Donnerstag, März 18, 2010

Zum Iran-Buch: “Verratene Freiheit“: Eine der besseren taz-Rezensionen

Dass die taz in Person von Doris Akrap hier eine wohlwollende Kurzrezension zum Buch Verratene Freiheit abliefert, ist eine angenehme Überraschung, zeugt sie doch davon, dass quer durch alle demokratischen Lager noch so etwas wie eine moralische Katharsis stattfindet, was den Umgang mit dem Terror-Regime in Teheran betrifft. Und das lässt hoffen. Mit Klick auf die Abbildung des Buchdeckels (mein Screenshot geriet leider unscharf) können Sie die ersten Seiten begutachten....


Störenfriede gesucht


IRAN - Der Westen lässt die Opposition im Stich, kritisiert "Verratene Freiheit"


Im Iran werden Homosexuelle, Drogendealer, Minderjährige, Regimegegner und andere Störenfriede öffentlich gehängt, das ist bekannt. Dass es auch in Qom, dem religiösen Zentrum der iranischen Schia, ein Gefängnis gibt, in dem derzeit etwa 1.500 Geistliche einsitzen, schon weniger.


Nicht nur für die Grüne Bewegung, auch für schiitische Gelehrte gibt es im Iran kein Recht auf freie Meinungsäußerung. Wer der staatlichen Linie widerspricht, ist ein Verräter. So wurde Ajatollah Sane'i, einer der angesehensten Autoritäten des schiitischen Islam, im Januar vom Regime geächtet, weil er Frauen die Gleichberechtigung nicht per se abspricht, Selbstmordattentate für einen "terroristischen Akt" und Nuklearwaffen für unvereinbar mit dem Islam hält und sich auf die Seite jener stellt, die der Regierung Wahlfälschung vorwerfen.

Von all dem berichtet Ajatollah Dr. Mehdi Haeri Khorshidi im Interview mit Oliver M. Piecha, einem der Herausgeber des Buchs "Verratene Freiheit. Der Aufstand im Iran und die Antwort des Westens". Khorshidi, iranischer Jurist und Theologe, saß fünf Jahre in iranischen Gefängnissen, unter anderem weil er die Trennung von Staat und Politik forderte. 1986 floh er nach Deutschland, doch als Innenminister Otto Schily ihm sagte, dass es nicht ausreichend Polizisten gebe, um ihn vor den Mordkommandos des Teheraner Regimes zu schützen, übersiedelte er 2003 in die USA.

Die Autoren des Sammelbands "Verratene Freiheit" stellen nicht* die Menschenrechtsverletzungen im Iran in den Mittelpunkt, sondern Deutschland, seine Unternehmer, Politiker und Intellektuellen, die trotz aller negativen Entwicklungen im Iran weitermachen wie bisher. Es braucht mehr politische Störenfriede, die nachfragen, warum Leute wie Khorshidi aus Deutschland flüchten müssen und warum BMW, Siemens und andere immer noch Geschäfte mit dem Iran machen dürfen.

DORIS AKRAP


Hattip:
Thomas von der Osten-Sacken


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* An einer Stelle der Rezension kam ich ein klein wenig ins Straucheln. Frau Akrap schreibt:
Die Autoren des Sammelbands "Verratene Freiheit" stellen nicht die Menschenrechtsverletzungen im Iran in den Mittelpunkt, sondern Deutschland, seine Unternehmer, Politiker und Intellektuellen etc…
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Versuch einer Richtigstellung:

Hinter die Passage „'Verratene Freiheit' stellen nicht“ gehört unbedingt das kleine Wörtchen nur. Klein, aber doch sehr wichtig. Dann passt es. Aber ich gehe nicht davon aus, dass Frau Akrap diesen kleinen Fehler beabsichtigt hatte. Wenn dieses Wort fehlt könnte jedoch ein Eindruck über unsere Arbeit bzw. unsere Motivation entstehen, der die Gesamtlinie von Free Iran Now! nicht korrekt wiedergibt.

