Samstag, Juli 18, 2009

Felicias Schatzkästchen

In meinem letzten Beitrag wollte ich Ihnen, verehrte Leser, nicht zuviel Zitate zumuten – deshalb hier Felicias "Kompendium". Einige von ihnen werden über Honestly Concerned schon eine Vorabversion bekommen haben.

Ich stelle hier die Zitate noch einmal schön übersichtlich ein.


Sie werden staunen, was Sie bisher möglicherweise versäumt haben. Karl Kraus hätte seine Freude daran:

„Mein Herr (In diesem Fall ’Meine Dame’), wenn Sie nicht schweigen, werde ich Sie zitieren!"

26. November 2000 - Felicia Langer über die Deutschen und Israel:
...In der Tat sind die Deutschen, gerade wegen ihrer Vergangenheit, dazu verpflichtet, sich überall dort einzumischen, wo Menschenrechte verletzt werden. Sie haben schon einmal geschwiegen, wenn auch in einer anderen Zeit und unter anderen Umständen. Das Schweigen angesichts von Unrecht hat vor allem dann, wenn es den Opfern helfen könnte, die Stimme zu erheben, einen Beigeschmack von Mittäterschaft.

Wir, die Israelis, die Juden, können keinerlei Recht beanspruchen, als Opfer von gestern Täter von heute zu sein. Das Testament unserer Toten, der Toten des Holocaust, macht eine klare Aussage. Wir haben auch kein Recht, die Schuldgefühle der Deutschen zu funktionalisieren, so wie Israel das tut, und sie, was unsere Taten angeht, zum Schweigen zu verurteilen, damit wir ungestört, jeder Einmischung und Kritik entzogen, die Palästinenser unterdrücken können.

Wer behauptet, dass man die Menschenrechtsverletzungen Israels, die dem Völkerrecht zuwiderlaufen, nicht anprangern dürfe - also etwas nicht tun dürfe, was die Menschenrechtsorganisationen in Israel und in der Welt schon seit Jahren tun -, weil das Antisemitismus sei, wer das behauptet, der lügt wissentlich, frech und erpresserisch, um die Stimmen der Kritik zum Schweigen zu bringen...

F. Langer im Muslimmarkt-Interview:
...Ich habe schon seit langem gesagt, noch lange vor den aktuellen Ereignissen, dass viele unserer führenden Persönlichkeiten in Israel und die Generäle und auch der (Verteidigungsminister) Barak, ja insbesondere der Barak, an den Internationalen Gerichtshof in Den Haag gehören. Sie sollte dort angeklagt und abgeurteilt werden für ihre Kriegsverbrechen, das vertrete ich schon seit langem...

...Selbst wenn man über das Recht auf Selbstverteidigung spricht - und ich will and dieser Stelle betonen, dass ich gegen die Raketen bin, die man aus dem Gaza abfeuert - aber selbst wenn man über Selbstverteidigung spricht, so gibt es so etwas wie eine Verhältnismäßigkeit.

Aber wenn man Menschen in solch einem Käfig hält, in einem kolossalen Gefängnis, in einem kolossalen Ghetto, für Monate und länger, total blockiert, ohne geeignete medizinische Hilfe - noch vor den Bomben sind 260 Menschen gestorben, weil sie keine adäquate medizinische Hilfe bekommen haben - muss man sich nicht wundern.

Jeder, der etwas von Politik versteht, weiß, wie weit al-Qaida und auch RAF von Hamas entfernt ist...

...Ich äußere mich nicht zur Beurteilung innerhalb des deutschen Rechtssystems, aber es liegt eindeutig ein israelischer Verstoß gegen das Völkerrecht vor, und die deutsche Unterstützung ist ebenfalls ein Verstoß gegen das Völkerrecht....
FL auf der gleichen Seite zur Gefahr antisemitischer Aktionen:
...Ich bin auch eine Jüdin und bin Israelin. Ich akzeptiere nicht, dass man nicht versteht, dass solche Aktionen zwangsläufig Antisemitismus erwecken, es erweckt antijüdische Gefühle, das ist doch klar...

Langer zum Bush-Besuch im Juli 2006
...Wehe den von ihnen Befreiten!

Die durch Israel mit ihrer Unterstützung missachtete Resolution (242) könnte doch zum Frieden führen - ein Segen für Israel-Palästina! Die Palästinenser sind schon seit Jahren dazu bereit, jetzt auch die Hamas, die die 2-Staaten-Lösung akzeptiert hat. Sie haben die Bereitschaft der Hamas nicht begrüßt, obwohl sie die de facto Anerkennung von Israel bedeutet, weil Israel es nicht getan hat.

Wir sind nicht antiamerikanisch, Mr. President, wie auch die Millionen Amerikaner, die ihre Politik ablehnen und verurteilen, nicht antiamerikanisch sind! Und diejenigen, die die israelische Politik der Besatzung und Unterdrückung verurteilen im Namen von Gerechtigkeit keine Antisemiten sind! Die proisraelische Lobby diffamiert sie als Antisemiten, um die Stimmen der Verurteilung Israels zum Schweigen zu bringen...

Langer bei Muslimmarkt: Für das Menschenrecht auf Frieden
ich komme aus dem Brandherd Nahost, aus Israel, wo man Gewaltanwendung bei Konflikt-Lösungen offiziell glorifiziert….

Das palästinensische Volk lebt unter Tyrannei und Unterdrückung, unter der kolonisatorischen israelischen Besatzung seit fast 40 Jahren. Seine Menschenrechte sind nicht durch die Herrschaft des Rechtes geschützt, so wie die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte es fordert, […] werden mit Füßen getreten, in einem Apartheidregime, dass der Besatzer entwickelt hat. „Israel praktiziert, was Südafrika aufgegeben hat“ (FL zitiert hier den UN-Gesandten John Dugard)

Auch die Hamas ist jetzt für die Zwei-Staaten-Lösung, was de facto eine Anerkennung Israels bedeutet. Und das ist die Kompromissbereitschaft, weil es bedeutet, dass die Palästinenser sich mit ca. 22 % des historischen Palästina begnügen.

Aber wir wollen eine Gewaltfreiheit jetzt im Sinne des Pazifismus...[…] Seit 55 Jahren baue ich eine Brücke des Friedens zu den Palästinensern...

Langer im Freitag-Interview (pdf-Datei öffnen und ein wenig runterscrollen) zum Gazakrieg:
Kein Platz unter der Sonne - Im Gespräch: Die israelische Autorin und Menschenrechtsaktivistin Felicia Langer über einen Krieg, der die Palästinenser zur völligen Kapitulation zwingen soll).
Auch: http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/005470.html
...Die jetzige israelische Regierung will das palästinensische Volk in eine Kapitulation treiben und dermaßen unterwerfen, dass jede Lösung - und sei es ein palästinensischer Staat, der nur aus ein paar Bantustans besteht - diktiert werden kann. Das heißt, die Palästinenser sollen soweit gebracht werden, in ihrer Verzweiflung und Frustration jede Lösung anzunehmen, die ihnen Israel präsentiert. Insofern erleben wir nicht nur einen Krieg gegen Hamas, sondern gegen alle Palästinenser...
Zur Position von Kanzlerin Merkel
...Für mich ist das eine skandalöse und völkerrechtswidrige Position. Auch Frau Merkel müsste wissen, dass Israel gegen die IV. Genfer Konvention verstößt, die besagt, dass eine Besatzungsmacht Fürsorgepflichten für die von ihr besetzten Gebiete und die dort lebende Bevölkerung hat - und das gilt für Gaza, solange es keinen souveränen Palästinenser-Staat gibt und Israel die volle Kontrolle über dieses Gebiet ausübt. Deutschland hat die IV. Genfer Konvention unterzeichnet und kann sich nicht einfach hinter Israel stellen, wenn dessen Regierung so handelt wie jetzt. In Wirklichkeit leistet Merkel Israel einen schlechten, um nicht zu sagen schrecklichen Dienst, sie verteilt Streicheleinheiten, anstatt zu sagen: Man muss verhandeln, auch mit Hamas...

...Erst massiver internationaler Druck wird Israel davon überzeugen, damit auf eine Weise Schluss zu machen, dass ein lebensfähiger Staat entsteht. Leider bewirkt die deutsche Außenpolitik das Gegenteil - genau genommen leistet sie dem Krieg Vorschub. Was Frau Merkel sagt, ist nicht nur skandalös, sondern auch gegen das gerichtet, was die israelische Friedensbewegung will. Ja, Israel hat ein Recht auf seine Sicherheit, aber der Weg dorthin führt nicht über palästinensische Leichenberge...

Langer in Linz im April 2009
...Israel betreibt eine rassistische Politik. ... Bei den Massakern in Gaza sagte Lieberman, wie die Amerikaner die Japaner besiegt haben. ... Er ist für einen Transfer von 20 Prozent der Bevölkerung. Der Polizeiminister ist auch von Liebermanns Partei. Netanjahu ist ähnlich wie Lieberman. ... Was Ahmadinejad sagte in Genf, war die Wahrheit.

"Ein Palästinenser wurde von Soldaten gezwungen Geige zu spielen. Das erinnert uns an was."

"Die Sperren. Man erniedrigt die Palästinenser. 20 Mütter und 36 Babys starben 2007, weil sie das Militär nicht in die Krankenhäuser ließ."

Die Wahlen, die Hamas gewann, waren die demokratischsten Wahlen, die im Nahen Osten je stattfanden.

Ich bin gegen die Raketen. Die Besatzung ist aber der Inbegriff der Gewalt und die ruft eben eine Gegengewalt hervor.

Israel ist friedensresistent. Es gibt Millionen Juden, die gegen Israel sind. Die Mehrheit der Juden in Amerika sagt das."
Auf die Frage aus dem Publikum: "Haben Sie jemals ein kritisches Wort über diese argen Menschenrechte verletzenden Länder als Mitglied des ZK der KPI gesagt?":
"Sie säen Hass, nur Hass, so wird es nie Frieden geben. Es waren Hunderttausende gegen das Gemetzel auf der Straße. Ich konnte nur mit Leibwache auf die Straße, weil ich so bekannt war. Ich habe aus Protest das Büro geschlossen. Ich war Mitglied der Kommunistischen Partei, weil sie Palästinenser und Israelis zusammen führte. Ich mache eine gesegnete Arbeit für Israel."

"Jede Kritik ist Antisemitismus. Missbrauch von Holocaust. Die Toten des Holocaust verbieten Kritik. Die Erpressung ist so peinlich und schlimm. Die Straße muss was machen."


"Meine Auffassung über die amerikanische Politik habe ich von Medien und von Noam Chomsky. Auch von Jewish Voice for Peace, die sagen, die Besatzung hat 41 Jahre die Seele der Menschen vergiftet, Entmenschlichung der Palästinenser, 41 Jahre. Das Volk verliert die Seele."...

Ein wahrer Zitat-Steinbruch...!

Netter Beitrag in Campo Antiimperialista: "Man muss den Palästinensern die Pforte zum Leben öffnen" - Freitag, 20. September 2002, Vortrag von Felicia Langer
...Der Anfang ist für mich immer sehr schwer, denn ich weiß nicht, was ich am Anfang sagen soll [...] Aber ich werde hier belegen, dass wir, Israel (und ich sage wir, Israel, weil ich eine Israelin bin).[...], den Weg zu den Anschlägen mit der Politik der Unterdrückung und Zermürbung der Palästinenser pflastern. [...] das ist eine Verurteilung, und sie soll nicht Ritual bleiben [...].

Man muss den Palästinensern die Pforte zum Leben öffnen! Und wir haben die Pforte zum Leben zugesperrt, hermetisch abgeriegelt!

Wir sind stark, wir haben atomare Waffen. Aber unsere Leute haben Angst im Kaffeehaus zu sitzen oder im Bus zu fahren. Was ist das für ein Leben!


