friedensnobelpreisträger?

Klingt genauso komisch wie bei Obama, stimmt’s?

Mein Beitrag ist als Kommentar angekündigt und konzipiert; deshalb auch keine Links - prinzipiell. Aber einen muss ich doch noch loswerden, weil er El-Baradeis Stellung zum iranischen Atomprogramm besonders intensiv beleuchtet und darstellt, welch' sinistrer Typ er ist:

Der Mann, der zuviel wusste

Und jetzt lasse ich mich zu einer Emotion hinreißen: Er ist ein ganz großer Dreckskerl und ein mieser Antisemit.

Dieser Mann schickt sich jetzt an, ägyptischer Präsident zu werden. Das wird er auch. Bei dem allabendlichen TV-Programm in Ägypten kein Problem.Wetten?

Mehr zu El-Baradeis glanzvoller Karriere hier.

Update, 30.01.11, 19.00 h:

Eine Leserin hat mir heute dankenswerterweise eine Nachricht zulommen lassen, die Bezug auf eine aktuelle Umfrage in Ägypten nimmt. Auszug:

65% der Ägypter sind nach einer Umfrage von Anfang 2009 der Auffassung, dass die Sharia in islamischen Ländern strikte Anwendung finden solle. Ferner sind 88 % dafür, dass westliche Werte keinen Einzug in islamische Länder finden sollen.
Hier der Link zur pdf-Datei:
http://www.worldpublicopinion.org/pipa/pdf/feb09/STARTII_Feb09_rpt.pdf

Ich kann mir schlecht vorstellen, dass eine Umfrage von Anfang Januar 2009 innerhalb zweier Jahre in ein Mehr an Demokratiefreundlichkeit umgeschlagen ist. Man wird also noch ein paar Prozentpunkte im Soll-Bereich drauflegen müssen.

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Passend zum Thema dieser Beitrag von Shir O Xorshid ("Löwe und Sonne"): Sind die neuesten Revolutionen mit der im Iran zu vergleichen?