Donnerstag, Juni 16, 2011

Astloch mit Zöpfchen

Was Sie möglicherweise versäumt haben:

Reflexion.blogsport.de hat Anfang Juni eine Rede Stefan Ziefles, des wissenschaftlichen Mitarbeiters der Bundestagsabgeordneten Christine Buchholz (Die Linke), auf seinem Blog kommentiert. Ziefle hatte sein schäbiges Elaborat im Spätherbst 2010 bei einer Veranstaltung des innerparteilichen Netzwerkes „Marx 21″ referiert. Natürlich hat das alles nichts mit linkem Antisemitismus zu tun, denn wie beteuerte
IM Gregor alias IM Notar kürzlich?
„Antisemitismus hat in unserer Partei heute nicht und niemals einen Platz“
Zum Ansehen des Videos bitte hier oder unten klicken (dann etwas nach unten scrollen). Sitzend neben Stiefle ein adrettes Dummchen, das anmoderieren darf.

reflexion.blogport.com hatte das Video auf die wesentlichen Inhalte zusammengeschnitten. Wer das antisemitische Gestammel in ganzer Länge sehen will (herzliches Beileid jetzt schon), der klickt hier, solange es noch verfügbar ist.

Hattip: Achgut

Mittwoch, Juni 15, 2011

“PAX DIABOLI: Ora pro nobis!”

Ruft man die Webseite von PAX CHRISTI auf, dann liest man dort das hehre Axiom:
„Handeln aus dem Geist des Friedens und der Versöhnung“
Oh, mein ‏יהוה‎!

Wenn ich mich – wie so oft – frohgemut auf den Weg in ein Alters- und Pflegeheim in meiner Heimatstadt mache, um dort an zwei Tagen in der Woche ehrenamtlich eine Gesprächs-und Diskussionsrunde zu „leiten“ (das ist nicht einfach, glauben Sie’s mir!), stoße ich manchmal auf im Eingangsbereich des Hauses angebrachte Veranstaltungshinweise.

Selbstverständlich sind sie ausgesprochen hilfreich und sinnvoll, z.B. Informationsabende zu Demenzkrankheit, Pflege allgemein und gesellschaftspolitische Themata, die mit drängenden Fragen wie Altersversorgung, Gesundheit, Finanzen, Generationenvertrag, politischen Rahmenbedingungen etc. zu tun haben; natürlich auch Musikveranstaltungen, Lesungen usw. Alles prima.

Wenn da nur nicht hin und wieder diese merkwürdigen Plakatierungen für anti-israelische Propaganda einer hiesigen evangelischen Bildungseinrichtung zum Thema „Nahostkonflikt“ ausgehängt werden würden. Da geht es um Verfolgung und Diskriminierung (seitens der Israelis natürlich), schreckliche Mauern, die den Palästinensern den Atem nähmen, merkwürdig und unehrlich argumentierende arabisch-christliche Augenzeugen (Theologen vor Ort), „Checkpoint-Opfer“ und hofierte Autoren, die hier die Chance wittern, ihre anti-israelischen Pamphlete in bare Münze umzusetzen.

Besonders „überzeugend“ ist das nicht, wenn man alte Menschen anspricht, die vom Nahost-Konflikt oft keinen blassen Schimmer haben und aufgrund ihrer
Enkulturation während der deutschen (!) Nazi-Diktatur heute massive politische Identitätsprobleme haben und das logischerweise oft nicht mehr diskutieren, respektive eingestehen wollen.

Was läuft da schief? Ist es eigentlich anständig, wenn man (anerzogene) antisemitische Ressentiments alter Heimbewohner, die aus einer unseligen Vergangenheit herrühren, schamlos für eigene Zwecke nutzt, weil intellektuelle Kapazität und Widerspruch seitens der oft überforderten Adressaten ausbleiben?

DEN Spitzenplatz, was widerliche Antisemitismus-Propaganda betrifft, nimmt zweifellos die im politischen Spekrum eigentlich links zu verortende katholische „Friedensorganisation“ PAX CHRISTI ein, die leider - und für mich nicht akzeptzabel - bei vielen evangelischen Veranstaltungen als Mitorganisator genannt wird. Es lohnt sich, diese „christlichen“ Landsknechte etwas näher unter die Lupe zu nehmen:

PAX CHRISTI ist (sei) – wie schon der Name verheißt – eine katholische Friedensbewegung, heißt es. Dumm nur, dass sie, was ihre Haltung zu Israel und Juden generell betrifft, genau das Gegenteil praktiziert. Ich will hier einige Beispiele aufzählen, die ganz und gar nicht vom „Heiligen Geist“ initiiert worden sein können:

1) Man muss auf der Zeitachse nicht weit zurückgehen, um festzustellen, wie PAX CHRISTI tickt. Lassen wir Wiltrud Rösch-Metzler sprechen, die Vizepräsidentin der deutschen Sektion von PAX CHRISTI, die die dubiose Flottille „Free Gaza“ unterstützt hat und aus ihrer Sympathie für die türkische Terrororganisation IHH kein Hehl macht. Nachzulesen bei Lizas Welt.