Diejenigen, die verweigern, sind die besten Söhne und Töchter Israels.

Ich möchte Ihnen noch sagen, warum das alles möglich ist. Es ist möglich, weil der Boss in Washington sitzt. Dort sitzt der Weltsheriff, wir sind der regionale Sheriff. ... In unserer Heimat ist alles entweder American made oder American paid....
Zur Zensur in Israel (herrlich!):
...Ja, die Zensur erlaubt das, weil wir auch in Israel eine Art von Demokratie haben. (laute Zwischenrufe) Ja, Sie sehen, ich kann als israelische Staatsbürgerin das sagen, was ich sage. Aber wenn hier jemand anderer als Felicia Langer sitzen würde, könnte er das schon nicht mehr sagen. Ich als Jüdin und Israelin kann das sagen...[...].

Mehmon Ben Welischti, ein israelischer Journalist und Stellvertreter von Teddy Kollek, hat gesagt, dass wir eine Art von Herrenvolk-Demokratie entwickelt haben.

Es gibt eine Legende über Camp David. Nämlich die, dass wir den Palästinensern alles versprochen haben, dass wir, das heißt Barak, eine wunderbare Initiative starteten.

Und die Palästinenser haben gesehen, dass man verhandelt und gleichzeitig unterdrückt, dass man verhandelt und lügt, dass man verhandelt und schikaniert, denn die Bewegungsfreiheit war gleich Null. Das alles war ein Nährboden für den Aufstand.

Unsere Friedenskräfte, die konsequent sind, nicht Peace Now aber Peace Block und die anderen, nicht viele, aber doch ein wesentlicher Teil der Bevölkerung haben gesagt, dass die Palästinenser für Gerechtigkeit und Freiheit kämpfen.

Als Jüdin und Israelin, als Überlebende des Holocaust (indirekt, denn direkt ist mein Mann Überlebender), habe ich die Lehre aus dem Holocaust gezogen. Ich habe die Pflicht dazu. Meine Lehre daraus ist Menschlichkeit. Meine Lehre ist Erbarmen...
Dazu auch: FL und ihre Bewunderung für Möllemann:
...Und jetzt die letzte große Bombe von einer Tonne in Gaza! 18 Menschen wurden getötet, weil man den Hamas-Führer Salah Schahadi hinrichten wollte. Und dann diese Hinrichtungen! Ich muss Ihnen sagen, dass diese Hinrichtungen, die jetzt massiv betrieben werden, völkerrechtswidrig sind. Sie sind Staatsterror! Das hat bei uns leider kein Politiker, der in der Regierung ist, gesagt, sondern Jürgen Möllemann. Aber es ist die Wahrheit. Was geschieht ist Kriegsverbrechen...

Rede Felicia Langers, die sie am 19.7. 2006 in Tübingen hielt (Wohl deshalb das BVK?).
...Der israelische Oberbefehlshaber Dan Halutz, der mit anderen israelischen Generälen und Ministern ein Kriegsverbrecher ist, sagte lapidar: das schiitische Viertel in Beirut wurde ausradiert. Wir kennen diesen Terminus aus anderen Zeiten, und die israelische Offensive heißt ironisch und euphemistisch "Ein angemessener Preis"!

Gaza ist total blockiert, und Israel herrscht weiter - durch Fernbedienung. Dies ist der Entführung des israelischen Besatzungssoldaten Shalit vorausgegangen, und es wurde als Vorwand für die israelische Offensive genommen.

Über die palästinensischen Entführten kann ich etwas aus eigener Erfahrung sagen, weil ich eine Augenzeugin und als Anwältin eine Zeitzeugin bin.

Ich verurteile Entführungen als solche, auch die von Hisbollah, aber wer hunderte und tausende entführte Palästinenser und Libanesen in Gewahrsam hält, muss doch erwarten, dass die andere Seite etwas ähnliches macht. Diese Entführung von Hisbollah war ein Vorwand für Israel, so sagt das auch unsere Friedensbewegung...
Dazu wieder: FL zur Jüdischen Lobby, die als Schwanz mit dem Hund (USA) wedele:
...Wir appellieren an die Weltgemeinschaft, nicht zu tolerieren, dass man Millionen mit Bomben entweder "American made" oder "American paid" terrorisiert...

ATTAC: Podiumsdiskussion mit Felicia Langer und Thomas Seibert: Auszüge aus ihren Reden; Aus einer Rede von Felicia Langer in Wien im September 2002
FL zur Verantwortung der Deutschen: Aus ihrem Buch 'Brücke der Träume - Eine Israelin in Deutschland' ein paar Zitate (bitte beim Link bis Die Verantwortung der Deutschen runterscrollen):
...Wir, die Israelis, die Juden, können keinerlei Recht beanspruchen, als Opfer von gestern Täter von heute zu sein. Das Testament unserer Toten, der Toten des Holocaust, macht eine klare Aussage. Wir haben auch kein Recht, die Schuldgefühle der Deutschen zu funktionalisieren, so wie Israel das tut, und sie, was unsere Taten angeht, zum Schweigen zu verurteilen, damit wir ungestört, jeder Einmischung und Kritik entzogen, die Palästinenser unterdrücken können.

Wir Israelis und Juden haben auch kein Recht, die Deutschen wegen ihrer Vergangenheit über Generationen hinweg für untauglich zu erklären, ihren Standpunkt in Fragen der Moral zu äußern, oder aber sie kollektiv eines quasi angeborenen Antisemitismus zu bezichtigen. Das ist Rassismus, und dieser bleibt hässlich wie jede andere Form von Rassismus, auch wenn seine Vertreter die Opfer von gestern sind...