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Schlussbemerkung:

Wenn die taz dann auch noch anerkennt, dass die
überflüssige und lächerliche Diskussion über 1.600 Wohnungen, die im Jerusalemer Stadtteil Ramat Shlomo geplant sind, die gespielte moralische Entrüstung nicht wert ist, dann, ja dann ist mein Vertrauen in die taz wenigstens vorerst wieder einigermaßen hergestellt.

Mittwoch, März 17, 2010

Mainstream-Medien: Die USA und Israel gegeneinander ausspielen?

Manche Schreiber in den Mainstream-Medien nutzen die zurzeit etwas angepannten Beziehungen zwischen den USA und Israel, um Keile zwischen diese befreundeten Staaten zu treiben. Dafür ist ihnen keine noch so verquaste Kaffeesatzleserei peinlich genug.

Ich habe dazu einen Text auf
[HonestReporting] Medien BackSpin eingestellt und übernehme ihn hier ausnahmsweise der Einfachheit halber im Wortlaut, damit er mehr Adressaten erreicht. Bezieher meines Verteilers von HonestReporting brauchen diesen Text also nicht mehr durchzulesen.

Die Mainstream-Medien und der Petraeus-Faktor


Mark Perry gießt zusätzlich zur belasteten israelisch-amerikanischen Beziehung Öl ins Feuer. Perry, ehemaliger Berater von Yasser Arafat, behauptet, General David Petraeus habe durchge-setzt, dass Washington seine strategischen Überlegungen bezüglich Israel grundlegend geändert habe.

Im Bild rechts General Petraeus und Barack Obama (Quelle: Minnpost.com).

Der Artikel, veröffentlicht in Foreign Policy, befördert das Argument, dass die israelische Siedlungspolitik und ausbleibender Fortschritt hin zu Friedensgesprächen die US-Soldaten im Irak und in Afghanistan gefährde.

[…]…eine Gruppe hochrangiger Militärs vom US Central Command (CENTCOM) traf im Pentagon ein, um Admiral Michael Mullen über die neue Lage im israelisch-palästinensischen Konflikt zu informieren. Das Team war vom CENTCOM-Befehlhaber General David Petraeus geschickt worden, um seine zunehmenden Sorgen wegen ausbleibender Lösungen des Problems zu unterstreichen. Die 33 Dias der 45-minütigen PowerPoint-Präsentation versetzten Mullen in Erstaunen. Und die Informanten berichteten, dass sich unter den arabischen Führern zunehmend die Auffassung durchsetze, die USA könne sich nicht gegen Israel durchsetzen; dass zudem die meisten arabischen Staaten im CENTCOM-Kommandobereich ihren Glauben an amerikanische Versprechen verlören, dass israelische Unnachgiebigkeit im israelisch-palästinensischen Konflikt die USA in dieser Region gefährdeten und Mitchell selbst (wie ein hochrangiger Pentagon-Offizier später unverblümt aussprach), „zu alt sei, zu langsam und zu spät reagiere.“
Die Botschaft konnte nicht platter ausfallen: Israels Unnachgiebigkeit könne amerikanische Leben kosten.

