Die etablierten Medien monieren seit Monaten ziemlich konfus und meistens falsch, dass sich neonazistische und psychotische Gewalttäter wie
Breivik auf prominente Islamkritiker und deren Blogs bzw. die Leserbeiträge dort berufen hätten. Im gleichen Atemzug wird immer wieder gefordert, dass man in den Foren
islam-“
feindliche“ Beiträge hätte löschen müssen.
Islamkritisch wird dabei selbstredend immer mit Feindschaft gegenüber Moslems gleichgesetzt.
Die stetige Wiederholung einer Lüge wird aber nicht zur Wahrheit. Das weiß man spätestens seit Goebbels (“Man muss eine Lüge nur so oft wiederholen, bis man selber daran glaubt”).
Natürlich trifft es zu, dass sich in manchen (rechts-) konservativen Foren sinistre Idioten herumtreiben, die ihre Primitivität und grobschittartige Indifferenz ausleben wollen. Und es trifft in einigen Fällen auch zu, dass Webseitenbetreiber mangelnde Sorgfaltspflicht an den Tag legen, was Löschungen betrifft.
Aber wie sieht es bei den Inquisitoren
SPIEGEL,
Süddeutsche,
Der Freitag,
Tagesspiegel und Genossen aus, und wie mit lässig durchgewinkten Leserbeiträgen linker und islamischer Leser, wenn es um Israels Selbstverteidingungs- und Existenzrecht geht? Israel ist der einzige Staat auf diesem Globus, dessen Existensrecht
bestritten wird.
Wie perfide und unaufrichtig das journalistische Ethik-Postulat oben Genannter in die Tat umgesetzt wird, zeigt sich in diesen Tagen besonders deutlich, wenn Grassens antisemitisches
Œuvre von eben diesen “Qualitätsmedien“ einem breiten Spektrum vieler linker (und islamischer?) antisemitischer Leser zur Diskussion vorgelegt wird, ohne danach die eigenen Foren ebenso gründlich zu durchforsten, wie man es selbst von den politischen Gegnern als selbstverständlich voraussetzt.
Ich habe mir in den letzten Tagen die Forenbeiträge bei SPIEGEL-Online angesehen (mehr Bio-Müll wollte ich mir nicht zumuten), und ich habe mich gefragt: Bin ich jetzt auf der Webseite der NPD?
Hier zwei der abscheulichsten Beispiele,
die ich im SPIEGEL-Forum allein (!) zu diesem Beitrag gefunden hatte, die sicher auch in den 1930er-/1940er-Jahren im
Stürmer oder
Völkischen Beobachter zu finden gewesen wären. Es sind nur zwei Leserbriefe von
vielen zu diesem SPON-Artikel. Ich habe sie mit Printscreen festgehalten, damit man sie später nicht dementieren kann. Hübsch auch solche einleitenden Phrasen wie "Ich bin ja zurzeit ein Wähler der Linken"...
Hier der Rest von Irreal (bin grafiktechnisch nicht allzu sehr begabt; deshalb mit IrfanView zusammengeschustert):
Beitrag 2 von Leser Iffel 1
Henryk M. Broder hat in
diesem Interview formuliert, dass Personen aus einem gewissen intellektuellen Milieu oder Feuilleton sich das Verschwinden Israels aus der Geschichte wünschten [Im Video ab 12:00], um endlich einen Schlussstrich ziehen zu können (Man lese dazu auch die teilweise unfassbar schmutzigen Kommentare unterhalb des Videos, die leider auch nicht mehr überraschen).
Broder hat es meines Erachtens zu konziliant formuliert:
Besser hätte er gesagt, dass gut zwei Drittel der Deutschen (und Europäer) kein Problem mit der Vernichtung des jüdischen Staates Israel hätten, weil er ihnen schlicht
am Allerwertesten vorbeigeht.
Antisemitismus ist nicht allein im Revier der intellektuellen Elite zu verorten:
Er war und
bleibt auch ein Objekt der Begierde der „Dummen Kerls“, wie es SPD-Frontmann
August Bebel einmal skizziert hatte; schon allein deshalb, weil der intellektuelle Antisemitismus im Gewand des Antizionismus, wie Broder
richtigerweise zusammenführt,
ohne den Beifall und das Echo des ungebildeten Pöbels (Leserbriefe) nicht auskommt.
Hier greifen die Interdependenz-Mechanismen und Rädchen zwischen intellektuellen Verführern und bereitwillig folgenden „Verführten“, die qua pseudochristlicher, atheistischer, "aufklärerischer“ und islamischer Tradition eigentlich schon seit je her antisemitisch positioniert sind, perfekt ineinander.
Abschließend:
Daniel Goldhagens Kritik an Grass hätte ich beinahe vergessen (neben der von Ralph Giordano auch sehr treffend). Ich hab' beide einfach sehr gern, nicht zuletzt wegen ihres mutigen Auftretens
hier vor etlichen Jahren, als der
GEZ-Stern und die Saat dieses unsäglichen Historien- und Operettenklempners Guido Knopp aufging.