Felicia Langer im Gespräch mit Arn Strohmeyer
Auf Einladung des Bremer Netzwerks für einen gerechten Frieden in Nahost am 22. April im Bremer Überseemuseum
Israel - Palästina - Moral und Seele
...Man sollte keine Angst vor dem Vorwurf des Antisemitismus haben. Alles, was eine Wirkung auf eine Kehrtwende der aggressiven israelischen Politik ausübt, ist ein Beitrag zum Frieden. Israel ist ein Apartheidsstaat. Das sagen ehemalige Kämpfer gegen die Apartheid in Südafrika ­ etwa Bischof Desmond Tutu und der ehemalige Minister Ronny Kasrils, der im übrigen Jude ist.

Die israelische Friedensbewegung wurde aber durch die Arbeit der Arbeitspartei und speziell vom damaligen Ministerpräsidenten Ehud Barak zerstört, als er erklärte, dass es keinen Partner für den Frieden gebe. Die offizielle militaristische Indoktrination der israelischen Bevölkerung und die ständige Gehirnwäsche der Propaganda haben ihre Wirkung gezeitigt.

Obama ist eine Hoffnung, obwohl er schon gezeigt hat, dass er sich der mächtigen jüdischen Lobby in den USA beugt. [...] Auch die öffentliche Meinung in den USA ­ inklusive der Mehrheit der Juden dort ­ ist gegen diese Politik.

Ja, Israel ist nicht gewillt, mit den Palästinensern und den anderen Arabern Frieden zu schließen. Ich habe in meinem letzten Buch "Um Hoffnung kämpfen“ geschrieben, dass Israel seine Politik ändern müsse, wenn es überleben will. Wörtlich habe ich geschrieben: Die wirklichen Freunde Israels müssen das Land dazu bringen, diesen Weg der Vernunft einzuschlagen.

Die offizielle Indoktrination in Israel lautet, dass überall ein neuer Holocaust lauert. Man folgert daraus, dass man rüsten muss. Wie Lieberman mit einem Zitat der alten Römer sagt: Si vis pacem para bellum! (Wenn Du den Frieden willst, bereite den Krieg vor!). Die zionistische Ideologie hat ja als Ziel nicht nur einen jüdischen Staat in Palästina, sondern sie will ganz Palästina für ihren jüdischen Staat. Das heißt: Sie wollen ein Maximum an Territorium mit einem Minimum an Palästinensern.
Auf die Frage: "Sollte Deutschland zusammen mit der EU Druck auf Israel ausüben, um ernsthafte Schritte zu einem Nahostfrieden zu unternehmen?"
Ja, absolut. Das ist im Interesse Israels. Das ist ein Brandherd geblieben. Und Druck ist auch im Interesse Europas.

Was Israel tut, ist einmalig: Erst zerstören und dann den Wideraufbau verhindern. [...] Der Papst hat wenigstens bei seiner Rede in Bethlehem das Leiden der Bewohner von Gaza erwähnt und er hat einen wirklich souveränen Staat für die Palästinenser gefordert. Das ist sehr verdienstvoll.

Der Iran bedroht Israel nicht. Iran ist kein aggressives Land, es hat seine Nachbarn seit Jahrhunderten nicht angegriffen. Die Rhetorik von Präsident Ahmadinedschad ändert daran nichts. Abrüstung ist im Nahen Osten ein Imperativ. Israel will aber keine Kontrolle seiner Atomwaffen zulassen. Der israelische Publizist Uri Avnery nennt die ganze Geschichte von der angeblich existenziellen Bedrohung Israels durch den Iran einen Bluff.

Langer im Freitag (Februar 2008): Nicht in meinem Namen!
...Die offiziellen Vorschläge für eine Waffenruhe, wie sie von Hamas kamen, werden durch Israel abgelehnt. [...] In Wirklichkeit will die Regierung Olmert nicht die Qassam-Raketen, sondern die Hamas besiegen. So sieht die Politik aus, wie sie von Verteidigungsminister Barak, einem verkleideten Extremisten aus der Arbeitspartei, ins Werk gesetzt wird. Unsere Friedensbewegung betrachtet ihn als den derzeit gefährlichsten Politiker des Landes...
Ganz kleines Kino...
...Es gibt dramatische Engpässe bei der Lebensmittelversorgung, deshalb sahen wir auf dem Bildschirm Tausende die Grenze zu Ägypten stürmen, um sich dort zu besorgen, was sie zum Überleben brauchen. Wer die Bilder sah, glaubte die Befreiung aus einem Käfig zu erleben. Tatsächlich war es ein Zeichen dafür, dass sich die Unterdrückten wehren. Wie schamlos muss die israelische Regierung sein, Menschen in ein solches Maß der Verzweiflung zu treiben?

Heute demonstrieren die israelischen Friedenskräfte wie Friedensbewegte überall auf der Welt und sagen: "Wir sind alle Gaza!"

Aus Verehrung ist dem genialen Musiker Daniel Barenboim ein palästinensischer Pass überreicht worden. Eine Entscheidung, die noch von der Regierung der Einheit unter Beteiligung von Hamas getroffen wurde. Wie sich zeigt, gibt es Partner für den Frieden!...

Langer in einem Interview mit Konkret (veröffentlicht auf Hagalil am 28. Januar 2001); Felicia Langer über das "andere Israel" und die neue Intifada der Palästinenser:

konkret: "Vor kurzem wurde ein neuer Terroranschlag in einer Pizzeria in Jerusalem verübt, 15 Juden starben. Was empfanden Sie bei der Nachricht?"
Langer: Viel Trauer, Mitleid und Wut. Aber das Wichtigste, was ich zu sagen habe, ist, daß die israelische Politik zur Katastrophe führt, und wir mit unschuldigen Opfern zahlen.

Die Bombenleger und diese Anschläge, die ich aufs schärfste verurteile, sind Symptome einer Krankheit. Sie sprechen nur über Symptome, und ich spreche über die Wurzel des Übels. Die Wurzel des Übels ist die 34jährige israelische Besatzung. Man muß diese Besatzung und diese Unterdrückung beseitigen, dann kann man dem Terror den Boden entziehen. Arafat kann gar nichts tun.
konkret "Müssen diese Positionen in Israel nicht auf taube Ohren stoßen, solange Arafat beispielsweise die Ausbildungslager für Kinder-Terroristen nicht schließen lässt?"
Ich weiß nicht, ob es solche Lager gibt, wo Kinder trainiert werden.
konkret fragt nach: Das kann man doch jeden Tag im Fernsehen sehen.
Man zeigt etwas, aber man weiß nicht, woher die Bilder stammen.