Max Boot zweifelt jedoch Perrys Aufrichtigkeit an. Ein Militär, der das Briefing General Petraeus kannte, sagte, dass der General „niemals empfohlen habe, die palästinensischen Gebiete in den CENTCOM-Bereich zu übernehmen." Boot fügt hinzu:
Weiterhin befragte ich diesen Offizier, ob er überhaupt gehört hätte, dass Petraeus die Ansicht geäußert habe, die ihm seitens Mark Perry zugeschrieben wird - nämlich dass Israels Siedlungen in der West Bank das größte Hindernis für Friedensvereinbarungen wären und […] eben diese ausbleibenden Vereinbarungen der Grund dafür seien, dass Amerikaner getötet werden. Dieser Offizier erklärte mir, er selbst habe Petraeus sagen gehört, dass „die ausbleibenden Fortschritte im Friedensprozess - aus welchem Grund auch immer - Probleme im Verantwortungsbereich von CENTCOM (Area of Responsibility) verursachten, besonders für die mehr gemäßigten Regierungen,“ und dass das eine Sorge darstelle - eine von vielen - er [aber] nicht davon ausginge, dass Petraeus hauptsächlich Israel und seine Siedlungen für den ausbleibenden Fortschritt dafür verantwortlich mache. Sie sind, so sagte er, „eine von vielen Problemen, darunter auch die fehlende Bereitschaft, Israel anzuerkennen und die Weigerung, gegen die Extremisten vorzugehen, die Israel bedrohen.“
Auch Jay Bookman riecht den Braten. Obwohl er Perrys Glaubwürdigkeit nicht prinzipiell anzweifelt schreibt er in der Atlanta Journal Constitution:
Beim Lesen zwischen den Zeilen von Perrys Beitrag und seinen nachgeschobenen Erklärungen ist ein klares Interesse in höheren Stellen festzustellen - offensichtlich in Kreisen innerhalb des Pentagon - diese Geschichte publik zu machen. Wenn das wahr ist, dann war das Informa-tionsleck eine politische Entscheidung, [nämlich] eine Aktion der Militärs im Pentagon, öffentliche Unterstützung sowohl für die Warnung von General Petraeus als auch für die härtere Linie auszudrücken, die Obamas Regierung als Reaktion darauf [auf die Warnung] eingeschlagen hatte.
Nimmt das Pentagon also einen strategischen Wandel vor? Sam Segev von der Winnipeg Free Press liefert diese interessante Information:

Gut aufgestellte israelische Quellen enthüllten, dass eine ähnliche Mitteilung vor kurzem dem israelischen Leiter des Generalstabs, General Gaby Ashkenazi, von Admiral Michael Mullen, dem Chef des US-Generalstabs, zugegangen war. Mullen teilte Ashkenazi vor kurzem mit, dass er sich im Januar mit einer Gruppe hochrangiger Offiziere getroffen habe, die im Irak, in Afghanistan und Pakistan kämpfen. Sie erklärten ihm, dass einige arabische Führer Amerika als ein "schwaches“ Land wahrnehmen, das seinen Einfluss in der Region verliere. Die arabischen Führer sprachen von "Amerikas Unfähigkeit, sich gegen Israel durchzusetzen.“


Dazu passend: Bekommen die besonderen Beziehungen Risse?


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Quelle: HonestReporting

Sonntag, März 14, 2010

Hoteltraditionen?, Teil 2

Das Hotel Bayerischer Hof hat mittlerweile sein zweites Antwortschreiben zur Ausrichtung des skandalösen Festbanketts verschickt. Iranian German war einer der Empfänger und hat es hier kommentiert.

Auf den ersten Blick liest sich das Schreiben wie eine tränenreiche Kurzbeichte Heinrichs des IV. vor seinem Gang nach Canossa. Statt aber das Festbankett zu canceln verweist man lediglich auf ungeschicktes Verhalten einer Angestellten und juristische Floskeln
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“Sehr geehrter Herr …,

herzlichen Dank für Ihre Antwort!! Sie haben absolut Recht! Offen gesagt stellt sich die Tatsache wie folgt dar: Leider hat eine mehr als naive Mitarbeiterin unseres Hauses die Veranstaltung in Kenntnis der erfolgten Absage durch das Hilton-Hotel ohne Rücksprache mit ihrer Vorgesetzten rechtsverbindlich angenommen. Leider habe ich erst gestern hiervon Kenntnis erlangt. Nach eingehender Überprüfung unserer Anwälte ergibt sich leider keinerlei Spielraum für eine Kündigung des Vertrags eben aufgrund der Kenntnis des Vertragschließenden. Ich persönlich bin mehr als verärgert über die Situation und bedauere sie zutiefst. Wir werden daraus für die Zukunft lernen!

Mit besten Grüßen, …"

Erstauntes Stirnrunzeln: Warum haben Kempinski und Hilton gecancelt, und warum geht das ausgerechnet in diesem Fall nicht?