2) Machen wir danach einen kurzen Abstecher in das Jahr 2005:

Auf der Internetseite Kritiknetz wurde
damals folgender Artikel veröffentlicht: PAX CHRISTI in der Tradition des christlichen Judenhasses. Dort führte Soziologie-Professor Heinz Gess unter anderem auf:
„Christlicher Judenhass ist in Deutschland nichts Neues. Er ist auch nach Auschwitz keineswegs verschwunden, sondern hat seine Akzentuierung verschoben. Es wird auch fleißig daran gearbeitet, ihn ideologisch aufzupolieren. Einer, der sich dabei unter vielen anderen hervorgetan hat, ist der bekannte Kirchenkritiker, Theologie- und Religionspsychologe Eugen Drewermann.

Ich habe nicht die Absicht, dies hier weiter auszuführen, sondern zitiere zum Beleg nur zwei Stellen aus seinen Schriften "Der tödliche Fortschritt" und "Die Spirale der Angst". Dort schreibt Drewermann: "So ist die Naturvergessenheit und die Anthropozentrik der Bibel in ihrer Einseitigkeit besonders krass ersichtlich, und es ist psychologisch keine Frage, dass in der Naturfremdheit des Christentums im Erbe der Bibel (gemeint ist das "alte Testament" - HG)) bereits einer der Hauptgründe auch für die innere Unfähigkeit zum Frieden liegt [...]
Und weiter: (Heinz Gess zitiert hier - und wissenschaftlich sehr sorgfältig - den [sanften] Antisemiten und PAX CHRISTI-Sympathisanten Eugen Drewermann):
“ Auf solch kriegerische Weise ist das Volk der Bibel unter der Führung seines Gottes jahrhundertelang groß geworden, und es scheint in historischer Sicht, als sei es [...] nicht gelungen, dieses außerordentlich kämpferische Erbe des Alten Testaments nebst seines nationalegoistischen Erbes wirksam abzustreifen. Nicht zuletzt war gerade das Spätjudentum [...] im Kontrast zu seiner politischen Ohnmacht von einer außerordentlichen endzeitlichen Rachebegeisterung und Kriegswütigkeit..." (Spirale der Angst, Freiburg 1991, S. 185, 200) -

"Die Wüstenreligion des Alten Testaments, in Gestalt des Christentums zur Botschaft einer Weltkirche erhoben, müsste in der Tat die ganze Welt verwüsten." (Der tödliche Fortschritt, Freiburg 1991, S.194)“
Wer Heinz Gess’ Kritik komplett lesen will, klickt bitte hier (pdf-Datei; sehr lesenswert!)

3) Laden Sie einfach mal diesen pdf-Flyer hoch und gleichen ihn über mehrere Tage mit den Meldungen der israelischen Botschaft ab. Sie werden staunen, wie schamlos hier seitens der Christen das 8. Gebot („Du sollst nicht falsch Zeugnis reden“) gebrochen wird.

4) Von praktischer Solidarität ist im PAX-Flyer (oben) die Rede. Und das liest sich dann so:
Praktische Solidarität heißt für uns:

- Wir analysieren aktuelle Entwicklungen im Nahen Osten.
- Wir informieren durch Publikationen, Seminare, Vorträge und Reisen.

- Wir nehmen Stellung zu Siedlungsbau, Mauerbau, Landenteignung und anderen kontroversen Themen.
Die Punkte „Analyse“ und „Vorträge“ habe ich ganz oben gestreift. Das ist so widerlich, dass man es kaum noch kommentieren sollte.

5) Wie PAX CHRISTIs Friedensarbeit mit dem Israel-Hasser, Alibi-Juden und Kommunisten Uri Avnery redaktionell zusammengeführt wird, können Sie hier nachlesen.

6) Dass u.a. Olivenernten politisch instrumentalisiert werden, kann man auf der gleichen Seite (Permalink) nachlesen. Da wird’s einem schier unheimlich ob so viel Menschenfreundlichkeit. Wie solche Meldungen zu bewerten sind, kann man hier überprüfen.

7) PAX CHRISTI („Gewalt erzeugt noch mehr Hass“) erkärte der USA und der westlichen Welt in dieser Stellungnahme, wie sie auf 9/11 reagierten sollten. Unparteilichkeit pur - und an Infantilität kaum zu überbieten. Drewermann lässt grüßen.

8) Wer wissen will, wie Heuchelei und widerliche Äquidistanz geschmeidig formuliert werden, sollte sich noch einmal bei Frau Wiltrud Rösch-Metzler kundig machen (pdf), der Vizepräsidentin von PAX CHRISTI.

9) Die Verwalter (Verweser) des Friedens Christi versäumen natürlich nicht, auf Scheitan komm raus den katholisch-islamischen Dialog zu intensivieren (pdf), geht es doch um ein Bündnis für den Zukunft. Gegen wen? Klar, wir wissen es.

10) Wo PAX CHRISTI ist, kann Ruprecht Polenz nicht weit sein.

So, das muss für heute (ich hatte es gestern abgefasst) reichen. Wer sich für die Entstehungsgeschichte von PAX CHRISTI interessiert, kann das hier nachlesen.

Und wie es so schön in der Bibel heißt (Zweites Gebot): „Du sollst den Namen Gottes nicht unnütz gebrauchen“.