Nicht alle in der Hamas sind Terroristen. Es gibt auch Pragmatiker unter ihnen, und auch die werden von Israel mit gezielten Tötungen liquidiert, und auch andere, die mit Hamas gar nichts zu tun haben.

Konkret fragt wieder nach: Verstehen Sie, daß die Menschen in Israel sich bedroht fühlen und daß sie von Arafat verlangen, daß er wenigstens die sieben oder acht namentlich bekannten Rädelsführer des Terrors verhaften lässt?
Was Sie sagen, ist eine Lappalie. Ich weiß nicht, ob Arafat überhaupt in der Lage ist, irgendjemanden zu verhaften. [...]. Das wichtigste ist, daß er die Anschläge verurteilt hat.

Nicht Arafat ist das Problem. Israel hat den Schlüssel für den Frieden.

(MDR) - Fresslust der Sinne - FIGAROs Fragen an Felicia Langer

Wem hören Sie gerne zu?
Allen. Ich bin sehr offen.
Was war Ihr größter Erfolg?
Als Erfolg kann ich den alternativen Nobelpreis sehen, aber noch mehr hat mich etwas anderes erfreut: dass ich 1998 durch eine wichtige Frauenzeitschrift als eine der fünfzig wichtigen Frauen in Israel erwähnt oder erwählt wurde. Fünfzig Frauen - fünfzig Jahre Israel.
Was möchten Sie in Ihrem Leben noch einmal tun?
Das fortsetzen, was ich tue. Das heißt: für Frieden, Gerechtigkeit und gegen die Unterdrückung der Palästinenser weiterkämpfen bis zum Ende. Und das Ende wird Frieden sein!

Langer in Visionen2000 und das Schöne, Edle und Gute….; mir kommen die Tränen...
...Die Werte und die Charakterzüge, die ich schätze sind Aufrichtigkeit, Mitgefühl, menschliche Güte, Liebe, Solidarität und Zivilcourage. Menschsein bedeutet für mich das kontinuierliche und unermüdliche Streben diese Tugenden zu verwirklichen.

Es ist ein Imperativ nie gleichgültig zu bleiben gegenüber dem Leid des Mitmenschen, dem Unrecht angetan wurde. Man soll sich überall dort einsetzen, wo Menschenrechte verletzt werden, egal in wessen Namen dies passiert - auch wenn so ein Einsatz unpopulär ist. Man darf nie vergessen, dass die Menschenrechte universell sind. einschließlich des Rechts auf Frieden und des Lebens in Würde und ohne Armut.

Ich bin eine Israelin, die zur Zeit in Deutschland lebt.

»Wie kannst du in Deutschland leben?« fragt man mich, und ich beantworte diese Frage mit der Aussage von Rosa Luxemburg: »Ich fühle mich überall zu Hause, wo es Wolken, Vögel und Menschentränen gibt.«...
Ächz...! Ist Ihnen etwas aufgefallen? Kein einziges Mal kommt das Wort Freiheit vor, dafür jede Menge Frieden. Man merkt halt', dass sie immer noch Kommunistin ist.

Drei, die sich mögen: IRIB, Felicia Langer und das BVK 1

Wenn jemand das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse bekommt, muss er schon etwas ganz Besonderes geleistet haben, nicht wahr? Felicia-Amalia Langer hat - und wie. Hier nur einer von vielen 'The-Federal-Cross-of-Merit-first-class-goes-to'-Gründen:

Das staatliche iranische Nachrichtenorgan IRIB*** hatte Frau Langer im Februar dieses Jahres zu einem Interview geladen (hier auch als mp3 ), das zu allerhöchster Zufriedenheit beider Beteiligten verlief: Frau Langer durfte wieder ihren Israel-Hass zum Besten geben und IRIB durfte die passenden Suggestivfragen stellen.


Ein paar Antworten Langers (Hervorhebungen von mir):
...Erstens, ich bin auch Jüdin und Israelin, und hoffe, dass Sie mich auch so vorstellen. Ich bin zudem Trägerin des alternativen Nobelpreises.
Nun eine interessante Feststellung. Macht’s Klick?
Sie wissen, "Selbstverteidigung muss Verhältnismäßigkeit Rechnung tragen".

Verhältnismäßigkeit besagt, man darf nur militärische, aber keinesfalls zivile Ziele angreifen.

Mein Mann und ich sind Holocaust-Überlebende. Das ist etwas, was leider Gottes missbraucht wird.
Wie wahr…wie wahr…wie wahr….
Israel ist Inbegriff von Gewalt und auch die israelische Besatzung ist Inbegriff von Gewalt.

Man muss auf Israel Druck ausüben. Das ist das Wichtigste, was man machen muss.

Es gibt in Israel eine starke Friedensbewegung und ich gehöre auch dazu. Ich mache deshalb alles, um Menschen aufzuklären und ihnen klar zu machen, dass sie mit ihren Taten Völkerrecht brechen, dass sie Verbrechen begehen, die strafbar ist.

Israel ist weltweit die 4. Militärmacht und diese 4. Militärmacht zerbombt ein kleines Stück Land mit 1,5 Millionen Einwohnern, darunter ist die Hälfte Kinder.
Israel zerbombt Kinder – und damit die Hälfte aller Einwohner? Und die perfide Logik hinterher...
Und wenn man behauptet, Hamas benutzt Kinder als Schutzschild, da kann man darüber nur lachen, weil Gaza zur Hälfte aus Kindern besteht...

Wie kam nun das Bundesverdienstkreuz auf die Idee, sich an Felicia Langers Fersen und schließlich an ihr Revers zu heften?


