Montag, Dezember 20, 2010

Gib mir eine Chance: Aber ja doch!

Hehre Worte der Diakonie, die uns auf riesengroßen Plakatwänden zum Mitmachen in Sachen Mitmenschlichkeit und tätiger Nächstenliebe aufrufen.

Löst die Diakonie (über 400.000 Mitarbeiter) selbst aber im Umgang mit ihren Mitarbeitern auch immer ein, was sie so vehement gegenüber der freien Wirtschaft postuliert?

Zweifel sind angebracht.

Ich arbeite selbst für die Diakonie und bin etwas verunsichert:

Einerseits schätze ich meinen unmittelbaren Vorgesetzten und sein Engagement
(auch für mich) überaus, und ich fühle mich sehr wohl, was das Miteinander in der Belegschaft vor Ort betrifft. Wir haben eine wirklich gute Gemeinschaft. Andererseits gehören aber die arbeitsrechtlichen und fiskalischen Strukturen der Diakonie als äußerst einflussreichem Arbeitgeber generell einer ehrlichen Bestandsaufnahme unterzogen.

Sie kennen sicher die Bibelzitate, die vom „Wasser predigen und Wein trinken“ handeln…. ( Mt 9,17; Mk 2,22; Lk 5,37)
.

Wie dichtete schon Heinrich Heine?

Ein kleines Harfenmädchen sang. Sie sang mit wahrem Gefühle
und falscher Stimme, doch ward ich sehr gerühret von ihrem Spiele.

Sie sang von Liebe und Liebesgram, Aufopf'rung und Wiederfinden
dort oben, in jener besseren Welt, wo alle Leiden schwinden.

Sie sang vom irdischen Jammertal,
von Freuden, die bald zerronnen,
vom Jenseits, wo die Seele schwelgt
, verklärt in ew'gen Wonnen.

Sie sang das alte Entsagungslied,
das Eiapopeia vom Himmel,
womit man einlullt, wenn es greint,
das Volk, den großen Lümmel.

Ich kenne die Weise, ich kenne den Text,
ich kenn auch die Herren Verfasser; Ich weiß, sie tranken heimlich Wein und predigten öffentlich Wasser.*

Sehen Sie sich mal einen kleinen Filmbeitrag zum Thema an (knapp 7 Minuten Länge).

Bitte hier oder auf die Abbildung oben klicken.


----------------
*Aus Deutschland, ein Wintermärchen von Heinrich Heine. Mein Lieblingsgedicht übrigens....und mein Lieblingsdichter.

Noch zwei kleine, aber nicht unwichtige Anmerkungen:

a) die von mir fett unterlegte Zeile im letzten Absatz des Gedichtausschnitts Heines erweckt den Eindruck, dass die Kirche Verfasser dieser Zeilen gewesen sei. Da hatte Heine natürlich einen semantischen Kunstgriff vorgenommen, um "Verfasser" auf "Wasser" zu reimen: und selbstverständlich war nicht die Kirche der "Verfasser", sondern die oben angeführten Stellen sind redaktionelles Evangelien-Material, das Jesus (nach neuerer Forschung) nicht direkt zugeschrieben wird. Die Kirche hat aber wesentlich dazu beigetragen, dass Jesu Postulat entstellt wurde.

b) die Tatsache, dass Kirchenvertreter (gleich welcher Denomination, auch Freikirchler) ihren christlichen Auftrag verraten, muss nicht zwingend dazu führen, dass man sich von der christlichen Gemeinschaft abwendet, der man angehört. Man verlässt seine Familie ja auch nicht einfach so....; besser ist es, von innen zu wirken und ein stetiger (positiver) Unruheherd zu bleiben.

Keine Kommentare: