Mittwoch, Dezember 01, 2010

Iran-Politik: Evangelische Volkskirche im sanften Sinkflug Richtung Minarettspitze

Gratia Hubertis!

Eigentlich hätte ich die Headline so gestalten sollen:

Evangelische und katholische (Volks-) Kirche im sanften Sinkflug Richtung Minarettspitze. Das wäre vielleicht gerechter gewesen.


Aber dann hätte ich mich verzettelt und wäre beim II. Vatikanischen Konzil gelandet, als die katholische Kirche höchstpersönlich über ihre Nostre Aetate-Erklärung [1] Allah den Eintritt ins kanonisch-monotheistische Gottesverständnis gestattete, was beim Nicaenum undenkbar gewesen wäre, auch wenn Mohammed damals noch nicht auf der Bildfläche erschienen war.

Sowieso dumm gelaufen, was die Katholische Kirche 1962-65 während des Konzils fabriziert hatte - von den Auswirkungen ihrer Winkelmessen-Diplomatie auf ihre arabisch-palästinensischen Gesinnungsgenossen christlichen Glaubens ganz zu schweigen. Darüber werde ich im Verlauf des Jahres 2011 noch einmal ausführlich zu sprechen kommen.


Doch sollte man zuerst stets vor der eigenen (evangelischen) Türe kehren.


Was meinen Beitrag heute betrifft, hat diese Kehraus-Pflichtübung
ihren Ausgang in Teheran und bezieht sich auf den Besuch des ehemaligen EKD-Präses Wolfgang Huber an zwei iranischen Universitäten, die kein Problem damit hatten, auf ihrem Campus die Freiheitsbestrebungen iranischer Studenten brutal zu niederzuschlagen (Die Namen der Hochschulen werden im Interview unten erwähnt). [2]

Info vorweg:


Wolfgang Huber ist Sohn des NS-Juristen Ernst Rudolf Huber, der recht merkwürdige Aussagen wie diese getätigt hatte (W. Huber äußert sich dazu unter Fußnote [3], wie angegeben:
"Nicht der Staat . . . ist Träger der politischen Gewalt, sondern diese ist dem Führer als Vollstrecker des völkischen Willens gegeben." (in: Verfassungsrecht des Großdeutschen Reiches", 1939) [3]
Beim Sohn sieht das natürlich anders aus, weil biblisch-theologisch und realitätsbezogen einer auf den ersten Blick überzeugenden Katharsis unterzogen:
„Christen bekennen sich zu dem Gott, der sich in Jesus Christus offenbart, während der Islam die Selbstoffenbarung Gottes in Jesus Christus ablehnt.“
Warum aber gerade jetzt diese offensichtliche Liebesbezeugung Wolfgang Hubers zur Islamischen Republik Iran und deren mörderischer staatlich gelenkter Intelligenzija, während sein Gastgeberland an der Atombombe gegen Israel baut?

Hören Sie sich diesen Podcast an und machen Sie sich Ihr eigenes Bild. Sie werden staunen.


Doch überrascht Herr Huber mit seinen Verlautbarungen und subtil geäußerten Huldigungen an das iranische Terror-Regime eigentlich nicht so sehr: Schließlich entspricht seine Auffassung ja exakt derjenigen der meisten evangelischen Theologen, für die der „Dialog“ mit einem Terror-Regime Vorrang vor allen israelischen Sicherheitsinteressen hat; und selbstredend gibt es in der Evangelischen Kirche eine Kontinuität, die da heißt: „Dialog mit dem Islam um jeden Preis“, wie das neu gewählte Oberhaupt der EKD, Nikolaus Schneider, vor zwei Wochen erklärte. [4]


Nehmen sie sich einmal 10 meiner Kollegen zur Brust und fragen Sie diese, wie sie Israel respektive den Iran einschätzen: Sie werden [kaum] überrascht sein, denn höchstens einem davon wird außer antizionistischen Äußerungen [5] wie „Israel entwickelt sich hin zum Faschismus“, wie mir eine naive Kollegin von „Friedensfreunden“ aus Israel übermittelte, etwas Sympathisches zur einzigen Demokratie in Nahost einfallen.


Hinweis:

Die Webseite german.irib.ir, der Huber sein Interview gab, ist eine knallhart regimetreue iranische Webseite, die unter anderem Judenhassern wie der kürzlich konvertierten Blair-Schwägerin Lauren Booth („Gaza ist das größte Konzentrationslager der Welt“), George Galloway und der ebenfalls modisch in Szene gesetzten Konvertitin Yvonne Ridley jede Menge Raum für antisemitische Propaganda gibt.

Kein Wunder: Alle drei Genannten stehen auf der Gehaltsliste von Press TV, dem ebenfalls regimetreuen iranischen Fernsehsender, der auch von Großbritannien aus in englischer Sprache sendet.


Wolfgang Huber hatte bei seiner Iran-Reise also beste journalistische Rückendeckung.


Wann kommt das erste Dementi?


Ich gehe davon aus, dass wir darauf bis zum Jüngsten Tag warten müssen.

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[1] Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Nostra_Aetate

[2] http://german.irib.ir/analysen/interviews/item/117970-interview-mit-prof-wolfgang-huber
[3] http://www.usahm.de/Dokumente/vaterhuber.htm
[4] http://www.eurasiareview.com/-life-and-style/religion/10055-german-protestant-head-says-a-european-islam-needed-for-dialogue
[5] Ein unbedingtes Muss für alle, die Klartext von Henryk M. Broder zum Thema "Antisemitismus ohne Antisemiten" hören wollen.

Hattips: Ulrich Sahm und Heplev

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