Gute Frage, aber es kann leider auch nichts dafür, dass es von zwei Wichtigtueern und Ignoranten missbraucht wird, siehe die beiden Personen links und rechts auf dem Foto in diesem Beitrag.

Wenn jetzt jemand daherkommt und sagt "Nu' Bernd, lass' mal Butter bei die Fische", weil das doch alles nicht so schrecklich tragisch sei, dem empfehle ich, diese Zitatsammlung in aller r Ruhe durchzugehen. Wer dann noch Felicia einen Orden umhängen will sollte schnell zum Arzt gehen. Den alternativen Nobelpreis und den anderen Kram kann sie ja gerne behalten, aber das BVK setzt ein falsches Zeichen, denn wie Dieter Graumann völlig richtig bemerkt:
Nun bekommt Frau Langer plötzlich das Bundesverdienstkreuz - das ist ein fatales Signal, mit dem die völlig einseitige Hetze gegen Israel belohnt und legitimiert wird. [...] Wird damit nun etwa eine neue Mode eingeleitet: Wer, am besten noch als Jude, Israel am lautesten beschimpft, bekommt als erster das Bundesverdienstkreuz?
Gut auf den Punkt gebracht!

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*** Henryk M. Broder hat sich zum IRIB-Dunstkreis auch seine Gedanken gemacht.

Donnerstag, Juli 16, 2009

Dina & Dahlan

Bei der Betrachtung des Videos einer Fatah-Kundgebung von Al-Filistina TV am 9. Juli in Qalqilya vor versammelter Fatah-Prominenz inklusive Fatah-Führer Mohammed Dahlan kann man eigentlich nur zu einem Schluss kommen: Der Showdown zwischen Hamas und Fatah im Westjordanland lässt nicht mehr allzu lange auf sich warten.

Ärgerliches Detail am Rande dieser ansonsten sehr emotionalen, 7:22 dauernden Aufzeichnung: Die sehr talentierte Rednerin Dina Ghanem aus Gaza weist (bei 2:35 ff) spöttisch darauf hin, dass Gilad Shalid von der Hamas verwöhnt werde....

Zum Abspielen hier oder auf die Abbildung klicken

Quelle: MEMRI

China - Zukünftiges Trumpf-As des Iran bei Wirtschaftssanktionen

Der Iran könnte ein As aus dem Ärmel zaubern, falls westliche Regierungen zusätzliche Sanktionen wegen der brutalen Niederschlagung der oppositionellen Demonstranten in Erwägung ziehen sollten. Welche Karte wird Teheran wahrscheinlich spielen?

China.

(Abb. rechts: Gasförderplattform von South Pars im persischen Golf)


Am 13. Juli verkündete das iranische Ölministerium, dass China zugesagt hätte, etwa 40 Milliarden Dollar in iranische Raffinerieanlagen zu investieren. Das Abkommen würde die Finanzierung der neuen Hormoz-Raffinerie im Südiran mit einschließen, die täglich etwa 300.000 Barrel Benzin und Kerosin produzieren soll, wenn das Bauvorhaben nach vier Jahren abgeschlossen sein wird. China würde auch die in die Jahre gekommene Raffinerie Abadan im Süden gründlich instand setzen, damit ihre Produktion um 29% gesteigert werden kann, so das Statement von Funktionären aus dem Ölministerium, die für dieses Projekt noch keinen Fertigstellungstermin angeben können.


Das Abkommen ist noch nicht unterzeichnet worden (und China muss es noch bestätigen), aber wenn es der Iran durchzieht, würde es dem Land die größten Kopfschmerzen ersparen. Trotz riesiger Erdölreserven und Ausfuhren importiert der Iran über 130.000 Barrel Benzin pro Tag, weil er zu wenige und dazu alte Raffinerien besitzt, die die Binnennachfrage nicht befriedigen können. Der Deal mit China würde buchstäblich die Fabriken, Häuser und Autos im Iran - in der Tat eine Nation von 66 Millionen Menschen - am Leben erhalten.

Noch sind die iranischen Benzinimporte nicht von US-Sanktionen oder internationalen, also UN-initiierten Sanktionen betroffen. Aber die Bereitwilligkeit anderer Länder, Benzin an den Iran zu liefern, schwankt, da wegen des iranischen Nuklearprogramms der politische Druck zunimmt. Indien, einer der Hauptlieferanten, hat neulich entsprechend der in Paris ansässigen Internationalen Energiebehörde seine Exporte in den Iran für einen kurzen Zeitraum unterbrochen.

"Wenn Sie wirklich einschneidende Sanktionen durchsetzen wollen, müssen Sie die Treibstoff-importe kappen“, sagt Erica Downs, Expertin für chinesische Energiepolititik am Brookings Institute in Washington. „Falls die Chinesen 40 Milliarden Dollar investieren und damit die Fördermöglichkeiten der iranischen Raffinerien dramatisch erhöhen, würde dies definitiv eine der Waffen im US-Arsenal untauglich machen."

Chinas Beziehungen zum Iran, die im letzten Jahrzehnt ständig intensiviert worden waren, haben sich in den letzten 18 Monaten noch einmal rapide entwickelt. Im Dezember 2007 unterzeichnete der chinesische Ölriese Sinopec Group ein Abkommen in Höhe von 70 Milliarden Dollar, um im iranischen Yadavaran-Fördergebiet, dessen Reserven auf ungefähr 17 Milliarden Barrel geschätzt werden, mit Bohrungen zu beginnen. Im Januar dieses Jahres erklärte sich Chinas größter Energieproduzent CNPC bereit, das Ölfeld Nord-Azadegan zu erschließen - ein Deal im Wert von etwa zwei Milliarden Dollar. Und letzten Monat, als Demonstranten mit Paramilitärs auf Teherans Straßen kämpften, flogen iranische Ölfunktionäre nach Peking, um mit CNPC über ein Abkommen in Höhe von 5 Milliarden Dollar für die neueste Erschließungsphase von South Pars zu verhandeln, des riesigen Erdgasfeldes im Persischen Golf. Schwer gezeichnet durch den Fall des Ölpreises von 147 Dollar/Barrel im Juli letzten Jahres auf 64 Dollar diese Woche "haben die Iraner einen immer akuter werdenden Kapitalbedarf“, so Erica Downs.

