Damit keine Irritationen entstehen: Im unten zitierten
Interview Manfred Gerstenfelds mit Ivar Fjeld geht es in keiner Weise darum, Breiviks
abscheuliches Handeln zu rechtfertigen bzw. nach einer wie auch immer gearteten
Entschuldigung oder Erklärung für Breiviks Handeln zu suchen.
Wir erinnern uns:
Unmittelbar nach Breiviks Verbrechen wurden seitens der
linken Medien seine vermeintlichen Mentoren in der konservativen Ecke verortet - auch
heute noch. So schnell vergessen Elefanten nicht. Damals gab es kaum Einwände gegen
eine Medien-Hatz auf (rechts-) konservative und liberale Journalisten.
Nun hat sich der Rauch verzogen, aber die Gerüchte um
linksextremistische Umtriebe auf der Insel Utøya scheinen sich zu
konkretisieren.
Noch einmal: Es geht hier lediglich um Hintergrundinformation,
nicht um konstruierte Kausalzusammenhänge. Aber es gehört auch zur journalistischen
Sorgfaltspflicht, über die Vorgänge auf Utøya vor dem Attentat zu
berichten. Unten der Originaltext ohne Änderungen.
Manfred Gerstenfeld interviewt Ivar Fjeld (direkt vom Autor)
Übersetzung:
Heplev
Am 22. Juli 2011 tötete der norwegische Faschist und
Terrorist Anders Behring Breivik 69 junge Menschen in einem Lager der
AUF-Jugendorganisation der Arbeitspartei – der führenden Regierungspartei – auf
der Insel Utøya. Dieses Lager diente als Veranstaltungsort, um den Gemütern der
Kinder ab 14 Jahren die Parteiideologie einzuimpfen. Später wurde international
bekannt, dass hierzu auch die Förderung einer antiisraelischen Geisteshaltung
gehörte.
Ivar Fjeld (rechts)
Ivar Fjeld ist ein nichtjüdischer norwegischer Journalist.
Er war früher lokaler Leiter der AUF und Medienberater des Politikers Olaf
Akselsen von der Arbeitspartei, als der 2001 Öl- und Energieminister war. Sein
Buch Die Rote und Grüne Terrorinsel wurde Anfang 2013 vorgestellt. Darin wird
die Geschichte dessen diskutiert, was auf der Insel Utøya geschah.
Ich wurde in einer traditionellen, säkularen norwegischen
Familie aufgezogen. Bis 2004, als ich unsere christliche Herkunft entdeckte,
war ich ein Bewunderer von Yassir Arafat. Wir waren allerdings immer moderat
und glaubten nie, dass Gewalt als politisches Mittel genutzt werden sollte. An
einem gewissen Punkt im Jahr 2006 brach die AUF mit ihren moderaten Traditionen
und vollzog eine scharfe Wende nach links.
Der AUF gehört die Insel Utøya samt ihren Einrichtungen. Als
lokaler AUF-Leiter nahm ich 1986 und 1987 an diesem Lager teil. Selbst damals
gab es palästinensische Teilnehmer. Sie nahmen Drogen und teilten diese mit den
norwegischen Jugendlichen. Wir beschwerten uns darüber beim damaligen
Jugendsekretär der Arbeitspartei, Stale Dokken, doch er und seine Kollegen
zogen es vor das zu vertuschen.
Damals leitete der heutige norwegische Premierminister Jens
Stoltenberg die AUF. Er muss sich bewusst gewesen sein, dass die
palästinensischen „Gäste“ auf der Insel Pot rauchten und den 14- und
15-jährigen Mitgliedern der Arbeiterjugend Drogen anboten. In meinem Buch von
2006, Vom Atheismus zum christlichen Glauben, erwähnte ich diesen
Drogenskandal. Ich gab Stoltenberg ein Exemplar meines Buches. Er schickte mir
eine handgeschriebene Dankeskarte. Ich bin mir nicht sicher, ob er das Buch
jemals las oder nicht.
2007 begann die AUF die Anlagen auf Utøya vermieten. Als
ideologische Bewegung hätten sie sich sehr genau aussuchen sollen, wem sie die
Insel zur Verfügung stellte. Eine der Organisationen, an den sie vermietet
wurde, war allerdings die Jugendbewegung der kleinen norwegischen,
kommunistischen Roten Partei (Rodt). Zu ihren Mitgliedern gehören Leninisten,
Marxisten und Maoisten.