Und China schwimmt in Geld. Darüber hinaus legt das Land, das zig Milliarden Dollar in den iranischen Energiesektor investiert hat und stetiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates ist, mit ziemlicher Sicherheit ein Veto gegen neue harte Iran-Sanktionen ein. Demgegenüber gibt es in den USA und Europa zunehmende Ängste wegen des iranischen Nuklearprogramms sowie Empörung über die Gewaltanwendung des Regimes im letzten Monat.

Große westliche Ölkonzerne, die im Iran operieren, darunter Total, Royal Dutch Shell und der italienische Konzern ENI, haben sich für einige Monate abstinent gehalten, was Verträge mit iranischen Ölfunktionären betrifft, weil sie vielleicht abwarten, ob Obamas Angebot an Teheran, Gespräche aufzunehmen, aus der politischen Sackgasse herausführt. Das Abkommen mit China über South Pars wurde unmittelbar nach TOTALs Absage (fürchtete politische Auswirkungen) geschlossen.

Diese Sorge trieb Peking selten um, und daran wird
sich so schnell auch nichts ändern.

Crossposting mit FreeIranNow!

Quelle: TIME

Übertragen ins Deutsche von Castollux

Mittwoch, Juli 15, 2009

Musik verbindet - manchmal aber auch nicht

Zu dumm: Wie Israelnetz berichtet, sind Daniel Barenboim und Leonhard Cohen mit ihren Konzertplänen bei palästinensischen Aktivisten abgeblitzt. Die Begründungen sprechen eine mehr als deutliche Sprache. Ob Barenboim jetzt darüber nachdenkt, seinen palästinensischen Pass zurückzugeben? Und wie groß ist das Gewicht palästinensischer Aktivisten in der PA, wenn solch' eine Entscheidung zustande kam?

Barenboim war übrigens nicht angeeckt, weil er eine militärische israelische Gegenwehr nach dem jahrelangen Kassambeschuss auf Israel befürwortete, sondern weil er das Recht Israels auf Eigenschutz ohne Gewaltanwendung ansprach. Selbst das war den Aktivisten noch zu heftig!


Keine Auftritte von Barenboim und Cohen im Westjordanland

RAMALLAH (inn) - Die Musiklegende Leonard Cohen und der Pianist Daniel Barenboim werden nicht, wie geplant, in Ramallah auftreten. Zuvor hatten palästinensische Aktivisten dazu aufgerufen die anstehenden Veranstaltungen zu boykottieren. Barenboim sollte am Freitag eine von palästinensischen Künstlern aufgeführte Oper dirigieren. Wie die Tageszeitung "Die Zeit" am Dienstag berichtete, hatten sich Palästinenser über Äußerungen des Musikers zur israelischen Operation "Gegossenes Blei" erbost. Barenboim hatte die Blockade des Gazastreifens durch Israel kritisiert. Er betonte jedoch, dass der jüdische Staat ein Recht habe, seine Bürger gegen palästinensische Raketenangriffe zu schützen - nicht jedoch mit Gewalt. Nach diesen Äußerungen hatten palästinensische Kritiker zum Boykott der Aufführung unter Barenboim aufgerufen.

Anfang vergangenen Jahres war Barenboim von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas für sein Engagement für einen Palästinenserstaat mit der Ehrenstaatsbürgerschaft der Autonomiebehörde ausgezeichnet worden.

Palästinensischer Veranstalter sagt Cohen-Auftritt ab

Das für den 26. September in Ramallah geplante Konzert Leonard Cohens wurde von den Organisatoren, dem "Club Palästinensischer Gefangener" (PPC), abgesagt. Pro-palästinensische Aktivisten hatten dem Kanadier zu verstehen gegeben, dass er in Ramallah nicht willkommen sei, solange er auch in Israel auftrete. Das berichtet die Tageszeitung "Jerusalem Post". Cohen will am 24. September in Tel Aviv ein Konzert geben.

"Wir können die Veranstaltung organisieren - es ist nicht schwierig oder unmöglich - aber wir ziehen es vor, nicht diese mühsamen Diskussionen zu führen", sagte Kadura Fares, Präsident des PPC. Das Konzert sollte vor etwa 1.000 Zuhörern stattfinden - unter ihnen sollten Angehörige palästinensischer Gefangener, Menschenrechtsaktivisten und Behinderte sein. Es sei eher eine symbolische Geste als ein Auftritt vor Fans, da Cohen nicht viele davon in den Autonomiegebieten habe, heißt es weiter.

"Wir brauchen Menschen wie Leonard Cohen, die seine Unterstützung für die Palästinenser teilen und es bedeutet viel, aber die Boykottkampagne glaubt, es ist wie bei den Erfahrungen in Südafrika - dass jeder, der den palästinensischen Kampf für Freiheit unterstützen möchte, nur Palästina und nicht Israel besuchen darf", so Fares.

Leonard Cohen wurde 1934 in einer jüdischen Familie geboren. Bekannt wurde er unter anderem durch die Neuaufnahme des Liedes "Hallelujah" von 1984. Das Originalstück erzählt die Geschichte des biblischen Königs David. Nach seinem Rückzug in ein buddhistisches Kloster wurde Cohen 1996 zum Mönch ernannt. 2001 wagte er ein musikalisches Comeback und steht nun wieder auf der Bühne.

Quelle: D. Nowa, Israelnetz

Montag, Juli 13, 2009

Wollen die Palästinenser wirklich einen eigenen Staat?

Bei der Überlegung darüber, ob dies wirklich zutrifft, ergeben sich jede Menge Fragen. Ich beginne mit Robert Malley und Hussein Agha.
Die Palästinenser begannen Ende der 1980er-Jahre, über die Zweistaatenlösung nachzudenken, wenn auch recht widerwillig. Eigenstaatlichkeit bedeutete auch die Annahme von Fallstricken und Unwägbarkeiten, die eine nationale Sache mit sich bringt. Echte nationale Bestrebungen gab es aber nicht. Für die meisten war es eher eine taktische Überlegung - keine, die von Herzen kam; es war wohl dienlicher, ein größeres Ziel anzupeilen, nie aber das Ziel um seiner selbst willen.

Anders als beim Zionismus, für den die Eigenstaatlichkeit das Ziel schlechthin war, ging es beim Kampf um die palästinensische Sache immer wieder um andere Dinge. Das Fehlen von staatlicher Souveränität war nicht die Ursache ihres ganzen Unglücks, und die Schaffung eines palästinensischen Staates würde auch heute nicht als vollwertige Lösung angesehen werden.


Heute existiert die Idee einer palästinensischen Eigenstaatlichkeit hauptsächlich außerhalb „Palästinas“. Diesen Staat zu errichten hatte für die Europäer immer höchste Priorität, weil sie diesen als entscheidend für die Stabilisierung einer Region und die Eindämmung von Extremismus betrachtet haben, und für die Amerikaner, weil er für sie im Zentrum ihrer Bemühungen stand, das iranische Regime und die radikalen Islamisten zurückzudrängen sowie eine Koalition zwischen den so genannten gemäßigten arabischen Staaten und Israel zum Wohle beider Seiten schmieden; und selbst für viele Israelis, die zu der Meinung gelangt sind, dass dieser Staat die einzig wirksame Antwort auf die demografische Bedrohung darstellt, die von den arabischen Staaten ausgeht.

Alles triftige Gründe, obwohl keiner von ihnen bedeutende Relevanz für die Palästinenser hat; und jeder weitere entfremdet sie von einer Vision der Eigenstaatlichkeit, der vorgegebenen Prämisse ihres Kampfes.


Die allgemeine Befürwortung hat eine Kehrseite. Je mehr die Zweistaatenlösung einem westlichen oder amerikanischen Modell entspricht (von der israelischen Vorstellung ganz zu schweigen, sic!), desto weniger entspricht sie der palästinensischen Vorstellung.
Der israelische Kolumnist Sever Plocker beurteilt den Sachverhalt so:
Die Botschaft, die in diesem Artikel übermittelt wird, entspricht in großem Maße dem Argument, das Benny Morris, der führende Historiker des arabisch-israelischen Konflikts, in seinem neuen Buch anführt. Das Buch mit dem Titel One State, Two States (Yale University Press, 2009) beschreibt detailliert die Idee von „zwei Staaten für zwei Völker“, beginnend mit den Anfängen des Zionismus bis heute. Die Conclusio lautet wie folgt:

Die Palästinenser nahmen nie die Idee eines unabhängigen und souveränen palästinensischen Staates neben Israel auf, unabhängig vom Grenzverlauf; in ähnlicher Weise haben die Palästinenser auch die Vorstellung eines bi-nationalen Staates zurückgewiesen....

Der von Agha und Malley verfasste Artikel, der eher die linke Position widerspiegelt, offenbart ebenso wie Morris’ Buch ernüchternden Pessimismus. Die Palästinenser sind weder dazu bereit, das Land aufzuteilen noch es gemeinsam (mit Israel; [Anm.: Castollux]) zu besitzen. Sie hängen weiter ihrem revolutionären Traum „der nationalen Befreiung“ nach, und bis diese unrealistische Befreiung Gestalt annimmt, ziehen sie es vor, als nationale statt als politische Einheit zu existieren - eine Einheit, die keine Verpflichtungen kennt und sich stets als Opfer betrachtet sehen will - in eigener Sichtweise und in den Augen der Welt.
Anfang dieses Jahres sprach Professor Jakub Grygiel die gleiche Frage in einem sehr lesenswerten Beitrag an:
Der Staat wird nicht mehr länger als einziges Medium gesehen, das große gesellschaftliche Gruppen zu organisieren und führen in der Lage ist. Neue Technologien vermitteln (neue) Bindekräfte und stärken in zunehmendem Maße eine größere Zahl einzeln agierender Individuen.

Die Proliferation von Waffen und Dual-Use-Technologien fordern das Gewaltmonopol des Staates heraus, wenn sie Einzelpersonen oder kleinen Banden die Möglichkeit eröffnen, größtmögliche Sicherheit und strategisch-aggressive Herausforderung zu garantieren.

Die Präsenz von Großmächten heute, und speziell der amerikanische Machtfaktor zusammen mit zunehmenden militärischen Kapazitäten, andere Staaten zu vernichten, dient als starker Anreiz, ein niedrigschwelliges eigenes und staatenloses Profil zu halten: Keinen eigenen Staat zu haben bedeutet, den eigenen Fußabdruck zu minimieren oder beinahe unkenntlich zu machen (und die eigene Verantwortung für Fehlentscheidungen; [Anm.: Castollux]); das heißt auch, dass die Wahrscheinlichkeit, Ziel eines Vergeltungsangriffes zu werden, minimiert und damit die eigene Überlebenschance erhöht wird.

Viele dieser neuen Gruppierungen stützen radikale Ideen, gefärbt durch fromme und/oder extreme Ansichten und lassen sie als wenig interessiert an Bildung von Staaten erscheinen. Staaten müssen irgendwie geartete Kompromisse eingehen, und selbst wenn sie autoritär oder totalitär geführt werden, können sie selten die Erwartungen von Extremisten vertreten oder bündeln, die dazu neigen, politische Lösungen rundweg abzulehnen, weil sie ihre Existenz überflüssig erscheinen lassen.
Der Essay verdient es, vollständig gelesen zu werden. Aber das letzte Wort soll hier Robert Kaplan (The Atlantic) haben (und eigentlich hätte es mir auch den Beitrag erspart):
Aber die USA sollten sich auf einen nie endenden israelisch-palästinensischen Konflikt vorbereiten, weil die Palästinenser bereits haben könnten, was sie sich wünschen.
Quelle: HonestReporting Media BackSpin

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