Die Rote Jugendbewegung lud Jugendliche der Palästinensischen
Volksbefreiungsfront (PFLP) zur Teilnahme an ihrem Lager ein. Die PFLP wird von
den USA, der Europäischen Union, Kanada und Großbritannien als
Terrororganisation geführt. Während des Lagers wurde Geld für die PFLP
gesammelt. Ich habe Dokumente und Bilder, die das beweisen.
Die AUF ist bereits 2006 ein formelles Bildungsprogramm mit
der Fatah-Jugend eingegangen. Sie nannten dieses palästinensische Gremium ihre
„Schwester-Organisation“. Mitglieder der Fatah-Jugend waren regelmäßige Gäste
in Lagern auf Utøya.
Im Utøya-Lager von 2010 gründete die AUF „den Staat
Palästina“. Sie zäunten ein Gebiet ab und bauten eine Trennmauer. Sie gaben
einigen Jugendlichen den Auftrag Grenzwachen zu sein. Der Generalsekretär der
Arbeitspartei, Raymond Johansen, besuchte Utøya. Er wollte „Palästina“
besuchen. Die Wachen forderten ihn auf seinen „Personalausweis“ vorzuzeigen.
Innerhalb von „Palästina“ gab es ein Banner mit der Aufschrift: „Zeigt
Verachtung für die Taten von Israel und Free Gaza.“
Im Utøya-Lager von 2011 wurde Israel ebenfalls dämonisiert
und zwar von AUF-Leitern und antiisraelischen Referenten auf Besuch. Es gab ein
riesiges Banner, das zum Boykott Israels aufforderte. Es gab viele Länder, zu
deren Boykott sie mit viel mehr Berechtigung hätten aufrufen können, aber wie
gewöhnlich nahmen sie Israel. Als der damalige Außenminister Jonas Gahr Støre
Utøya besuchte, sprach er sich gegen den Boykott aus, doch er wurde vor dem
Boykott-Banner fotografiert. Støre sagte, Israels Zaun müsse abgebaut werden,
wohl wissend, dass dies zu vermehrten Terroranschlägen führen würde.
Es hat unbestätigte Berichte gegeben, dass die Jugendlichen
auf Utøya gelehrt wurden, wie palästinensischen Freiheitskämpfern beigebracht
wird mit israelischen Soldaten umzugehen.
Es hat in Norwegen viele Gerüchte gegeben, was wirklich auf
Utøya stattfand. Ich habe ausführlich geforscht, um die Aktivitäten der Gruppen
zu dokumentierten, die auf die Insel eingeladen wurden. Ich wollte, dass die
Menschen die Fakten kennen. Es scheint so, dass die Linie dazwischen, den
Israelis „Verachtung entgegenzubringen“ und der Anwendung von Gewalt gegen
unschuldige Zivilisten innerhalb Israels verwischt wird. Sommerlager auf Utøya
haben die in Norwegen bereits weit verbreiteten antiisraelischen Gefühle weiter
geschürt.
Mitglieder der regierenden Links-Mitte-Koalition in Norwegen
haben Terroristen auf norwegischem Boden empfangen. Diese Leute nutzen Gewalt
als politisches Mittel und töten im Rahmen ihrer Aktivitäten unschuldige
Zivilisten. Das hat hauptsächlich im Nahen Osten und besonders in Israel
stattgefunden, wo israelische Zivilisten das Ziel waren. Es gibt Beweise dafür,
dass das Büro des Premierministers sich der Willkommenshaltung gegenüber den
Terroristen durchaus bewusst ist und diese unterstützt.
Ich kann nur hoffen, dass mein Buch dazu führen wird, dass
Norwegen seine Grenzen für Terroristen aller Couleur schließt. Dann werden auch
Gruppen, die Terror einsetzen, aus politischen Workshops und ideologischen
Sommerlagern wie denjenigen, die wir in Utøya gesehen haben, ausgeschlossen. Es
ist ein trauriges Zeugnis für Norwegen, dass man bis zu den fürchterlichen
Morden Breiviks warten musste, um etwas über die antiisraelischen Aktivitäten
zu erfahren, die ein fast unbekannter Teil der Geschichte Utøyas sind.
Dr. Manfred
Gerstenfeld ist Mitglied des Aufsichtsrats des Jerusalem Center of Public
Affairs, dessen Vorsitzender er 12 Jahre lang war.